Bei jedem Disco-Besuch einen ONS zu suchen wäre nicht mein Ding. Allein schon weil ich ja nicht weiß, ob es mit dem Typ Spaß macht oder ob ich dem vertrauen kann. Aber das ist meine persönliche Entscheidung und ich finde es schlimm, wie nach wie vor immer noch so sehr unterschieden wird danach, ob das ein Mann oder eine Frau macht. Ein Mann reißt sich halt ne Tussy auf und wird dafür ob seiner Männlichkeit bewundert, die Frau ist die Schlampe. *kotz* Also entweder finde ich ONS moralisch verwerflich oder nicht. Aber nicht nur für das eine Geschlecht.
Ich finde es auch ganz gefährlich zu argumentieren, dass die Frauen, die ONS suchen, den Ruf der anderen AEs ruinieren. Wo ist denn da die Grenze? Wieso nur den Ruf der AEs? Wieso nicht gleich den aller freizügigeren Frauen? Und wo soll die Verurteilung letztlich anfangen und aufhören dessen, was eine Frau "tun darf" und was nicht?
Einen kleinen Eindruck auf das, wie es früher hier gewesen sein muss, hatte ich in Peru. Dort war ich mehrere Monate und meine Freund/innen dort erklärten mir z.B., dass es dort ganz schlecht angesehen ist, wenn zwei Frauen allein was trinken gehen. Erstens: wegen des Alkohols. Aber zweitens vor allem: zwei Frauen, die ohne Mann ausgehen, wird unterstellt, sie seien lesbisch (schrecklich!) oder auf der Suche nach einem Kerl. Da habe ich erst zu schätzen gelernt, dass es in D ganz selbstverständlich ist, als Frau alleine oder nur unter Frauen ausgehen zu können (wenn man von den Baggerversuchen nerviger Typen absieht). Ich fand es auch extrem mühsam, Kerle abzuwimmeln, die sich dort in den Kopf gesetzt hatten, sich in mich "verliebt" zu haben (nach ein paar Tänzen in der Disco, ja klar), einmal wurde ich nach einem Restaurantbesuch (ohne Begleitung, weil mein damaliger Freund krank war) von der Bedienung fast bis nach zuhause verfolgt. usw. usf.
Ich möchte auf gar keinen FAll, dass es sich in Deutschland wieder in so eine Richtung zurück entwickelt. Aussagen wie "Frauen, die ONS suchen, ruinieren den Ruf Anderer" bergen m.E. aber genau die Gefahr, dazu beizutragen.
Edit schiebt noch nach: Fast nicht glauben konnte ich, als mir gute Freundinnen erzählten, dass geschiedene Frauen in Peru einen ganz miesen Ruf haben. Und Probleme, neue Partner zu finden (zumindest zu heiraten). Meine Frage, wie das mit geschiedenen Männern aussähe, war sehr ernüchternd. Ihr könnt euch schon denken, wie die ausfiel, oder?
Nun ist das schon eine Weile her und die Leute, mit denen ich zu tun hatten, waren arm. Ich kann also nicht beurteilen, ob diese Haltung für alle Bevölkerungsgruppen dort repräsentativ ist. Schockiert hat mich diese Bigotterie trotzdem. Weiter vorne wurde doch schon die Frage aufgeworfen, warum es Witwenrente gibt, bis die Kinder 18 sind, aber Unterhalt nicht. Vielleicht ist hier ein Stück der Antwort zu finden, auch wenn dieses Denken bei uns nicht mehr so offensichtlich ist. Allerdings ist das nur so eine Idee, da ich nicht weiß, ob es auch Witwer-Renten gibt...