Aber genau das Gefühl hätte ich wenn mir jemand durch eine schlichte Umbesetzung vermitteln wollen würde "So hätte man den Herrn der Ringe schreiben müssen - von alleine kommt ihr ja nicht drauf." oder so.
Ich bin nicht blöd, ich bin durchaus in der Lage selber zu denken, ich brauch keinen, der mir das abnimmt.
Ich habe dieses Gefühl bei eigenwilligen Adaptionen nicht
Vielleicht ist das eine Frage der Erwartungen, die man an einen Film hat. Ich erwarte von einer Verfilmung keine möglichst treue Umsetzung der Vorlage, im Idealfall womöglich eine Art 1:1 Bebilderung, sondern immer ein eigenständiges Werk. Allein durch den Wechsel des Mediums muss ja zwangsläufig sehr viel verändert werden. Die Erzählperspektive ist oft anders, Szenen werden gestrichen, einzelne Figuren und manchmal ganze Handlungsstränge entfallen komplett, manchmal wird das Setting verändert ... da sehe ich ehrlich gesagt nicht ein, wieso gerade das Geschlecht der Figuren sakrosankt sein sollte.
Ich hab ja weiter vorn schon gefragt - welche Rolle hätte denn durch eine Umbesetzung wirklich gewonnen?
Keine Ahnung. Der HdR interessiert mich in diesem Zusammenhang eigentlich nicht besonders. Aber wenn ein Filmemacher sich dazu inspiriert fühlt, wäre ich schon neugierig auf das Ergebnis.
Geade DASS deutlich wird, wie tragisch die Rolle von Eowyn ist, finde ich super. Ein "Juhu, ein Mädchen greift zum Schwert und alle jubeln ihr zu" wäre aus meiner Sicht sehr viel flacher und viel weniger zum Denken anregend, als die Entwicklung, die die Geschichte so nimmt. So wird das Dilemma in dem viele Frauen steckten (und stecken) mMn sehr deutlich. Wäre alles glatt gelaufen, würde man sich vermutlich emotional viel weniger mit der Figur verbinden, viel weniger mitleiden, Rollengefängnisse hinterfragen usw.
Falls es Tolkiens Intention war, Rollengefängnisse zu hinterfragen etc., dann hat er das Ziel zumindest bei mir eindeutig verfehlt. Im Kontext des Gesamtwerks habe ich auch Zweifel daran, dass er das vorhatte.
Das könnte man auch umdrehen und sagen: Wer denk: Eine Verfilmung des Buches mit der Originalbesetzung von 9 Männer, will ich nicht sehen" muss sich den Film ja nicht angzucken.
Fändest du es nett, wenn man dann dazusetzen würde: "Ich kann schlicht nicht verstehen, wieso man sich über so etwas überhaupt ereifern muss." ?
Im ganzen Thread hat bisher niemand die Existenzberechtigung von werkgetreuen Verfilmungen infragestellt (ich schau mir die auch gern an btw., z. B. die Literaturverfilmungen der BBC ...) Und wenn das jemand täte, dann würde ich ganz genauso fragen, wo denn bitte das Problem ist und wieso nicht beides seine Berechtigung haben sollte. Das fällt alles unter künstlerische Freiheit, wie gesagt.
Dem Buch anzulasten, dass es nicht alle sexuellen Eventualitäten im Detail klärt, finde ich schon sehr weit gehend. Welches Buch macht das und klärt immer alle Hintergründe bis ins letzte Detail auf? Es ist mir persönlich tatsächlich nicht sonderlich wichtig, wie Orks sich vermehren. Dazu kann man sicher spannende Fanfiction-Sachen machen, aber für die Ringgeschichte finde ich es ziemlich irrelevant.
Darum geht es mir nicht, sondern um den eklatanten Mangel an Frauenfiguren und Frauenbeziehungen in diesem Buch. In diesem Kontext finde ich es schon krass, dass ganze Rassen praktisch nur aus Männern bestehen.