Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Ich bin nicht überzeugt davon, dass junge Frauen sich als weniger feministisch identifizieren oder weniger feministische Positionen haben als ältere. Könnt ihr das auch irgendwie untermauern (z.B. durch eine repräsentative Umfrage) oder ist das nur so ein Eindruck?

    Mein Eindruck ist nämlich ein gegenteiliger. Aber ich denke, dass das daran liegt, dass frau sich generell mit sich ihr ähnlichen Menschen umgibt - also ähnlich altrigen und ähnlich feministischen. So entsteht dann bei den feministischen "älteren" Frauen der Eindruck, jüngere Frauen seien nicht so feministisch und vice versa.

    bei mir ist es nur ein eindruck...mein töchter sind ja fast in deinem alter, soweit ich mich erinnere, und sie sind aufgewachsen mit Selbstverständlichkeiten, die es für mich eben noch nicht waren...meine älteste ist daran auch nicht so interessiert, die nervt das eher, sie sagt sie will tun was sie will...und die andere ist da so spitzfindig, dass es mitunter auch schon mal nervt...und entsprechend sind ihre Freundeskreise...da hast du recht...

    allerdings vertritt gerade diese die Theorie, dass wir erst erreicht haben, dass es keinen Rassismus mehr gibt, wenn jeder das wort "neger" wieder unbewertet aussprechen kann....und ebenso wenn wir gendersprache etc. nicht mehr brauchen...


    lg doris

    • Offizieller Beitrag

    Da gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich sehe das anders.


    Und da ich doch recht viel mit Sprache zu tun habe: was für Probleme meinst Du?

    In meiner Erfahrung ist es kein Unterschied, einen gendergerechten, verständlichen Text zu schreiben, statt einen "konventionellen" - die Aufmerksamkeit muss halt da sein, viel mehr nicht.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ja, Sprache bildet Bewusstsein. Aber Sprache ist auch historisch gewachsen.

    Gendergerechte Sprache bringt m.E. nichts in der Beseitigung struktureller Benachteiligung. Sie macht im schlimmsten Fall nur einen Haufen weiterer Probleme.

    Historisch gewachsen passiert nicht einfach, Geschichte wird auch gemacht. Was für weitere Probleme schafft gendergerechte Sprache?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Lernender Möbelschreinerin.

    da kann sie dann zwischen beiden Optionen wählen #super

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich habe mal für kurze Zeit bei einem Studentenwerk gearbeitet.

    Dann wurde es umbenannt. In Studierendenwerk.

    Alles musste geändert werden. Stempel, Visitenkarten, Briefbögen, Homepage... Das dürften erhebliche Kosten gewesen sein.

    Aber jetzt ist es gendergerecht ...

  • Ich bin nicht überzeugt davon, dass junge Frauen sich als weniger feministisch identifizieren oder weniger feministische Positionen haben als ältere. Könnt ihr das auch irgendwie untermauern (z.B. durch eine repräsentative Umfrage) oder ist das nur so ein Eindruck?

    Mein Eindruck ist nämlich ein gegenteiliger. Aber ich denke, dass das daran liegt, dass frau sich generell mit sich ihr ähnlichen Menschen umgibt - also ähnlich altrigen und ähnlich feministischen. So entsteht dann bei den feministischen "älteren" Frauen der Eindruck, jüngere Frauen seien nicht so feministisch und vice versa.

    Bezogen auf Deutschland las ich in den vergangenen Jahren von einigen Studienergebnissen, die zunehmend schwächer ausgeprägte feministische Positionen bei jungen Frauen beschrieben, habe aber leider gerade nichts Passendes vorliegen.


    Mein persönlicher Eindruck ist das auch. Möglicherweise hängt es aber auch damit zusammen, dass ich mir weniger als früher aussuchen kann, mit welchen Menschen ich mich umgebe und nun zahlreiche wenig feministische Menschen erlebe. Außerhalb des geistes- und sozialwissenschaftlichen Kontextes, so mein Erleben, ist Feminismus oft negativ konnotiert, und vereinzelte Diskriminierungserfahrungen von Männern werden gleich gewichtet wie die strukturelle Diskriminierung von Frauen.


    Ich habe mal für kurze Zeit bei einem Studentenwerk gearbeitet.

    Dann wurde es umbenannt. In Studierendenwerk.

    Alles musste geändert werden. Stempel, Visitenkarten, Briefbögen, Homepage... Das dürften erhebliche Kosten gewesen sein.

    Aber jetzt ist es gendergerecht ...

    Veränderungen bringen immer Kosten mit sich, auch Veränderungen, die zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen. Gendergerechte Sprache umzusetzen dürfte innerhalb so einer Organisation eine vergleichbar günstige Investition sein.

    • Offizieller Beitrag

    Cororporate Design, neues Logo, neuer Firmenname... ja, da habe ich öfters was erlebt...

    Im Normalfall kostet es aber sehr wenig, der Schweizer Verband für Lehrbetriebe (oder wie auch immer das heissen möge) von Lernenden spricht und nicht von Lehrlingen und Lehrtöchtern...


    Und auch sonst sehe ich die Unmengen von Problemen jetzt nicht so häufig.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich find "Studierendenwerk" Misshandlung der deutschen Sprache. Hört sich einfach nach "Extra wegen Gendercorrectness erfundenes Kunstwort" an. Sowas pack ich genauso wenig wie das angeblich sooo politisch korrekte "Maximalpigmentierte" oder "Migrationshintergrund". Aber das ist vermutlich mein eigenes Empfinden.

    Edit: "Lernende" dagegen find ich wesentlich besser als "Lehrtöchter" (hat das echt mal jemand gesagt?


    Und bei dem /-innen stellen sich mir die Nackenhaare auf. Ich bin kein Anhängsel oder grade mal ein Halbwort wert. Da fühl ich mich ehrlich gesagt mehr diskriminiert als wenn gleich nur die männliche Form ist. Hört sich blöd an, aber vielleicht kann das ja trotzdem jemand nachvollziehen.#angst


    Warum sagt man nicht ganz einfach Studentinnen- und Studentenwerk und weils sperrig klingt ne Abkürzung dafür erfinden (SSW z.b.)

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

    Einmal editiert, zuletzt von Solid Ground ()

  • "Aber ich glaube nicht, dass man 20 Jahre alt werden und keinen Sexismus erleben kann." (ich krieg es am Handy gerade nicht hin richtig zu zitieren. Das ist aus dem Beitrag von Merlin auf der letzten Seite)


    Ich geb dir da Recht, erinnere mich aber auch, dass mich das in dem Alter nicht interessiert hat bzw. war es mir nicht bewusst, wie sehr meine Entscheidungen von einem sexistischen System beinflusst sind. Jetzt am Beginn meines Berufsleben und auch gleichzeitig als "frische" Mutter sind die Probleme viel offensichtlicher für mich. Mit 20 hatte ich auch noch so eine alles-ist-möglich-Einstellung, wie sie wahrscheinlich typisch für das Alter ist. Mit der Zeit sieht man dann, wie sich manche Türen schließen und merkt, dass ein Teil davon aufgrund von Sexismus passiert.


    Die Orientierung an sehr festen Rollenbilder ist aber sicher auch ein Grund. Aber vielleicht tut sich da auch im Laufe der Zeit noch was bei "der Jugend" (von welcher Altersklasse sprechen wir da eigentlich? Zählt ich da mit meinen Ende 20 auch dazu oder meint ihr wirklich die Teenies?)

  • Nicht zur Diskussion aber zum Thema :

    Ich war zum Schwangerschaftsschwimmen. Geleitet von einer pensionierten Hebamme, die uns jedes mal angehalten hat, Brustübungen zu machen, also die Hände verdreht in schneller Sequenz gegeneinander zu pressen und dabei " die Brust springen zu lassen " ( O-ton)

    Gerne dabei auch ihre Runden gedreht und kontrolliert hat ob es auch genug "hüpft" und das dann damit kommentiert hat :

    Ihr wollt doch auch nach der Geburt schnell wieder sexuell attraktiv werden für euren Mann.

  • ich war ja mit 20, 22 auch noch eine ziemliche Anti-Emanze. Emanzipation war in meinen Augen ausreichend und die sollten mich mit dem ganzen Stress in ruhe lassen... Damals fand ich auch gegenderte Sprache ganz furchtbar. Heute mit 31 sehe ich da sehr vieles sehr anders. ..

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Solid Ground : der Begriff "lernende" für jugendlich in der berufslehre ersetzte bei uns 2002 die Bezeichnungen Lehrling/ Lehrtochter. Umgangssprachlich werden beide Begriffe aber weiter verwendet.

    Oder halt "Stift"

    Bei uns heißen die Azubi (m) und Azubine (w), als Abkürzung von Auszubildende

  • Ich find "Studierendenwerk" Misshandlung der deutschen Sprache. Hört sich einfach nach "Extra wegen Gendercorrectness erfundenes Kunstwort" an. Sowas pack ich genauso wenig wie das angeblich sooo politisch korrekte "Maximalpigmentierte" oder "Migrationshintergrund"

    Also Maximalpigmentierter ist doch sowieso reine Satire, die sich über korrekte Sprache lustig macht. "Mit Migrationshintergrund" finde ich auch etwas sperrig, kenne aber auch keinen guten Begriff, der das umfasst, außer vielleicht Allochthone, was kaum handlicher ist. Was würdest du denn sagen? Ich meine solange z.B. Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule so viel schlechtere Chancen haben, brauchen wir Worte um genau das auszudrücken. Da können wir doch nicht sagen, ne, ist mir zu politisch korrekt.


    Studierende ist eigentlich kein Kunstwort sondern ein Partizip (oder ein substantiviertes Partizip?). Es ist ewig her, dass ich Latein gelernt habe, aber ich hätte jetzt behauptet, dass student auch nur ein Partizip ist, also wäre es eigentlich nur eine Übersetzung, die sich die genderneutrale Endung im Plural zu Nutzen macht. Wenn dann finde ich eher, dass es einen leichten Unterschied macht im Vergleich zu Substantiven. Also, meine Assoziation zu "Arbeiter" ist eine andere also zu "Arbeitende". DAs eine bezieht sich auf den Menschen, dass andere auf Tätigkeit. Aber das ist echt ein kleiner Bedeutungsunterschied mit dem ich gut leben kann weil ich "Mitarbeitende" tatsächlich besser finde als "Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen".

  • Studierende finde ich weniger sperrig als StudtentInnen oder auch Studentinnen und Studenten. Studierende schließt alle mit ein, ohne durch ein Binnen-I den Lesefluss zu stören.

    Irgendwo las ich mal Mitarbeitende statt Mitarbeiter (bzw. innen), das fand ich schon wieder etwas sperriger zu lesen.

  • Ich habe erst heute in einem Fachbuch für ErzieherInnen geblättert.

    Im Vorwort stand, dass aus Gründen der Lesbarkeit nur die weibliche Berufsbezeichnung verwendet wurde.

    Nicht das erste Fachbuch übrigens, in dem das stand.

    Sprache bildet Bewusstsein... ?



    Gibt es schon ein gendergerechtes Wort für:

    die Person?

    der Mensch?

    der Säugling?

    das Kind?


    Zitat


    ich war ja mit 20, 22 auch noch eine ziemliche Anti-Emanze. Emanzipation war in meinen Augen ausreichend und die sollten mich mit dem ganzen Stress in ruhe lassen... Damals fand ich auch gegenderte Sprache ganz furchtbar. Heute mit 31 sehe ich da sehr vieles sehr anders. ..


    Bei mir ist es eher umgekehrt. Ich fand die Emanzipation mit Anfang /Mitte 20 insgesamt zu wenig und habe es auch mit der gegenderten Sprache versucht.


    In der Auseinandersetzung mit meiner Arbeit und eigenen familiären Erlebnissen bin ich inzwischen nicht mehr so überzeugt.

    Ich wünsche mir einfach eine menschenfreundlichere Gesellschaft. Für Frauen, Männer und Kinder.

  • geht mir ähnlich...

    lg doris

    • Offizieller Beitrag

    Wisst Ihr, mit Kritik an Feminismus und Gendermainstreaming kann ich gut leben - wenn die "Argumente" dann aber so gesucht werden, dass es nur darum geht auf Biegen und Brechen das Lächerliche zu finden, dann vergeht mir die Lust mitzudiskutieren.

    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Dir Adrasteia eigentlich schon klar ist, dass "Mensch" ein Wort ohne Geschlechtszuweisung ist?

    Was sollte der Einwurf also eigentlich bewirken?



    Dass Erzieherin in der Fachliteratur den falschen Effekt hat, finde ich übrigens auch - aber ich denke, es ist jeweils gut gemeint. In der meisten Fachliteratur, die ich lese, ist (wäre) die weibliche Form oft bitter nötig.


    Liebe Grüsse


    Talpa