Alles anzeigenJa, in Bayern und Baden-Württemberg fällt es bei den meisten Leuten unter Rufmord.
http://www.spiegel.de/politik/…i-lesbisch-a-329350.html:
"Die baden-württembergische Kultusministerin muss sich auf den seit einer Woche laufenden Regionalkonferenzen immer wieder nicht nur fragen lassen, warum sie unverheiratet und kinderlos sei, sondern auch, wie sie zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen stehe. "Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch", wie die 49-Jährige sagte. Es werde unterstellt, sie lebe gar nicht allein, Frauen, mit denen sie in der Nähe ihres Feriendomizils am Bodensee spazieren gehe, würden mit einschlägigen Fragen konfrontiert, bis hin zu ihrer eigenen Mutter.
"Das ist schäbig, absurd, das ist Rufmord", rief Schavan unter starkem Beifall in Tuttlingen aus. Sie bezog sich auch auf Zeitungsberichte. Immer wieder würden entsprechende Gerüchte gestreut oder werde über entsprechende Gerüchte geschrieben. Auf der ersten Regionalkonferenz vor einer Woche in Schwäbisch Gmünd hatten CDU-Mitglieder aus der Region Stuttgart ein Flugblatt verteilt, in dem absichtsvolle Mutmaßungen über angebliche "gleichgeschlechtliche Beziehungen" Schavans verbreitet wurden."
Und für die Konsequenzen kann ich nichts. Ist nicht meine Erfindung. Ich bin nur "Zuagroaste".
Und man muss nicht gleich Panik schieben, dass das Leben verpfuscht ist. Das geschieht subtiler. Abteilungschef wird eben doch eher der Heterosexuelle als der Homosexuelle. Sei froh, dass es in deinem Bundesland nicht so konservativ gehandhabt wird.
Wenn das Kind von sich aus verkündet, homosexuell zu sein, ist es doch etwas anderes, als wenn über ein Kind hinterrücks von Erwachsenen getratscht und fälschlicherweise Homosexualität unterstellt und unter die Leute getragen wird. Diese Erwachsenen sollten sich schämen.
Ehrlich gesagt ärgere ich mich ziemlich über die Aussage, dass es in Bayern und Baden-Württemberg bei "den meisten Leuten" unter Rufmord fällt. Ich lebe in Baden-Württemberg. Mir ist nicht bewusst, dass es hier bei "den meisten" unter Rufmord fällt, wenn über eine homosexuelle Orientierung spekuliert wird. Und ausgerechnet Frau Schavan als Beleg für diese Aussage heranzuziehen, nun ja.
Ich habe hier im Forum schon öfter den Eindruck gehabt, dass die südlichen Bundesländer als megakonservativ verschrieen sind. Mich enttäuscht diese undifferenzierte Wahrnehmung, wo doch in Bezug auf andere Themen (z.B. Rassismus) sehr genau draufgeschaut wird, ob eine Aussage Schubladendenken befördert.
Ich denke, in jedem Bundesland gibt es konservative (im negativen Sinne) Menschen und andere. Das dürfte z.T. weniger Zusammenhang mit dem Bundesland haben als mit anderen Faktoren, möglicherweise Stadt-Land, Bildungsniveau, ökonomische Verhältnisse, Religion, was auch immer.
So kann ich z.B. sagen, dass die Erfahrungen von Familienmitgliedern, die einige Zeit in Ostwestfalen verbracht haben, in mir den Eindruck erweckt haben, dass Baden-Württemberg dagegen geradezu flippig-bunt war (ist schon Jahre her). Das war aber nur eine Stadt, und insofern kann ich doch nicht beurteilen, wie es im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist.
Einstellungen wie die Frau Schavans sind also nicht repräsentativ für Ba-Wü, sondern u.a. auch für gewisse christliche Kreise. Es gibt hier Menschen, die Abweichungen von der heterosexuellen Norm schlimm finden ebenso wie solche, denen es egal ist bis hin zu denen, die Homosexualität hipp finden.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass nicht Ba-Wü ein Extrakonkordat mit der katholischen Kirche hat, sondern Nordrhein-Westfalen. Wenn ich nun aber daraus schließen würde, dass die Leute aus diesem Bundesland erzkonservativ christlich sind, würden sich sicherlich einige hier (zu Rech) auf den Schlips getreten fühlen.
Langer Rede kurzer Sinn: ich würde mich sehr freuen, wenn hier weniger Klischees über (die südlichen) Bundesländer verbreitet würden. Ich lebe hier sehr gerne.