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  • Hallo,
    ich bräuchte einen Rat für mein 6 Jähriges Kind. Ich beschreibe mal ein paar aktuelle Erlebnisse. Einmal um sie mir von der Seele zu schreiben, weil ich häufig irgendwie reagiere und darüber im nachhinein immer grübele, ob es richtig oder passig war in der Situation oder ob ich besser etwas anderes hätte tun sollen, was ihn besser unterstützt. Er ist häufig unzufrieden und macht einen kritischen Eindruck. Wenn er beispielsweise aus der Schule kommt, schaut er mich mit trotzig oder unglücklich an und sagt, dass es doof oder langweilig war. In der Schule fällt es ihm sehr schwer sich an die Regeln zu halten. Er ärgert im Stuhlkreis, singt Lieder falsch, redet in der Stillephase. Gestern war er mit meiner Freundin in einem Freizeitpark und hat sich dauernd vorgedrängelt. Meine Freundin hat ihn mehrmals zur Seite genommen und ihm erklärt, dass das nicht geht und er sich hinten anstellen soll. Er hat dann trotzdem weitergemacht. Einmal stand eine Frau vor ihm, die grad experimentiert hat mit einem Austellungsstück und er hat dann immer auf ihre "Arbeit" gedrückt und gesagt, dass er jetzt dran sein möchte. Er hat baut, so interpretiere ich das jedenfalls auch vor Erwachsenen nicht genug Distanz auf oder nimmt die nicht war oder hält die nicht ein. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihn unterstützen kann, dass er das lernt. Einmal mit sich selbst zufriedener zu sein (er hält es nur schwer aus, wenn er einen Fehler macht. Er hat beispielsweise ein Buch in die Bücherei zurück gebracht und es wieder an den Ort gestellt, wo er es hergenommen hatte. ich habe ihm dann gesagt, dass wir das jetzt wieder holen müssen, weil die Bibliothekarinnen erst aufschreiben müssen, dass das Buch wieder da ist. Da wurde er unglaublich wütend und beschämt und schubste mich mit dem Baby auf dem Arm sehr doll und hat sich nur schwer beruhigt. )Und andererseits, dass er es schafft sich an Regeln des miteinanders zu halten. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich würde ihm so gerne helfen. ich habe ihn heute aus lauter Verzweiflung gefragt, ob er nicht eine Idee hätte, was er braucht, um sich selber zugestehen zu können Fehler zu machen und sich an Regeln zu halten. Jetzt wo er schläft, finde ich das ganz furchtbar, weil Eltern doch ihren Kindern helfen müssen und er das ja auch nicht wissen kann. :(
    Letztens war ich mit ihm einer Freundin und ihrem Sohn im Museum, wo es eine Spielinsel mit einem Auto und vielen Schaumstoffteilen gab. Er fing bald an die anderen Kinder zu ärgern, sein Freund machte mit. Ich habe ihm dann gesagt, dass er sich die Klötze mit allen teilen muss, da die Spielsachen von allen benutzt werden dürfen. Irgendwann fing er an immer auf den Fahrstuhl zu drücken, so dass eine Frau die einsteigen wollte das nicht konnte. Ich habe gesagt, dass er aufhören soll. Er hat dann noch sehr oft weiter gedrückt und ich bin zu ihm gegangen und habe erklärt, dass die Fahrstuhltür nicht zum spielen ist, die kleinen Kinder nicht einsteigen sollen und sie darum auch zubleiben muss und dass er bei mir sitzen muss, wenn er nicht aufhört damit. Er fand es so witzig, vielleicht weil sein Freund zusah, so dass ich ihn mitnahm zu mir, da er nicht freiwillig kam, hab ich ihn auf den Arm genommen. Dort blieb er dann auch sitzen für eine Zeit. Nicht so dramatisch, aber ich habe trotzdem mit meiner Reaktion gehadert hinterher, weil er eigentlich zu groß ist um auf dem Arm davongetragen zu werden, aber mal wieder fiel mir nichts besseres ein in der Situation..
    Eine Situation schilder ich noch: Wir waren beim Bäcker und er hat herumgehampelt. Eine alte Frau die hinter ihm stand guckte angesäuert und ich hatte Angst, dass er sie umschmeißt oder anrempelt, weil er sehr doll hin und hergesprungen ist. Ich habe ihm gesagt dass er aufhören muss, weil ich Angst habe, dass er die Frau anrempelt. Er hat weiter gemacht. Daraufhin habe ich gesagt, dass er vor der Tür warten muss, wenn er nicht aufhört. Dann habe ich ihn vor die Tür geleitet, weil er weiterhüpfte. Ich habe zuende bestellt und er hat dann die Tür von außen zugedrückt, so dass ich mit der Karre nicht rauskam. Ich weiß in solchen Situationen immer nicht, wie ich besser, schlauer, anders reagieren kann. Ich fand es total doof, ihn vor die Tür zu setzen, ich war unglaublich wütent, dass er sie dann von außen zudrückte und konnte es aber auch verstehen, dass er verletzt war, weil ich ihn ausgeschlossen habe. Letztens hat er
    Zur allgemeinen Situation: Es gibt ein Geschwisterkind, 1 Jahr alt. Er spielt gerne mal mit seinem Geschwisterkind, es darf aber fast nie in sein Zimmer. Er hat dann Angst, dass es etwas einstürzt verständlicherweise, doch auch wenn grad nichts aufgebaut ist erlaubt er es meist nicht. Das finde ich sehr schade, weil das Geschwisterkind noch kein Zimmer hat. Natürlich möchte ich ihm da auch nicht aufdrängen es hineinzulassen, weil es ja sein Zimmer ist. und war und ich es ihm nicht nachträglich streitig machen möchte. Daher wäre ich auch hier für eine Anregung oder Meinung dankbar.
    ich danke allen fürs Lesen und auch besonders für Antworten

  • Liebe Anonym,


    ich finde es gar nicht schlimm, dass du deinen Sohn gefragt hast, was ihm helfen kann, sich an Regeln zu halten. Auch Erwachsene wissen ja mal nicht weiter, das wird er gemerkt haben. Schlimm wäre vielleicht, wenn du die Lösung tatsächlich von ihm erwarten würdest, aber so hört es sich doch gar nicht an. Vielleicht war die Frage zu unkonkret. Wie wäre es, wenn du dir mal in Ruhe überlegst, welche Regeln du für wichtig hältst. Ich schlage drei Kategorien vor: rote Regeln sind lebensnotwendig (z.B. gucken, bevor man über die Strasse geht, warten, wenn ein Auto kommt, das Baby vorsichtig behandeln etc.) gelbe Regeln sind wichtig (nicht hauen, beißen, treten, Bescheid sagen, wenn man nicht weiter weiß und Hilfe braucht) und grüne Regeln sind das Sahnehäubchen, aber nicht so dringend (hallo und danke sagen, angucken, wenn man mit jemandem redet, Hände waschen, etc.) Die Einteilung, in welche Kategorie welche Regel gehört, ist natürlich bei jedem ein wenig verschieden, ich wollte nur Beispiele geben, damit deutlich wird, was ich meine.
    Und dann könnt ihr euch eine Regel vornehmen (eine gelbe oder rote, natürlich eine, die dir ganz besonders wichtig ist) und besprechen, was deinem Sohn helfen könnte, sie einzuhalten. Dazu kann durchaus auch gehören, dass du ihn an die Hand oder auf den Schoß nimmst, wenn er sich nicht dran hält. Wichtig ist, die Regel genau zu besprechen, damit dein Sohn weiß, was von ihm verlangt wird. Dein Teil ist dann, darauf zu achten, dass die Regel auch wirklich ernst genommen wird.


    Du hörst dich deinem Sohn gegenüber sehr rücksichtsvoll an, so dass der eine Teil, der erforderlich ist, um selbst ein rücksichtsvoll handelnder Mensch zu werden, sicherlich erfüllt ist. Der andere Teil, der ebenso wichtig ist, ist aber, dass auch Rücksicht gegen andere eingefordert wird. Ich glaube, an diesem Punkt kann dein Sohn ein wenig "Nachhilfe" gebrauchen, das ist mit sechs Jahren auch nichts ungewöhnliches. (Verhält er sich in Schule oder Kindergarten ähnlich wie bei dir?)


    Da die Situation aber auf vielfältige Weise entstanden sein kann, kann ich mit meinem Blick "aus der Ferne" nicht genau genug auf eure Interaktionen gucken und möchte dir Mut machen, dir "vor Ort" Unterstützung zu holen. Du bist ja auch unsicher, wie du dich in den verschiedenen konkreten Situationen verhalten sollst und ich finde es wichtig, diese auch genau anzusehen, etwas auszuprobieren, zu gucken, ob es hilfreich ist, ggf. dein Verhalten erneut zu verändern, solange, bis es euch allen gut geht. Das Elterntraining "Starke Eltern - starke Kinder" beispielsweise hat viele gute Tipps und durch die regelmäßigen Treffen kann man viel besser an den Schwierigkeiten arbeiten (Spaß macht es auch). Auch eine Erziehungsberatung z.B. in einer Familienberatungsstelle könnte sehr hilfreich sein, dort könnten sie dir auch oft sagen, welche Angebote in der Nähe vorhanden sind.



    Alles Gute!