Überfordert mit Baby

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  • Hallo,


    meine kleine Tochter ist jetzt 5,5 Wochen alt und
    abgesehen von den ersten paar wirklich rosa-roten Tagen geht es mir seit
    der Geburt seelisch nicht gut.
    Sie ist nachts sehr unruhig, wälzt
    sich hin und her und grunzt dabei in einer wirklich erstaunlichen
    Lautstärke - sie selbst schläft meist dabei, wird dann aber irgendwann
    selbst davon wach. Ich finde nicht in den Schlaf, sie liegt im
    Beistellbettchen neben mir, wenn sie weint und sich durch streicheln
    nicht beruhigen lässt und auch nicht gestillt werden mag, liegt sie
    direkt bei mir im Bett. Wenn ich wach war, kann ich schwer wieder
    einschlafen. Da sie nachts etwa alle 2 Stunden trinken mag und
    zwischendrin auch einfach so wach ist, ich aber oft 30 min oder mehr zum
    Einschlafen brauche, komme ich nachts nur auf 4 bis 5 Stunden Schlaf.
    Ich geh mit ihr meist gegen halb 10 schlafen, vorher ist sie putzmunter
    und es bringt nix, sich dann mit ihr hinzulegen. Ab etwa 3 Uhr wird sie
    extrem unruhig so dass wir beide meist bis 5 oder 6 Uhr uns im Bett
    schlaflos wälzen, bis wir noch mal bis 8 Uhr nach erneutem Stillen in
    den Schlaf finden. Sie schläft übrigens schon im swaddleme - denn ohne
    fuchtelt sie wild mit den Armen und findet überhaupt keinen Schlaf.
    Ich
    bin also dauermüde. Tagsüber finde ich auch keinen Schlaf, denn die
    Kleine schläft nur im Kiwa oder Tragetuch wenn ich mich bewege. Oder auf
    meinem Bauch, dann aber muss ich sie gut festhalten, weil sie sich da
    auch gerne wälzt. Tu ich sie ins Tragetuch und laufe ich, schläft sie
    tief und fest. Setze ich mich hin, wird sie unruhig und versucht sich
    rauszuwinden. Mir fehlt aber die Energie, mehr als 2, 3 Stunden
    unterwegs zu sein. Mein Mann ist nach einem Monat Elternzeit wieder
    berufstätig und täglich 12 Stunden außer Haus. Meine Familie wohnt am
    anderen Ende von Deutschland. Ich habe auch keine Freunde hier, so dass
    ich quasi alleine bin. Wenn mein Mann sie mal übernimmt oder wenn das
    Wunder eintritt, dass sie und ich beide gemütlich liegen, dann kann ich
    trotzdem nicht schlafen. Genau wie nachts dreht sich in meinem Kopf das
    Gedankenkarroussel. Mich halten da neben den Sorgen auch echte Nichtigkeiten wach. Neulich zb das krampfhafte Überlegen, wie ein bestimmter Songtext vollständig lautet...


    Die
    Erschöpfung verstärkt sicherlich noch die blöden Gefühle, die ich
    meiner Tochter gegenüber habe. Ich muss oft weinen, weil ich glaube, sie
    nicht richtig lieb zu haben. Ich weiss nicht recht mit ihr etwas
    anzufangen, und denke oft, dass andere besser für sie sorgen würden.
    Sich mit ihr beschäftigen würden, schmusen etc. Oft fühlt sich die
    Kleine einfach nur wie eine Last an. Es gab schon schlimme Stunden, da
    lagt sie fröhlich glucksend in meinen Armen und ich hab nur geheult,
    weil ich am liebsten sie in die Wiege gelegt hätte und weggelaufen wäre.
    Es kommt mir wie ein immenser Fehler vor sie bekommen zu haben. Sie tut
    mir so leid dann. Sie ist so nähebedürftig und ich wünschte, ich könnte
    ihr diese Nähe auch geben. Ich habe auch soviel Angst, etwas falsch zu
    machen. Mein Kopf sagt "Wenn ich sie schon nicht richtig lieb haben
    kann, dann soll sie zumindest körperlich in bester Verfassung sein." Als
    würde das etwas wett machen können. So lese ich halt Ratgeber über
    Ratgeber und recherchiere stundenlang, was ich ihr bei diesem heissen
    Wetter anziehen soll. Oder welche Spiele ich mit ihr machen sollte. Oder
    wie ich sie am sichersten halte.


    Ich weiss einfach nicht weiter. Mein Mann ist auch hilflos.

  • Was sagt denn deine Hebamme?


    Mir hilft zurzeit, dass ich, wenn ich selbst nicht in den Schlaf finde, Rückbildungsgymnastik mache. Das hat nicht nur den Effekt, dass ich Rückbildung mache, sondern auch, dass ich entspannen und einschlafen kann. Wenn ich mich nicht großartig bewegen kann, weil die Kleine mir auf dem Bauch liegt, dann mache ich eben nur die Fahrstuhlübung. Manchmal hilfts.
    Und ansonsten: Nicht stressen lassen! Ich stehe zurzeit konsequent auf, auch wenn es erst halb sechs ist. Dann wurschtel ich eben noch ne halbe Stunde in der Küche rum, bevor ich noch einen Schlafversuch starte.


    PS: Die Gedanken sind ganz normal bei der völligen Übermüdung, der du gerade ausgesetzt bist. :)

    Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen!

    Einmal editiert, zuletzt von Njnia ()

    • Offizieller Beitrag

    Sprich mit Deiner Hebamme!


    Die Grenze zwischen normaler Babymüdigkeit und einer postpartalen Depression ist schmal - aber die Person, die da helfen kann, ist die Hebamme oder die Gynäkologin.


    Für mich liest es sich in der Minimomentaufnahme von Deinem Post ein bisschen nach mehr als "eine Nacht mehr schlafen und die Welt ist wieder in Ordnung".


    Herzlichen Glückwunsch aber auf jeden Fall!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Besorg dir einen großen Gymnastikball zum Draufsetzen, da kannst du das Kind im Tragetuch prima schuckeln und dich selbst ausruhen, lesen, am Laptop sitzen... :)

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)

  • Herzlichen Glückwunsch zum Baby!


    Mir geht es wie Talpa, dein Post hört sich wirklich verzweifelt an. #knuddel
    Mit der Hebamme zu sprechen, ist sicherlich die beste aller Ideen - der Austausch hier hilft in gewisser Weise vielleicht auch. Ich kann dir nämlich verraten, dass es mir mit dem ersten Kind in den ersten Wochen oft so ähnlich ging. Ich weiß noch wie heute, dass mein Großer genau sieben Wochen alt, und mein Mann für ein paar Tage nach Berlin gereist war. Ich war irgendwann nur noch zwischen Heulen und Verzweifelung, da ich Fritz nicht eine Sekunde ablegen konnte. Er war nur im Tragetuch beim strammen Spazieren ruhig, sonst hat er gebrüllt. ;( Rückblickend weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau, wie ich diese Tage durchgestanden hab. Doch, weiß ich noch. Ich habe mich viel mit Freundinnen aus dem Babykurs getroffen, die oft grad genau das selbe erlebten. Trotzdem waren die Zweifel an meiner Mutter- und Liebesfähigkeit in der ganzen ersten Zeit manchmal heftig. Ich nehme also an, ich weiß so ungefähr, wie es in dir aussieht... Also, Kopf hoch! Du hast den wichtigsten Schritt schon gemacht: Du sprichst über dein Problem und bist bereit zu handeln. Das ist toll!

    Trillian grüßt






    “Isn't it enough to see that a garden is beautiful without having to believe that there are fairies at the bottom of it too?“ (Douglas Adams)

  • Ich hab beim ersten nach 5 Wochen auch gedacht, und das soll jetzt Jahre so weitergehen?! Und dann, so mit 6 oder 7 Wochen, als er mich das erste Mal bewusst angelächelt hat, bin ich wie auf Wolken geschwebt. #love Ich würde auch mit der Hebi reden, das kann alles normale Hormonumstellungs-Wochenbett-Verzweiflung sein, aber halt auch mehr. Alles Gute! #blume

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)

  • Mir kommt das so bekannt vor. Bei meinem Sohn ging es mir genauso, ich hatte stets das Gefühl, ihn nicht genug zu lieben. Irgendwie habe ich gedacht diese Mutterliebe "muss" doch da sein, ab Geburt quasi. Ich hab mich wie eine Versagerin gefühlt, weil ich echt ungern mit ihm allein war anfangs. Dabei war er total unkompliziert und mein Schlafdefizit nicht so extrem wie Deines.
    Es ist besser geworden. Die Liebe ist gewachsen und das Vertrauen in mich selbst ebenfalls. Ich denke auch bei Dir wird sich das alles noch festigen und besser werden.
    Etwas wirklich hilfreiches kann ich ansonsten nicht beitragen, außer hol Dir Hilfe bei bspw. Deiner Hebamme.

  • Vielen Dank für eure aufmunternden Worte!
    Ich habe letzte Woche schon mit meiner Hebamme gesprochen. Sie meinte, es wäre noch die Hormonumstellung und hat mir den Tipp gegeben, einmal eine Liste zu erstellen mit Dingen, die ich gerne tun würde. Oftmals könne man vieles.auch genauso gut mit Baby machen. Aber das ist gar nicht mein Problem. Mir fehlt es ja nicht, nicht mehr feiern zu gehen (als willkürliches Beispiel gewählt) weil ich das sowieso seite Jahren nimmer tue.
    Ich bin aber ein Mensch, der sehr selbstbestimmt gelebt hat. Jetzt bestimmt meine Tochter meinen Tagesablauf. Ich denke, dass das fremdbestimmt-sein das Problem ist. Ich kann ihr nicht einfach sagen, dass ich jetzt bitte endlich schlafen will. Sie versteht auch nicht, dass ihre Mama sie nicht im Stich lässt, wenn sie auf die Toilette will.
    Aber ich bin -gefühlt- nicht die Mama die sie verdient hat, und dieses Gefühl macht mich fertig.

  • Wo wohnst Du denn? Mir ging es ganz ähnlich. Besser wurde es dann, als ich regelmäßig unter Leute gegangen bin und gemerkt habe, dass es vielen anderen Mütten genauso geht. Schau doch mal, ob es in Deiner Nähe Stillgruppen, Eltern-Kind-Gruppen etc. gibt.


    Außerdem habe ich in ganz schlimmen Phasen eine gute Freundin angerufen. Auf meine Aussage, ich wäre meinem Kind eine schlechte Mutter, hat sie immer entgegenet: "Du bist die allerbeste Mutter für Dein Kind". Und das gilt auch für Dich!

  • Eine Mutter, der ihr Kind "egal / nicht wichtig" ist, würde sich doch nie so viele Gedanken machen, wie Du das tust!


    Mir hat mal jemand im Forum letztens gesagt: Dein Kind ist doch noch so klein...nach dem Motto, das wird schon, das hat doch noch Zeit. Hat mir sehr geholfen. Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur ist man doch nicht gleich perfekt...es ist ja auch alles so neu und teilweise unheimlich, dazu noch anstrengend. Dazu sind wir perfektionistisch und -ich für meinen Teil- haben gern immer alles unter Kontrolle.
    Wenn jemand eine neue Stelle annimmt und braucht ein paar Monate, um mit den neuen Arbeitsbedingungen und Kollegen klar zu kommen, finden wir das ja auch total normal, denke ich.


    Hey, Du has sogar'n Tragetuch und ein Familienbett...damit biste in den Augen vieler schon über-über-bedürfnisorientiert ;o)))))


    Mollymamagrüße

  • Das klingt echt saumäßig anstrengend. Und ich weiß auch noch, dass ich die Umstellung von Nicht-Mutter auf Mutter wirklich schwierig fand. Plötzlich ist man verantwortlich für einen anderen Menschen, der komplett auf einen angewiesen ist und einfach nichts wirklich versteht und nur weiß, dass Alleinsein lebensgefährlich ist (so war es für uns Menschen mehr als 100000 Jahre lang) und daher absolut nicht allein sein will.
    Aber das Gute ist: Es wird besser. Wirklich. Es kann zwar eine Weile dauern, aber es wird ganz bestimmt besser.


    Was mir geholfen hat, war andere Mütter kennenzulernen. Such dir irgendwas: Babytreff, Pekip, Rückbildung... Hauptsache, du hast einen guten Grund, mal rauszukommen und andere Leute zu sehen.


    Wenn du Englisch kannst, eine Buchempfehlung: "What mothers do - especially when it looks like nothing" von Naomi Stadlen
    Und dann ab auf den Pezziball (der hat mich bei meinen Schreikind auch gerettet) und lesen.

    Mirjam mit Clown (2006) und Spaßvogel (2008) und Quatschkopf (2010)

    • Offizieller Beitrag

    Was mir enorm geholfen hat: wenn mein Mann das Baby einfach ne Stunde genommen hat und mit ihm raus ging: frisch gestillt, gewickelt und ins Tuch gepackt. Und in der Zeit NICHTS erledigen, sondern nur auf Dich konzentrieren, ein Bad nehmen, ein gutes Buch in die Hand nehmen oder was auch immer DIR gut tut.


    Ich fand diesen dauernden Körperkontakt richtig körperlich anstrengend - da brauchte ich diese Auszeiten.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Liebe Kristallblau,


    mein Zappelchen wird morgen fünf Wochen alt, und er hat gerade den dann üblichen Wachstumsschub: er stillte sechsundzwanzig Stunden lang im Halbstundenrhythmus, bevor er heute Nachmittag völlig erschöpft eingeschlafen ist. Er schläft immer noch, ich bin aber zu müde zum Einschlafen.


    Das ist normal bei Neugeborenen! Ich erlebe es ja zum zweiten mal. Normal ist auch, sich nachts um drei Ohrenschützer aufzusetzen, weil es viel einfacher ist, ein schreiendes Bündel zu wickeln, wenn einem die Ohren nicht weh tun. Und nein, dabei musst Du Deine Tochter nicht verliebt anhimmeln. Sie zugewandt und sorgfältig zu versorgen ist bei völliger Übermüdung wirklich genug, Du darfst sie dabei auch verfluchen.


    Was aber nicht gesund ist und wofür Du Dir Hilfe suchen solltest, das ist das Gedankenkarussell.


    Gute Besserung!
    Silbermöwe

  • Liebe kristallblau,


    ich habe die ersten Wochen mit meinem ersten Kind auch als extrem anstrengend empfunden und auch aus demselben Grund wie du: diese plötzliche Fremdbestimmung. Im Nachhinein habe ich diese ersten Wochen als die "undankbare Zeit" benannt, weil ich als Mutter einfach immer nur in das Kind reingesteckt habe: Zuneigung, Zeit, Essen, Zuneigung, Zeit, Essen, immer und immer wieder und vom Kind kam nichts zurück. Im Gegenteil - es schrie auch noch, obwohl ich mir doch so viel Mühe gegeben habe.


    Aber: es wird tatsächlich von Woche zu Woche besser. Irgendwann in den nächsten Tagen wird dein Baby dich anlächeln - genau dich. Und ein paar Wochen später wird es lachen, weil du mit ihm Spass machst und so wird es dann jeden Tag sein. Und dieses Interagieren mit dir, wird mehr und mehr werden und hat zumindest bei mir dafür gesorgt, dass ich mich mehr und mehr auf die Situation einlassen konnte, mehr und mehr die Fremdbestimmung akzeptieren. Aber ich gebe gerne zu, dass das für mich beim ersten Kind tatsächlich das allerschwerste war. Und ich konnte es teilweise auch nur ertragen, weil mein Partner sehr flexible Arbeitszeiten hatte und ich ihn anrufen konnte, um ihm zu sagen, dass ich weinend zu Hause sitze, weil meine Tochter und ich heute so gar nicht kompatibel sind. Er konnte meistens sofort kommen und sie mir eine Stunde abnehmen, eine Stunde, in der ich mal nur für mich sein konnte, schlafen, baden, spazieren gehen - etwas machen, dass mir gut getan hat. Könnte dein Partner das auch für dich machen? Und an Tagen, an denen gar nichts ging, weil meine Tochter quasi auf mir gelebt hat, habe ich dann auch gar nichts gemacht, höchstens eine DVD eingelegt und geschaut, auch wenn es mir extrem schwer gefallen ist, alles andere (was doch soooo dringend gemacht werden müsste - Haushalt, Rechnungen, Telefonate usw.) einfach liegen zu lassen. (trotzdem hätte ich im Nachhinein lieber mit dem zweiten Kind angefangen) #angst


    Unabhängig davon würde ich dir aber auch raten, noch mal mit deiner Hebamme zu sprechen, um eine postpartale Depression abzuklären. Vielleicht findest du auch eine Stillgruppe in deiner Nähe oder Raben in deiner Heimatstadt, denen du dich anschliessen kannst. Ich fand auch den Rückbildungskurs bei meiner Hebamme mit denselben Frauen, die auch den Geburtsvorbereitungskurs gemacht hatten, sehr gut. Ach ja, der Gymnastikball, von dem hier schon einige geschrieben haben, hat auch an so manchen Abend das Kind im Tragetuch zum Einschlafen gebracht (und man kann ihn auch für die Rückbildungsgymnastik nutzen).


    Ich wünsche dir viel Freude an deinem Kind, herzlichen Glückwunsch! :)

  • Kristallblau,


    du hast jetzt viele tolle Antworten bekommen. Und du weißt nun auch, dass es vielen anderen auch so (oder so ähnlich) geht/ging; mir ging es übrigens auch ähnlich.


    Und da das zwar das Leid, den Schmerz zwar etwas lindert, aber nicht wirklich "beseitigt", möchte ich dir noch mal etwas ganz anderes zu deinem "Problem" schreiben.


    Gefühle und Gedanken gehen Hand-in-Hand, sie bedingen einander. Wenn also das, was du fühlst, nicht mit dem übereinstimmt, was du denkst, wie es sein sollte, führt das zu einer Art Zerrissenheit und wirkt zermürbend. Und in diesem Fall ist weder das Gefühl als solches noch der Gedanke das Problem, sondern die Diskrepanz.


    Und jetzt hole ich noch weiter aus:


    Deine Gefühle (der Überforderung, der Nichtliebe usw.) sind zwar real, ABER: Sie sind nicht wahr, nicht wirklich. (Das ist ja schon irgendwie toll, oder nicht?!) Da die Gefühle und Gedanken so dominierend sind, kannst du die Wahrheit/die Wirklichkeit momentan aber nicht sehen (wahrnehmen). Du erliegst praktisch deiner eigenen Illusion von dem, was ist.


    Dein Leiden rührt daher, dass du


    a) glaubst, was du denkst (und das dann auch für wahr hältst, obwohl es das nicht ist - ich führe später noch ein Beispiel an) und
    b) ablehnst, wie es ist, weil es nicht deiner Vorstellung (= etwas, das davor steht und dir damit die Sicht auf die Wirklichkeit versperrt) entspricht.


    Daraus folgt, dass du aus dieser Illusion heraus reagierst und somit das Leid, deinen Schmerz noch verschlimmerst.


    Beispiel:


    Du liegst mit Baby im Bett. Baby schläft selig und du liegst daneben.
    In Gedanken erinnst du dich, wie du vor kurzem mächtig über den Tisch gezogen wurdest und jetzt an einem Vertrag hängst, den du die nächsten 5 Jahre nicht loswirst. Und du zermarterst dir das Hirn, wie dir das passieren konnte, wirst so langsam richtig wütend, bekommst regelrecht Herzrasen und dann wird dein Baby wach (es spürt deine Spannung) und weint.
    Und du schreist es in dem Moment an: Halt doch mal die Klappe, ich will auch endlich mal schlafen!


    Spürst du, was in diesem fiktiven Beispiel passiert ist?


    Die Wahrheit, die Wirklich war: Ihr lagt beide im Bett. Baby schlief und du lagst daneben.


    Auf Grund deines Gedankens entstand in dir allmählich die Wut, Verzweiflung (über diese Kopfgeschichte) und das Baby, dass AUF DICH REAGIERT HAT (nicht umgekehrt!) lässt dich aus der Haut fahren. Dabei war gar nichts geschehen, rein gar nichts. Nur in deinem Kopf eine (von tausenden) Geschichten, die du dir selbst erzählt hast (denn das ist ja längst vergangen, in Wahrheit lagst du einfahc mit Baby im Bett).


    Bleib einfach, wo du bist. Und schließe ins Herz, wie es gerade ist. #knuddel

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)

  • So, ich muss das an dieser Stelle mal loswerden und ich wunder mich, dass das noch keine vor mir geschrieben hat: Dass der Vater eines so kleinen Babys 12 (12!!!!!) Stunden täglich außerhäusig arbeitet und die Mutter mit Babyblues und der gesamten Überforderung alleine daheim lässt, ist ein Unding. Täte eine Mutter sowas, schrien alle laut Rabenmutter, beim Vater ist so etwas plötzlich okay.


    Aber das ist es nicht. Ich sage es nochmal, das ist ein Unding! Wenn es euch so schlecht geht und so liest es sich, ist er in der Verantwortung und muss es möglich machen, sich um euch zu kümmern. Der Freund einer guten Freundin von mir, die unter starken postpartalen Depressionen litt, hat 3 Monate unbezahlten Urlaub zusätzlich zur Elternzeit genommen, bis sie wieder halbwegs auf dem Damm war. Es ist nicht nur die Mutter für das Kind verantwortlich. Der Vater ist der Vater. Er hat sich genauso für das Kind entschieden wie Du.


    Sprich: Es ist in dieser Situation genauso seine Aufgabe, sich um das Kind zu kümmern. Auch nachts. Mein Mann ist stundenlang auch nachts mit den Babys im Flieder rumgerannt. Ich kann es gerade gar nicht glauben, dass es hier so hingenommen wird, dass der Vater eines Säuglings 12 Stunden täglich weg ist (und sich anscheinend auch nachts nicht kümmert).

    2 Mal editiert, zuletzt von kathi27 ()

  • @ kathi27: Es steht doch, dass der Vater sich auch mal kümmert (und die TS dann eben doch nicht schlafen kann). Wie oft das ist, ist nicht erwähnt. Und bei manchen wächst das Geld nicht auf Bäumen, die müssen arbeiten gehen.


    Bei einer starken postpartalen Depression sieht das Ganze dann wieder anders aus, da muss man sich organisieren. Aber davon ist im Thread hier ja nicht die Rede, wenn ich das richtig verstehe.

  • Ja, mein Mann kümmert sich wenn er da ist um seine Tochter. Einen Monat Elternzeit direkt nach der Geburt und einen zweiten im Herbst für ihn können wir uns finanziell erlauben, mehr geht leider nicht. Allein die Miete hier in Stuttgart frisst bereits mein komplettes Elterngeld auf.
    Wenn mein Mann zuhause ist, ist die Kleine auch ruhiger - vermutlich, weil ich es auch bin. Wenn sie wirklich so sensibel auf mich reagiert, ist es klar, dass sie unruhig ist. Mir geht es ja auch nicht gut. Was dann ein bisschen ein Teufelskreis ist.
    Heute nacht habe ich etwas mehr schlafen können, allerdings schlägt mir das Wetter hier gerade auf den Kreislauf. Jetzt graut es mir vor den nächsten heißen Tagen.
    Möglicherweise war sie gestern so extrem unruhig, weil ich sie wegen der Hitze (38 Grad draußen, 28 drinnen) nachmittags nur kurz ins Tuch gebunden ertragen habe.
    Meine Hebamme meinte, ich soll mehr auf mich achten. Nur wenn es der Mama gut gehe, würde es auch dem Kind gut gehen. Das sagt sich so leicht, ich finde es aber sehr schwer, sich mit einem Baby auf dem Arm um sich selbst zu kümmern.


    Die Idee mit dem Ball finde ich gut, habe einen noch aus der Schwangerschaft. Schlafen geht so zwar nicht, aber immerhin könnte ich vielleicht so länger einfach mal am PC sitzen.
    Nach dem Buch werde ich mal bei Amazon schauen, der Titel klingt sehr interessant!


    Lieben Dank euch!

  • ich hatte auch so ein 24h Baby..ich konnte die ersten 6 Monate nicht alleine aufs Klo, duschen nur, wenn mein Mann da war... war eine sehr anstrengende Zeit. Das Tragetuch war unsere Rettung, vorallem später, wenn ich sie dann auf den Rücken binden konnte. Da hast du mehr Bewegungsfreiheit und ihr schwitzt auch nicht so sehr.
    Hier in der Stadt gibt es auch einen Verein, dewr "Wellcome" heisst..da haben Mamas mit Kindern bis einem Jahr Anspruch auf Hilfe...Babybetreuung, einkaufen, größere Kinder bespielen, Abwasch machen...was DU brauchst und ohne Bezahlung. Schau doch mal, ob es sowas auch gibt für euch?
    Und ja, so eine Stillgruppe zum Austausch, irgendwelche Kurse zum darauf freuen haben hier auch geholfen.
    Du bist nicht alleine!
    ..und hier springt jetzt eine unheimlich kreative, selbstbewusste und sehr clevere Räubertochter rum..dieser extreme Stress lohnt sich!

    “As we work to create light for others, we naturally light our own way.”
    ― Mary Anne Radmacher

  • Ich find die Antworten der anderen hier so tiefgehend und berührend dass ich dir nur einen Kontakt in deiner Nähe an die Hand geben möchte.


    Eine sehr einfühlsame Gynäkologin - zumdindest habe ich sie auf Veranstaltungen als einen solchen Menschen kennengelernt - falls du einfach nochmal jemanden haben möchtest der auch das mit deinem Gedankenkarusell ernst nimmt und dir weitere Kontakte vermitteln kann: Gynäkologin Gabriele Kussmann, Stuttgart


    Trotz deiner momentan verzwickten Situation herzlichste Glückwünsche zu deiner wunderbaren Tochter! Ob verdient oder unverdient - sie ist ein Spiegelbild eurer Liebe und etwas ganz besonderes. Sie hat es verdient dass du Acht auf dich gibst, denn sie braucht dich, auch wenn du es grad gar nicht glauben kannst #herzen