Übergriffe von Kindern auf Kinder in der kita

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  • Hallo,
    In der Kita Gruppe gab es Übergriffe von baldigen Schulkindern auf kleinere Kinder. Alle Kinder kommen aus der Gruppe meines Sohnes. So wurde den Kindern in extremen " Doktorspielen" Schmerzen zugefügt.
    All das geht bereits einen offiziellen Weg ( Gerichtsmedizin, Jugendamt).
    Ich wusste von den Vorfällen nichts, bis eine Betroffene Mutter mit ihr Herz ausgeschüttet hat.
    Nun meine Frage:
    Wie gehe ich damit um?
    Von Seiten der Kita wird nicht kommuniziert. Wie erfahre ich, ob mein Kind Opfer ist/ war?
    Mein Kind ist 3jahre, fast vier. Aber erzählt nicht viel, außer dass er oft nicht hin mag.
    Was mache ich? Darauf Vertrauen, dass die Kita mich informiert, wenn etwas wäre???
    Ratlose/ verzweifelte Grüsse himmelblau

  • Liebe Himmelblau,


    ich kann Dir gut nachempfinden, dass Dich das Thema aufwühlt und Du Dir Sorgen darüber machst, was Dein Sohn gesehen hat oder sogar selbst hat erleben müssen.


    Ich würde Dir raten, Dich zunächst an die Gruppenleitung zu wenden und um ein persönliches Gespräch zu bitten.
    In diesem wirst Du hoffentlich ein paar genauere Informationen erhalten.


    Parallel wäre es sinnvoll, Dich an eine Organisation wie den Kinderschutzbund oder, spezifischer, an Einrichtungen wie „Wildwasser“ oder „Amyna“ zu wenden.


    „Amyna“ bietet beispielsweise einmal in der Woche eine telefonische Beratung speziell „bei Fragen zur Vorbeugung von oder zum Umgang mit sexuellen Übergriffen unter Kindern oder sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen” an (http://www.amyna.de/index.php/beratung).


    Ansonsten solltest Du Dein Kind keinesfalls mit konkreten Fragen verwirren. Ich weiß, dass die Versuchung groß ist, nachzuhaken, ob Dein Kind mit einem der beschuldigten Kinder gespielt hat, was es gespielt hat, ob es ein lustiges Spiel war oder nicht. Es ist von da aber nur noch ein kleiner Schritt zu “Hat Dir das Spiel Spass gemacht?”, “War das blöd, was da gemacht wurde?” und “Hattest Du Angst/Schmerzen?”


    Das Risiko, Dein Kind durch (unbewusst) suggestive gestellte Fragen zu bedrängen und ihm im ungünstigsten Fall noch das Gefühl zu vermitteln, es selbst habe etwas getan, was nicht in Ordnung ist, ist groß.
    Selbst wenn Du so neutral wie möglich bleibst – Dein Kind kennt Dich und Dein “Normalgesicht”, und es spürt, wenn hinter vordergründig harmlosen Fragen noch etwas anderes schwelt.
    Es kann das für sich aber nicht in Worte fassen, weshalb es dann dazu kommen kann, dass das Kind den Fehler bei sich sucht.


    Sollte Dein Kind von sich aus berichten, dass es im Kindergarten zu Spielen genötigt wurde, die es befremdlich, unangenehm oder sogar schmerzhaft fand, dann höre zu. Zeige Dein Interesse (“Und was ist dann passiert?”) aber vermeide potenziell schuldzuweisende Fragen (“Warum hast Du nicht die Erzieherin gerufen?”). Im Zweifelsfall lieber zu wenig als zu viel sagen und das Kind stattdessen in den Arm nehmen oder neben ihm sitzen, sofern es dies möchte.


    Wenn möglich, schreibe Dir danach auf, was Dein Kind berichtet hat, damit Du im Nachhinein nicht den Wortlaut aus Deinem eigenen verletzten Empfinden heraus ungewollt überhöhst.


    Wichtig ist auch, und ich sage das jetzt, obwohl ich mir sehr sicher bin, dass Du das ohnehin tust, dass Du Dein Kind Ernst nimmst und nicht versuchst, das Erlebte in einen Rahmen einzuordnen, den Eltern verkraften können. Es kommt gar nicht mal so selten vor, dass Eltern aus einer Form von Selbstschutz heraus das Gehörte herunterspielen: “Na ja, alle Kinder machen Doktorspiele”, “Das ist nicht so schlimm” oder “Dann sag einfach das nächste Mal, du willst da nicht mitmachen” kommt dann dabei heraus.
    Dem Kind wird damit allerdings suggeriert, dass sein Empfinden, dass da etwas mit ihm geschehen ist, was es nicht wollte und auch nicht unbedingt einzuordnen vermag, verkehrt ist. Überdies bekommt es plötzlich einen aktiven Part, indem ihm vermittelt wird, es hätte die Situation ja einfach beenden können.


    Dies ist nicht unbedingt möglich, aber das noch weiterzuführen, würde jetzt hier vermutlich den Rahmen sprengen.


    Ich hoffe sehr, dass Dir eine professionelle Beratung Deine Ängste etwas nehmen und Dir stattdessen wieder etwas mehr Sicherheit vermitteln kann.
    Alles Gute.