Rabenberatung - Wutanfall bei 2,5jähriger, wie verhalte ich mich?

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  • Guten Tag miteinander,


    ich schätze dieses Forum sehr und hätte daher gern mal Eure rabige Meinung, wie ich mich in der heute erlebten Situation am besten verhalten hätte - damit ich fürs nächste Mal gewappnet bin.


    Meine Tochter ist jetzt 2 Jahre und 5 Monate alt - und hat heute einen Wutanfall vom allerfeinsten hingelegt - den bislang zweiten, den ich erlebt habe, aber der erste war gar nichts im Vergleich zu dem von heute.


    Wir waren bei einer Freundin und deren gleichaltrigem Sohn zu Besuch. Sohnemann hatte ein Spielzeughandy, so ein blinkendes Ding. Meine Motte war fasziniert (sie hat zu Hause keinerlei elektronisches Spielzeug) und wollte beim Verabschieden das Handy unbedingt mitnehmen. Sie musste es aber da lassen. Ich habe ihr mein Handy angeboten, nein, wollte sie nicht.


    Vor der Wohnungstür ging es dann los mit dem Gebrüll. Sie wollte nicht mitkommen, krallte sich am Treppengeländer fest. Ich musste sie auf den Arm nehmen, sie schlug mich, riss mir die Brille herunter, ich fiel fast die Treppe runter und musste sie absetzen. Husch war sie weg, abgehauen, vom zweiten in den sechsten/obersten Stock des Mietswohnhauses hinauf. Ich mühsam hinterher und habe sie dann alle sechs Stockwerke hinunter geschleppt.


    Alle Erklärungsversuche meinerseits, das Handy gehöre dem Jungen, der würde weinen, wenn sie es mitnähme, ich könne verstehen, daß es doof ist, daß sie es nicht mitnehmen kann und verstehe, dass sie wütend ist, waren vergeblich, sie war nur am Brüllen und sich wehren und ich drang gar nicht mehr zu ihr durch.


    Da es sich um ein Mietswohnhaus handelte und sich bereits Wohnungstüren öffneten, konnte bzw. mochte ich sie nicht einfach sich austoben lassen, bis sie sich wieder beruhigt, sondern habe sie hinaus geschleppt.


    Nächstes Problem: Stark befahrene Straße - und Kind will nicht bei mir bleiben. Wir waren zu Fuß unterwegs und hatten den Buggy nicht dabei, ich außerdem eine nicht ganz leichte große Wickeltasche über der Schulter.


    Kind sich in Ruhe austoben lassen ging nicht, weil sie immer weglaufen wollte, ich mußte sie also festhalten. Klar hat sie das noch mehr in Rage gebracht.


    Ich habe dann mich bemüht, unter reger Anteilnahme diverser Passanten, meine Tochter nach Hause zu bugsieren. Dazu mußte ich sie über eine Entfernung, die man sonst in 10-15 Minuten zu Fuß geht, tragen und schleifen. Sobald ich sie losließ, wollte sie weg.


    Ich war nach kurzer Zeit völlig erschöpft und abgekämpft - ich bin im 9. Monat schwanger, hatte gerade eine Grippe überstanden und war noch sehr angeschlagen. Ich habe es einfach nicht geschafft, meine Tochter plus große schwere Wickeltasche plus Babybauch diese Strecke, auch noch bergauf, nach Hause zu tragen und musste daher meine Tochter immer wieder absetzen.


    Da sie dann wahlweise immer weglaufen wollte oder sich auf den Boden schmiss - mitten auf der Kreuzung, auf dem Radweg etc. ..., sah ich schließlich keine andere Möglichkeit, als sie an der Hand gewaltsam nach Hause zu zerren. Was sie natürlich auch furchtbar aufgeregt hat.


    Das war ganz schrecklich, Töchterchen hat ganz fürchterlich geschrien und geweint und ich habe selbst so gelitten und kam mir so schrecklich vor, das kleine Kind an der Hand mitzuzerren. Auch ich habe geweint vor Verzweiflung, und ich habe es nicht fertig gebracht, nicht zu schimpfen. Auch einen Klaps auf den Po, für den ich mich schäme, hat sie zweimal gekriegt.


    Wir sind immer wieder stehen geblieben. Aber ich war so erschöpft, daß ich es nicht lange ausgehalten habe, mit dem brüllenden Kind einfach da zu stehen und zu warten, bis sie sich beruhigt, zumal es keinerlei Anzeichen dafür gab, daß sie sich bald beruhigen würde. Ich konnte auch nicht mehr stehen und musste mich setzen, wofür es keine Gelegenheit gab. Also weiter nach Hause gezerrt...


    Mir geht das unheimlich nach und ich habe mir auch echt Sorgen um mein Töchterchen gemacht, sie hat so schrecklich geweint und sich einfach nicht mehr eingekriegt, zu Hause hat sie auch immer noch weiter gewimmert und gezuckt.


    Ende vom Lied war, daß wir beide uns heulend aufs Bett geschmissen haben und dort zusammen eingeschlafen sind. Vorher konnte ich noch ein wenig mit ihr reden und sie in den Arm nehmen. Sie hat dann nicht mehr geheult, ich aber schon.


    Puhhhhhhhhhhh. ;(


    Nun mache ich mir natürlich meine Gedanken.


    Wie mache ich das alles wieder gut? (Kann ich wohl nicht.)
    Wie verhalte ich mich das nächste Mal?


    Wie geht man mit solch einer Situation um, wenn man keine Rückzugsmöglichkeit hat wie das Auto oder so, und es situationsbedingt auch nicht geht, daß man das Kind einfach lässt und wartet, bis es sich wieder einkriegt?


    Eins hab ich mir schon felsenfest vorgenommen: Für die restlichen Tage der Schwangerschaft werde ich nie wieder mit Töchterchen einfach zu Fuß das Haus verlassen - entweder das Auto kommt mit oder der Buggy, dann kann ich sie zur Not da rein verfrachten und heimschieben.


    Auch mit meiner eigenen Wut und meinem Ärger in solcher Situation muss ich umgehen lernen - damit ich nicht mein Kind, das ja gar nicht mehr Herr seiner Sinne ist, idiotischerweise klapse und laut werde.


    Habt Ihr Tips für mich?


    Danke,


    eine immer noch von diesem Vormittag ganz erschöpfte Mottenkugel

  • Mensch, du bist im 9. Monat, warst gerade krank, hattest eine schwere Tasche dabei, musstest nochmal in den 6. Stock hoch und dann auch noch durch den Verkehr - die Situation, die du beschreibst, würde doch keiner so hinkriegen, dass das Kind nicht leidet. Seltsam finde ich, dass deine Freundin, die das Gebrüll vor ihrer Tür und im Treppenhaus doch gehört haben muss, dir nicht geholfen hat ... zumindest dabei, das Kind die Treppe runterzubringen. Auch die Passanten hätten dir doch irgendwie Hilfe anbieten können.


    Ich hätte glaube ich die Wickeltasche im Hausflur der Freundin stehen gelassen und später angerufen, dass sie sie bitte holen soll. Oder ich hätte die Tasche deinem der interessierten Passanten gegeben mit der Bitte, sie im nächsten Geschäft abzugeben, wo man sie später abholen kann oder so. Und ja, wie du sagst: Nicht mehr ohne Buggy die Wohnung verlassen (da kann man eine Zweijährige ja notfalls mit Hilfe anderer mit Gewalt reinbugsieren und dann nach Hause fahren). Bei Wutanfällen von Zweijährigen bringt es meiner Meinung nach nicht viel, große Erklärungen abzugeben, dass das Handy eben dem anderen Kind gehört - das dringt gar nicht zu einem Wutzwerg durch.


    Wieder gut machen musste du das nicht, finde ich. Solche Situationen sind einfach blöd. Wenn du deine Tochter sonst niemals Poklapser gibst, würde ich das auf sich beruhen lassen.


    Alles Gute für die nächsten Schwangerschaftswochen.


    Hagendeel

  • Ich sehe das ähnlich wie Hagendeel. Lange Reden haben es bei uns nur verschlimmert.... Eine klare Ansage, Kind schnappen und weg.


    Wobei wenn ich im 9 Monat gewesen wäre ohne Buggy hätte ich noch einen Versöhnungsversuch gestartet, und ihr irgendetwas versprochen was sie mag; komm wir kaufen uns auf dem Nachhauseweg eine Schokolade, oder zu Hause darfst du Baden etc.


    Wahrscheinlich hätte das aber nichts genützt. Die Kinder sind dann ja auch müde und ev hungrig, da kommt Reden oft gar nicht an. Für nächstes Mal könntest du ihr auch etwas zu Essen in die Hand drücken.
    Du musst nichts wiedergutmachen, ihr habt gekuschelt und geredet, das ist nun schon wieder gut.


    Alles Gute für Dich.

    Grosser Sohn: Nov. 02
    Mittlere Tochter: Juni 05
    Kleine Tochter: Juni 09

  • Ich finde, dass du tapfer versucht hast die Situation einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, dass aber alle Umstände äußerst ungünstig waren. Das mit dem buggy ist auf jeden fall richtig. Ich hätte vielleicht noch bei der Freundin geklingelt und die kleine dort toben lassen, bis sie sich beruhigt.


    Für das mit den zwei klaps auf den Po bist du schon genug gestraft;-)) das erklärt sich ja auch aufgrund deiner massiven Überforderung durch die gesamte Situation und da du das jetzt auch so kritisch siehst, wirst du das sicherlich nicht wiederholen.


    Ansonsten wünsche ich dir alles gute für dich, deine Tochter und das Baby;-))

    • Offizieller Beitrag

    Puh, das klingt anstrengend!


    Meine Überlebensstrategien (ich habe hier gerade Wüterich Nr 2 im Haus)
    - für sich selbst sorgen! Hol Dir ALLES an Entlastung ins Haus, was geht. Koch Fertigzeug, lass liefern, bitte um Hilfe... Jetzt ist Schonzeit für Dich nötig.
    - Wutzwergli möglichst satt und ausgeruht halten (und Snacks dabei haben)


    Im Frustanfall hilft bei uns:
    - kein Gerede, Erkläre etc. Einfach: "Ich weiss, du würdest gerne, aber das geht nicht" und dann je nach Situation aussitzen oder das Kind aus der Gefahrenzone tragen.
    - Tipp einer befreundeten Mutter: was zum Lesen dabei haben und sich die Wartezeit beschäftigen ;)
    - Da sein und bei Trostbedarf trösten (bei meinen immer direkt nach dem Anfall seeeehr nötig)
    - in mir drin musste ich mir immer klar machen, wie unfassbar frustrierend die Welt für 2jährige sein kann - das verringert die Anfälle nicht, hilft aber mir, sie nicht persönlich zu nehmen.


    Und Geduld...Auch die Phase gejt vorbei, versprochen!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Du hast mein volles Mitgefühl.
    Ich kenne diese Situation auch sehr gut und muss des Öfteren die Zähne zusammen beißen nicht einen klapps zu geben.
    Weil man eben so Garkeine Möglichkeit hat vorzudringen, möglicherweise noch selbst von ihr wenigstens versucht wird zu hauen und zu treten.
    Ich hatte auch hochschwanger so eine solche Situation, wir waren unterwegs und der Wutanfall kam, wir zum Auto ich hatte absolut keine change sie in den Sitz zu bekommen irgendwann habe ich sie runter gelassen weil ich keine kraft mehr hatte, sie rennt auf die Straße( sehr wenig befahren, aber trotzdem) ich hinter her. Da kam von Passanten das arme Kind. Ehrlich gesagt ich fühlte mich auch arm dran.


    Also ich will die nur sagen du bist nicht alleine.

  • Ojeh, ich kann gut nachvollziehen, wie schrecklich das gewesen sein muss. Habe hier auch einen 2jährigen Wutzwerg im Moment... Nachdem er mir einmal im Wutanfall abgehauen und auf die Straße gerannt ist (es ging einfach so schnell - vor ihm hat ein Roller gebremst, bevor ich ihn schnappen konnte 8I ), gehe ich auch nicht mehr ohne Buggy raus. Lieber setzte ich ihn unter Zwang und Gebrüll da rein - obwohl sich das auch schlimm anfühlt für mich - als dass irgendwann noch was passiert.
    Und so ein zweijähriges Kind kann ganz schön stark sein - mit Wickeltasche und hochschwanger würde ich das gar nicht schaffen!


    Bei uns hilft manchmal, ihn mithelfen zu lassen - irgendwas tragen zum Beispiel. Oder den Einkaufstrolley ziehen, wenn er nicht zu schwer ist. So kriege ich ihn eher dazu, an der Hand zu laufen.
    Aber wie gesagt bin ich durch das eine Mal auf die Straße laufen jetzt leicht traumatisiert und vermeide sowas eher.
    Dafür durfte ich mir letztens von einem Passanten anhören "Dass so ein großes Kind noch im Buggy sitzen muss..." #motz

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

    Einmal editiert, zuletzt von bärin ()

  • Puuh, so eine ähnliche Situation hatte ich mit Klein-E damals auch, da war er fast 2 3/4 Jahre, ich hochschwanger und der Zwerg ist mir in seiner Wut abgehauen. Ich dachte erst `lass ihn mal laufen, denn auf dem großen Platz dürfen keine Autos fahren`, aber Pustekuchen Zwergi lief über den gesamten Platz und am Ende wieder runter- und da fuhren Autos. Also hochschwanger wie eine Irre hinter dem Kind hergerannt *peinlich peinlich* und dann ging das Gewüte ja nur weiter. Ätzend, einfach nur fürchterlich, wenn Kinder in dem Alter ausrasten.
    Ehrlich gesagt, hatte ich ab da auch regelmässig den Buggy dabei. Ich habe es gehasst! Aber wenn die Kinder dann ausgerastet sind, kamen sie da auch angeschnallt rein und ich habe versucht in Kontakt zu treten und es ihnen zu erklären, dass das jetzt zu ihrem eigenen Schutz ist, damit sie nicht vom Auto überfahren werden. Weil das auf offener Straße einfach nicht geht und auch nicht im Supermarkt, wo man allerhand runterreißen kann.


    Passiert dir das zuhause, wirst du selber gar nicht so extrem belastet sein. Denn wenn der kleine Pimpf da wütet, dann kann er/sie das ja ruhig. Die dürfen ihren Frust schließlich auch mal rauslassen. Du kannst dich natürlich mal hinterfragen, ob du das zuhause anders handhaben würdest, aber in der Situation von gestern wäre wohl jede Mama überfordert gewesen. Das Klappsen dann auch nicht hilft, hast du ja jetzt gemerkt. Ein Wutanfall dauert halt und man guckt besser, dass man zügig eine dafür geeignete Umgebung aufsucht, wo der Zwerg ruhig schimpfen darf und man nicht von tausend Passanten dumm angemacht wird. (Immer hübsch lächeln ;) Es gibt auch viele nette Leute, die sich noch genau erinnern, wie das in solchen Situationen ist. Solange du scheinbar Herr der Lage bist, werden es auch viele Leute gut tolerieren).

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Vielen Dank Euch allen für Euren Zuspruch!


    Inzwischen, mit 2 Tagen Abstand, sehe ich es auch wieder etwas entspannter und habe nicht mehr so viel Angst vor der nächsten solchen Situation. Denn ich werde es nicht noch einmal so weit kommen lassen, daß mir sowas allein draußen ohne Buggy passiert und ich dann so hilflos bin. In Zukunft nur noch mit Auto oder Buggy. Wenn meine Kleine hier zu Hause tobt, bitte, kann sie gerne, damit kann ich umgehen, dann setze ich mich dazu und warte, bis sie in meinen Arm kommt oder wieder ansprechbar ist.


    Dass es für eine Situation wie die geschilderte auch kein Patentrezept gibt und einfach nicht viel anderes übrig blieb, als ich getan hatte, ist mir nun auch klarer, auch dank Eures Zuspruchs. War einfach dumm gelaufen.


    Zu Euren Anregungen:


    Ich hatte meiner Motte
    - mein Handy angeboten
    - ihren Lieblingssnack (Dinkelwaffeln) angeboten
    - was zu trinken angeboten (hatte ich alles in der Wickeltasche
    dabei)
    - den Trick angewandt, der mich bisher immer gerettet hatte, wenn sie mal nicht mehr mitkommen wollte: Sie kriegt die lange Schlaufe von meinem Schlüsselband um den Hals und ist dann mein Pferd und ich
    führe sie dann an dieser Leine im Trab und Galopp (sie kommt oft und gerne mit zu meinem echten Pferd)
    - Unterwegs waren wir an einem Plakat für einen Weihnachtscircus vorbeigekommen, darauf ganz groß der Weihnachtsmann und ein Rentierschlitten. Ich habe gesagt: Guck mal, da ist der Weihnachtsmann! Komm, wir gehen nach Hause und malen dem Weihnachtsmann so ein rotes Telefon auf, damit er Dir dann auch so eins bringt!


    ...alles nutzlos, wurde alles nur mit Gebrüll und Kopfschütteln oder Nichtreaktion quittiert.


    Es hat wohl wirklich keinen Sinn, mit einer wütenden Zweijährigen sprechen zu wollen.


    Meine Freundin hatte natürlich den Krach im Treppenhaus mitbekommen und kam zu uns, Problem war, daß ihr auf den Tag genau gleich alter Sohn ebenfalls brüllte - weil er müde war und weil meine Motte ihm
    das Telefon hatte wegnehmen wollen. Sie musste sich also selber kümmern, hatte uns noch angeboten, wir können das Telefon erst mal mitnehmen, das hatte ich aber abgelehnt, damit Motte nicht lernt,
    daß sie mit so einem Gebrüll sowas erreicht - und weil der kleine Junge auch am Heulen war.


    Die Reaktionen der Passanten waren unterschiedlich - vom jungen Schläger-Typen, der sich einen Spaß daraus gemacht hat, meine brüllende Motte auch "huuuuuuuuuuuuuu" anzubrüllen (und mir zuzuzwinkern), woraufhin Motte vor lauter Schreck 20 Meter mit mir mit lief, bis hin zum älteren Damen-Paar, das Motte ansprach, nach dem Motto "wir waren auch mal so klein wie Du"... ich hab mich bemüht, die Passanten entschuldigend anzulächeln und halbwegs souverän zu wirken, habe auch tatsächlich ein paar mitleidsvolle Blicke und verständnisvolle Mienen geerntet. Aber böse Blicke à la "das arme Kind!" gab es natürlich auch. Auf die Idee zu helfen kommt glaube ich bei sowas keiner. Aber wie auch? Keiner außer vielleicht einer anderen Mutter im ähnlichen Alter würde ein fremdes schreiendes Kind vom Boden aufsammeln. Dass ich im 9. Monat bin, sieht man vielleicht mit dem dicken Winter-Umstandsmantel und Wickeltasche umhängend auch nicht auf den ersten Blick.


    Wickeltasche irgendwo lassen, darüber hab ich gar nicht nachgedacht... da war zu viel drin, was ich nicht hätte zurücklassen können/mögen, Portemonnaie, Fotoapparat, Handy, Schlüsselbund... hätte ich gar nicht alles in meiner Jacke verstauen können.


    Für mich war übrigens weitaus schlimmer als die verabreichten Popoklapse das Mitzerren meines Kindes. Die Klapse, das war kurz, ein Sekundenbruchteil, das Mitzerren hat minutenlang gedauert und war in meinen Augen die viel schlimmere Gewaltanwendung.


    Daß Klapsen generell kein Mittel ist, weiß ich, allerdings liegt es in so einer Situation verdammt nahe. Man versucht verzweifelt, zum Kind durchzudringen, mit Worten schafft man es überhaupt nicht - daß der Popo dann weh tut, nimmt Kind aber doch wahr! Ich muss ganz ehrlich sagen, MIR hat das Klapsen in der Situation geholfen - ich bin auch nur ein Mensch, ich war wütend und frustriert und verzweifelt. Nur weil ich schon groß und erwachsen bin, darf ich das dann nicht rauslassen? ...ich hatte es rausgelassen, nachdem ich mich gefühlt lange genug beherrscht hatte, dachte auch, vielleicht hilft es ja doch? Und wenn nicht, kann Motte ruhig zur Kenntnis nehmen, daß Mami nicht gut findet, was sie da macht, und daß Mami auch wütend und verzweifelt ist...?!


    Das Mitzerren fand ich wie gesagt viel viel schlimmer. Aber dafür sind in der Situation wohl auch keine Handlungsalternativen da, zumindest sind Euch auch keine eingefallen.


    Heute war meine kleine Motte auch deutlich auf Krawall gebürstet - und ihr Papa hat mal annähernd eine Vorstellung von meinem Erlebnis am Freitag bekommen, zumindest andeutungsweise.


    Wer Motte sonst kennt, kann sich sowas überhaupt nicht vorstellen. Sie ist sonst ein super liebes und ruhiges Kind, zurückhaltend und schüchtern, vor allem unter fremden oder eher fremden Leuten. Ich werde oft gefragt: Ist die immer so lieb? Oder: Ist die immer so ruhig?


    Nein, sie kann auch anders... das ist eine ganz schöne Umstellung in einem sonst sehr harmonischen Leben und nach einer früher sehr engen Beziehung (Motte ist gestillt (25 Monate), getragen, familiengebettet (immer noch...) ...


    Nächster Punkt, an dem wir gerade arbeiten, bislang erfolglos: Motte soll in ihr eigenes Zimmer ausziehen, weil nun bald das Baby kommt, und möglichst jetzt dringend, damit sie es nicht zu sehr mit dem Baby in Zusammenhang bringt. Aktueller Stand: Ich schlafe in Mottes Zimmer im Gästebett und Motte schläft (da ja ihr Bett schon oben in ihrem Zimmer steht) in meinem Bett, also bei Papa im Doppelbett im Elternschlafzimmer... hat toll geklappt, ne? #top


    ...aber das ist wieder ein anderes Thema!


    Liebe Grüße Euch allen,


    Mottenkugel mit Minimotte inside (34. SSW)

  • Oh wow, wie furchtbar!
    Du brauchst dir absolut keine Vorwürfe machen, sofern du ein Mensch und kein Halbgott oder sowas bist.


    Ich möchte dir nur einen Rat dalassen, FALLS du nochmal in eine solche Situation kommst - was ich ja nicht glaube.
    Also: Hast du keinen Buggy dabei, dann schau, dass du einen weichen Schal dabei hast. Der passt auch gut in die Wickeltasche.
    Hast du jetzt ein müdes, zorniges, hungriges oder ein sonst irgendwie sich nicht so optimal fühlendes Kind zu transportieren, dann führe den Schal vor der Brust unter den Armen durch und überkreuze ihn am Rücken. Hinten hast du dann das ganze Kind gut in der Hand, indem du einfach fest in die Überkreuzung fasst.
    Das Kind braucht das eigene Gewicht nicht mehr tragen, ohne die Arme zu verrenken, es kann nicht weg, hat aber (hoffentlich) Spass dabei und du hast es gut im Griff, ohne dass es schwer wird.
    Ich habe ein halbes Jahr so verbracht... Und bei Pfützen und Hundek... einfach ein kleiner Ruck nach oben und Kind schwebt da drüber...



    Alles Liebe!

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

  • Oje baut lieber das Bett an, anstatt eure Motte raus zu werfen. Das wird sie unter Umständen nicht gut verkraften. Baby darf bei euch sein, und sie plötzlich nicht?! Oje!


    wegen den Aussetzern ... Bei uns hilft wenn wir unterwegs sind manchmal singen. Oder ganz absurde Dinge entdecken. Guck mal, da oben im Baum sitzt ein Fisch! Oder in Erinnerungen schwelgen. Hauptsache es bringt das Kind erst mal kurz aus dem Konzept.
    Geht natürlich nur, wenn wenigstens ein wenig zugehört wird.
    Ansonsten kann helfen, Schlüssel Worte zu benutzen. Gummibärchen. Schokolade. Baden. Wassereis. Wenn man erst mal die Aufmerksamkeit hat, ist das ein Anfang.

  • Solche Situationen kenne ich auch ausreichlich... und ich fürchte mich schon etwas, wenn die Zwillinge in das Alter kommen! #kreischen


    Was mir noch eingefallen ist: ich hab mir beim ersten auch eine stylische Wickeltasche gekauft, fand die aber nach und nach immer unpraktischer, schwer und unhandlicher.
    Jetzt verstaue ich alles in einem Rucksack. Damit's übersichtlicher wird, hab ich kleine, dünne Stofftaschen - eine für's Wickelzeugs, eine für's Essen, ganz unten eine mit der Wechselwäsche, ev. eine für Geldtasche, Schlüssel & co. So Sachen wie Wickelunterlage nehme ich auch nicht mehr mit - eine viel leichtere und klein zusammenlegbare Stoffwindel tut's genauso.
    Das ist viel bequemer für mich zu tragen und kann aber - eventuell mit etwas Geschick - genauso am Kinderwagen angehängt werden.


    Alexy: den Tipp mit dem Schal muss ich mir eindeutig merken!

  • Ich würde die Maus auch nicht aus dem Zimmer werfen. Selbst in kleinen Schlafzimmern gibts da fast immer eine Möglichkeit, wenn man alle anderen Möbel rausstellt. Also lieber 1-2 Babybalkone anbauen, je nachdem was geht, aber sonst werden eure Nächte ja noch unruhiger, wenn du dann für die Kleine nachts aufstehen musst. Mein kleinerer Sohn ist mit 3 Jahren ausgezogen, aber das war noch fast zu früh und wir mussten dann nachts aufstehen (es bot sich aber gerade so super an, weil wir umgezogen waren und die Jungs so gemeinsam ausziehen konnten).
    Mit anstehendem Neugeborenen würde ich das lieber so einfach wie möglich gestalten.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)