Wie kann ich meinem Kind die Trennung vermitteln (3 Jahre)

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  • Hallo an alle!


    Mein Freund und ich haben bzw. werden uns trennen. Nach einem längeren zermürbenden Gespräch wurde der Entschluss gefasst.
    Die räumliche Trennung kann leider erst Anfng nächsten Jahres vollzogen werden.


    Unser gemeinsamer Sohn ist nun 3 1/4. Wir müssen ihm jetzt irgenwie schonend vermitteln, dass Papa auszieht.
    Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander.


    War jemand schon in so einer Situation? Wie vermittelt man das am besten Kindgerecht und zu welchem Zeitpunkt ist es am besten?


    Danke schon mal für die Antworten

  • Liebe ZwölfElf,


    zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass Du im Experten-Forum nicht so viele Antworten von anderen Userinnen erhalten wirst. Solltest Du Dir diesbezüglich einen breitgefächerten Austausch wünschen, dann würde ich Dir empfehlen, Dein Anliegen auch noch einmal in einem anderen Unterforum zu posten. :)




    Eine Trennung ist für Kinder leider immer ein sehr einschneidendes und drastisches Erlebnis.
    Gerade für jüngere Kinder stellen die Eltern die Fundamente ihrer kompletten Welt dar, und es verunsichert und verängstigt sie oft tief, wenn ein Elternteil aus diesem Fundament herausgelöst wird.


    Für das Kind ist es kaum möglich, eine Meta-Ebene einzunehmen: Warum und wieso es zur Trennung kam, ist ihm, je jünger es ist, schwer zu vermitteln. Daher ist es in der Regel auch nicht möglich, ihm die mit einer Trennung oftmals auftauchenden Ängste „wegzuerklären“.


    Dazu gehört zum Beispiel die Angst, nicht nur den einen Elternteil, sondern auch noch den anderen zu verlieren. Wenn die bisher gesetzte Größe – die Eltern sind immer für mich da – ins Wanken geraten ist, gerät auch das Vertrauen, dass Mama und Papa sich zuverlässig um das Kind kümmern, zunächst einmal ins Wanken.
    Es kommt entsprechend nicht selten vor, dass Kinder dieser Sorge mit übermäßiger Kontrolle und Klammern, aber auch mit Wut und Aggression entgegenzutreten versuchen.
    Seltener kann der Fall eintreten, dass Kinder einem oder sogar beiden Elternteilen gegenüber „dicht“ machen; aus einem Selbstschutz heraus, der durch das Negieren ihrer Ängste und Bedürfnisse zunächst einmal für eine – scheinbare – Sicherheit sorgt.


    Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, eigene emotionale Ausbrüche und Unsicherheiten nicht vor dem Kind herauszulassen. Sätze wie „Mich macht das alles wahnsinnig!“, „Ich halte das alles nicht mehr aus!“ oder ähnliches in dieser Richtung, können (und sollten) bei Freundinnen oder Verwandten (oder auch beim Noch-Partner, je nachdem, wie eure Beziehung derzeit ist) herausgelassen werden, nicht jedoch dem Kind gegenüber.
    Bitte achtet auch darauf, euch nicht gegenseitig vor dem Kind abzuwerten oder schlecht zu machen.


    Wenn einer von euch das Gefühl hat, aufgrund der Trennung und der allgemeinen äußeren Umstände psychisch und/oder körperlich an seine Grenzen zu kommen, dann wäre es wichtig, sich in dieser Hinsicht möglichst schnell um Hilfe zu kümmern.
    Auch eine Therapie oder Gespräche mit Fachleuten und Beratungsstellen können da weiterhelfen.


    So schwer es fällt, aber je ruhiger und gefasster ihr beide eurem Kind gegenüber auftreten könnt, desto mehr gebt ihr ihm Stück für Stück die Sicherheit zurück, dass sein Leben durch eure Trennung nicht zwangsläufig komplett aus den Fugen geraten muss.


    Ein weiteres Problem gerade bei jüngeren Kindern ist, dass sie die Ursache für die Trennung bei sich selbst bzw. in ihrem Verhalten suchen:
    „Weil ich immer dies oder jenes getan bzw. gesagt habe, kann Papa es nicht mehr aushalten“ oder „Nur wegen mir haben sie so oft gestritten“ – ein Kind wird seine Zweifel in dieser Hinsicht nicht unbedingt ausdrücken können oder wollen. Es ist aber wichtig, sich dies bewusst zu machen, damit in all dem Stress und dem emotionalen Wirrwarr, der oft mit einer Trennung einhergeht, euch Eltern nicht Sätze herausrutschen, die bei dem Kind zu einer Bestärkung dieser Selbstzweifel führen.
    Dazu gehören Äußerungen wie beispielsweise: „Musst Du jetzt AUCH noch dies und das tun?“, „Ist nicht alles schon schwierig genug, auch ohne dass du....“ oder „Du machst alles nur noch schlimmer!“


    Ich denke, diese beiden Punkte sind besonders wichtig, wenn ihr euch daran macht, eurem Sohn die zukünftige Trennung mitzuteilen. Und das solltet ihr möglichst bald tun.
    Auch ein jüngeres Kind benötigt Zeit, um sich darauf einzustellen.
    Es wird oft argumentiert, dass ein so kleines Kind mit dem Konzept „Trennung“ noch gar nichts anzufangen weiß und nur verunsichert werden würde; besser wäre es, ihm erst kurz zuvor (oder sogar bereits nach dem Auszug eines Elternteils) von der Trennung zu berichten.
    Ich glaube, das ist falsch.
    Wie bereits oben erwähnt wird euer Sohn zwar tatsächlich kaum in der Lage sein, das Warum zu erfassen, wenn ihr euch ihm aber gemeinsam zuwendet und ihm erzählt, dass der Papa sich bald eine andere Wohnung suchen wird, dann wird diese Information sehr sicher etwas bei ihm auslösen.
    Ich halte es für wichtig, dass er für seine Emotionen, die mit dieser Info einhergehen, sowohl unmittelbar als auch in den nächsten Wochen euch BEIDE als Ansprechpartner hat.


    Ich würde beim ersten Gespräch versuchen, ihn nicht mit Informationen zu überfrachten.
    „Wir wollen Dir sagen, dass der Papa sich bald eine andere Wohnung suchen wird, weil wir nicht mehr zusammen wohnen wollen. Wir wissen, dass dich das traurig macht, und dass du das nicht willst, aber wir versprechen dir, dass wir dich beide lieb haben, und dass wir beide immer für dich da sein werden! Es ist nicht deine Schuld, und wir sind trotzdem für immer und ewig dein Papa und deine Mama.“
    In eurem Wortlaut natürlich.
    Und dann erst einmal abwarten, welche Fragen und Bedürfnisse von Seiten des Kindes sofort oder im Laufe der nächsten Tage aufkommen werden.
    Sucht dieses Gespräch mit eurem Sohn gemeinsam und stellt sicher, dass genügend Zeit vorhanden ist, um seine sich eventuell unmittelbar zeigenden Bedürfnisse auffangen zu können.
    Ganz besonders wichtig ist es, gerade in den ersten Wochen, wirklich gut zu planen und zu organisieren, um den Kind zu vermitteln, dass ihr tatsächlich beide weiterhin für es da sein werdet.
    Wenn also beispielsweise abgesprochen ist, dass an einem bestimmten Tag euer Sohn gemeinsam mit dem Papa etwas unternimmt, dann sollte schon viel passieren müssen, um diese Verabredung sausen zu lassen.


    Versucht, eine gewisse Selbstverständlichkeit in die Tatsache zu legen, dass ihr euch trennen werdet, macht kein Tabu-Thema daraus, aus der Angst heraus, Schmerz bei eurem Kind auszulösen.
    Wenn Dein Mann eine neue Wohnung gefunden hat, dann wäre es zum Beispiel gut, wenn ihr euch die Wohnung alle zusammen anschauen würdet.
    Gerade für ein jüngeres Kind wird nur so der Fakt der Trennung mit der Zeit klarer und greifbarer.
    Da wird der Papa also zukünftig schlafen, hier werde ich meine Spielsachen haben, auf diesem Weg kann ich Papa besuchen – lauter kleine...

  • ...Puzzlestückchen, die im Laufe der Zeit ein immer stabileres großes Gesamtbild ergeben werden.


    Macht euch aber klar, dass, ganz egal, wie ruhig und liebevoll ihr das rüberbringen mögt, euer Sohn diese Trennung natürlich nicht will.
    Ich weiß, dass man sich immer wünscht, man könnte Kummer und Angst vom Kinde fernhalten, aber in diesem Fall hat das Kind das absolute Recht darauf, Kummer und Angst ob seiner zukünftigen Situation zu empfinden.
    Versucht nicht, ihm das „wegzureden“. Wenn er traurig oder wütend ist, unsicher oder ängstlich, dann gebt ihm die Sicherheit, dass diese Gefühle angemessen und wichtig sind.
    Auch ihr als Eltern müsst das aushalten lernen. Oft ist es so, dass man sich unbewusst auch selbst schützen möchte, indem man das Kind drängt, allzu schnell über bestimmte Emotionen hinwegzueilen. Man vermittelt dem Kind dadurch allerdings nur, dass es seinen eigenen Gefühlen nicht trauen kann, was die Situation für das Kind verständlicherweise nicht einfacher macht.


    Ich sage das nicht, um euch zu entmutigen.
    Ich möchte euch aber darauf vorbereiten, dass ganz egal, wie gut ihr hinsichtlich eurer Trennung mit eurem Kind umgehen werdet, mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem intensive Phasen von Schmerz, Unsicherheit und Wut erleben werdet.


    Bis die Trennung der Eltern für das Kind einigermaßen gut verpackt und verarbeitet ist, kann so einiges an Zeit ins Land gehen.
    Je nachdem, wie intensiv der Kontakt des Kindes zum nun abwesenden Elternteil war, je nach Temperament und Konstitution des Kindes und auch je nachdem, ob es im weiteren zeitlichen Verlauf noch mehr schwierige Situationen zu verarbeiten hat, kann es durchaus einige Jahre dauern, in denen ihr im Hinterkopf behalten solltet, dass euer Kind eure Unterstützung immer noch ganz besonders benötigt.


    Ich wünsche euch alles Gute!