Lösungsansätze

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  • Hallo,
    da rabeneltern.org mich hat aufatmen lassen, endlich eine Informationsseite die mit mir kompatibel ist, suche ich hier im Forum nach Hilfe. Meine Familiensituation ist folgende: Ich und mein Freund sind sehr jung Eltern geworden, der Krümel ist nun knapp 13 Monate alt. Ich bin mit vielen guten Vorsätzen und hohen Ansprüchen an mich selbst sowie an seinen Vater in die Sache geschlittert, obwohl ich mir vorgenommen hatte, keine Erwartungen an ihn zu haben. Unsere Beziehung leidet stark darunter und im Wechselspiel natürlich auch das Kind. Meine persönliche Probleme sind das Setzen von Grenzen und der konstruktive Umgang mit Konflikten. Ich leiste so viel wie möglich bis mein Körper nicht mehr kann und versuche Ausgleich zu schaffen, wo ich Mangel sehe. Leider nutze ich automatisch emotionale Erpressung, wenn ich nicht mehr weiter weiß.
    Nun, wie man sieht, kann ich meinen eigenen Vorsätze nicht halten.
    Ich weiß, dass ich meinem Kind nichts mitgeben kann, was ich selbst nicht lebe. Habt ihr Ideen, wie ich mein Verhalten langsam umkrempeln kann?
    Es läuft derzeit auf getrennte Wohnungen hinaus. Dadurch schaffe ich mir natürlich eine noch belastendere Situation. Allerdings hoffe ich, dass die Beziehung heilen kann.


    Ich wünsche einen guten Rutsch. Vielleicht findet ja trotzdem jemand Zeit zu antworten.

  • Liebe Lyonis,


    zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass Du im Experten-Forum nicht so viele Antworten von anderen Userinnen erhalten wirst. Solltest Du Dir diesbezüglich einen breitgefächerten Austausch wünschen, dann würde ich Dir empfehlen, Dein Anliegen auch noch einmal in einem anderen Unterforum zu posten. :)





    Das erste Kind stellt jede Beziehung vor neue Herausforderungen. Ganz egal, wie gut man sich darauf vorbereitet hat und wie hilfreich die nähere Umgebung ist – je nach Temperament von Kind und Eltern kommen sehr viele Väter und Mütter an ihre persönlichen Grenzen.
    Ich weiß nicht, wie fordernd euer Sohn ist, und ich weiß ebenfalls nicht, wie viel Unterstützung Du von außerhalb Deiner kleinen Familie erhalten kannst, aber je mehr unmittelbare Aufmerksamkeit Dein Kind fordert und je weniger Du die Verantwortung für ihn auch einmal in andere Hände legen kannst oder anderweitige Hilfe erhältst, desto anstrengender wird die Situation natürlich für Dich.


    Du schreibst, dass ihr sehr jung Eltern geworden seid, und dass eure Beziehung darunter, bzw. unter Deinen Erwartungen und Vorsätzen, die Du an Dich selbst und an Deinen Freund richtest, leidet.
    Worunter genau?
    Fehlt es an Unterstützung, gibt es finanzielle Probleme, befindet ihr euch beruflich noch in den Startlöchern? Oder sind Lebenserwartungen und Träume durch die Geburt eures Kindes in euren Augen drastisch beschnitten worden?
    Je nachdem, in welchen Bereichen es hakt, könnte eine Lösung für eure Situation natürlich anders ausfallen.


    Ich stutze aber, wenn Du schreibst, dass Du versuchst, einen “Ausgleich zu schaffen, wo Du einen Mangel siehst”, und das so lange, “bis Dein Körper nicht mehr kann”.
    Für mich liest sich das, als habest Du eine Verantwortung für die gesamte Familie übernommen, die Du so nur schwer alleine tragen kannst.
    Fühlst Du Dich schuldig, hast Du das Gefühl, Du müsstest Deinen Freund “schonen” oder ihm eine Art Wiedergutmachung bieten?


    Ihr seid jung Eltern geworden, aber ihr seid beide jung Eltern geworden.
    Ich kenne jetzt natürlich nicht die Sicht Deines Freundes auf die Situation.
    Denkst Du, dass auch er so viel in eure Familie hineingibt, wie es ihm möglich ist? Oder besteht in Deinen Augen ein Ungleichgewicht, bist Deinem Gefühl nach Du diejenige, die versucht, alles am Laufen zu halten, während Dein Freund sich eher aus der Situation herauszieht?


    Ich halte es für wichtig, euch zu diesem Punkt auszutauschen – auch, wenn Deine Wahrnehmung gar nicht unbedingt der Realität entsprechen sollte, und Dein Freund anderes berichten würde. Genau genommen ware es sogar gerade dann wichtig, da das Gefühl, immer derjenige zu sein, der gibt und gibt und gibt, während der andere sich zurücknimmt, sehr zersetzend ist, und dies um so mehr, wenn gleich beide dieses Gefühl haben.
    Wenn Du das Gefühl hast, dass ihr zu zweit zu keinem Ergebnis kommt, dann holt euch Hilfe, am besten in Form eines möglichst neutralen Moderators (Familienberatung, Elternberatung oder ähnliches).


    Nachdem Du schreibst, dass es Dir schwer fällt Grenzen zu setzen, wird dieser Punkt für Dich vermutlich eine besondere Herausforderung darstellen.
    Deine Zeilen lesen sich, als sei Dir durchaus bewusst, dass es für Dich und auch für eure Beziehung auf Dauer nicht von Vorteil ist, wenn Du immer wieder über Deine Grenzen hinausgehst. Nicht nur, dass Du Dich psychisch und physisch immer mehr verausgabst; auch was die gegenseitige Rücksichtnahme und was die Achtung und den Respekt betrifft, wird eure Beziehung dadurch immer weiter ausgehöhlt. Du nimmst es Deinem Freund mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo doch übel, dass er Deine schwachen Versuche eine Grenze zu setzen ignoriert, er wiederum ist auf Dauer nicht mehr in der Lage zu erkennen, wo Deine Grenzen verlaufen, was im schlimmsten Fall auf seiner Seite zu einer Art überforderten und auch ratlosen Gleichgültigkeit führen kann.


    Und um noch einmal auf diesen Satz zurückzukommen:
    “Ich bin mit vielen guten Vorsätzen und hohen Ansprüchen an mich selbst sowie an seinen Vater in die Sache geschlittert, obwohl ich mir vorgenommen hatte, keine Erwartungen an ihn zu haben.”


    Das beißt sich. Auch das weißt Du vermutlich, und es ist sicher lohnend, da noch einmal genau hinzuschauen.
    Welche Deiner Erwartungen und Vorsätze sind für Dich unabdingbar wichtig? Welche nicht?
    Wo kannst Du Druck rausnehmen, wo für Entlastung sorgen?
    Auch wenn Du darüber sicher mit Deinem Freund sprechen kannst und irgendwann auch solltest – im Vorfeld kannst Du diesen Punkt auch allein “entrümpeln” und für Dich zu der notwendigen Basis kommen.
    Es kann übrigens hilfreich sein, dies schriftlich zu tun. Auf der einen Seite hilft es beim Sortieren, auf der anderen Seite gerät man weniger in die Gefahr, immer wieder um diesselben Punkte zu kreiseln.


    Für weitere Gedanken würde ich mehr Informationen benötigen. Wenn Du magst, kannst Du Dich hier oder per PN noch etwas näher zu eurer Situation äußern.
    Trotzdem hoffe ich, dass Du Dir auch bis zu diesem Punkt etwas aus meiner Antwort herausziehen konntest.
    Ich wünsche euch alles Gute!