Ich möchte mein Erlebnis hier mal teilen, falls es noch jemandem geht, wie es mir ging.
Ich habe mein Studium gerade beendet, mittelmäßig, irgendwie weit unter dem, was ich leisten könnte, aber das beste Ergebnis, das ich mit all meinen lähmenden Ängsten irgendwie hingekriegt habe. Danach gab es unglaublich viel zu tun, und mir fehlte für alles ungefähr die Energie. Ich steckte so fest in einem fiesen Loch, mit undefinierbarer Panik, wusste nicht recht, was los war und fühlte mich mit jedem Tag, der verging, mehr wie ein kompletter Totalversager.
Erste Kontakte mit dem Jobcenter waren sehr... mh, mutnehmend.
Dann eine Termineinladung in ein anderes Jobcenter, ganz andere Sachbearbeiterin, und ich dachte huch, was denn nun schon wieder
Bis ich da dann ankam und die Sachbearbeiterin mir mitteilte, dass ich jetzt bei ihr bin (JobOffensive heißt das, ganz abschreckender Name für mich ;), und die kümmern sich (elitärer Kackmist) um Akademiker), und dass sie mich dort tatsächlich nicht nur als Menschen wahrnehmen, sondern mich auch ebenso unterstützen. Die Einzelheiten (z.B. Rücksicht aufs Kind trotz offiziellem 45-Stunden Kita-Platz, der in der Realität aber nicht voll genutzt wird/werden kann) fand ich insbesondere nach den Vorerfahrungen ganz unglaublich, das ist der Jobcenterhimmel.
Und irgendwie hat diese Frau es mit wenigen Worten geschafft, dass ich da rausging und ungefähr 700kg Last von mir gefallen war. Ich bin ein Mensch, und ich bin etwas wert, und das glauben nicht nur ich, mein Mann und meine Familie, sondern auch sie. Der Arbeitsmarkt ist keine gruselige Bestie, und es gibt einfach keinen, keinen Grund, warum es dort keinen Platz für mich gibt, der uns nicht nur ernährt, sondern auch nicht jeden Tag die Hölle ist. Himmelherrgott hab ich Glück, dass ich das Studium beendet habe! Und dass ich dort gelandet bin!
Ich hab erst da nach dem Termin realisiert, was eigentlich diese undefinierbare Panik war, und dass diese Panik wirklich nicht der Situation angemessen ist.
Ich krieg jetzt ein Coaching (einzeln, nicht in der Gruppe mit unmotivierten und willkürlichen Leitern, wie das z.B. mein Mann mal erlebt hatte), sie hat mir Tipps für Initiativbewerbungen an Stellen, die mich interessieren / wo ich hinwill, gegeben, ich kriege langsam meine Energie zurück, schaffe auch Sachen und könnte mehrmals am Tag vor Erleichterung heulen.
Ich glaube, dass es einen Platz für mich gibt. Und dass dieser Platz von mir profitieren wird und ich von ihm.
Trotz Langzeitstudium (9 Jahre) und sonst-nix-auf-die-Reihe-kriegen. Trotz dem Rest an Panik, der da noch festsitzt, aber mich nicht mehr bewegungsunfähig in seinen Klauen hat. Ich frag mich auch nicht mehr, wie andere das hinkriegen mit Job und Kind und Haushalt, und denke nicht mehr, dass das für mich völlig unmöglich ist, wenn das ja ohne Job schon nicht funktioniert für mich. Es ist möglich, und es ist viel, viel, viel wahrscheinlicher, dass ich ohne die Panik einfach mehr geschafft bekomme, insgesamt.
Es geht. Und es muss nicht scheiße sein.
Ich wünsche allen Zweiflern genau so ein Erlebnis. Und Mut, Kraft und Freude, Selbstwert und das Gefühl, dass da ein Platz ist. Dann rückt er nämlich auch direkt viel näher, weil man nämlich etwas dafür tun kann.