Positives Jobcenter-Erlebnis

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich möchte mein Erlebnis hier mal teilen, falls es noch jemandem geht, wie es mir ging.


    Ich habe mein Studium gerade beendet, mittelmäßig, irgendwie weit unter dem, was ich leisten könnte, aber das beste Ergebnis, das ich mit all meinen lähmenden Ängsten irgendwie hingekriegt habe. Danach gab es unglaublich viel zu tun, und mir fehlte für alles ungefähr die Energie. Ich steckte so fest in einem fiesen Loch, mit undefinierbarer Panik, wusste nicht recht, was los war und fühlte mich mit jedem Tag, der verging, mehr wie ein kompletter Totalversager.


    Erste Kontakte mit dem Jobcenter waren sehr... mh, mutnehmend.
    Dann eine Termineinladung in ein anderes Jobcenter, ganz andere Sachbearbeiterin, und ich dachte huch, was denn nun schon wieder #kreischen
    Bis ich da dann ankam und die Sachbearbeiterin mir mitteilte, dass ich jetzt bei ihr bin (JobOffensive heißt das, ganz abschreckender Name für mich ;), und die kümmern sich (elitärer Kackmist) um Akademiker), und dass sie mich dort tatsächlich nicht nur als Menschen wahrnehmen, sondern mich auch ebenso unterstützen. Die Einzelheiten (z.B. Rücksicht aufs Kind trotz offiziellem 45-Stunden Kita-Platz, der in der Realität aber nicht voll genutzt wird/werden kann) fand ich insbesondere nach den Vorerfahrungen ganz unglaublich, das ist der Jobcenterhimmel.
    Und irgendwie hat diese Frau es mit wenigen Worten geschafft, dass ich da rausging und ungefähr 700kg Last von mir gefallen war. Ich bin ein Mensch, und ich bin etwas wert, und das glauben nicht nur ich, mein Mann und meine Familie, sondern auch sie. Der Arbeitsmarkt ist keine gruselige Bestie, und es gibt einfach keinen, keinen Grund, warum es dort keinen Platz für mich gibt, der uns nicht nur ernährt, sondern auch nicht jeden Tag die Hölle ist. Himmelherrgott hab ich Glück, dass ich das Studium beendet habe! Und dass ich dort gelandet bin!
    Ich hab erst da nach dem Termin realisiert, was eigentlich diese undefinierbare Panik war, und dass diese Panik wirklich nicht der Situation angemessen ist.


    Ich krieg jetzt ein Coaching (einzeln, nicht in der Gruppe mit unmotivierten und willkürlichen Leitern, wie das z.B. mein Mann mal erlebt hatte), sie hat mir Tipps für Initiativbewerbungen an Stellen, die mich interessieren / wo ich hinwill, gegeben, ich kriege langsam meine Energie zurück, schaffe auch Sachen und könnte mehrmals am Tag vor Erleichterung heulen.
    Ich glaube, dass es einen Platz für mich gibt. Und dass dieser Platz von mir profitieren wird und ich von ihm.
    Trotz Langzeitstudium (9 Jahre) und sonst-nix-auf-die-Reihe-kriegen. Trotz dem Rest an Panik, der da noch festsitzt, aber mich nicht mehr bewegungsunfähig in seinen Klauen hat. Ich frag mich auch nicht mehr, wie andere das hinkriegen mit Job und Kind und Haushalt, und denke nicht mehr, dass das für mich völlig unmöglich ist, wenn das ja ohne Job schon nicht funktioniert für mich. Es ist möglich, und es ist viel, viel, viel wahrscheinlicher, dass ich ohne die Panik einfach mehr geschafft bekomme, insgesamt.


    Es geht. Und es muss nicht scheiße sein.


    Ich wünsche allen Zweiflern genau so ein Erlebnis. Und Mut, Kraft und Freude, Selbstwert und das Gefühl, dass da ein Platz ist. Dann rückt er nämlich auch direkt viel näher, weil man nämlich etwas dafür tun kann. #sonne

  • Das hört sich richtig toll an! Glückwunsch!

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Danke für deinen Bericht - das Ganze steht mir ja auch demnächst (also hoffentlich in zwei Jahren spätestens) bevor und ich kann nur hoffen, dass ich auch an so einen netten Jobcentermenschen gerate. Gut zu wissen, dass es sie da draußen gibt ;) Ich drücke die Daumen für deine Stellensuche! (Hast du eigentlich nen Bachelor oder den Master?)

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Bis ich da dann ankam und die Sachbearbeiterin mir mitteilte, dass ich jetzt bei ihr bin (JobOffensive heißt das, ganz abschreckender Name für mich ;), und die kümmern sich (elitärer Kackmist) um Akademiker),


    Das ist kein "elitärer Kackmist" sondern sehr sinnvoll. Der Arbeitsmarkt ist ein ganz anderer. In AA wo die Leute nur alphabetisch aufgeteilt sind und der Sachbearbeiter sich vielleicht gut mit Handwerkern auskennt, nicht aber z.B. mit Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler, kann das richtig miese Konsequenzen haben. Da wird Wissenschaftlern, die mit dem Ehepartner aus dem Ausland wieder nach D gekommen sind, verboten, zu Fachtagungen (dort, wo man Kontakte knüpft, um einen Job zu finden) zu fahren und wenn sie es doch tun, werden ihnen sämtliche Gelder - incl. Krankenkasse - gestrichen.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist kein "elitärer Kackmist" sondern sehr sinnvoll. Der Arbeitsmarkt ist ein ganz anderer. In AA wo die Leute nur alphabetisch aufgeteilt sind und der Sachbearbeiter sich vielleicht gut mit Handwerkern auskennt, nicht aber z.B. mit Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler, kann das richtig miese Konsequenzen haben. Da wird Wissenschaftlern, die mit dem Ehepartner aus dem Ausland wieder nach D gekommen sind, verboten, zu Fachtagungen (dort, wo man Kontakte knüpft, um einen Job zu finden) zu fahren und wenn sie es doch tun, werden ihnen sämtliche Gelder - incl. Krankenkasse - gestrichen.

    Oder wenn man wie ich in der "Abteilung für hoffnungslose Fälle" (kein Witz, so hat ein anderer Mitarbeiter meiner Studienkollegin das gesagt) landet - und die bemühte und nette Sachbearbeiterin nur sagen kann, dass sie meine Bewerbung tiptop findet...
    Und frau dann zum Kurs "wie werde ich ein guter Arbeitsloser" antraben darf, wo unser Tisch für die Gruppenarbeit wild gemixt aus einer Coiffeuse, einem Manager einer Bank, einer Gärtnerin, einer Biologin, einer Sachbearbeiterin Buchhaltung etc... bestand - irgendwie fanden wir uns zwar durchaus nett, aber unsere Probleme waren halt schon sehr unterschiedlich...


    Daher finde ich auch, dass sich ausnahmsweise mal ein "elitärer Kackmist" lohnen kann.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Danke #blume


    bärin, ich hab deinen Faden auch mit Interesse und Anteilnahme gelesen, wusste aber nix Gescheites/Hilfreiches zu sagen #pfeif
    Außer - wenn ich glaube, dass ich einen Job finden kann, dann gilt das für dich ungefähr dreimal :D


    Das ist noch Magister... #schäm


    Katrin, jaein... klar ist das sinnvoll, absolut, ich bezog mich da mehr drauf, dass das doch eigentlich auch für Handwerker, um bei dem Beispiel zu bleiben, gelten sollte - also, dass sie sinnvoll gefördert werden, statt zweimal hintereinander dazu verdonnert zu werden, den Gabelstaplerschein zu machen oder z.B. als Elektriker Landschaftsgärtnerjobs angetragen zu bekommen. Ich kenn da mehrere Menschen, die u.a. tatsächlich genau diese Erfahrungen machen durften. Versteh ich bis heute nicht, warum man mit vorhandenem Gabelstaplerschein noch einen (gleichen Inhalts, zeitnah zum ersten) machen sollte, unter Androhung von Sanktionen bei Weigerung.
    Wenn ich von einer Sachbearbeiterin höre "Nein, auf körperliche Befähigung wird nur marginal oder auf Arztbescheinigung hin Rücksicht genommen, wenn Sie ein Jobangebot auf eine Stelle bekommen, für die Sie körperlich nicht geeignet sind, müssen Sie trotzdem erstmal hin - wir können hier keine Ausnahmen machen", find ich das einfach ebenso unsinnig wie das von dir geschilderte.


    Also, ich bin ganz froh und dankbar gerade (und WIE! :)), und der "elitäre Kackmist" bezog sich darauf, dass ich eben diese Sinnhaftigkeit, die dieser Maßnahme anhaftet, dann vermisse, wenn wie in Talpas Beispiel alle zusammengeschmissen werden. Denn auch unter nicht-Akademikern gibt es ja große Unterschiede bzgl. der Einsatzbereiche.


    Öhm. Ist es nun verständlicher?

    • Offizieller Beitrag

    Das ist bei uns wohl deutlich anders - hier wurde allen mir bekannten Handwerkern deutlich schneller und vor allem kompetenter geholfen - was ich ja auch durchaus verstehe, es gibt mehr Malerinnen als Archäologinnen...


    Allerdings muss man wohl sagen, dass eine Sachbearbeiterin hierzulande nur die Hälfte oder noch weniger der Fälle einer deutschen Sachbearbeiterin hat - das macht schon sehr viel aus in Sachen individuelle Betreuung.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Talpa :D Ich hasse den Idioten, der mich damals auf dem RAV betreute noch heute leidenschaftlich. Keine Ahnung von was der eine Ahnung hatte, evtl. vom Giessen von Grünpflanzen. Ich bekam auch eine Massnahme zugeteilt und die erste Bemerkung der Kursleiterin war, dass ich eine klassische Fehlbesetzung sei in diesem Kurs. 8o
    Meine Job habe ich nicht über das RAV bekommen, der wollte mich als Telefonistin in einem Callcenter unterbringen :D
    Soviel zu den Malerinnen.
    Hach...und er war es auch, der mir nach der Geburt ins KH (!!!) anrief um mir mitzuteilen, dass ich 8 Wochen lang kein Geld bekommen werde, wegen Arbeitsverbot. Was für ein Herzchen.

  • Jup, Talpa.
    Teilweise kommt es aber wirklich drauf an, wen man wo erwischt.
    Meiner vorherigen Sachbearbeiterin war es sehr wichtig, mir auf sachliche Ja/Nein-Fragen hin erstmal lang und breit zu erklären, dass man eben in keinem Bereich eine Ausnahme machen könne, dass ich hier Sozialleistungen beantrage (!!!!!!1elf) und überhaupt (oft dann auch ohne Antwort auf meine Frage ;)), dafür aber auch immer mal wieder ebenso lang und breit darauf hinzuweisen, dass ich hier mit meinen Fragen und so aber total allen Anderen die Zeit stehle. Dass sie nicht irgendwann mal ein "Schmarotzer!" fallen ließ, war alles. Gerade im Hinblick auf die Fallmenge finde ich das ziemlich widersprüchlich.


    Ich hab schon verstanden, wo die so herkam und was sie meinte (Geh mir bitte nicht auf den Keks, ordne dich ein, halt dich mal nicht für was Besseres und vor allen Dingen komm mir mit Worten nicht zu nah, ich möchte hier meinen Job machen!), war auch ok, aber es hilft m.E. halt nix, wenn man den Menschen vermittelt, dass sie keinen Wert haben, wenn sie nicht schon vorgestern nen Job gefunden haben.