Indonesien brennt - und wieso du daran Mitschuld trägst!

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  • Den dm Drogeriemarkt Gründer haben mal Reporter im Interview gefragt, warum er Palmöl Produkte verkauft, obwohl er ansonsten auf Umweltschutz schaut. Seine Antwort: "so lange die Leute ein Duschgel für 59ct wollen, muss ich das anbieten!"

    Das ist ein wichtiger Punkt. Es gibt auch für die Unternehmen einen großen Preisdruck, zumal nachhaltiges Palmöl auch nicht einfach so aus dem Nirgendwo kommt, sondern die Bauern müssen entsprechend ausgebildet werden, damit sie die verbesserten Praktiken auch anwenden können. Wer soll das bezahlen, die Bauern, die Unternehmen, der Staat? Wer soll regelmäßig monitoren, dass die Bauern die Techniken auch weiterhin anwenden, die Unternehmen? Ist alles nicht kostenlos. Als Konsument kann man nur die Zutatenliste der Produkte angucken und wo möglich, Produkte mit nachhaltigem Palmöl (oder zertifizierter Schokolade usw....ist ja nicht so, als ob Brandrodung nur bei Palmöl ein Problem wäre) verwenden. Das erhöht mittelfristig die Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl.


    Und, weil jemand sich darüber beschwert hat, welche Unternehmen im Forum nachhaltiges Palmöl beteiligt sind: Das sind genau die Firmen, die Zertifizierungsprogramme auf ihre eigenen Kosten, die den Bauern zugute kommen, durchführen. Es ist vielversprechender, etwas niedrigere Zertifizierungsstandards durchzusetzen, die von der Industrie unterstützt werden, als sehr anspruchsvolle wie bspw. FairTrade oder Rainforest Alliance- Letztere haben hohen Zertifizierungsaufwand für die Bauern (Kosten und Risiken für die Bauern!) und es gibt nur eine geringe Nachfrage seitens der Konsumenten.


    Die Anstrengungen, die gerade seitens der Unternehmen bspw. im Kakaobereich durchgeführt werden, mehr zertifizierten Kakao (UTZ-Standard) zu verwenden, liegen übrigens an der veränderten Konsumentennachfrage (und auch daran, dass die Nachfrage nach Kakao wachsen wird, weswegen die Unternehmen unter Druck stehen, ihr Angebot zu sichern).

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin gerade fasziniert davon, wie einem dieser Threadtitel ankeksen kann - bei mir kam das gar nicht so an.
    (Ich mein' ich bin ja auch schuld am CO2 Ausstoss meines Landes und ab und an tut es gut, einen Reminder zu bekommen)


    Es steht ja jeder weiterhin frei, ihrem Konsumverhalten nach Gusto und Ressourcen zu frönen.


    Meaow Duck - ich bin nicht grundsätzlich gegen zertifizierte Importgüter (der Luxusklasse) - nutze ich auch, wir versuchen zum Beispiel unseren Kaffeekonsum auf Max Havelaar zu beschränken.
    Aber so ganz auf der theoretischen Ebene frage ich mich, ob ich (!!!) überhaupt alle diese Produkte brauche oder anders rum gesagt, ob ich nicht lieber andere Entwicklungsprojekte unterstütze, im Inland wie im Ausland.
    Aber ich bin recht überzeugt, dass es bei der Frage gar kein "richtig" geben kann, nur ein "ein bisschen besser, aber Version x ist auch ein bisschen besser"


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich kritisiere es nicht, persönlich angesprochen zu werden, aber ich kritisiere die Art des Engagements über solch reißerische Titel, denn das schadet der Sache.


    Meow duck: Danke fürs erklären, diese Zertifizierungsgeschichte ist ja bei Kleidung ähnlich: die Otto Gruppe hat eigene Standards, die niedriger sind als Fairtrade, GOTS etc, aber zumindest haben sie welche im Gegensatz zu H&M, Kik, etc

  • Ich bin mir da nicht so sicher, Myrte - ob es der Sache wirklich schadet.
    Aus meiner Erfahrung haben "reisserische" Kampagnen manchmal durchaus ihre Berechtigung.
    Aber ich verstehe, was Du meinst.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    Ich denke, dass es der Sache schadet. Es ist doch bekannt, dass Menschen bei Schuldzuweisungen sofort dicht machen. Ich erlebe das in meinem Umfeld immer wieder im Bezug auf Asyldiskurse. Jeder Fingerzeig führt dazu, dass es nicht mehr um die Sache selbst geht, sondern um das abwehren der eigenen Mitschuld. Möglicherweise ist das bei reflektierten Menschen nicht immer so, aber ich behaupte, dass es bei sehr vielen der Fall ist.
    Deshalb finde ich den Titel auch schlecht gewählt, denn er führt- bei mir- aussederm dazu, dass ich ihn als so polemisch wahrnehme, dass ich einen inneren Widerstand habe den Beitrag ernst zu nehmen.
    Das Thema ist wichtig, keine Frage.

  • joar, für mich kann ich ganz klar sagen, welchen effekt dieser titel/ausgangsbeitrag hatte.


    -> das thema ist mir schon lange grob ein begriff.
    -> ich habe mich bislang BEWUSST nicht wirklich viel damit auseinandergesetzt.
    -> um in meinem alltag komplexität zu reduzieren, setze ich prioritäten; z.b. beim einkaufen. prio 1 = tierquälerei reduzieren, tiermord reduzieren.
    -> andere themen können sich "nach vorn arbeiten", wenn sie lange genug seriös auf mich einwirken; beispiel kleidung (befasse ich mich zunehmend mit/versuche ich zunehmend zu berücksichtigen), beispiel fairer handel (unterstütze ich zunehmend)
    -> das thema palmöl hatte ich bislang also eher auf pos. irgendwasdrölfzig einsortiert. unter "wenn ich mal zeit und ressourcen überhabe".
    -> mehr und mehr einwirkung HATTE es auch bei mir schon etwas nach vorn gebracht. das wäre auch sicher noch so weitergegangen.


    joar, diesen prozess hat nun der beitrag fürs erste gestoppt, auf die tour habe ich keinen bock und blende das jetzt bewusst und aktiv weiter nach hinten.



    klar WEIß ich, was ich für schaden anrichte durch meine schiere existenz hier!! co2-ausstoß, ressourcenverbrauch, schaden an natur und tieren, konsumschäden... wem hilft es, wenn ich mich da erst mal jeden tag rituell zerfleische? außer suizid kann ich eh nichts wirkungsvolles tun, um das spontan abzustellen.


    wesentlich nützlicher wäre es, EIN packende anzubieten. beitrag aus:


    a) headline, die aufmerksam macht, aber ohne direkt zu brandmarken und anzuklagen
    b) info generell darüber, dass die problematik besteht und zunehmend dringend wird
    c) info darüber, wo besonders häufig palmöl aus dubioser/schädlicher herkunft verwendet wird bzw. welche produkte überwiegend daraus bestehen
    d) hinweis darauf, wie man einzelne, häufig genutzte produkte möglichst unkompliziert und kurzfristig ohne großes verzichtsszenario und zu möglichst geringem aufpreis ersetzen kann
    e) angebot eines "5-punkte-plans" (1 = beim nächsten dm-einkauf statt waschmittel X möglichst XY mitnehmen, 2 = duschgel umstellen von produkt A auf produkt B, ... etc.)
    f) hinweis auch auf sinnvolle palmölwirtschaft bzw. den beitrag zu nutella, der oben gekommen ist.


    da hat man sensibilisierung, aufklärung, handlungsalternativen und perspektive. aber eben nicht dieses "du schadfaktor, geißel dich selbst und VERZICHTE MAL SCHÖN AUF ALLES".



    lg patrick


  • Meow duck: Danke fürs erklären, diese Zertifizierungsgeschichte ist ja bei Kleidung ähnlich: die Otto Gruppe hat eigene Standards, die niedriger sind als Fairtrade, GOTS etc, aber zumindest haben sie welche im Gegensatz zu H&M, Kik, etc

    Dann hast du die neue Greenwash-Kampagne von H&M noch nicht mitbekommen... Die haben jetzt Fairtradekleidung und Ökostrom... #augen

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • Hier kann ich unterschreiben.
    Ich finde den Titel übrigens auch ein wenig problematisch. Auch wenn er mich nicht so ankeckst wie manche andere hier, hat er doch dafür gesorgt, dass ich recht spät reingeschaut habe, obschon mir bei der erwähnung von Indonesien brennt klar war worum es geht, denn das palmölproblem besteht ja nun schon seit langem...


    Spät reingeschaut, weil ich dieses "Du bist schuld" so furchtbar demotivierend finde...ein "Du kannst was tun" klingt schon ganz anders...aber ...jeder wie er mag.


    Gruß Kiwi

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • Ich finde die Überschrift, sowie den Eingangspost äußerst ätzend.

    Geht mir ähnlich. Ich halte von solchen Formulierungen nichts.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

    age.png



    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Spät reingeschaut, weil ich dieses "Du bist schuld" so furchtbar demotivierend finde...ein "Du kannst was tun" klingt schon ganz anders...aber ...jeder wie er mag.


    Gruß Kiwi

    Ja, ging mir auch so. Den Leuten vor den Kopf stoßen heißt halt auch, nicht IN den Kopf vorzudringen.


    Wobei in den Nachrichten (ich glaube, auf Arte war es), auch explizit gesagt wurde, dass diese Rodungen ILLEGAL sind! Indonesien hat also schon mit Gesetzen reagiert und muss das nun noch durchsetzen (mit Waffengewalt vermutlich. Was die Raben wohl dann dazu sagen... Angebot und Nachfrage regelt nicht alles automatisch, das ist meiner Meinung nach wirtschaftsliberale Schönrederei...)-

    2 Mal editiert, zuletzt von Rhododendron ()

  • Ich schließe mich an. Die Threadüberschrift las ich schon gestern, mochte ihn aber nicht öffnen, weil mir die Worte so anklagend klingen. Vielleicht könnte man statt "Mitschuld" schreiben: "Mitverantwortung". Diesen Begriff akzeptiere ich ganz anders und fühle mich dann auch objektiver angesprochen.



    Nur nebenbei: Die von dir, Kiwi, verlinkte Seite kannte ich noch gar nicht näher (ist das jetzt eine große Wissenslücke? #schäm ). Da finden sich ja eine ganze Menge wertvoller Öko-Tips, auch zu anderen Bereichen!


    Hier ein paar interessante Alternativen zu einigen der beliebtesten Produkte mit Palmöl_


    http://www.utopia.de/galerie/p…palmoelfreie-alternativen


    Kiwi

  • Ich denke, dass es der Sache schadet. Es ist doch bekannt, dass Menschen bei Schuldzuweisungen sofort dicht machen.

    Kommt auf die Menschen an. Mich hat der Titel nicht so angekekst, aber ich hab ihn erst spät angeklickt. Bei einem Titel wie "Infos zu Palmöl - hilf mit es zu vermeiden!" hätte ich wohl eher draufgeklickt.

    @Wolf danke für den Link
    @merin ich komm die demnächst besuchen

    Wen besuchst Du?


    Son Mist: Jetzt hab ich das mit dem Nutella verstanden und steh an anderer Stelle auf dem Schlauch! :D

  • Wen besuchst Du?

    Dich! Aber nur virtuell (im Flohmarkt oder bei den Kreativraben).
    Ich habe nämlich mit Schrecken festgestellt, dass wirklich jede Bio-Seife Palmöl enthält. Das Bio-Duschgel vom Mann komischerweise nicht.
    Auch in Schokolade habe ich noch kein Palmöl gelesen (z.bsp. in meiner geliebten Ritter Sport).
    Hier die Inhaltsangaben:
    http://www.ritter-sport.de/de/produkte/detail/Voll-Nuss-00001?categoryIndex=1&categoryLabel=100g TAFELN&filter=nuttily
    Oder auch Die Gute BioSchokolade
    https://www.dm.de/alnatura-die…olade-p4104420134041.html

    Philomene mit Inga 11, Bosse 9 und Lasse, 6

  • Hab das schon oft festgestellt, dass in Produkten von Marken, die eigentlich für Nachhaltigkeit stehen, Palmöl in der Zutatenliste aufgeführt sind. zb in den Alnatura Honigwaffeln. Ok, wenns da nachhaltige Anbaumethoden gibt, dann werden die das wahrscheinlich verwenden. Aber woher weiß ichs. Manchmal ist sowas noch extra deklariert aber sehr selten.


    Bei den ganzen Zertifikaten, blick ich schönlangsam nicht mehr durch.


    Was mich auch sehr interessieren würde, vllt hat ja jemand von euch tiefere Einblicke. Die Ausbeutung der Schneider/innen im asiatischen Raum.
    Da lief jetzt neulich - hab ich mal beim Abends langeweilezappen gesehen - eine Sendung mit dieser "Coleen" oder wie sie heißt oder sich schreibt. Da fuhr sie mit 2 verwöhnten 1.Welt Pupsern hin, damit die mal so ein paar Tage sehen können, wie die Näherinnen dort leben...usw, den Rest kann man sich ja denken.
    Dass eigentlich so ziemlich alle Marken von H+M bis Adid.as etc dort für nen Spottpreis produzieren lassen würden.


    Woraufs mir jetzt ankommt: Fazit der Sendung war dann, es würde nichts bringen, diese Produkte nicht mehr zu kaufen, da das ja gerade die beginnende Industrialisierung dort ist und man somit die Chance zum wirtschaftlichen Wachstum und Aufschwung usw in diesen Regionen unterbinden würde. Vielmehr wäre es wichtig in den Unternehmen Druck zu machen, den Näher/innen mehr zu bezahlen und auch mit Gewerkschaften usw die Arbeitsbedingungen zu verbessern.


    Mich würde interessieren wie ihr das seht? (sorry wenn jetzt zu OT im Palmölthread, aber irgendwie sind wir ja bei Nachhaltigkeit eher allgemein gelandet, kommt mir vor)

  • In der neuen Schrot & Korn gibt es dazu einen Artikel, dass z. B. die nachhaltig anbauenden Palmbauern unter dem Palmöl = böse leiden. Soweit ich weiß, kann man sich die Zeitschrift auch kostenlos online angucken, ansonsten liegt sie kostenlos in Bioläden/Biosupermärkten aus.


    Hier der Link: http://schrotundkorn.de/lebenu…tragische-geschichte.html

    Einmal editiert, zuletzt von Rhododendron ()

  • Interessante Frage, @OrangeBelly.
    Die hat aber, denk ich, ihren eigenen Thread verdient. Dann würden evtl noch ein paar mehr UserInnen reinklicken, die sich jetzt möglicherweise von dem Palmöl-Thema distanzieren möchten.
    Ich hab gestern oder vorgestern im Radio nen Beitrag über die Arbeitsbedingungen in italienischen Gerbereien für Designer-Schuhe gehört. Grauenvoll.
    Das könnte auch mit in einen "Diskussionsthread zu Nachhaltigkeit und die Hintergründe"

  • Gibts den Thread schon? Ich hab jetzt nichts gesehen und schreibs mal hier:


    @OrangeBelly Ich kann dir für diese Frage die Doku "The true cost" empfehlen. Das war hier ein Tipp von hier. Die Doku ist allerdings nichts für schwache Nerven und es hat mich sehr sehr lange aufgewühlt.
    Dort wurde zu dem Thema folgendes gesagt: Sobald sich die Menschen dort gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen, haben sie mit immensen Repressionen zu rechnen. Es gibt zuviele arme Menschen, die Arbeit benötigen und für nichts unter katastrophalen Bedingungen schuften. Sollte sich mal ein breiter Widerstand gegen die Billiglöhne entwickeln machen die Firmen folgendes:
    Sie ziehen einfach weiter z.B. in ein afrikanisches Land. Also, ich halte die Begründung "kauft dort, es dient der Entwicklung" für Veräppelung und finde die Begründung nachvollziehbar.
    Generell glaube ich schon dass es helfen würde dort gesammelt nicht mehr einzukaufen. Enorme Umsatzeinbußen bringen die Firmen früher oder später zum Umdenken (Siehe Mc D und den Bio Burger.. Haha)

    Liebe Grüße,
    Saraid



    Faschismus ist keine Meinung, es ist ein Verbrechen.