Sagt mal, kann das sein?

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  • Ich kann weder an einem Lob als Belohnung noch an einem Lob als Bestätigung was schlechtes finden.


    Ja, ich bin sogar so fies, dass ich die Große manchmal mit voller Absicht besteche, um irgendwie den Tag oder auch nur die Busfahrt oder weiß der Geier was zu überleben. Wenn ich ein Eis in Aussicht stelle, ist das vorher völlig durchgeknallte Kind plötzlich hochkooperativ und schont dadurch meine und ihre Nerven. Da isse wieder, die extrinsische Motivation. Den kleinen kann man nicht bestechen, der ist da ganz anders. Über ein Lob freut er sich trotzdem. Wie ich im übrigen auch.


    Bei Fischleins Beispiel mit dem aufräumen würde ich mich freuen. Weil mein Mann weiß, wie schwer mir das fällt und ich daher ein Lob besonders zu schätzen weiß. Weils einfach meine Anstrengung wertschätzt.


    Aber ich bin wahrscheinlich eh so meilenweit vom Rabengoldstandard entfernt, dass meine Kinder nur völlig misratene, von Lob abhängige unmündige Monster werden können. #stumm

    Phönix mit Prinzessin (03/12), kleinem Mann (03/14) und Krümel (02/23)


    Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drauf.

  • Ich finde nicht, dass das was mit Rabengoldstandard zu tun hat.
    Ich denke, das ist wie mit so vielem: "Die Dosis macht das Gift." und von Herzen kommendes, echtes Lob ist etwas sehr wertvolles, motivierendes und hilfreiches.
    Kommentiert man andauernd alles mit "Good job" oder ähnlichem, verkommt das zu einer Floskel und ist kein echtes Lob mehr und wird irgendwann auch nicht mehr so wahrgenommen. Damit erhöht sich dann natürlich die Hürde für ernst gemeintes Lob bzw. das Kind fühlt sich überhaupt nicht mehr gelobt und denkt, es ist eh gleichgültig, was ich mache, es kommt eh immer "Good job".


    Aber wer freut sich nicht über ein ehrliches anerkennendes: "Danke, das hast Du toll gemacht", wenn man sich besonders bemüht hat, etwas tolles geschaffen hat evtl. auch bei etwas, was man nicht gerne tut, durchgehalten hat etc. Wenn ich das für etwas Besonderes halte, kommt das doch auch ganz automatisch. Und es ist schön, wenn man sich gemeinsam über etwas freuen kann.


    Ich freue mich auch über ein Lob, wenn mir etwas gut gelungen ist oder über eine Anerkennung meines Arbeitgebers oder ...
    Ein besseres Lob als ein einfaches "Toll!" ist es natürlich, wenn man über die Sache ausführlicher redet und dem Gegenüber ein individuelleres, differenziertes Feedback gibt, also z.B. "Der Schmetterling ist Dir aber super gelungen. Das Muster gefällt mir besonders gut." Dann kann der Gelobte natürlich noch mehr mitnehmen.
    Man könnte es in dem Fall natürlich "positives Feedback" nennen, wenn das wissenschaftlich korrekter klingt.

    • Offizieller Beitrag

    (Wie oft schon hab ich als antwort gehört "neee, war stinklangweilig", wenn ich auf ein " guck was wir in der schule gebastelt haben" gefragt habe "gefällt es DIR denn?" anstatt "das ist aber toll!" was ja so oft einfach nur geheuchelt ist/wäre)

    Dieses: gefällt es DIR denn hasse ich ja, da schwingt so ein: also mir ja nicht mit. Das sagt man doch echt nur, wenn einem absoulut nichts positives einfällt, oder? Wäre es da nicht ehrlicher das einfach zu sagen.

  • Dieses: gefällt es DIR denn hasse ich ja, da schwingt so ein: also mir ja nicht mit. Das sagt man doch echt nur, wenn einem absoulut nichts positives einfällt, oder? Wäre es da nicht ehrlicher das einfach zu sagen.

    Das unterschreibe ich auch mal. Wenn ich eine Frage habe und jemand stellt die Gegenfrage, ob es mir gefällt, dann weiß ich schon, dass der/die andere es abgrundtief furchtbar findet, aber mir meine Freude nicht nehmen will.

  • Hallo,


    Ich gehöre ja zu denen, die "Lob" kritisch sehen. Ich versuche es mal zu erklären.


    Zuers muss man mMN mal schauen, worüber man redet. Wenn jemand unter "Lob" ganz allgemein jegliche positive Reaktionb, jedes Mitfreuen, Anteil nehmen, berstärken, ermutigen, interessiert sein, danken... versteht, wird derjenige natürlich von der Vorstellung, nicht zu "loben" irritiert sein.


    Wenn man aber noch mal trennt und Lob tatsächlich als Lob = positive Bewertung einer Leistung versteht, wird vielleicht deutlicher, was gemeint ist.


    Ich bemühe mich im Allgemeinen sehr darum, wenig//nicht zu loben.
    Das heißt aber im Umkehrschluß nicht, daß andere Menschen keine Reaktion von mit bekommen. Natürlich kann cih mir freuen, Dinge benennen, Anteil an der Freude des Kindes nehmen, mich für Hilfe bedanken... das alles geht, ohne direkt zu bewerten.


    Denn das Problem von Lob ist mMn daß der Lobende davon ausgeht, daß ER/SIE den (einzig richtigen) Maßstab hat. von daher ist "Good Job" oder "Gut gemacht" für mich schon eindeutig Bewertung. Denn der, der es sagt, legt fest, was "gut" - und was im Gegenzug "nicht gut" - ist.


    Es mag Punkte geben, an denen man das dem Kind vermitteln muss, aber mMn sehr sehr viel seltener als man es im Alltag tut. Wollen die Kinder, wenn sie vom Klettergerüst aus rufen oder ein Bild zeigen oder von mir aus auch Wortkarten finden... wirklich eine Bewertung haben? Oder wollen sie nicht viel mehr, daß man IHRE Freude teilt?


    Ich mag z.B. Lob überhaupt nicht. Wenn ich Dinge nicht gut oder nicht gerne mache, fühle ich mich durch Lob oft entweder unter Druck, manipuliert oder vera...lbert.


    Und wenn ich Dinge GERNE mache, dann bringt mich Lob aus meiner Mitte. Dann macht es mir deutlich, daß man die Sache eben nicht nur aus Freude nur für sich selbst machen kann sondern gut/richtig/schlecht/falsch. Und daß die Bewertung dafür nicht bei MIR liegt sondern bei anderen.


    Wenn Kollegen z.B. bei einer Sache sagen: "Das hast du aber gut gemacht." Oder auch "Du hast immer gute Ideen"o.ä. fühlt sich das doof an. Denn es sagt mit, daß man die Sache auch "nicht gut" machen kann bzw. daß der andere enttäuscht sein könnte, wenn ich doch mal leer bin und keine Idee habe.
    Sagt jemand gagegen ganz autentisch: "Die Idee gefällt mir! Darf ich mir die "klauen?" oder schaut ins chaotische, zur Kreativwerkstatt mutierte Gruppenzimmer rein und meint grinsend: "Sieht nach ner Menge Spaß aus!" dann freu ich mich wirklich.


    Ich sehe schon die Gefahr, daß Loben die Motivation "nach außen" verlagern kann. Ich kenne es von mir selbst. Nach der Ausbildung, in der ich sehr viel Lob in Form von Noten und Worturteilen bekommen habe, stand ich plötzlich alleine da und keiner hat mir gesagt, was richtig ist. Und keiner hat mich gelobt... da kam dann schon die Frage - wofür mache ich es? Wofür arbeite ich mit 100%, wenn es keinem auffallen würde, wenn ich es mit 50 oder 70% mache?
    Zu dem Punkt, daß ich es mache, weil es sich für MICH besser und richtiger anfühlt und daß meine Arbeit auch dann einen Wert hat, wenn sie niemand "lobt", musste ich erst mühsam wieder kommen.


    So kann man fragen - möchte das Kind für seinen gedeckten Tisch eine (lobende) Bewertung - oder meine Freude und mein Danke? Möchte es für das Bild eine (lobende) Bewertung - oder mein Interesse? Möchte es für eine erbrachte körperliche Leistung eine (lobende) Bewertung - oder meine echte Anteilnahme an SEINER Freude und seinem Stolz?


    Oft scheint ein Lob ein einfaches Mittel - man kann es dahinsagen und das Kind zieht scheinbar zufrieden ab. Aber ist ein gut/schön/richtig/... wirklich das, was ein Kind in dem Moment braucht und weiterbringt? Oder ist es nur der einfachere Weg, weil ich mich weniger damit auseinandersetzen muss als wenn ich ECHTES Interesse, echtes Mitfreuen, echtes Wahnehmen zeige?


    Sicher ist das auch eine Grundsatzeinstellung - finde ich Manipulation im Umgang mit Kinder angemessen oder nicht? Ich bin jemand, der Manipulation andere Menschen, auch z.B. über Lob, möglichst vermeidet.
    Und eine Manipulation ist es, denn in jedem bewertenden Lob steckt immer auch ein Tadel. Wenn man GUT klettern kann, kann man auch schlecht klettern. Wenn man schön malen kann, ist das nächste Bild vielleicht nicht schön/hässlich, wenn es ein guter Job ist, Wortkarten zu sortieren, ist es ein schlechter Job, wenn man mal keine Lust darauf hat usw.


    Ich versuch mal ein Beispiel:
    Ein Kind schenkt mir ein selbst gemaltes Bild. Nun kann ich es loben, wie gut es doch malen kann (und mit insgeheim denken, na ja, da malen viele 3-jährige besser...). Dann habe ich meine Ruhe und das Kind freut sich erst mal. Oder auch nicht, nämlich dann, wenn es sein eigenes Bild vielleicht nicht so gelungen fand und nun denkt: "Die trauen mir halt nichts Besseres zu..."


    Ich kann z.B. strahlend sagen: "Oh, ein Geschenk für mich? Ich mag Geschenke! Sogar mit einer Schleife drum - hast du die selbst gebunden? Warte, ich mach es auf... Oh so viele Farben, ich sehe ein Haus und eine große Sonne... magst du mir noch mehr dazu erzählen? Steht dein Name drauf, damit ich später noch weiß, von wem es ist? Ja. Hm, wo kann ich es hinlegen - ach ja, schau, ich stelle es hier hin! (Lege es in meine Sammelmappe), ...".


    Das ist mMn jede Menge Kontakt, Anteil nehmen, in Beziehung gehen,. meine eigenen Empfindungen zeigen, Interesse... ohne daß ein einziges Mal bewertet wurde. Und ich bin überzeugt davon, daß in den meisten Fällen die Kinder genau das wollen und eben keine Bewertung in Form eines Lobes.


    Das dauert vielleicht 2 Minuten länger und vor allem muss ich dafür - im Gegensatz zu dahingesagten Bewertungen - "innerlich anwesend" sein. Aber es kann viel besser zeigen, daß ich mich über die Geste freue, kann die Beziehung stärken, das Selbstwertgefühl heben - was Bewertung nicht wirklich kann, weil es eben den Wert der Sachen aus dem "Selbst" heraus nach außen verlegt.


    Oft dauert es nicht mal länger, einem Kind, daß mich von ganz oben vom Klettergerüst ruft, kann ich zurufen: Hui - so weit oben!" oder einfach lachend winken, einem Kind, daß mir etwas geholfen hat, danke sagen und ihm zeigen, daß es mir eine Hilfe war ("Oh, der Tisch ist ja schon gedeckt wir können gleich losessen - danke mein Spatz!" statt es zu loben. Auch da will es mMn eher in seiner Freude bzw. Hilfsbereeitschaft gesehen und wahrgenommen werden werden als eine Bewertung seiner Kletterleistung oder seiner Tischdeck-Künste.


    Mann muss also nicht "loben", um herzlich und interessiert zu sein.
    Das positive Gegenteil von Lob ist mMn echte Anteilnahme, echtes drauf einlassen und nicht "nichts sagen und schulterzuckend vorbei gehen". :)

  • Ich mag hier keinen bekehren oder überzeugen oder was auch immer. Ich schreibe von mir, andere machen, wie sie wollen. Also nur reine eigene Einstellung:


    Mir geht es um eine ehrliche, aktive und lebendige Beziehung zu meinen Kindern. Also, lobe ich, wenn mir danach ist, klar, aber nicht im jeden nächsten Satz, das ist dann wirklich nur Floskel und ich mag mit meinen Kindern nicht in Floskeln kommunizieren. Genauso empfinde ich es übrigens bei Amis - Floskel, einfach übliche Reaktion und Redewende. Ich persönlich empfinde das nicht als fröhlich und schön, sondern als oberflächlich und "ich mache wie alle". Entweder fiel demjenigen noch nie ein, dass er/sie auch eine eigene Meinung haben könnten, oder es ist Fassade "lasst mich in Ruhe".


    Also, wenn meine Tochter erzählt, wie sie eine schwierige Situation in der Schule unter Mädchen gelöst hat, sage ich aus vollem Herzen "gut gemacht". Wenn mein Sohn alleine die Treppe runter geschafft hat, auch. Aber wenn er Krikelkrakel malt, schaue ich es mir an und sage, je nachdem, auf jeden Fall etwas, damit er merkt, ich habe es gesehen, aber nicht "toll", das will er auch gar nicht. Ihn interessiert nicht meine Bewertung, nur meine Anteilnahme.


    Wenn mein Sohn Müll in den Mülleimer bringt, sage ich "danke" und ich finde, "fein" oder "good job" ist bei weitem nicht das gleiche. Meine Gefühle sagen nämlich danke, und wollen ihn gar nicht bewerten.


    Übrigens, eines kenne ich auch von meinem Mann life und hasse es: wenn ich was erzähle, und es ihn so null interessiert, sagt er auch "Schön!" oder "Toll!" und widmet sich direkt seiner Lektüre weiter. Im guten Fall kann ich es verkraften und merke, er ist beschäftigt und ich muss zum anderen Zeitpunkt kommen, meistens kränkt es aber ungemein. Man kann nämlich genau verstehen, dass es "lass mich in Ruhe, Dein Anliegen interessiert mich nicht" heißt. Klar lässt man es irgendwann. Wenn das mal vorkommt, wie bei uns, nicht so wild, wenn aber jeden Abend ein festes Muster, würde ich schon darüber nachdenken, den Mann zu wechseln.


    Übrigens funktioniert es mir klaren Ansagen und positiver Verstärkung wie bei Hunden auch bei Menschen, das weiß ich auch; nur kann man nie auf dieser Basis eine wirkliche Beziehung führen. Basierend auf gegenseitigem Austausch. Jedem Seins; ich mag Beziehungspartner an meiner Seite, keinen Hund.

  • Ich finde es ganz arg schwer nicht zu loben. Also was sage ich zum Beispiel wenn mein Kind allein auf ein klettergerüst klettert oder mir etwas zeigt was die ganze zeit nicht funktioniert hat und auf einmal durch Viel üben klappt? Dann sage ich meist: wow wie toll oder super! Oder schön!
    Ich habe es mal mit ich sehe dich! Oder du machst xyz probiert aber das klingt so komisch. .
    Ich denke mein toll! Klingt auch eher nach "ich habe dich gesehen" als nach einem Lob. Wenn ich lobe benutze ich Viel mehr worte und Gesten (in die Hände klatschen zb)


    An die nicht lober,wann lobt ihr denn? Gar nicht? Und was macht ihr wenn jmd anderes zu euren Kindern zb toll! Sagt?

  • Hallo,


    Ich finde es ganz arg schwer nicht zu loben. Also was sage ich zum Beispiel wenn mein Kind allein auf ein klettergerüst klettert oder mir etwas zeigt was die ganze zeit nicht funktioniert hat und auf einmal durch Viel üben klappt? Dann sage ich meist: wow wie toll oder super! Oder schön!
    Ich habe es mal mit ich sehe dich! Oder du machst xyz probiert aber das klingt so komisch. .
    Ich denke mein toll! Klingt auch eher nach "ich habe dich gesehen" als nach einem Lob. Wenn ich lobe benutze ich Viel mehr worte und Gesten (in die Hände klatschen zb)


    An die nicht lober,wann lobt ihr denn? Gar nicht? Und was macht ihr wenn jmd anderes zu euren Kindern zb toll! Sagt?


    Vieles, was neu ist, kommt einem am Anfang erst mal komisch vor. Als ich versucht habe, mehr von mir zu sprechen statt anzuweisen, klang das auch sehr ungewohnt, fast hölzern. (Vor allem, weil man Gefahr läuft, statt einer Ich-Botschaft, eine versteckte Du-Botschaft zu sagen).
    Oft habe ich dann hinterher überlegt, was man statt dessen besser hätte sagen können. Ohne Vorwurf an mich: Warum habe ich nicht..." sondern eher als Training.


    Irgendwann fühlt es sich echter an als die "alte Gewohnheit", weil die eben tatsächlich nur Gewohnheit und nicht Überzeugung war.


    Gerade das Klettergerüstbeispiel bietet sich da ja an. Was denkst du, möchte dein Kind von dir? Möchte es wissen, ob es gut oder nicht gut klettern kann? Oder möchte es gesehen werden, möchte es, daß seine Freude wahrgenommen wird? In dem Fall ist ein echtes, fröhliches "Hui - ganz oben..." oder "Du hast es geschafft! *wink*" mMn mehr wert als ein "Du kannst aber gut /toll/schön was auch immer... klettern!". (Was ja im Gegenzug auch beinhaltet, man könne schlecht, nicht toll, unschön... klettern).


    Ich finde, man muss nicht krampfhaft jedes "toll" vermeiden. Vor allem nicht, wenn einem in dem Moment wirklich nichts einfällt ud verkrampftes Schweigen die Reaktion wäre. Die Frage ist halt, ob es nicht doch bessere Reaktionen gibt und wenn ja, ob man dann nicht möglichst oft lieber die zeigen sollte. Aber wie gesagt, dazu muss man "innerlich anwesend" sein, sich öffnen, in Beziehung gehen, hinsehen und vor allem "hinfühlen"... dann ist es gar nicht mehr so schwer und überhaupt nicht mehr krampfhaft.


    Wenn andere meine Kinder loben, sag ich meistens gar nichts. Meine waren allerdings in der Beziehung seit jeher recht clever und haben das Prinzip recht schnell durchschaut - und verweigert. Mit 4 erklärte mir meine Tochter, daß Belohnungen z.B. auch eine Form von Strafen sind - schließlich versprechen die Großen den Kindern Belohnungen, damit die Kinder tun, was die Großen wollen, weil die ihnen sonst die Belohnung wegnehmen.
    Wenn irgendwer versucht hat, dieses Kind manipulativ zu loben, bekam er von ihr einen Blick rangeschossen, nach dem klar war, daß man das kein 2. Mal versuchen muss... Die anderen reagierten nicht ganz so krass, aber doch recht deutlich.

    • Offizieller Beitrag


    Denn das Problem von Lob ist mMn daß der Lobende davon ausgeht, daß ER/SIE den (einzig richtigen) Maßstab hat. von daher ist "Good Job" oder "Gut gemacht" für mich schon eindeutig Bewertung. Denn der, der es sagt, legt fest, was "gut" - und was im Gegenzug "nicht gut" - ist.

    Es gibt aber doch eigentlich keinen: bad job. Das verwendet doch so niemand. Ebenso wie: schlecht gemacht. Deswegen sehe ich es doch mehr als Anteilnahme, als als Berwertung. Eine floskelhafte und wenig differenzierte zwar, aber eine recht alltagstaugliche, wenn einem auf die schnelle die Worte fehlen.

  • Ich werde mich die nächste Zeit mal beobachten und versuchen eine Wertung zu vermeiden. Weil was ich meinem Kind sagen möchte ist: ich sehe dich und nehme teil an deinem leben. Ich beachte dich und du bist mir wichtig


    Manchmal gelingt es mir auch schon nur zu sagen was sie gerade macht.
    Nur vorhin zb war es wieder echt schwer. Im adventskalender gab es heute haarspangen. Sie macht sie sich rein und grinst mich stolz an. aber nicht weil sie sie allein rein gemacht hat sondern weil sie weiß dass wir ihr dann sagen wie hübsch sie aussieht. Natürlich ist das manipulativ weil wir sie so dazu bringen spangen zu tragen (die haare hängen sonst in den Augen) sie zieht generell alles gern an und ich muß daheim ihre Jacke "verstecken" weil sie die sonst immer an hätte. Und es gibt ein riesen Theater wenn wir das Haus verlassen ohne Schuhe und Jacke an zu ziehen.


    Ist das ein Lob was wir nicht geben sollten? Erziehen wir sie zur Oberflächlichkeit? Ich sage jetzt auch nicht zu jeder Socke schick sondern nur wenn wir neue sachen kaufen und sie die anprobiert.genauso sage ich es wenn sie sich morgens kämmt oder wenn wir uns zurecht gemacht haben. . Ich empfinde es auch als ehrlich was ich sage.ich finde sie ja gerade schick mit den spangen oder den neuen Klamotten oder oder. .
    Genauso sage ich aber auch : oh das gefällt mir jetzt aber nicht (wenn sie silberne glitzer schuhe im laden anschleppt und ich warme unauffällige winterschuhe für sie kaufen will)

  • Es gibt aber doch eigentlich keinen: bad job. Das verwendet doch so niemand. Ebenso wie: schlecht gemacht. Deswegen sehe ich es doch mehr als Anteilnahme, als als Berwertung. Eine floskelhafte und wenig differenzierte zwar, aber eine recht alltagstaugliche, wenn einem auf die schnelle die Worte fehlen.


    Wenn es keinen "bad job" gibt, gibt es auch keinen "good job". Denn gut kann etwas doch immer nur im Vergleich zu einem "schlecht" sein.


    Klar ist es floskelhaft und oberflächlich... aber genau darum stellt sich ja die Frage - kommt es überhaupt innendrin an? Und bewirkt es, as ich bewirken möchte?
    Oder prallt es eben genau an jeder Oberfläche ab, weil es eben nur Floskel ist? Man hat dann zwar vielleicht das Gefühl, "irgendwie reagiert zu haben", besser als nix... vielleicht... aber reicht "irgendwie" um zu erreichen?


    Gelegentlich mal rausgerutscht, wird es keinem Menschen wirklich schaden.


    Aber es spricht ja auch nichts dagegen, mal eine Weile ganz bewusst nach weniger floskelhaften und oberflächlichen und dafür an die jeweilige aktuelle Situation angepassten Möglichkeiten einer echten Reaktion zu suchen - damit sie "alltagstauglich" werden und einem dann auch auf die Schnelle einfallen. (Ohne echtes Hinsehen wird´s allerdings nicht gehen)


    Ilu - ich denke nciht, daß es die richtige Reaktion gibt., Weil sie eben fanau dann wieder nciht autentisch wäre.


    Wenn du dein Kind hübsch findest und findest, das ihm die Spangen stehen, warum sollst du ihm das dann nicht sagen? Warum nicht auch seine eigene Freude daran spiegeln und dich mitfreuen?


    Die Frage für mich wäre immer: Was fühle ich selber dabei und was denke ich, möchte das Kind? Ein echt gemeintes "Wow, ich finde, die passen gut zu deiner Haarfarbe" oder strahlendes "Die gefallen dir, stimmt´s"? ist ja etwas anderes als ein "Du bis sooo hübsch damit (- sage ich dir, damit du die Dinger endlich mal drin lässt)".


    Ich persönlich bemühe mich darum, Manipulation zu vermeiden, aber meine Kinder haben die Haare im Gesicht z.B. auch nie gestört und sie durften auch recht frei wählen, was sie anziehen wollten oder auch nicht. Wenn meine Grenze wirklich überschritten war, habe ich das auch so gesagt, ICH möchte nicht, daß du (hier nackt rumläufst) o.ä.


    Da gehen die Meinungen auseinander...

  • Ich finde, es ist immer eine Frage, was wirklich hinter dem Wort steckt. Und Kinder wissen das einzuschätzen. Wenn ich hundert mal am Tag "toll!" sage, nehmen sie das "toll!" anders war, als wenn ich das nur einmal in der Wochen nutze.


    Und wenn ich "toll" einfach nur aus Lebensfreude sage, merken das die Kinder genauso, wie wenn ich es sage, um sie zu beeinflußen.


    Ich meine, der Subtext (das, was man nicht sagt, aber sagen will), ist weit wichtiger als die Worte, die man dafür gebraucht.


    Hey, und manchmal wollen Kinder auch eine Bewertung und fordern sie ganz klar ein. "Jetzt Mama mal ehrlich, findest du das wirklich schön oder eher nicht so schön?" Wenn ich da gegenfrage: "Wie findest du es denn?" werden meine Kinder richtig sauer.

  • Das unterschreibe ich auch mal. Wenn ich eine Frage habe und jemand stellt die Gegenfrage, ob es mir gefällt, dann weiß ich schon, dass der/die andere es abgrundtief furchtbar findet, aber mir meine Freude nicht nehmen will.

    Aber in Mondkalbs Beispiel ("Guck, was wir in der Schule gebastelt haben") ist keine Frage enthalten. Warum also nich auf das bloße Zeigen mit einer ehrlich interessierten Frage antworten? Ich verstehe nicht, wieso das als Zeichen, dass man es scheußlich findet, gewertet werden könnte.

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von wildfang

    Aber in Mondkalbs Beispiel ("Guck, was wir in der Schule gebastelt haben") ist keine Frage enthalten. Warum also nich auf das bloße Zeigen mit einer ehrlich interessierten Frage antworten? Ich verstehe nicht, wieso das als Zeichen, dass man es scheußlich findet, gewertet werden könnte.

    In dem Fall kommt das wohl von der Betonung des DIR.


    Eine Frage stellen gut und schön. Aber warum, wenn man selber schon nicht werten will dann gleich eine, in der man eine Wertung vom anderen verlangt?

  • Ja, wenn man das DIR so stark betont, klingt es vielleicht komisch. Ich würde, wenn meine Tochter mir etwas zeigt, erstmal beschreiben, was ich sehe, z.B. "Oh, ihr habt heute Weihnachtsbäume gebastelt" (oder was auch immer). Dann wird sie wahrscheinlich schon von allein weiterreden, wie sie was dabei gestaltet hat, mit welchen Stiften etc. Dann käme vielleicht von mir die Frage, ob es ihr gefällt. Oder auch nicht ;) Gespräche müssen ja nicht immer gleich ablaufen. (Kind wach,.)

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."

  • Trins Zusammenfassung des manipulativen Charakters von Lob (und der unvermeidlich darin enthaltenen Bewertung) finde ich sehr gelungen und hilfreich. Tatsächlich ist das ein Thema, über das ich schon lange nachdenke, mich aber irgendwie nicht richtig sortieren konnte. Dabei hast du mir sehr geholfen Trin, Danke dafür!
    Im Wesentlichen war mir das auch davor schon klar, aber ich finde auch, dass die Umsetzung im Alltag sicher eine große Herausforderung für mich sein wird und viel Achtsamkeit und Reflexion erfordert / erfordern wird. Da spielen natürlich auch immer biographische Aspekte eine große Rolle, so kam die Frage mit dem Lob für mich auch überhaupt erst ursprünglich auf. Für mich war der Stolz meiner Eltern auf mich selten spürbar und, sozusagen als Überkompensation, ertappte ich mich noch vor ich selbst Mutter war öfter dabei, andere Kinder exzessiv zu loben. Und das fühlte sich irgendwie auch nicht richtig an.. Und dann kam Liedloff ;) (ich sollte tausend derartige Bücher lesen, das ist so bereichernd!)


    Ich werde mich also in Achtsamkeit üben und lernen. Leider wurde in meinem Elternhaus relativ viel mit Manipulation gearbeitet..

  • Ich versuche das durchaus. Teilweise sogar erfolgreich. Aber bei dieser Beschäftigung z.B, die das Kind wie es in dem Alter typisch ist ja vermutlich eine gefühlte Ewigkeit praktiziert, was sagt man da so in der Praxis ohne zu loben oder zu werten und es zu unauthentisch klingen zu lassen?

    Hm. hast du denn das Gefühl, dein Kind möchte in dem Moment eine Bewertung? Ob sein Spiel, kein Klettern... ein "good job" ist, oder nicht?
    Wenn meine intensiv mit einer Sache beschäftigt waren, brauchten sie meist gar keinen Kommentar. Und wenn sie Kontakt zu mir suchten, dann eben Kontakt, wahrgenommen werden usw. und nicht Wertung.


    Mir hilft es dann, immer mal wieder wirklich hinzusehen und zu überlegen was das Kind wirklich möchte.


    Wenn ein Kind direkt danach fragt, wie Katrin es schreibt, ist das für mich eine ganz andere Situation. Das kommt vor allem bei älteren Kindern durchaus auch mal vor. Sicher um so mehr, je mehr sie gelernt haben, daß Bilder, Bastelarbeiten, Turnübungen... "gut" oder "schlecht" sein können.


    Dann zu sagen, "Wie findest du es?" trifft natürlich nicht die Erwartung des Kindes.
    Aber ich denke, dieses "Wertung haben wollen" kommt viel seltener vor als üblicherweise gelobt wird. Und meiner Erfahrung nach natürlich nicht nur - aber doch gehäufter bei Kinder, die mit viel wertendem Lob groß werden.


    Ich habe bei älteren Schülern, bei denen ich das Gefühl hatte, daß sie regelrecht abhängig von der Außenwertung sind und gehäuft fragen, wie ICH etwas finde, ob es MIR gefällt, was sie tun... , auch schon mal direkt gefragt, warum es ihnen so wichtig ist. Da ist es für mich z.B. ein Unterschied, ob sie mich in einem Bereich für fachlich kompetent halten und tatsächlich eine "fachliche" Wertung haben wollen oder ob ich das Gefühl habe, sie möchten sich Zuwendung über "Ich mache etwas, was dir gefällt, damit du mir gut bist" holen wollen. (Das denke ich nicht bei Katrins Kindern, aber solche gibt es öfter mal) . Diese Kinder versuche ich dann schon, dahin zu führen, daß sie sich selbst wieder mehr wahrnehmen, das was ihnen gefällt, das wozu sie Lust haben usw.


    Beispiel von heute: Wir basteln auf Arbeit Weihnachtsdeko. Die Kinder verbrauchen Unmengen Glitzer. #kreischen
    Wenn ich ihnen nun ehrlich sagen würde, ob es mir gefällt, wäre das ein sehr hartes Urteil. So zu tun als WÜRDE es mir gefallen, wäre nicht authentisch. Nein, mir gefällt es nicht mit gefühlten 3 Tonnen Glitzer drauf, ohne finde ich persönlich es viel schöner.
    Aber ich kann sehen, wie eifrig sie waren, wie viel Spaß sie hatten, wie geduldig und genau sie gearbeitet haben, daß IHNEN Glitzer auf Weihnachtsdeko total gut gefällt - und kann ihnen da auch ihren eigenen Geschmack zugestehen. Und genau da kann ich ihnen dann auch ohne mich zu verstellen, ohne zu werten und ohne zu schwindeln sagen.

    • Offizieller Beitrag

    Hm. hast du denn das Gefühl, dein Kind möchte in dem Moment eine Bewertung? Ob sein Spiel, kein Klettern... ein "good job" ist, oder nicht?Wenn meine intensiv mit einer Sache beschäftigt waren, brauchten sie meist gar keinen Kommentar. Und wenn sie Kontakt zu mir suchten, dann eben Kontakt, wahrgenommen werden usw. und nicht Wertung.

    Meine Kindern sind ja nicht mehr im Kleinkindalter, aber wir hatten früher genau solche Situationen, wie in dem Video. Und nein, sie wollten keine Bewertung, aber sie wollten wahrgenommen werden. Also gar nichts sagen wäre keine Option gewesen.


    Nur was sagen, wenn ein Kind mit Begeisterung etwas immer wieder macht und und eben eine Reaktion haben will. Ich kann ja nicht dauernd sagen: ja, da steht tree. Oder du hast die richtige Karte gefunden (was ja dann auch schon wieder in Richtung Bewertung geht) Und auch sowas wie: dir macht das Spiel viel Spaß sagt man ja vielleicht ein bis zwei mal, dann passt es doch nicht mehr. Also sag ich eben sowas wie: super, toll, vielleicht auch bravo oder hurra. Also irgendeine Floskel, die nicht wertend sondern anteilnehmend mitfreuend gemeint ist, auch wenn es natürlich auch wertend wahrgenommen werden kann.


    Was also sagt man in solchen Situationen, wenn man solche auch als Wertung zu verstehenden Floskeln vermeiden will?

  • Hallo,


    Ich glaube, da muss ich mich erst reindenken. Denn mit meinen Kinden habe ich solche "tu dies, bring jenes" Förder-Sachen nicht gemacht. Das ist mir irgendwie fremd.


    Entweder sie haben gespielt, da gab es kein falsch oder richtig und sie wollten/brauchten da kein Lob dafür, oder sie hatten selber so viel Spaß am Welt entdecken, dass ein Lob auch komisch gewirkt hätte.


    Und wenn sie z. B. beim Buch angucken etwas entdeckten und zeigten war m. M. n. genau das von dir beschriebene benennen und mitfreuen gefragt.
    Das muss ja nicht gelangweilt runtergeleiert werden ;o)