Kognitive Fähigkeiten - Talent, Lernen, Üben?

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  • Diesmal geht´s um mich. Seit ich immer mehr stricke fällt mir immer mehr auf, dass mein räumliches Vorstellungsvermögen ziemlich zu hinken scheint. Jedenfalls glaube ich, dass es sich darum handelt: wenn ich etwas nachnähen möchte, dann fällt es mir sehr schwer, mir auch nur vorzustellen, wie das selbe Schnitt- oder Strickmuster in einer anderen Farbkombi oder Stoff-/Wollart aussehen würde. Noch schwieriger wird es, wenn man überlegen muss, wie etwas von der anderen Seite aussehen würde. Wie man z.B. einen Loop oder eine gefütterte Tasche zusammensetzt. Oder auch auszurechnen, wie ein Stichmuster auf meine vorhandene Maschenzahl passen würde.


    In den Podcasts zum stricken die ich schaue können das einige Leute sehr gut. Mir ist das auch früher schon aufgefallen, wenn es z.B. um Erklärungen zu Motoren geht, handwerklichen Anleitungen in Büchern usw. Da mach ich mir einen Knoten ins Hirn.


    Ist das Talent und Schicksal?
    Was hab ich verpasst als Kind, oder bin ich "einfach so geboren" (auch in Hinsicht auf die Förderung meiner Kinder)?
    Kann man sowas lernen?
    Üben? Und wenn ja wie?
    Wie ist das bei euch?

  • ich nähe/stricke zwar nicht, daher dahingehend keine erfahrungen, aber mein räumliches vorstellungsvermögen ist ok. das ist also wohl einfach unterschiedlich. und warscheinlich ists eine mischung aus beidem: üben und "so geboren" sein.
    ich hab zb eine knoten im hirn, sobald es um höhere mathematik geht... das fällt mir schwer, mir das zeug vorzustellen. ich bin so geboren. da ich aber doch es bis zum abitur gebracht hab, hab ich dennoch signifikant mehr mathe erlebt als jemand, der mittlere reife hat, und das konnte ich so, dass ich auf eine genügende note kam, also nicht ganz dämlich. also übung.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • ich glaube auch, dass einiges angeboren, anderes training ist.


    mit den beschriebenen sachen habe ich keine probleme.


    aber ich habe grosse schwierigkeiten, mich im zeit-kontinuum zurechtzufinden. ich kann einfach nicht planen, mir künftige ereignisse oder zeiträume vorstellen.


    fiel mir eben wieder auf, als ich eine reise buchen wollte. ich kann das einfach nicht richtig.

  • Dazu gibt es doch allerlei Studien...


    Kinder, deren Eltern aktiv mit ihnen lesen und sprechen, haben bessere verbale Fähigkeiten als andere Kinder. - im Durchschnitt.
    Kinder, die mit Bausteinen bauen und anderen motorischen Spielzeugen, entwickeln ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen. - im Durchschnitt.


    Dh. es gibt die angeborene Grundlage (die natürlich auch durch andere Umwelteinflüsse wie Ernährung, Gesundheitszustand, seelischer Stress etc bedingt wird) und die ist schon bei jedem menschen auf nem sehr ausgedehnten Spektrum angesiedelt. Und dann kommt die ,,Förderung'' noch zu tragen, wohin sich also diese Fähigkeit hin verschiebt.


    Liegt die Fähigkeit sehr weit links auf einer Geraden wird sie vermutlich nie ganz rechts ankommen, kann aber weiter nach rechts rücken (oder bei ausbleibender Förderung noch weiter nach links rutschen). Liegt sie sehr weit rechts dann eben andersrum.


    Was in welchem Maße jetzt wie zu tragen kommt, kann man natürlich nie aufdröseln, aber so grundsätzlcih sind es IMMER verschiedene Faktoren.


    Ich hab mal von einem Kind gelesen, was superdupergeniös war. Seine Eltern waren schon seeeehr intelligent und haben ihn schon als baby gezielt gefördert (nur mit Buchstabenspielzeugen spielen lassen, Griechisch vorgelesen etc..).
    Ich hab mich da dann immer gefragt: wäre es ein anderes Baby gewesen und wäre genau so aufgewachsen - wie hätte dieses sich entwickelt.
    und: wäre dieses Baby bei anderen Eltern aufgewachsen, die es einfach ganz normal hätten aufwachsen lassen (und eben auch normal spielen lassen, ohne gezielte Förderung, einfach in der Natur zB rumtoben etc), wie hätte es sich dort entwickelt? Wäre es dann einfach nur etwas intelligenter geworden? Wäre seine Intelligenz überhaupt aufgefallen? Wäre das andere ,,normale'' Baby auch plötzlich wesentlich klüger geworden als normale Kinder?


    Spannende Fragen halt...

    #post - #post - 3 - 4 - #post - #post - 7 - #post - 9 - #post- 11 - 12 - #post - #post - 15 - 16 - 17 - #post- #post - 20 - 21 - 22 - 23 - 24

    Bonus #post


  • ohja, planen, auch so gar nicht mein ding... ich kann das auch ganz schlecht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich denke, beides. Sowohl ich als auch meine Kinder hatten sinnvolles Spielzeug und engagierte Eltern. Aber das räumliche Vorstellungsvermögen meinen älteren Tochter ist besser als meins. Das merke ich, wenn sie strickt oder mit Loom-Bändern arbeitet. Fadenspiele aus Büchern oder Origami-Anleitungen versteht sie besser als ich, obwohl sie Grundschülerin ist. Rechnen konnte sie auch schon als Dreijährige ganz gut und in Mathe ist sie mir weit überlegen. Klar kann ich mehr, weil ich 13 Jahre in der Schule war, aber ich falle manchmal auf irgendwas in ihrem Mathebuch rein, weil ich mich nicht konzentriere und mache einen Fehler, der ihr nie passieren würde. Meine kleine Tochter hingegen kommt eher nach mir. Deswegen denke ich, zunächst mal angeboren. Verkümmern lassen und zertören kann man natürlich vieles, wenn man ein Kind nicht gut behandelt.

    • Offizieller Beitrag

    Was ich in letzter Zeit so von Lernforschung mitbekommen habe, scheint da das Konzept "Talent"/"Begabung" immer fraglicher.


    Mit Übung, Übung, Übung kann fast jedes Gebiet erlernt werden.
    Theoretisch auch dreidimensionales Denken.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Was ich in letzter Zeit so von Lernforschung mitbekommen habe, scheint da das Konzept "Talent"/"Begabung" immer fraglicher.


    Mit Übung, Übung, Übung kann fast jedes Gebiet erlernt werden.


    Das schließt sich ja nicht aus. Begabung/Talent sagt letztlich mehr darüber aus, wie viel Übung man investieren muss, um ein bestimmtes Level zu erreichen.


    Interessant wäre, ob Begabung und Talent komplett auf (unbewusstes?) Üben zurückgeführt werden können. Aber das herauszufinden stelle ich mir sehr schwierig vor.

  • Hallo,


    ich kann mir zwar "Dinge von hinten" vorstellen, auch wie etwas in einer anderen Farbe oder einem anderen Muster aussieht, so lange dafür eher "Kreatives Denken" gebraucht wird. Aber ich habe ein extrem schlechtes Räumliches sehen und ich denke schon, daß es auch mein "Begreifen" in diesem Bereich beeinflusst - was man nicht (gut) sieht, kann man sich wohl eben auch nicht (gut) vorstellen. Ich zumindest. Dafür scheint mein logisches Denken ganz gut und so kann ich das, wenn ich ausreichend Zeit habe, mit "nachdenken" ausgleichen.


    Diese Bilder z.B. bei denen man sagen muss, wie viele Würfel es in irgend einem dreidimensionalen Gebilde insgesamt sind, obwohl man nur einen Teil sieht o.ä. ... ich kenne viele, die hingucken und das sofort sehen. das kann ich nicht. Aber mit nachzählen des gesehenen und dann im Kopf die Reihe logisch fortsetzen, krieg ich das auch hin. Dauert nur eben länger. Und dann sagt mein Kopf mir wieder: "Und woher weiß ich, daß hinten keiner fehlt und da keine Lücke ist?"


    Als ich das mit dem räumlichen sehen endlich wusste, war mir auch klar, warum ich bei manchen Sachen so "schlecht" war (Absprungbalken treffen, Bälle fangen und in den Volleyballkorb werfen, andre abwerfen, Entfernungen schätzen... Ich bin mir nicht sicher, ob man das mit üben komplett ausgleichen könnte - aber selbst wenn, stünde es in keinem Verhältnis zum Nutzen für mich.


    Ich weiß nicht, ob die allgemeine räumliche Vorstellung mit mehr Training besser würde. Für die eine konkrete Sache sicher auf jeden Fall - aber ob mein Gehirn es dann auch übertragen könnte (Würfelbilder auf Strickmuster, Strickmuster auf Automotoren? Ich glaubs fast nicht.


    Nur teilweise zum Thema, aber irgendwie passt es schon...:


    Die Lehrer mit denen ich arbeite sagen übrigens oft, daß man auf jeden Fall merkt, welche Eltern sich ganz allgemein viel mit den Kindern beschäftigen. Weniger am konkreten Lernstand als vielmehr an der Art wie sie lernen, an der allgemeinen Sprachentwicklung (wie schon jemand schrieb - im Durchschnitt, immer mit individuellen Ausprägungen).


    Daß sich aber rein "angeförderte" Vorsprünge meist recht schnell verflüchtigen, oft schon bei Weihnachten des ersten Schuljahres (es sei denn man zieht die Förderung auch weiterhin durch). Und zwar sowohl im Vergleich mit der Gruppe als auch im Vergleich zu sich selbst (diese Kinder bleiben dann also tendenziell erst mal fast stehen, bis sie sich dann in ihrem ganz eignen Tempo weiterlernen)


    Nur zur Sicherheit - damit meine ich nicht das fördern und begleiten von aktuellem Interesse des Kindes, auch nicht die Begleitung von besodneren Begabungen oder so, sondern fördern, weil man denkt, das Kind sei weiter als es wirklich ist (davon habe ich auf Arbeit mehrere Beispiele) oder um möglichst, hm, wie soll ich es sagen... "einen Vorsprung vor sich selbst" oder vor den anderen zu haben. Da bringt auch "viel üben" nicht wirklich was, es sei denn wie gesagt, man würde das die ganze Zeit zusätzlich zum Schulstoff durchziehen.

    • Offizieller Beitrag

    Das schließt sich ja nicht aus. Begabung/Talent sagt letztlich mehr darüber aus, wie viel Übung man investieren muss, um ein bestimmtes Level zu erreichen.


    Interessant wäre, ob Begabung und Talent komplett auf (unbewusstes?) Üben zurückgeführt werden können. Aber das herauszufinden stelle ich mir sehr schwierig vor.

    Im Moment scheint einiges darauf hinzuweisen.


    Ich finde das Thema enorm interessant.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich mag Schnittmuster nicht so gerne. Dafür habe ich schon Kleidung "Freihand" genäht. Einfach ein Stück Stoff ausgeschnitten, an mich dran gehalten, dort abgesteckt, wo ich es für richtig hielt und dann unter die Nähmaschine gelegt. In der Beziehung habe ich ein recht gutes Vorstellungsvermögen.


    Zum Thema "handwerkliche Anleitungen": ich weiß, diese These ist hier im Forum recht umstritten, meine Lebenserfahrung ist dennoch, dass Männer räumliche Beschreibungen tendenziell anders in Sprache umsetzen als Frauen.


    Bei Stadtplänen bevorzugen Frauen tendenziell 3D-Stadtpläne, Männer kommen tendenziell mit 2D-Stadtplänen besser klar. Es gab wohl mal einen Autoatlas, wo immer auf der benachbarten Seite die Karte nochmal auf dem Kopf gedruckt wurde (hätte ich sehr gerne gehabt!) - der wurde wohl fast ausschließlich von Frauen gekauft, während die meisten Männer gar nicht verstanden, wozu man sowas brauchen kann.

  • Witzig. Genau das Problem habe ich auch. Ich kann nicht, und das mein Leben lang schon, pünktlich kommen. Nicht etwa, weil ich schlampig bin, sondern weil mir das Einschätzungsvermögen fehlt, wie viel Zeit tatsächlich nötig ist für dies oder das. Wann fahre ich los, um pünktlich da zu sein. Wie lange dauert sich fertig machen zu Hause. Wie viel Zeit brauche ich tatsächlich für den Weg. Mein Zeitgefühl ist total fehlerhaft. Um pünktlich da zu sein, gehe ich letztendlich so früh los, dass ich dann zu früh da bin; alternativ komme ich immer zu spät. Das ist wie ein Fluch.


    Meine sonstigen kognitiven Fähigkeiten waren zwar schon immer recht gut, bessern sich aber sogar mit dem Alter. Zum Beispiel hat mein räumliches Vorstellungsvermögen zwischen 30 und 40 eine entscheidende Besserung gemacht (es geht um Orientierung; so was wie Schnittmuster oder geometrische Figuren in allen möglichen Schnitten zeichnen konnte ich schon immer). Ich kann mittlerweile auch sehr effektiver lernen, als mit 25. Das aber auch ständiges Training.

  • Witzig. Genau das Problem habe ich auch. Ich kann nicht, und das mein Leben lang schon, pünktlich kommen. Nicht etwa, weil ich schlampig bin, sondern weil mir das Einschätzungsvermögen fehlt, wie viel Zeit tatsächlich nötig ist für dies oder das.

    Das kenne ich total.


    Ich kann eigentlich recht gut organisieren, was JETZT sein muss, Prioritäten setzen, Dinge in Reihenfolgen bringen, die Nerven behalten, wenn 5 Hortkinder, eine Kollegin und die Cheffin gleichzeitig was wollen, ein weiters Kind aufs Knie fällt und verarztet werden muss, während der Termin fürs Elterngespräch eigentlich auch schon fast ran ist. Klar ist das Stress, aber ich schaff das.


    Aber ich kann nicht pünktlich sein, wenn ich dafür von A nach B muss. Oder dran denken, wann ich ein Buch zurückgeben, ein Formular einrechen o.ä. muss. Und es fällt mir extrem schwer, im Voraus zu planen. Das geht maximal 3 Tage im voraus gut, andere die ich kenne haben mindestens 3 Wochen im Blick.


    Wenn ich mehr planen muss (ist halt mit mehreren Kindern so), dann komme ich ganz schnell an den Punkt, wo ich heillos überfordert bin und nur noch weglaufen und mich verstecken möchte. Selbst mir Kalender verwirrt mich so was.


    Oft lege ich Termine übereinander, weil ich einen Termin für Mittwoch und den anderen für den 7. und den dritten für den Tag nach dem Musikschulkonzert mache. Daß Mittwoch aber gerade der 7. ist und an dem Tag Musikschulkonzert, kriegt mein Hirn dann nicht zusammengepuzzlet.


    Ich habe auch kein Gefühl dafür, wie lang z.B. das Schuljahr noch ist, wie viele Wochen es zum Urlaub sind. Ich kännte es nachzäheln, aber mir fehlt eben das Gefühl dazu.


    Übezeit hatte ich nun schon einige Jahre, besser geworden ist es bisher noch nicht.

  • :D Deswegen war mir klar, dass mehr als zwei Kinder meine Kapazitäten komplett überfordern würden. Grundsätzlich kann ich einigermaßen planen, aber egal wann ich mit Urlaubsvorbereitungen anfange, ich packe immer in der Nacht direkt davor. Und da ist manches doch immer noch nicht gewaschen. Und zum Beispiel Geburtstagsparty der Tochter planen, das schaffe ich auch nie gescheit, dass ich wirklich alles fertig habe zum richtigen Zeitpunkt. Oder Essen für Gäste rechtzeitig machen, das überfordert mich auch komplett. Und das wird nicht besser, obwohl es naturgemäß nicht an Übungsgelegenheiten mangelt.


    Mein Mann ist übrigens genau so, was unser Leben nicht gerade leichter macht. Wenn wir bei seiner Mutter eingeladen sind, und es gibt Essen, was nicht kalt werden soll, da ruft sie schon mal an, dass wir losfahren sollen. #freu

  • Grundsätzlich kann ich einigermaßen planen, aber egal wann ich mit Urlaubsvorbereitungen anfange, ich packe immer in der Nacht direkt davor. Und da ist manches doch immer noch nicht gewaschen.


    Und ich dachte bisher, das mach nur ich so... #schäm


    Ich habe IMMER bei großen Reisen beim Start im Auto einen Beutel mit nassen, aber unbedingt benötigten Sachen dabei, die ich dann erst mal im Zelt/ums Zelt aufhängen muss. Auch wenn ich eine Woche vorher anfange.
    OK, wir haben nicht so viele Sachen so daß ich nicht schon viel früher alles benötigte weglegen könnte, aber mit etwas mehr Zeitgefühl, wüsste ich nicht nur irgendwo im Hinterkopf, daß die Zeit eng wird, sondern würde auch die Arbeiten entsprechend legen.


    Ich habe inzwischen eine über die Jahre erprobte Packliste, die ich nur noch zusammenstreichen (z.b. für den Sommerurlaub das ganze Kletterzeug raus, wenn wir nicht klettern gehen, im Zelt brauch ich keine Bettwäsche, in einer JH dagegen eventuell schon ..) und dann runterrasseln muss.


    Das schaff ich zum Glück dann auch auf den letzten Drücker und vergesse so meist nichts. So lange es draufsteht zumindet (Einmal sind wir allerdings tatsächlich ohne Schuhe fürs Kind los, weil die da noch nicht auf der Liste standen - Schuhe hat man ja normalerweise an, wenn man das Haus verlässt - und wir das Kind aber an dem Tag schlafend und ohne Schuhe ins Auto gepackt haben) .


    Es klappt also, aber stressfrei ist was anderes.


    Mein Mann ist zum Glück deutlich organisierter als ich und hilft uns freundlich und (meist) gelassen, daß wir nicht völlig im Zeitchaos versinken.

  • Witzig. Genau das Problem habe ich auch. Ich kann nicht, und das mein Leben lang schon, pünktlich kommen. Nicht etwa, weil ich schlampig bin, sondern weil mir das Einschätzungsvermögen fehlt, wie viel Zeit tatsächlich nötig ist für dies oder das. Wann fahre ich los, um pünktlich da zu sein. Wie lange dauert sich fertig machen zu Hause. Wie viel Zeit brauche ich tatsächlich für den Weg. Mein Zeitgefühl ist total fehlerhaft. Um pünktlich da zu sein, gehe ich letztendlich so früh los, dass ich dann zu früh da bin; alternativ komme ich immer zu spät. Das ist wie ein Fluch.


    Das ist vielleicht eine blöde Frage, aber schaust du sowas nicht nach?


    Ich habe z.B. mehrfach die Zeit gestoppt, wie lange ich zum S-Bahnhof brauche (8 Minuten). Manchmal gehe ich trotzdem noch zu spät los, aber meistens klappt es. Und man kann doch auch bei Google Maps Strecken nachschlagen und wenn man das ein paar Mal damit abgeglichen hat, wie viel Zeit man tatsächlich braucht, weiß man auch, ob Google eher langsamer oder eher schneller läuft/fährt als man selbst.


    Wenn ich mehr planen muss (ist halt mit mehreren Kindern so), dann komme ich ganz schnell an den Punkt, wo ich heillos überfordert bin und nur noch weglaufen und mich verstecken möchte. Selbst mir Kalender verwirrt mich so was.


    Oft lege ich Termine übereinander, weil ich einen Termin für Mittwoch und den anderen für den 7. und den dritten für den Tag nach dem Musikschulkonzert mache. Daß Mittwoch aber gerade der 7. ist und an dem Tag Musikschulkonzert, kriegt mein Hirn dann nicht zusammengepuzzlet.


    Vielleicht passt dein Kalender nicht so gut für dich?


    Wenn du einen Termin für Mittwoch ausmachst, müsste da ja eigentlich, wenn es der 7. ist, das Musikschulkonzert eingetragen sein.



    Ich habe übrigens neulich Post von der Sparkasse bekommen, die eine Hausbesichtigung für Mittwoch, den 3. Mai ankündigten. :D Dass da etwas nicht stimmte, merkte ich, als ich den Termin eintragen wollte und mich zwischen Mittwoch und dem 3. hätte entscheiden müssen. ^^


    egal wann ich mit Urlaubsvorbereitungen anfange, ich packe immer in der Nacht direkt davor. Und da ist manches doch immer noch nicht gewaschen. Und zum Beispiel Geburtstagsparty der Tochter planen, das schaffe ich auch nie gescheit, dass ich wirklich alles fertig habe zum richtigen Zeitpunkt. Oder Essen für Gäste rechtzeitig machen, das überfordert mich auch komplett. Und das wird nicht besser, obwohl es naturgemäß nicht an Übungsgelegenheiten mangelt.


    Gibt es denn wirklich Leute, die so etwas komplett im Gefühl haben, ohne je darüber nachgedacht zu haben?


    Ich mache mir für solche Sachen einen Plan. Also, wenn es mir wichtig ist. Und dann kommen ggf. Aufgaben in den Kalender (Lightning bei Mozilla Thunderbird), mit rechtzeitigen Erinnerungen.


    Klappt nicht 100%, weil ich manchmal dann doch zu abgelenkt bin, aber meistens schon.


    Edit: und meine bessere Hälfte macht das letztlich ähnlich. Sie kommt meist ohne die Erinnerungsfunktion zurecht, aber sie hat auch immer Listen, was wann erledigt werden muss, und dafür setzt sie sich eben hin und überlegt sich, wann sie A, B und C macht und wann sie deshalb X, Y und Z erledigen muss, damit sie dann und dann fertig sind.

  • Zur Ausgangsfrage: das ging mir genau so. Seit ich viel nähe, beziehe ich im Kopf immer alle möglichen Gegenstände. Oder bei Kleidungsstücken, die ich sehe, überlege ich, wie sie genäht werden. Mittlerweile fühle ich mich ganz fit, aber das hat auch ein paar Jahre gedauert. Training also. Wenn ich aber ein komplizierteres Nähproblem habe, das ich allein nicht lösen kann, frage ich meinen Sohn. Der hat kaum genäht, aber eine sehr gute mathematische Begabung. Er kann mir genau sagen. warum hier und dort eine Falte ist und wo ich Stoff zugeben oder wegnehmen muss. Beneidenswert!
    Zum Zeittrainig: mein Bruder ist Projektmanager und ich war immer die Chaotische, auf die alle warten mussten und die dann noch alles vergessen hatte. Irgendwie hat mein Bruder es durch eine Bemerkung geschafft, mir klarzumachen, dass man es lernen kann, sich zu organisieren. Das hat bei mir einen Schalter umgelegt: ich habe es systematisch geübt. Ich habe gemerkt, dass ich vorher immer so geschätzt hatte, wie es mir in den Kram passt, also die Wirklichkeit verbogen habe. Vorher schätzen, wie lange ich brauche, bis ich loskomme, einen Weg zurücklege, etwas erledige, was ich dazu brauche, woran ich denken muss, und immer realistischer zu schätzen, wurde plötzlich zum Sport. Und es hat funktioniert: ich kann es mittlerweile, und es ist nicht mehr schwierig. Manchmal ist es mir fast peinlich. Ich weiß nicht, ob ich repräsentativ bin ;) , aber bei mir war es durch Training zu lösen.


    Astarte: Ich verstehe das nicht mit dem "auf dem Kopf". Warum ist der Plan leichter zu lesen, wenn er verkehrt rum ist? Ehrliche Frag, nix polemisch.

    Wer loslässt, hat die Hände frei


    2 Mal editiert, zuletzt von Jorinde ()

  • Hallo,


    Wenn ich den Kalender einmal in der Hand habe, sehe ich natürlich, ob schon was drin steht.


    Aber oft genug ruft mir mal einer zwischendurch was zu "Mama, kannst du mich am Mittwoch gegen X Uhr bei Lene abholen?" "Klar, warum nicht". Daß am Mittwoch dem 7. Elternabend ist, hab ich in dem Moment zwar im Kalender, aber nicht im Kopf. Und daß ich versprochen habe, am Tag nach dem Konzert die Harfe wieder abzuholen, auch nicht.


    Natürlich könnte man das lösen, in dem man jedes Mal erst sag: "Moment Schatz, ich hole meinen Kalender", aber ich finde das in unserem turbulenten Alltag sehr schwierig umzusetzen.


    Und natürlich habe ich die Zeiten von bestimmten Strecken im Kopf. Das erklärt aber nicht, warum die Uhr nach den gefühlt vielleicht 7 Minuten nur noch schnell die Tiere füttern - länger KANN das nicht gedauert haben! - plötzlich eben nicht auf 7 nach Um steht sondern schon auf kurz vor halb.


    Ich denke, manches ist auch schwer nachzuvollziehen, wenn es einem selber nicht so geht. So wie ich es mir nicht vorstellen kann, warum man rote Kirschen im grünen Baum nicht sehen kann. Die sind doch ganz deutlich zu erkennen und wenn nicht, guckt man halt genauer hin oder geht zur Not auch ein paar Schritte näher ran.
    Aber manche Menschen können sie trotzdem nicht sehen, auch wenn sie direkt vor dem Baum stehen, weil ihre Wahrnehmung eine andere ist.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist ja auch immer eine Frage der Priorität: ich kann schlecht kopfrechnen und mir sehr schlecht Zahlen und Daten merken.
    Klar könnte ich das üben, mag ich aber nicht. Also nutze ich in dem Bereich eine "Festplattenerweiterung" - Taschenrechner, Kalender und sogar Fotos von wichtigen Zahlen/Preisen, wenn ich davon zum Beispiel meinem Mann erzählen will.


    Anders beim Projektmanagement, das habe ich gelernt und geübt - ich arbeite beruflich extrem projektlastig - und das läuft immer besser (auch typisch für unser Lernen, je besser wir etwas können, desto einfacher üben wir noch mehr Details davon).


    Liebe Grüsse


    Talpa