Ein guter Zeitpunkt?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ach ja: ich bereue es nicht. Aber es gibt kein zweites Kind bevor ich nicht fertig bin und wäre ich wieder in der selben Situation würde ich meinem Mann deutlich früher (und fester) in den Allerwertesten treten.
    (Ratet mal was ich grad wieder getan habe #pfeif )

  • Ich habe mit Mitte 30 das erste Kind bekommen, nachdem ich schon einige Jahre Vollzeit gearbeitet und Karriere gemacht hatte.
    Ich würde es wieder so machen, das Elterngeld hat mir ein recht sorgenfreies Jahr daheim mit jedem Kind ermöglicht. Allerdings berechnet es sich ja aus dem Verdienst vor der Geburt, wenn man da kein Einkommen hat, gibt es nur 300 Euro.
    Nie im Leben hätte ich mit Baby promovieren können: das Stillen und der wenige schlaf haben mich zum Zombie werden lassen.
    Noch heute falle ich abends, wenn die Kröten im Bett sind, tot aufs Sofa. Da mach ich keine anspruchsvollen Vorbereitungen oder Korrekturen mehr, das muss ich in meinen Freistunden oder am Wochenende machen.


    Gesendet von meinem D5503 mit Tapatalk

    Ich hab heute wieder nah am Kühlschrank gebaut…

  • Ich habe meine beiden Kinder während der Promotion bekommen - das ging super aber nur weil ich einen Partner habe, der große Teile der Kinderbetreuung übernommen hat. Außerdem war es eine vierjährige Promotion, da hatte ich dann auch eher die Möglichkeit, die Dinge, die ich in den ersten Monaten mit Baby nicht geschafft hatte, wieder aufzuholen.


    In einer einjährigen Promotion würde ich wohl eher kein Baby bekommen. Ich meine selbst wenn der Vater den Löwenanteil der Betreuung übernimmt, sind es sicher zwei Monate, in denen du nicht viel schaffst. Bei einem Jahr ist das schon eine Menge, dazu kommt, dass man bei so einer Pause wieder verloren hat, wo man eigentlich gerade war im Thema.


    Überlegenswert fände ich vor oder nach der Promotion, also die Promotionsphase um ein halbes Jahr oder ein Jahr zu strecken. (Auch bei Juristen gibt es doch welche, die länger promovieren, oder?) Ich würde nur nicht versuchen mit Baby zu Hause und ohne Betreuung zu promovieren, das stellt man sich meist leichter vor als es ist. (Wobei ich auch eine Bekannte habe, die das mit zwei Kindern so gemacht hat. Allerdings hat sie die Kinder recht konsequent auf einen dreistündigen Mittagsschlaf geferbert. Und natürlich insgesamt länger promoviert, klar.)


    Wenn dein Freund eh gerade mit der Promotion fertig ist, wenn ihr umzieht, wäre das ja auch ein möglicher Zeitpunkt. Dann könntet ihr das Kind bekommen, du das Referendariat machen und er Elternzeit machen und dannach eine Stelle suchen. Schwanger während der Promotion stelle ich mir gut möglich vor. (Dafür ist eine Promotion auch recht praktisch - frau ist meist recht flexibel, das ist praktisch für Vorsorgeuntersuchungen, Mittagsschläfchen und Pausen wenn ihr übel ist.)

  • Peppersweet, du erklärst das sehr schön. Danke. Ich glaube, meine etwas ins unreine geschriebenen Erklärungen gingen auch mehr in die Richtung: "Wie integriere ich die Elternzeit so in die Karriere, dass weder ich selbst noch potenzielle Arbeitgeber es als Verlust empfinden."


    Natürlich können Juristen - wie alle anderen auch - so lange promovieren, wie sie wollen. Das ist - ohne Lehrstuhlanbindung, was eigentlich die Regel ist und auch die Regel sein sollte, weil nicht jeder, der eine juristische Promotion schreibt, auch wissenschaftlicher Nachwuchs für die Uni-Laufbahn, sprich: die Professur ist - letztlich Privatvergnügen. Das bedeutet auch: freie Zeiteinteilung (ohne Lehrstuhlanbindung). Und die Baby- und Kleinkindzeit kann man aus meiner Sicht eben leichter mit einer Beschäftigung "in freier Zeiteinteilung" kombinieren als mit einem Job, wo man nicht nur täglich anwesend sein soll, sondern vielleicht noch für Verhandlungen morgen nach München und übermorgen nach Hamburg fliegen muss, übertrieben gesprochen. Oder in der Berufseinstiegsphase in seinen Bestrebungen entweder von Dienstvorgesetzten oder Partnern beäugt wird.
    Insofern könnte die Idee, mal grob zusammengefasst, so lauten: 1. Staatsexamen machen, Promotion vorbereiten/Elternzeit/Promotion voranbringen. Vielleicht Elternzeit splitten oder ähnliches, je nach Bedarf. Wenn beispielsweise Mini Krippenalter oder KiGa-Alter hat, könnte/sollte die Promotion stehen (Verfahren muss ja noch nicht gelaufen sein) und das Referendariat starten - denn dessen Zeiten sind mit den Betreuungszeiten wirklich kompatibel, während das nicht unbedingt bei jedem juristischen Vollzeit-Beruf der Fall ist.
    Zumindest für meine Generation ist noch die bittere Wahrheit, dass Arbeitsabläufe nicht flexibel genug sind und Kollegen (und -innen) häufig zu konkurrentig, um den Kolleginnen mit Kindern entgegenzukommen. Ein Kind bedeutet eine Unterbrechung, immer, egal wann - und zumindest eine zeitliche Reduktion des Engagements. Die Frage ist nur: Wann nimmt die in Kauf. Wenn man ohnehin noch in der Ausbildung ist? Also genommen bis Ende des 2. Staatsexamens, die Promotion ist hier (sinnvolles) Beiwerk oder wenn man im Berufsleben einsteigt. Dann wird eine Juristin schnell auf die juristischen Hilfsarbeiterstellen reduziert bzw. bekommt das hässlichste Dezernat. Es muss nicht so sein, aber Abstriche in einer Phase machen zu müssen, wo dann sonst niemand Abstriche macht, ist einfach schwieriger als dort, wo alle noch nicht so genau wissen, wo ihre Berufs- und Lebensreise langgeht.
    Anderer Tipp: Von den Männern nicht irre machen lassen, liebe Angua. Wenn die Zwischenschritte mit weniger Aufwand gehen müssen, geht es auch. Das glaubt man aber nicht, wenn man - vor allem - männliche Kollegen reden hört. Tut mir leid, dass ich jetzt so schlimm gendern muss, ich halte das aber für eine natürliche Folge der früheren gesellschaftlichen Gegebenheiten. Männer konnten eben sechzig Stunden die Woche in ein Gutachten/einen Fall/die Examensvorbereitung/Promotion etc. investieren. Daraus hat sich ja auch die Rollenverteilung gerechtfertigt, denn wer so viel arbeiten muss, kann nicht nebenbei Wäsche waschen *lol*. Das gilt aber natürlich auch a) für Frauen mit derselben Laufbahn (deswegen gleich mit Unterstützung planen) und b) genügt für viele Fälle der zielgerichtete halbe Aufwand, wenn man es sich traut. Das ist aber sehr schwer, weil bei uns ja alle permanent über ihren Examens/Promotions-/Referndariat/2.Examens-Stress stöhnen. Wenn man das hört, kann man nie Kinder bekommen.
    Und noch kurz zu Moose: Ja, ich habe die gutbezahlte Elternzeit auch genossen, hatte aber leider eine andere Art von Job, in den ich zurückgekehrt bin und es daher weniger genossen, dass ich wegen Kinderkrankzeiten Blut und Wasser geschwitzt habe und aus der Kinderklinik zu Verhandlungen oder Veranstaltungen gefahren bin, weil mein Umfeld leider nicht gewillt war, moderne Großzügigkeit an den Tag zu legen.
    Vielleicht also das noch ein Gedanke: Partnerschaft bedeutet auch, hier mit einzuspringen, wenn zeitlich nicht möglich, dann wenigstens finanziell. Das sollte vorher klar sein ;) .
    Liebe Angua, verzeih das lange Brainstorming, aber ich wusste schon, dass ich später nicht mehr zum Antworten komme. LG und alles Gute.
    Ps: Das Leben hat immer Recht, wir können uns irren ;)

  • Ich würde gar nicht groß planen. Verkopfe das Ganze nicht so.
    Wir dachten, dass das letzte Studienjahr inkl. Examensarbeit und lernen fürs 1.Stex doch ganz super mit Baby klappen könnte. Und dann wurde ich nicht schwanger.
    Dahin der schöne Plan......und dann hat sich die Große eingeschlichen, was ich bemerkt habe, als ich grade ein paar Wochen im Ref war (Lehramt, nicht Jura ;) ).
    Hab dann das Ref eben mit Baby durchgezogen. Direkt nach dem Mutterschutz wieder eingestiegen. Solo stressig war es in meiner Erinnerung jetzt nicht, da sie eher pflegeleicht war. Die Babyzeit der zwei anderen empfand ich als deutlich stressiger und da hatte ich jeweils ein paar Monate Elternzeit.


    Nimms so wie es kommt, es wird schon richtig sein.

  • Ich wollte schwanger werden, sobald die Laborphase für meine Promotion abgeschlossen war. Bis ich mental dann tatsächlich bereit war, war ich in der Endphase der Diss, mein Vertrag an der Uni wurde monatsweise verlängert und lief aus. Eine Aussicht auf eine feste Anstellung hatte ich, Perspektive in frühestens einem halben Jahr. Wir haben beschlossen, es trotzdem zu versuchen. Dann habe ich von heute auf morgen eine Stelle bekommen, ohne Befristung, keine Probezeit. Zu dem Zeitpunkt haben wir schon überlegt, ob wir jetzt aussetzen und wieder verhüten, haben uns aber dagegen entschieden. Bessere Voraussetzungen hätte ich nicht mehr bekommen können, meiner Meinung nach. Und ich wollte auch nicht deutlich über 30 Mutter werden. Also durfte ich meinen Chefs, ca. 10 Wochen nach Arbeitsbeginn sagen, dass ich schwanger bin, was keine Außeneinsätze bedeutet. Nicht schlimm, aber eben mit Umständen verbunden. Sie haben sehr verständnisvoll reagiert, hier im Büro war es echt super.


    Meinem Prof an der Uni musste ich es auch so früh sagen, weil ich noch Nachmessungen hätte machen müssen. Sein Kommentar "Ich dachte nicht, dass du jetzt in der Position bist, schwanger zu werden" 8I Ich hab ihm dann gesagt, dass das meine Entscheidung sei und er mir jetzt besser dringend gratulieren sollte...


    Tja, mit der Anstellung war ein Umzug nötig, dadurch und durch die neue Stelle und viel Babyvorbereitung (ob nötig oder nicht sei dahin gestellt) ist die Diss vor der Geburt nicht fertig geworden. Nach der Geburt habe ich mit drei Monate altem Baby angefangen 10 Stunden/Woche zu arbeiten. Von daheim aus, Baby immer bei mir. Ab und zu ins Büro, auch mit Baby. Und das würde ich nie wieder machen. Ich wurde weder dem Job noch dem Kind gerecht. Mit der Arbeit hat es erst besser geklappt, als ich auf zwei Tage/Woche aufgestockt habe (Baby 6 Monate alt) und mein Freund die Betreuung an diesen zwei Tagen übernommen hat. Inzwischen ist der Kleine bei der Tagesmutter (seit er 13 Monate alt ist) und ich habe nochmal auf 60% aufgestockt, 4 Tage/Woche. Mein Freund arbeitet wieder Vollzeit. Die Diss wird erst jetzt wieder Thema, weil unsere Tamu seit kurzem auch freitags betreut und ich diesen Tag dann für die Diss nutzen kann (und für Arztbesuche, Handwerker-Dinge etc. pp. #hammer ). Im Job merke ich manchmal, dass ich, obwohl ich schon über zwei Jahre in der Firma bin, immer noch blutiger Berufsanfänger bin. Mir fehlen Routinen bei bestimmten Abläufen, aber woher soll es auch kommen. Die Zeit wird es bringen.


    Fazit: Ich weiß nicht, ob es besser gewesen wäre, erst die Diss fertig zu bekommen, dann zwei, drei Jahre zu arbeiten und dann erst Kinder zu bekommen. Wahrscheinlich schon irgendwie, alles wäre abgeschlossen bzw. eingespielt. Aber andererseits hat es sich in dem Moment richtig angefühlt und abgesehen davon, dass die Diss sich zieht, sehe ich jetzt keinen wirklichen Nachteil darin, wie es lief (nur die drei Monate mit Baby und 10 Wochenstunden Arbeit waren eine Erfahrung, die für die Zukunft gut ist, weil ich weiß, wie ich es nicht mehr machen würde, aber auf die ich im Nachhinein gerne verzichtet hätte).


    Plan für das zweite Kind: Diss fertig bekommen, mindestens 2,5 Jahre Altersabstand bei den Kindern und mindestens ein Jahr mit der höchstmöglichen Stundenzahl arbeiten (also mein Freund Vollzeit, ich die 60%), damit der Einbruch beim Elterngeld nicht so stark wird. Heißt: Frühestens im September geht es los #dance

  • Die Themenstarterin verkopft ja bisher nicht, wir - allen voran natürlich ich - verkopfen ja, weil es sich virtuell alles so schön sauber planen lässt und man dann das Gefühl *wenn ich noch mal von vorne anfangen könnte, würde ich...* irgendwie sinnvoll unterbringen kann. Mein Leben war zwangsläufig durchgeplant und dann hat es - ganz anders - doch noch geklappt. Das war eben nicht sofort kompatibel und war *rein menschlich* in der Berufswelt kein schöne Erfahrung. Aber ganz ehrlich? Gefühlt war ich nie so lebendig wie als Mutter, es war genau das, was *mir* immer gefehlt hat. Von außen betrachtet habe ich zweimal den Arbeitsplatz gewechselt nach der Elternzeit wg. Unvereinbarkeit von meinen Vorstellungen sowohl jeweils von Familie als auch Beruf und ja, auch wg. Druck von außen, weil Mutter eines kranken Kindes nicht erwünscht war. Aber ich habe die Unterbrechungen für mich genutzt, bin jetzt wieder da, wo ich vorher war (vom Status aus gedacht, was ja nichts bedeuten muss) UND bin glücklich mit meinem Sohn, erlebe mein Leben als erfüllt und bin mental nicht mehr so abhängig vom Karriereerfolg.
    Was dann die Zeitfenster/Planungen betrifft, die durch die Elternzeit verworfen werden: Ich habe auch x Promoventen gesehen, die länger als fünf Jahre brauchen - ohne Kind. Dann sind es eigene Krankheiten, die der Eltern/des Partners, Ladehemmungen, Perfektionismus, das unterschwellige Bedürfnis, mit der Disseration wissenschaftlich den berühmten großen Wurf zu landen, die Uni als Comfort Zone, etc. Das wiederum bedeutet nur, dass man in dieser Zeit durch eigene Zielstrebigkeit/Abstriche beim Perfektionismus auch einiges ausgleichen kann, was sich in der eigenen Lebensplanung verschiebt. Nur eine Möglichkeit, Planen kann man das nicht. Aber wenn man so nett gefragt wird ;) ... Alles Liebe, und liebe TS, bitte berichte...wie es weitergeht ^^ , du wirst bestimmt deinen Weg gehen und ich bin gespannt, wie.

    Einmal editiert, zuletzt von Zeitmeisterin* () aus folgendem Grund: RSF gefunden, mehrere andere wahrscheinlich nicht...


  • Was dann die Zeitfenster/Planungen betrifft, die durch die Elternzeit verworfen werden: Ich habe auch x Promoventen gesehen, die länger als fünf Jahre brauchen - ohne Kind. Dann sind es eigene Krankheiten, die der Eltern/des Partners, Ladehemmungen, Perfektionismus, das unterschwellige Bedürfnis, mit der Disseration wissenschaftlich den berühmten großen Wurf zu landen, die Uni als Comfort Zone, etc. Das wiederum bedeutet nur, dass man in dieser Zeit durch eigene Zielstrebigkeit/Abstriche beim Perfektionismus auch einiges ausgleichen kann, was sich in der eigenen Lebensplanung verschiebt.


    ja. und wenn es so wäre ohne kinder und man dann auch noch während der promotion kinder kriegt, dann endet man wie ich. nicht fertig und ewig viel zeit ins land.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich würde unbedingt auch versuchen, mit dem Partner abzustimmen, inwieweit er für Kinderbetreuung einzuplanen ist. Würde Dein Mann zugunsten Deines beruflichen Vorankommens ggf. eine längere Elternzeit nehmen und/oder phasenweise Teilzeit arbeiten? Ist Euer finanzieller Hintergrund so, dass Ihr eine Zeit lang mit weniger Geld auskämet? Wollt Ihr abwechselnd die berufliche Entwicklung eines Partners/einer Partnerin priorisieren, beide gleichzeitig intensiv reinhauen oder ein eher traditionelles Rollenverhältnis leben? Auch wenn natürlich vorab unklar ist, ob das Kind zu Euren Planungen passen wird, finde ich es hilfreich, sich zu diesen Aspekten grob abzustimmen.

  • Liebe Ainu, darf ich fragen, welcher Fachbereich?
    Bei den Juristen darf normalerweise die Diss. etwas schlichter ausfallen, weil die beiden Examina die Funktion des Aussiebens/Differenzierens zukünftiger Bewerber erfüllen...also, inoffiziell natürlich. Aber die Maßstäbe anderer Disziplinen gelten hier nur bedingt, das sieht man auch, wenn man sich juristische Disserationen aus der Außenperspektive anschaut.


    Es gibt so viele Möglichkeiten, Erfolg zu haben oder zu scheitern. Eine Kollegin wollte erst fertig promovieren, war aber - kurz gesagt - so verunsichert von ihrem perfektionistischen Mann u. Kollegen, dass sie immer wieder von vorne begonnen hat. Nach fünf Jahren ist die Diss. immer noch nicht fertig, die Ehe beendet, sie empfindet nun ihre biologische Uhr als *laut* tickend. Das Leben ist halt - individuell. Am Ende kann jeder immer für sich seine Entscheidungen nur so treffen, dass er/sie hinterher auch vor sich selbst dazu stehen kann. Ich denke, das ist die Hauptsache.

  • Das Post hätte vor ein paar Jahren von mir stammen können bzw ich habe im alten Forum etwas ähnliches gefragt;-)


    Ich habe meine Kinder im Ref, kurz nach dem 2. Examen und im Berufsleben bekommen. Jetzt habe ich drei, bin gut ausgebildete Volljuristin und habe einen Job der mir Spaß macht. Es ist sehr gut gelaufen, ist aber eine Menge Arbeit und war zu Examenszeiten sehr stressig. Aber ich wollte unbedingt Kinder, und ich wollte schon immer früh Kinder. Ich hätte keine 10 Jahre mehr warten wollen.....jetzt bin ich 34, habe schon einiges an Berufserfahrung. Jedoch hat mein Mann immer viel übernommen und unsere Familie hilft auch....


    Fazit: nicht zuviel planen, im Prinzip sollten ein paar Grundvoraussetzungen stimmen, der Rest ist sowieso nicht planbar

  • Wie sympathisch, eine Kollegin :)

    Das habe ich befürchtet bzw. das ist mir heute nochmal klarer geworden. Ich werde wohl nochmal in mich gehen müssen, inwieweit ich meine Karriere zurückstellen will oder ob ich da doch sehr egoistisch bin. Wie vielleicht schon angeklungen ist, ich bin noch ein junger Hüpfer, sodass für mich meine Planung sehr stimmig ist. Mein Mann, obwohl nur 4 1/2 Jahre älter, empfindet da halt anders. Ich bin selber das Kind von deutlich ü30-Eltern, habe das nie als störend empfunden, aber er tut es eben. Und das möchte ich auch nicht einfach abbügeln.


    Hmmm, was für mich nicht klar wird: Dein Mann möchte gerne möglichst bald Kinder bekommen - möchte er sich um die auch kümmern? Oder möchte er eigentlich, dass DU Kinder bekommst und er die dann nach Feierabend mal ein bisschen betüdelt? Du schreibst von seinen beruflichen Plänen aber nicht davon, was er bereit wäre, in seinen Kinderwunsch zu investieren. Das würde ich unbedingt klären. Eine Freundin promoviert derzeit mit dem Ziel Uni/Wissenschaft und hat doch recht groß geschaut, als ihr (konservativ-katholisch-südamerikanischer) Freund ihr erklärte, wie er sich die Arbeitsverteilung in der Familie vorstellt.


    Dort, wo ich damals gearbeitet habe, war das erhöhte Arbeitspensum auch "normal". Ich glaube, das ist bei vielen juristischen Berufen so (da ich allerdings nie selbstständig war, könnte man vielleicht von einer RA-Kollegin auch noch ein Meinungsbild einholen).


    Für die Großbutzen kann man es ja bei juve/azur nachlesen (durchschnittliche Arbeitszeit 54h/Woche, das kommt nach meinen Beobachtungen auch hin), ich höre immer nur, dass es bei den kleineren Kanzleien nicht sooo viel anders aussieht, viellllleicht mit einer umgekehrten Tendenz (Großkanzleipartner arbeiten mehr als ihre Associates, Berufseinsteigerinnen in kleinen Kanzleien arbeiten evtl. etwas mehr als die arrivierten, etablierten Leute in derselben Kanzlei). Selbstständige arbeiten selbst und ständig und so. Und angestellte Anwältinnen sind schließlich nur zukünftige Selbstständige. ;)


    Im öffentlichen Dienst ist es sehr unterschiedlich, von hohen Pensen für Einsteigerinnen im Richterberuf und bei der StA, die sich dann aber nach 1-2 Jahren normalisieren über wirklich laue Jobs, bei denen man auch mit bezahlter Frühstückspause keine Überstunden schieben muss bis hin zu ziemlich übler Ausbeutung auf befristeten E11-Stellen.


    Ich bin 30 und alle meine juristischen Freundinnen steigen gerade ein oder haben das in den letzten 2-3 Jahren erledigt, von daher habe ich glaube ich einen ganz guten Überblick.




    Ich denke, als Faustformel kann man sagen: Wenn du Familie und Jura vereinbaren willst, musst du immer, wenn du Jura machen willst, jemand anderes haben, der sich um die Familie kümmert. Und am besten auch jemanden, der sich kümmert, während du mal ein bisschen schläfst, um dann später Jura machen zu können. Ich jedenfalls halte es unausgeschlafen nicht lange über Lehrbüchern aus.


    Das Ref würde ich auch als relativ flexibel einschätzen, ebenso wie eine Diss. Das ist vorteilhaft, macht es aber umso schwerer, die Zeit, die man dann eben doch braucht, zu verteidigen. Das Ref ist sicherlich mit 20-30h Aufwand pro Woche machbar, aber das sollten dann auch 20-30 habwegs ausgeruhte Stunden sein. Was für eine Mutter nicht soooo leicht ist.
    Außerdem solltest du überlegen, ob du bestimmte Wünsche ans Ref hast, die du dir mit Mutterschaft verbaust, z.B. Verwaltungs- oder Wahlstation im Ausland.



    Eine Anregung: hast du überlegt, erst ins Ref zu gehen und dann zu promovieren? So habe ich es gemacht und war damit sehr zufrieden.

  • Huch, so viele Antworten! :) Leider lag ich die letzten zwei Wochen mit einer fiesen Erkältung flach und komme erst jetzt zum Antworten. Vorab möchte ich schonmal sagen, ihr habt mir mit eurem Input sehr geholfen und ich glaube, ich habe für mich eine Richtung gefunden.



    Gerade wenn Dein Mann schon fertig ist, sähe ich (nach den Erfahrungen in meiner Umgebung) das Risiko, dass sonst alles an Dir hängen bleibt, weil Du ja "nur" studierst, während er das Geld für die Familie verdient.

    Aber ich würde unbedingt vorher klären, ob euch beiden klar ist dass ihr eventuell _beide_ _über Monate_ _KOMPLETT_ zurückstecken werdet müssen, damit du was erreichen kannst.


    Als erstes möchte ich eine Lanze für meinen Mann brechen (der übrigens kein Jurist ist) #ja . Er hat da Kinderthema ja aufgebracht, aber dann keineswegs gleich die Verantwortung zu mir abgeschoben. Er weiß vielmehr, dass so ein kleiner Zwerg viel Verantwortung und Arbeit ist und hat (als wir nochmal gut darüber gesprochen haben) auch klar gesagt, dass er sich freilich an der Betreuung etc. beteiligen würde. Gleichzeitig sieht er auch meinen Wunsch nach fertiger Ausbildung etc. und steht da auch dahinter. Unser Ergebnis ist inzwischen, dass wenn ich erst "alles" fertig machen will, er auch mit seinem Wunsch warten wird .


    Was mich zu mir bringt. Ich glaube, ich kann inzwischen dann doch unterscheiden, zwischen dem was ich momentan möcht' (Kinder) und dem was ich will (1. StaEx). Das werde ich jetzt auch erstmal machen und dann weitersehen, ob das mit der Promotion überhaupt klappt und wie so unsere Zukunftspläne aussehen.


    Mein Tipp wäre also kurz gefasst: Nicht bis zur Vollzeit-Stelle aufschieben

    Ich persönlich habe Kinder gekriegt, nachdem ich den vollen Berufsabschluss incl aller Examina und der praktischen Lehrphase hatte. Das war dann in der Probezeit. Noch vor der Verbeamtung auf Lebenszeit. Und vor der Inhabe einer "festen" Stelle.


    Vom Bauchgefühl her geht es wohl in diese Richtung, dann dürften sich auch in Richtung soziales Netzwerk (danke für den Hinweis, das sowas doch recht gut ist hatte ich gar nicht auf dem Schirm) und Betreuung mehr (auf)getan haben.


    Alles Liebe, und liebe TS, bitte berichte...wie es weitergeht


    Danke dir & das werde ich auf jeden Fall tun! Auch euch allen: #danke

    Du hast eine Brezel im Mund, sei doch einfach glücklich.

    Weisheit einer hohenlohischen Mutter

    • Offizieller Beitrag

    Für mich war immer klar: Ich will Kinder. Genauso war für mich aber auch immer klar: erst nach Abschluss meiner Ausbildung. So hab ich das erste Kind mit 35 bekommen, weil ein bisschen Arbeiten wollte ich ja auch noch vorher und ich war im Studium leider nicht die schnellste. #schäm


    Mein Mann schwankte immer zwischen: ja, ich will Kinder. über: nein, ich will auf gar keinen Fall Kinder!!! zu: ja, ich kann mir Kinder doch vorstellen. Er war beim ersten Kind dann schlussendlich 42.


    Unser Fazit: Es war für uns richtig so, denn obwohl wir schon mit mitte/ende 20 loslegen hätten können, wären wir damals einfach noch nicht "reif" gewesen für Kinder und die Verantwortung, die man damit hat. Ich hätte meine Promotion mit Kindern garantiert nicht geschafft. Trotzdem sind wir manchmal traurig darüber so lange gewartet zu haben, denn mehr wie 3 Kinder werden sich wohl (Mehrlinge mal ausgenommen) nicht ausgehen und ab und zu träumen wir gemeinsam von einer Großfamilie. Wie man es macht, ist es falsch und so :).


    Jedenfalls ist es gut, dass ihr darüber redet. Eure Meinung dazu kann sich in nächster Zeit auch noch 3 mal ändern. Immer im Gespräch bleiben. Und manchmal überraschen einen die Kleinen dann auch einfach. Mit dem Kleinen Nerd hab ich so schnell nämlich nicht gerechnet.

  • Liebe Ainu, darf ich fragen, welcher Fachbereich?
    Bei den Juristen darf normalerweise die Diss. etwas schlichter ausfallen, weil die beiden Examina die Funktion des Aussiebens/Differenzierens zukünftiger Bewerber erfüllen...also, inoffiziell natürlich. Aber die Maßstäbe anderer Disziplinen gelten hier nur bedingt, das sieht man auch, wenn man sich juristische Disserationen aus der Außenperspektive anschaut.


    Es gibt so viele Möglichkeiten, Erfolg zu haben oder zu scheitern. Eine Kollegin wollte erst fertig promovieren, war aber - kurz gesagt - so verunsichert von ihrem perfektionistischen Mann u. Kollegen, dass sie immer wieder von vorne begonnen hat. Nach fünf Jahren ist die Diss. immer noch nicht fertig, die Ehe beendet, sie empfindet nun ihre biologische Uhr als *laut* tickend. Das Leben ist halt - individuell. Am Ende kann jeder immer für sich seine Entscheidungen nur so treffen, dass er/sie hinterher auch vor sich selbst dazu stehen kann. Ich denke, das ist die Hauptsache.


    oh, seh ich erst jetzt. ich bin historikerin. da ist nix mit schlichter diss. auch nicht mit paperdiss. das ding muss eine monographie sein und so um die 250 seiten wären nett (wobei das das geringere problem ist ;) )

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • oh, seh ich erst jetzt. ich bin historikerin. da ist nix mit schlichter diss. auch nicht mit paperdiss. das ding muss eine monographie sein und so um die 250 seiten wären nett (wobei das das geringere problem ist ;) )

    Liebe Ainu, das hatte ich schon fast gedacht - wenn nicht gar "befürchtet". Was die Historiker für eine Dissertation leisten müssen, ist wirklich beeindruckend. Ich musste ein paar Mal historische Literatur beiziehen und bin jedes Mal in Schockstarre vor der Vielfalt der ausgewerteten Quellen verharrt, die meistens auch noch in anbetungswürdiger Akribie analysiert wurden. Und dann meistens auch noch mit nahezu literarischem Talent geschrieben waren...Da macht der gemeine Jurist nur 8I und freut sich dann ausnahmsweise über sein Studienfach ;) . (Während der Examina bemitleidet er sich ja eher...permanent #pfeif ).


    Liebe Angua, habe Deinen letzten Beitrag mit Interesse gelesen. Das klingt gut. Wenn Du magst, kannst Du ja irgendwann einmal berichten, in welchem Bundesland Du Examen und/oder Referendariat machst (auch PN). Ich finde, da gibt es zum Teil auch Abweichungen.

  • Der richtige Zeitpunkt ist immer und nie...


    Ehrlich, ich hab Kind eins zu einem Zeitpunkt bekommen, da haben eigentlich alle mit dem Kopf geschüttelt. Eine Ausbildung hatte ich da noch nicht.
    Grad neulich ist mir (als es hier um die Abifeiern usw. ging) wieder aufgefallen, wie kurz danach ich Mutter wurde.


    Kind 2 kam nach dem Studium.
    Dazwischen hätte ich gerne noch mehr Kinder bekommen, sollte aber nicht sein.


    Es geht alles, mal leichter, mal schwerer.


    Man weiß nie, was morgen ist, daher kann man auch nicht sagen es ist besser erst xy zu machen...

  • Man weiß nie, was morgen ist, daher kann man auch nicht sagen es ist besser erst xy zu machen...

    Natürlich bleiben viele Unbekannte in der Formel und man kann zumindest nicht so planen, dass alles hieb- und stichfest und genau abgeklopft und sicher ist,
    ABER ich verstehe nicht, wieso man aus diesen Gegebenheiten dann ableitet, dass Planung irgendwie überhaupt keinen Sinn mehr macht.
    Es gibt doch bestimmte Punkte: Geld zB. Betreuung zB. Jobchancen zB. über die man durchaus Aussagen treffen kann. Und ich finde, das sind wichtige Faktoren, die großen Einfluss darauf haben, ob ich mich in meiner Rolle in der Familie und als Mutter wohl fühle. Oder ob ich gern alles anders hätte. Mir Sorgen mache. Mich überfordert fühle. Zukunftsängste hab ...
    Unbeachtet natürlich der Tatsache, dass noch viele andere Dinge dazu kommen und Einfluss nehmen auf mein Befinden, würde ich also diese planbaren Dinge durchaus bedenken.


    Dieses Argument, es kommt eh alles anders erinnert mich immer an so Aussagen von Rauchern, die erzählen, sie kennen aber auch ein paar 90-jährige Kettenraucher, denen es wunderbar geht. Und sie haben außerdem eine Tante gehabt, die immer sehr gesund gelebt hätte und dennoch mit 45 gestorben wär.
    Klar gibts so was. Aber was lässt sich aus solchen Lebensschicksalen ableiten? Doch nicht, dass jeder Versuch, gut mit der Gesundheit umzugehen, quatsch ist?

  • @Froschfamilie ich habe nie gesagt, dass es Sinn macht zu planen.


    Aber wenn mir jemand sagt: "eigentlich hätte ich jetzt gerne Kinder, aber ich muss erstmal noch xyz machen/haben." oder "Kinder bekomme ich erst, wenn ich xyz gemacht habe, obwohl ich mich dann eigentlich zu alt fühle."


    Dann kann ich nur sagen, dass
    a) nicht gesagt ist, ob xyz irgendwann erreicht ist.
    b) nicht gesagt ist, dass xyz dauerhaft bleibt.
    c) man nachdem xyz ist noch Kinder bekommen kann.


    usw.


    Aufzählung nur zur Übersichtlichkeit, soll nicht belehrend wirken.


    Jeder darf planen und machen was er will, aber eine Garantie gibt es nicht. Und je mehr geplant ist, umso mehr kann schief gehen.


    Das Raucherargument hinkt gewaltig, da ja nachgewiesen ist, dass rauchen schadet
    Soweit ich weiß wurde aber noch nicht nachgewiesen, wann Kinder besser in die Lebensplanung passen.

  • Das Raucherargument hinkt gewaltig, da ja nachgewiesen ist, dass rauchen schadet
    Soweit ich weiß wurde aber noch nicht nachgewiesen, wann Kinder besser in die Lebensplanung passen.

    Natürlich kann man das nicht direkt vergleichen.
    Und ich wollte dir persönlich auch gar nicht an den Karren fahren :) .
    Aber weil deine Argumentation in eine Richtung ging, die hier ja etliche andere Schreiberinnen auch schon eingeschlagen hatten und ich diese Sichtweise nicht richtig nachvollziehen kann, hatte ich dein letztes Post da mal rausgegriffen.


    Zum Raucherbeispiel:
    Allgemeinweisheitlich wurde natürlich kein perfekter Kinderkriegzeitpunkt festgestellt.
    Ich denke aber doch, dass jeder Mensch für sich persönlich benennen kann, welche Lebensumstände er sich gut für sich vorstellen kann und welche Konstellationen in Familie und Beruf ... er lieber meiden würde.
    Insofern kann man schon überlegen, an welchem Punkt Kinder .... voraussichtlich ... gut ins Leben passen und wann die Bedinungen zumindest schwieriger sind.
    Und genau diesen Überlegungen dient doch dieser Thread.