Das Böse lauert überall - Artikel zur Überbehütung

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  • Mein Sohn (6) darf inzwischen allein in die Schule laufen, allerdings bringen mein Mann oder ich ihn über die eine große Straße, die auf dem Weg liegt. (Besser wäre es, wenn es bei dieser Straße einen Fußgängerüberweg gäbe, aber wenn keiner läuft und schob gar keine Kinder, wird das nicht passieren).
    Jedes mal wird er von überbesorgten älteren Damen angesprochen, ob er verloren gegangen ist, bzw. ob er überhaupt weiß, wo seine Schule ist, ect. Ihm macht das nicht viel aus, er schwätzt dann mit ihnen und sie sind dann ganz beeindruckt, dass er das schafft. Ich habe ihn auch einen Batch mit meiner Handy Nummer an den Schlüsselring gemacht, falls mal jemand nicht locker lassen sollte, ob das auch mit rechten Dingen zugeht, aber das war noch nie nötig.
    Jetzt habe ich seinen Lehrer gebeten, ihn nach der Schule auch alleine gehen zu lassen, der Lehrer weiß, dass ich ihn an der Straße abhole. Er hatte erst zugesagt, aber dann doch darauf bestanden, dass eine Praktikantin mitgeht, was dann dazu führte, dass mein Sohn auf die Praktikantin warten musste und deshalb nicht beim Treffpunkt war, als ich ihn erwartet habe. Ich finde es schade, dass sie ihm das nicht zutrauen und werde ihn dann doch lieber selbst abholen. Es geht ja nicht darum, es mir bequemer zu machen (ob ich beim Treffpunkt warte oder vor der Schule macht für mich keinen Unterschied).

  • wir wissen noch nicht, wo es zur Schule hingehen wird, aber eventuell wird es auch eine Busstrecke geben. Meine Mutter ist auch schon in Panik aufgegangen, als ich angedeutet habe, dass das Ziel sein wird, dass unsere Tochter das alleine fahren kann. ,,heutzutage...'' ;)
    Mein Mann kann es sich auch noch nicht vorstellen,a ber ich bin sicher, dass der Zeitpunkt kommen wird, wahrscheinlich früher als gedacht. und bis dahin begleiten und üben wir dann mit ihr. Vier oder fünf jahre lang das Kind aber zur Schule zu bringen und abzuholen wird dagegen keine Option werden. das wären für uns ja insgesamt 2 oder 3 Stunden weg (zusätzlich zum kindergarten) jeden Tag. das ist nicht praktikabel.

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    Bonus #post

  • Hi,


    auch wenn das Thema hier schon lange 'eingeschlafen' ist, wollte ich doch noch etwas zu dem 'Ursprungsartikel' schreiben. Meine Cousine lebt mit ihrer Familie in Atlanta und hat auch berichtet, dass in ihrem Vorort keine Kinder draußen spielen....was allerdings laut ihr daran liegt, dass die Kinder entweder in der Schule sind, oder aber die komplette Freizeit verplant haben...meistens mit Sport. Daher sind die Kinder nicht auf der Strasse.

  • Das wiederum erinnert mich an die Reportage, die ich mal sah: die USA-Korrospondentin für ARD oder ZDF (hab ich vergessen) hat eine Doku über das Thema "Kinder und Behütung in den USA" gedreht, weil sie wenige Tage nach ihrer Ankunft und Bezug des Hauses in einer total ruhigen Wohngegend Besuch von der Polizei bekam: Nachbarn hätten sie angezeigt und das ginge ja wohl auch gar nicht, dass ihre 12 und 10 Jahre alten Jungs alleine draußen an der Straße spielen würden. So kleine Kinder gehörten einfach beaufsichtigt und vor allem in den Garten.


    Aus diesem Erlebnis hat sie eine Geschichte gemacht, Eltern, die ihre 12-jährigen zur Schule brachten, interviewt, Krippen mit Web-Videoüberwachung gezeigt (damit die Eltern jederzeit gucken können) und noch andere interessante Unterschiede aufgezeigt.


    Fazit hier genau anders rum: die Konder sind deshalb so verplant, damit die überhaupt mal raus können, denn frei unverplant auf der Straße geht in den meisten Gegenden eben gar nicht.


    Für mich mit mitteleuropäischem Hintergrund unvorstellbar...

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Ja, grauenvoll. Und wenn man dann nicht damit aufwächst, sondern plötzlich damit konfrontiert wird, stell ich mir das auch für die Kinder heftig vor.

    Wenn ich mir ausmale, ich müsste mein 11jähriges Pubertier wieder auf Schritt und Tritt begleiten... #crying

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Und für die Amerikaner ist es grauenvoll sich vorzustellen in so minihütten mit handtuchgrundstück zu wohnen. Kein wunderdass die Kinder auf die Straße müssen....ist ja nirgends Platz zum Spielen.


    Mich Nerven diese Vorverurteilungen wirklich

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ich fand den von mir angesprochenen Bericht nicht vorverurteilend, sondern ausgesprochen differenziert und den Kulturschock gut darstellend.

    Und ja, natürlich fänden Menschen aus anderen Kulturen hier auch das ein oder andere grauenvoll.

    Aber ich fand das in dem Bericht dargestellte für meine Lebenswirklichkeit unvorstellbar. Über nichts anderes haben wir geschrieben.


    Deine Genervtheit verstehe ich deshalb nicht.

    #weissnicht

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Und für die Amerikaner ist es grauenvoll sich vorzustellen in so minihütten mit handtuchgrundstück zu wohnen. Kein wunderdass die Kinder auf die Straße müssen....ist ja nirgends Platz zum Spielen.


    Mich Nerven diese Vorverurteilungen wirklich

    :D


    Das habe ich aber auch gedacht als ich letztens hier so durch die dt. Neubau-Grossstadt-Suburbs spaziert bin. Absolut grauenhaft ;)


    Wobei bei uns die Häuser schon eher alt, aber dafuer auch nicht immer mit großen gaerten ausgestattet sind ...


    Ich kenne den Bericht ja nun nicht von dem du redest, mamaraupe aber fuer mich waere das auch ein kultuschock. Ich sehe bei uns aber deutlich mehr Kinder und Erwachsene draußen rumlaufen als zB im Kaff meiner Eltern, wo alle mit dem Auto ueberall hinfahren muessen, weil es eh nix vor Ort gibt. Grauenhafte Vorstellung halt ... wie man so leben kann!


    ;)

  • Aber da kommt es USA noch viel stärker als D darauf an, in welcher Ecke man lebt :) .

    (Und ich würde egal in welchem Land nicht irgendwo wohnen wollen, wo ich mich nur motorisiert fortbewegen könnte - weder mit noch ohne Kinder.)

  • Und für die Amerikaner ist es grauenvoll sich vorzustellen in so minihütten mit handtuchgrundstück zu wohnen. Kein wunderdass die Kinder auf die Straße müssen....ist ja nirgends Platz zum Spielen.

    Es gibt auch Amerikaner, die in Minihütten mit Handtuchgrundstücken wohnen, das ist doch gar nicht der Punkt. Und auch in Amerika hat unsere Elterngeneration als Kind auf der Straße gespielt, auch bei größeren Grundstücken.


    In den USA wird es in den meisten Gegenden einfach als zu riskant angesehen, Kinder unbeaufsichtigt spielen zu lassen. Wenn du Zahlen und Fakten dazu haben willst, empfehle ich dir das Buch von Lenore Skenazy "Free Range Kids". Oder ihren gleichnamigen Blog http://www.freerangekids.com/ z.B. in diesem Abschnitt http://www.freerangekids.com/c…-playing-and-playgrounds/


    Den Blog gibt es schon länger und die Themen sind schon lange nicht mehr nur unbeaufsichtiges Kinderdasein, aber einen Einblick darin, dass viele Dinge in den USA wirklich anders gesehen werden als im nichtenglischsprachigen Teil Europas kriegt man da schon.

  • Doch das ist genau der Punkt. Pauschalierungen und Vorverurteilungen.


    Ich habe lange genug da gelebt, auch mit Kindern. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.


    Doch eins noch die USA sind nicht die USA. Aber es ist ja Einfacher so einen reißerischen Blog zu lesen... Nicht?

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • claraluna Findest du den Blog reißerisch? Wie lange ist es her, dass du in den USA gelebt hast? Waren die Kinder schon alt genug, um alleine draußen spielen zu wollen? (Brauchst es nicht laut beantworten.)


    Es ist doch keine Vorverurteilung, wenn man feststellt, dass die Kinder in Nordamerika im allgemeinen nicht auf der Straße spielen dürfen. Oder dass sie nicht alleine zuhause oder in Autos warten dürfen. Da gibt es Gesetze und lokale Regelungen sowie Handlungsrichtlinien von child protection services (dortiges Jugendamt) wo man entsprechendes nachlesen kann.


    Was siehst du da als Vorverurteilung?


    Ich es nebenbei bemerkt schon irre, seine Handlungen komplett nach minimalen Risiken (wie zum Beispiel das Risiko der Entführung des Kindes durch jemand Unbekanntes) auszurichten, aber das ist meine persönliche Bewertung, über die würde ich nicht diskutieren wollen. Tatsache ist, dass Nordamerikaner das üblicherweise tun und auch genau so vertreten.

  • Was wirklich sehr extrem ist, sind die Aengste vor Kindesentfuehrungen. Wir bekommen zB immer wieder mal von der Schule Informationen darueber, dass ein Kind irgendwo von jemanden angesprochen wurde (samt Beschreibung des Autos/der Person etc) und man sein Kind entsprechend warnen sollte.


    Ich vermute in Gegenden in denen es Schulbusse gibt, sieht es vielleicht auch anders aus. Hier bleibt den Kindern von berufstaetigen Eltern (was quasi alle sind) schlicht nix uebrig als mit oeffentlichen Bussen oder zu Fuss nach Hause oder ins Jugendzentrum zu fahren/gehen. Bzw. Grundschulkinder gehen zum Grossteil in den Hort (fuer aeltere Kinder gibt es den teils gar nicht).


    Sind aber vermutlich immer auch sehr lokale Dinge .. sprich man muss schauen, wo man hinzieht. Ob da Kinderspielzeug sichtbar rumfliegt, Fahrraeder zu sehen sind und am besten auch Kinder rumlaufen. Es gibt mittlerweile in sehr vielen Gegenden der USA eher urbane Wohngegenden, die stark gentrifiziert sind, wo Leute eben zu Cafes/Restaurants usw laufen. Dort sind dann idR auch Kinder zu Fuss unterwegs. In bewohnten Staedten ohnehin. Klassische, konservative Suburbia laesst sich in den USA genauso vermeiden wie in D. Und selbst da gibt es vermutlich Ecken .. Sackgassen, Strassenzuege usw, in denen Kinder auch Freiheiten haben. Aber generell schon eher ab aelterem Grundschulalter .. nicht schon ab 5/6.


    Ich persoenlich stelle jedenfalls keinen grossen Unterschied in der Freiheit der Kinder bei uns in der Stadt und aehnlich grossen Staedten in D fest. Ausser fuer juengere Grundschul/Kindergartenkinder. Die laufen idT bei uns nicht unbedingt unbeaufsichtigt rum .. bei uns in der Strasse schon, aber halt nicht ueberall in der Stadt. Wobei ich das in D ehrlich gesagt auch nicht so gesehen habe .. eh relativ wenig Kinder, was aber vermutlich daran liegt, dass teils noch keine Ferien waren/sind. In Gaerten sah man jedenfalls schon Spielgeraete und so.


    Was ich sehr krass finde, ist der ruppige Umgang in der Oeffentlichkeit mit Kindern in D (also nicht von Eltern, sondern anderen Erwachsenen). In den USA werden Kinder von Fremden idR nicht angeschnauzt oder zurechtgewiesen (Eltern sind ein anderes Thema). Der Umgangston ist wesentlich hoeflicher .. auch bei den Kindern unter sich (mir schlackern in D immer die ohren, was da an Schimpfwoertern im normalen Alltag zwischen befreundeten (!) Kindern fallen). Kinder werden staerker beschuetzt in der Hinsicht in den USA. Manchmal geht mir das ein bisschen zu weit .. aber solche Aktionen, wo die Polizei gerufen wird, weil ein 10jaehriges Kind alleine draussen unterwegs ist, landen in den USA auch in den Zeitungen und nicht weil alle es so unglaublich finden, dass das 10jaehrige unterwegs war.


    Vielleicht bin ich da auch zu amerikanisiert, aber ich finde ein Grundschulkind ist im Hort besser aufgehoben als den ganzen Nachmittag alleine zu Hause. Bei auch nur ansatzweise warmen Wetter wuerde ich ein Grundschulkind auch nicht alleine im Auto lassen, weil das halt auch echt schnell gewaltig schief gehen kann. Und ich wuerde idT sofern ich die Eltern nicht lokalisieren kann, auch die Polizei rufen, wenn ich kleine Kinder in der Sonne alleine im Auto sehen wuerde und ich die Autotueren nicht oeffnen kann. Es gibt schlicht zu viele Vollidioten.


    Generell sind Kinder in Europa mehr auf sich gestellt (so mal ganz gewaltig generalisiert) und sich selbst ueberlassen. In D geht fuer mich der Trend auch stark in Richtung .. "das muss das Kind lernen/sich selbst durchsetzen" .. was fuer manche Kinder super funktioniert, aber fuer andere leider weniger gut.


    Aber aufgrund einer Dokumentation von aussen heraus eine Situation als grauenvoll zu bezeichnen, ist schon arg vom hohen Ross herunter/arrogant/vorverurteilend. Naja, generell wissen Deutsche aber natuerlich vieles am besten ;)


    (ich wuerde aber auch bei einem Umzug sehr schauen, dass ich dort lande, wo meine Kinder rauskoennen, weil auch andere Kinder dort unterwegs sind .. dass das definitiv nicht ueberall in den USA der Fall ist, ist klar und das schraenkt schon ein).

  • Die Dokumentation - so wir denn von der selben sprechen, aber ich nehme es an (ARD wäre es dann) ist differenziert und gerade nicht vorverurteilend. Es wurde weiter oben ja auch schon beschrieben, dass diese Situation - dass eben die Polizei vorbei kam, als die beiden Kinder auf der Straße spielten, als Anlass genommen wurde, verschiedene Aspekte und Unterschiede genauer anzuschauen.

    Es ging dabei um einen Vorort von Washington DC.


    Da ich die Journalistin und ihre Familie kenne, sie 2008 dort besucht habe und auch die Geschichte, die später zur Doku wurde, aus erster Hand von ihr gehört habe, liegt mir etwas daran, dass das hier richtig festgehalten wird. Sorry :)


    Dass aus so einer Doku am Ende bei manchen nur im Kopf bleibt, wie "irre" "da" "alle" sind, halte ich weder dem Thema noch der Doku für angemessen (FALLS es um dieselbe geht, ich wiederhole mich).


    Ps: Es ist im übrigen schon möglich, dass auch die ca. 10 Jahre seit dem einen Unterschied machen in der Wahrnehmung.

  • Vielleicht bin ich da auch zu amerikanisiert, aber ich finde ein Grundschulkind ist im Hort besser aufgehoben als den ganzen Nachmittag alleine zu Hause.

    Also "zu amerikanisiert" bist du höchstens dann, wenn du das für die Alternative hältst. ;)


    So wie ich "spielende Kinder auf der Straße" kenne, sind die zu Fuß von zuhause aufgebrochen und können jederzeit dahin zurück. Und da ist dann eine/r ihrer Erwachsenen und kann sich bei Bedarf um sie kümmern.

  • Ja, aber das ist doch heute keine Realitaet mehr? Meist arbeiten doch beide Eltern und dann ist zuhause niemand bzw es arbeitet ein so grosser Anteil an Eltern, das eben nicht genug Kinder uebrig bleiben zum Spielen, weil die meisten eben im Hort sind.

  • Ja, aber das ist doch heute keine Realitaet mehr? Meist arbeiten doch beide Eltern und dann ist zuhause niemand bzw es arbeitet ein so grosser Anteil an Eltern, das eben nicht genug Kinder uebrig bleiben zum Spielen, weil die meisten eben im Hort sind.

    Ne, man könnte es meinen. Aber hier arbeiten tatsächlich viele Eltern nicht voll, d.h. 200% sondern in den meisten Fällen irgendwo zwischen 120% und 160%. (Also, das ist meine rein private Statistik von den Familien, die ich so kenne und natürlich regional unterschiedlich usw.). Tatsächlich sind auch viele, viele Kinder, die in Hort, Mittagsbetreuung, OGTS usw. sind nur bis 15:00 oder 16:00 Uhr dort oder nur an drei von fünf Tagen. Also, in meinem Umfeld bleibt Grundschulkindern schon Zeit, um draußen zu spielen. Der größte Einflußfaktor, den ich so sehe, ist tatsächlich das direkte Wohnumfeld. HIer um die Ecke gibt es z.B. ein relativ neu bebautes Areal und da sind unheimlich viele Kinder (so ab fünf) allein unterwegs - da gibt es wenig Autos, es ist verkehrsberuhigt und zwischen den Häsuern viel Platz zum Spielen. Wir wohnen zwei Kilometer weit weg und hier wird viel weniger draußen gespielt. Große Straße vor dem Haus, der nächste Spielplatz ist einen Kilometer weit weg (also zu weit, um mal eben so zu gucken, wer noch da ist) und weniger Kinder. Meine Tochter dürfte rausgehen aber als ich das vorgeschlagen hat, hat sie mich gefragt, wo sie dann hinsoll. Und ja, das wüßte ich an ihrer Stelle halt auch nicht.

  • @belleamie , danke für den beitrag! ich hab mit den USA so gar nix am stecken und mir sind die verhältnisse da egal.


    aber dieses ewige "die freiiheit" nervt mich manchmal. als ich aufgewachsen bin, gabs das volle freiheitsprogramm. die bälger gingen mittags nach dem essen raus und kamen wieder rein, wenns dunkel wurde.


    das wird heute m.e. stark romantisiert. denn damit gingen auch wirklich unschöne begleiterscheinungen einher.


    - sexuelle übergriffe von erwachsenen auf kinder waren nichts unnormales. kinder wussten in der regel, bei welchem komischen alten kerl in der siedlung sich durch entsprechende handlungen 5 mark abgreifen ließen. es gab genügend, die opfer dieses systems wurden.


    - ich kenne zwei todesopfer von unfällen auf baustellen. beide wurden in unterschiedlichen jahren von kanalrohren zerquetscht.


    - verkehrsunfälle waren ebenfalls an der tagesordnung, meistens kleinere allerdings.


    - andere unfälle, die durch bullshit entstanden, den die unbeaufsichtigten blagen veranstalteten, kamen auch oft vor. ich war dabei, als sich ein junge aus der siedlung mit einem geklauten und gehorteten böller die hand zerfetzt hat. da war ich 8 und der 10. bis ich einen erwachsenen gefunden hatte, der helfen konnte, verging eine halbe stunde.


    - mittagessen gabs bei mutti. die war standardmäßig zu hause. eine alternative war nicht denkbar. mit allen nachteiligen auswirkungen, die diese alternativlose arbeitsteilung mit sich brachte (da bin ich EXTREM gebranntes kind, bei uns hat das die familie zerstört).


    - sozial unterwegs galt: recht des stärkeren. oftmals des buchstäblich körperlich stärkeren. da gab es unter den kindern zum teil erbitterte kämpfe. die haben nicht immer "schön miteinander gespielt".


    - ausgrenzung von "anderen", schwächeren etc. war totaler standard und dagegen konnte mangels kenntnis auch kein erwachsener was unternehmen. wer behindert war, weinerlich, schwächer etc. musste sich der unterstützung eines stark gestellten gruppenmitglieds versichern, um überhaupt geduldet zu werden.


    - rauchen/alkohol = mit 7, 8 jahren hatte das JEDER schon mal probiert. das zeug ging halt einfach so rum unter den bälgern. viele eltern rauchten. da wurde dann was abgezweigt. ich hab mit 8 für ein starkes mädchen aus der nachbarschaft von meiner mutter zigaretten geklaut, um deren unterstützung zu bekommen. die hat sie hinter unserem hühnerstall geraucht und ich musste eine mitblotzen.




    -> das sind ALLES keine geschichten aus dem übelsten asibezirk in der nordstadt, sondern aus einer gut bürgerlichen gegend der eher oberen mittelklasse in dortmund-süd.



    es hat alles so seine zwei seiten.



    lg patrick

  • Kenne ich genau so aus meiner Kindheit, nur andere Baustellenunfälle und statt Alk halt Hash mit ca. 10, und wir wohnten in einen guten Viertel mit vielen Berufssoldaten als Elternteile

    Cheers & Oi! Jazzyi

    02/2013 Bergtroll, +04/2016 Sternchen, 03/2017 Höhlentroll

    Wenn euer Leben ein dunkles, stinkendes, dreckiges Loch ist, dann RAUS DA! Schlagt die Wand ein, sucht die Tür oder macht ein Fenster auf, aber tut WAS!!!