Montessorischule als "bessere" Förderschule?

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  • Sagt mal, wir wollen unsere Tochter ja auf einer Montessorischule einschulen. Wir denken, dass die Schule zu unserem Kind und das Kind zur Schule passt. Einen Platz hat sie allerdings noch nicht. Alternative wäre die Sprengelschule, die auch keinen schlechten Ruf hat und auch da denke ich, dass es prinzipiell für unsere Tochter passen würde, allerdings hoffen wir, dass sie auf der Montessorischule glücklicher sein wird. Nun kommen mir aber gelegentlich (und in den letzten Tagen gehäuft) Kommentare zu Ohren, die die Montessorischule als Förderschule bezeichnen, oder als Schule, wo eben nur die Kinder hingehen, die sonst auf der Schule nicht klar kämen. Auch hier im Forum hab ich gelesen, dass die Montessorischule gewählt wird, wenn das Kind eigentlich auf eine Förderschule gehören würde, die Eltern aber diese Bezeichnung vermeiden möchten. Ich selbst kannte gar keine alternativen Schulen, wo ich aufgewachsen bin, war das wohl nicht so verbreitet, so dass ich von dem "Ruf" der Montessorischule/alternativen Schule völlig unbeleckt bin. Ist das denn wirklich so, dass andere Menschen, wenn ich erzähle, dass mein Kind auf eine Montessorischule gehen wird/geht, das mit Förderschule gleichsetzen? (Das würde nicht meine Schulentscheidung beeinflussen, aber vielleicht doch, mit wem ich darüber reden, bzw. ob ich "Schule" oder "Montessorischule" sage).

    • Offizieller Beitrag

    Nun kommen mir aber gelegentlich (und in den letzten Tagen gehäuft) Kommentare zu Ohren, die die Montessorischule als Förderschule bezeichnen, oder als Schule, wo eben nur die Kinder hingehen, die sonst auf der Schule nicht klar kämen.

    Ist doch auch klar, dass gerade Kinder, die nicht auf der Normalschule klar kommen, eher auf die alternativen Schulen gehen. Warum sollte man Geld fuer eine Privatschule ausgeben, wenn das Kind mit der Normalschule klar kommt?


    Ich verstehe natuerlich, dass es auch ganz andere Gruende gibt ein Kind nicht auf die normale Schule zu schicken. :)

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

    Einmal editiert, zuletzt von Nachtkerze ()

  • Ich glaube nicht, dass da alle Montessorischulen gleich sind. Von daher würde ich nach Hospitationen fragen und deine Sorge ggf. sogar in passenden Worten einfach stellen. Denn irrelevant ist dein Einwand ja nicht. Sollten die kennen.
    Ich glaube, dass die örtliche (private) Monteschule hier eine normal durchschnittliche Mischung hat. Die Schule ist sehr gefragt und kann sich die Kinder passend zusammenstellen. Sie ist integrativ, aber ich meine die Plätze sind auf eine bestimmte Anzahl betroffener Kinder festgesetzt. Es fragt sich natürlich, wieviele Kinder noch dazu kommen, die evt. eigentlich doch Förderkinder wären. Aber ich glaube schon, dass die da ein Auge drauf haben und die Mischung stimmen soll.
    Wir haben dann noch eine 2. Privatschule, die aber nicht rein montessorimäßig arbeitet. Die haben ihre Schule direkt neben einem Behindertenwerk stehen. Die vergeben trotzdem auch nur die übliche Rate an Integrationsplätzen, so weit ich weiß. Die nehmen auch grundsätzlich keine Quereinsteiger, weil sie nicht zur Sammelstelle für Kinder werden wollen, die in der normalen Schule nicht zurecht kommen. Auf mich wirkt diese Schule insgesamt sehr 'privat'.


    In meinem Heimatort gibt es keine Monteschule, sondern nur einen Montessorikindergarten. Dort sind behinderte und nichtbehinderte Kinder schon immer gemeinsam hingegangen. Sie sind aber definitiv ein Förderschwerpunkt dort, der auch z.B. Therapien im Kiga anbieten kann. Daher hält schon jeder im Ort diesen Kiga irgendwie für ein Behindertenwerk. Aber auch da: der Kiga ist top und die Plätze waren auch bei gesunden Kindern absolut gefragt.


    Insgesamt finde ich schon, dass Kinder schneller einen Stempel bekommen, wenn sie auf eine Monteschule, Waldorfschule, sonstige Privatschule gehen. Aber mich hätte das jetzt nicht aufgehalten, meine Kinder trotzdem an eine Monteschule zu geben, wenn wir denn einen Platz bekommen hätten.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • @Nachtkerze Also, mein Kind geht auf die Waldorfschule, obwohl es durchaus auch auf einer "normalen" Schule klarkommen würde. Ich finde allerdings, dass die Waldorfschule einfach (noch) besser zu ihr und uns passt.


    @Kissix: Ja, bei uns auf der Waldorfschule ist es definitiv so, dass wir einige Kinder haben, die auf einer staatlichen Regelschule nur schwer beschulbar wären. Zum Teil vom Intellekt, aber noch viel mehr vom Sozialverhalten her. Unsere Schule ist nicht integrativ, Schüler mit Lernbehinderung oder ähnlichem können hier in der Regel nicht unterrichtet werden und wechseln dann die Schule (wenn sie überhaupt aufgenommen werden)
    Mir sind auch schon mehrfach Menschen (zufällig alle so um die 50 Jahre) begegnet, die die Waldorfschule für eine "Dummenschule" (O-Ton) hielten.


    Auch von der anderen Privatschule hier vor Ort (freie Schule) weiß ich, dass dort einige Kinder zur Schule gehen, die von anderen Schule "geflogen" sind oder es demnächst wären. Das betrifft aber in den Fällen von denen ich weiß ausschließlich das Sozialverhalten.

    #idee1 Ich leuchte, doch ich brenne nicht! #sonne

    Einmal editiert, zuletzt von Fannie ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, das ist sehr regional unterschiedlich - es gibt sicherlich Regionen, an denen die Alternativen Schulen vor allem eine Klientel anzieht, dass aus eher gebildeteten, schulkritischen Eltern besteht und die Kinder wohl eher zum "gehobeneren Segment" zählen (im Sinn von aktiven Eltern, bildungsfreundliches heimisches Umfeld etc...).


    Es gibt aber auch Regionen, in denen Alternative Schulen/Privatschulen eher ein Sammelbecken von "Schulversagern"/"-verweigerern" sind - hier ist das ein gutes Stück weit so. Und ja, uns hat das unter anderem davon abgehalten, eine solche Schulform für unsere Kinder zu wählen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich weiß ja, dass die von uns favorisierte Schule keine Förderschule ist, das ist eine ganz normale Schule, mit relativ normaler Durchmischung. Der HB Sohn meiner Freundin geht da auch hin, genau wie die Nachbarskinder.


    Ich bin nur recht überrascht, dass der Ruf so ist. Ich hab die Schule aufgrund der kleineren Klassen, Lehrer und Pädagoge in der Klasse, individuellem Lernen immer eher als bessere Schule, auch im Sinne der Eliteeltern eingeordnet. Und verstehe daher gar nicht so richtig, wo der Förderschul-Gedanke herkommt.

    • Offizieller Beitrag

    Im Grundschulbereich ist es ja meistens so, dass die Sprengelschule fußläufig erreichbar ist, während es bei uns z.B nur eine Montessorischule in der ganzen Stadt gibt. Bei uns wäre der Schulweg also 300m gegen 8km. Dazu kommt dann ja noch oft der Punkt kostenlos gegen Schulgeld.


    Da muss man einerseits entweder sehr überzeugt sein von Montessori oder eben große Befürchtungen in Richtung Regelschule haben um das in Kauf zu nehmen.

  • edit: jetzt erst die anderen Antworten gelesen. Ja klar, das kann woanders natürlich ganz anders sein. Aber hier ist es nach meinem subjektiven Empfinden die "bessere" Schule. Und trotzdem dieser Wust an Vorurteilen.


    Nochmal edit: da haben wir Glück, die Schule ist näher als die Sprengelschule. Ein langer Schulweg wäre hier auch ein Ausschlusskriterium.

  • Also bei uns war es so, dass eine Freundin sicher war, dass ihr Sohn im normalen Schulalltag Probleme bekommt, sie hatte Angst vor Frontalunterricht und dass er sich dem normalen Schulalltag nicht anpassen kann und nicht tut, was man ihm sagt, sondern hinterfragt, ob es sinnvoll ist und so.


    Das die Schulen heutzutage (meistens) gar nicht mehr so arbeiten, wie vor früher hat sie ausgeblendet und sich nicht einmal die örtliche Grundschule angesehen. Bei der Suche nach Alternativen hat sie dann die Waldorfschule gefunden, auf die er dann auch gekommen ist. Ich denke, dass man so vielleicht darauf kommen könnte?

  • Auch hier im Forum hab ich gelesen, dass die Montessorischule gewählt wird, wenn das Kind eigentlich auf eine Förderschule gehören würde, die Eltern aber diese Bezeichnung vermeiden möchten.

    bist du sicher, dass eltern das selbst so geschrieben haben?


    ich habe das hier im forum nur als vermutung von eltern gelesen, die eben ihr kind nicht auf einer solchen schule haben. zumindest in den diskussionen der letzten tage. ich habe dazu schon einmal vor längerem etwas geschrieben, das hatte aber anderen charakter und betraf ganz konkret unsere ostschweizer waldorfschule, nicht montessori, und nicht deutsche alternativschulen.

  • Ne, natürlich nicht die Eltern. Sondern die, deren Kinder nicht auf der Schule sind.
    Dass die anderen Eltern der Montessorischulkinder die Schule nicht für eine Förderschule halten, davon gehe ich aus.

  • Ist doch auch klar, dass gerade Kinder, die nicht auf der Normalschule klar kommen, eher auf die alternativen Schulen gehen. Warum sollte man Geld fuer eine Privatschule ausgeben, wenn das Kind mit der Normalschule klar kommt?

    och, da gibts schon noch ein paar Gründe :)

  • Ne, natürlich nicht die Eltern. Sondern die, deren Kinder nicht auf der Schule sind.
    Dass die anderen Eltern der Montessorischulkinder die Schule nicht für eine Förderschule halten, davon gehe ich aus.

    also hast du angst vor dem blick der anderen? die, die gar keine eigenen erfahrungen haben?

  • wo nimmst Du das jetzt her? Ich schrieb doch oben, dass mich das nicht in meiner Schulentscheidung beeinflussen wird.
    Ich finde es persönlich unerwartet, dass eine Schule, die mit 2Lehrern/Pädagogen mit max 24 Kindern alterndurchmischt individuell und ohne Hausaufgaben arbeitet, als Förderschule wahrgenommen wird, während die Sprengelschule mit 30 Kindern, einem Lehrer und zumindest danach, wie die Tische bei der Führung durch die Schule beim Infotag aufgebaut waren, mit Frontalunterricht arbeitet, die für viele Eltern favorisierte Schule ist. Selbst mit einem völlig normal begabten Kind, dass sozial überhaupt keine Probleme hat, würde ich bei freier Wahl erstere vorziehen.


    Edit: ich möchte nicht, dass meine Tochter hört, dass sie auf die "Dummenschule" geht. Da wird dann im Zweifel ein Gespräch fällig sein.

  • Ich finde es persönlich unerwartet, dass eine Schule, die mit 2Lehrern/Pädagogen mit max 24 Kindern alterndurchmischt individuell und ohne Hausaufgaben arbeitet, als Förderschule wahrgenommen wird...

    ich auch, das sehe ich ganz genauso wie du.


    darum hatte ich im entsprechenden thread auch explizit nachgefragt, wie das gemeint ist.

  • Hier wird die Montessorischule leider auch dafür "hergenommen". Manche Eltern setzen sich nicht mit der Pädagogik auseinander und meinen, dass ihre Kinder in einer Montessorischule plötzlich ganz anders sind und von jetzt auf gleich alles viel leichter erlernen. Das mindert natürlich auch die Qualität der Klassen und es gibt viel Kommunikationsbedarf.
    Für die Pädagoginnen ist es nicht einfach, da sie mit diesen unterschiedlichen Meinungen und Wünschen an die Schule umgehen müssen. Trotzdem ist hier die Montessorischule meiner Meinung nach die bessere Wahl - ich hab aber nur den Vergleich mit den hiesigen Schulen, woanders kann es anders sein...


    Es geht glaube ich gar nicht um die Kinder, die gefördert werden sollten, die Eltern haben einfach eine unklare Vorstellung von Montessoripädagogik.

  • Hier ist der Ruf der Montessorischule nicht so und es wird auch explizit darauf geachtet, dass die Kinder Regelschulvoraussetzungen mitbringen, denn es sind zB in der Freiarbeit sogar eher höhere Ansprüche an die Selbstorganisation, Disziplin und Konzentrationsfähigkeit vorhanden.
    Meiner Erfahrung nach sammelt sich dort aber auch nicht gerade die Bildungselite, sondern eher der Typ "kindorientiert" "öko""Vierkindfamilie" "mit-VW-Bus-Zelt-in-nach-Korsika"-Familie, so ganz platt verallgemeinert :D
    Leistungsorientierte Eltern geben ihre Kinder eher an staatliche Schulen oder an die konfessionellen Privatschulen. (hier)
    Das von dir beschriebene Phänomen kenn ich eher von Waldorfschulen, also dass vor allem die Quereinsteiger in irgendeiner Form an staatlichen Schulen gescheitert sind.

  • Ich hab ja mal ein einer Privatschule gearbeitet und ja, da war das definitiv so. Wenn ein Kind eigentlich eine Förderschulempfehlung hatte, die Eltern aber Angst vor dem Stigma und der Schulumgebung, dann wurde es erst mal bei den Privatschulen versucht. Gerne auch verbunden mit einer größeren finanziellen Spende an die Schule... #stumm


    Wenn die Schulleitung nicht sehr aufpasst, kann das natürlich auch ein Trend werden: wenn von 24 Kindern nur fünf ADHS haben, sprengt dir das ganz schnell die Klasse. Die "guten" Schüler werden dann runtergenommen, die Schulleitung hat Probleme die Klassen zu füllen und nimmt deswegen noch mehr Kinder mit Förderbedarf usw...


    Hier in der Region musste eine Montessorischule nach so einer Entwicklung schließen.


    Zudem sind 24 Kinder und zwei Pädagogen bei jahrgangsübergreifendem Lernen normal, das haben die Regelschulen hier auch (es gibt ja einige, die 1./2. zusammen anbieten)


    Wenn die Montessorischule näher als die Sprengelschule liegt, wäre das für mich auch reizvoll und ich würde sie mir vorher angucken und selbst ein Urteil bilden.


    Meine bescheidene Meinung ist: Montessorischule kann ganz toll sein für:
    - Kinder mit Behinderung, die im Rahmen einer Einzelintegration mit Schulbegleiter betreut werden (da leisten die im Gegensatz zu staatlichen Schulen großartige Arbeit)


    - hochintelligente Kinder, die hier ihrem Tempo entsprechend arbeiten können und ohne Probleme innerhalb des Klassenverbandes ein Jahr überspringen können


    - Eltern, die Zeit haben für die verschiedenen Formen der Mitarbeit


    - Kinder, die fokussiert und zielstrebig sind


    An letzterem hat es bei uns gescheitert! Ein leicht ablenkbares Kind leidet sehr (durch die Jahrgangsmischung, die Materialien, Freiarbeit usw).
    Außerdem braucht es eine große Fähigkeit zur Selbstorganisation. Sonst klappt das mit dem "keine Hausaufgaben" nämlich auch nicht. Nach der schlechten Erfahrung mit meiner Großen ist die Mittlere an die Regelschule. Und ich wurde sehr überrascht, die Mitte 50 Jahre alte Lehrerin arbeitete sehr reformpädagogisch, schloss sich mit den anderen Lehrern zusammen und bot Lernwerkstätten auf dem Flur an, Wochenplanarbeit usw. Dennoch gab es auch Frontalunterricht, aber im angenehmen Wechsel meiner Meinung nach. Ich muss gestehen, dass ich kein Fan der Jahrgangsmischung (mehr) bin. Außerdem mag ich unsere Multikultischule, an der Privatschule war die Klientel ja sehr homogen. Aber das ist meine ganz individuelle Geschichte.


    Ich hab es nicht mehr genau im Kopf, wo Du wohnst, ist das die bayerische Studentenstadt mit Uniklinik? Da haben sowohl Monte, als auch Waldorf einen guten Ruf und sind schon jahrzehntelang etabliert.