Brauche Rückenstärkung bzgl. des Kindergartens

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  • Bin gerade zu einem Gespräch bestellt worden.

    Soll mit Herrn D. vorbeikommen, L.'s Gruppenleitung will mit uns "über Sauberkeitserziehung" sprechen. Wie ich dieses Wort schon hasse.


    Nachdem da Ende letzten jahres Druck auf ihn ausgeübt wurde (von einer anderen Kraft) hat Dechslein komplett dicht gemacht und es gab Tränen beim Anblick des Töpfchens. Dann habe ich komplett Druck rausgenommen und das auch der Gruppenleitung so kommuniziert. Das Gespräch war gut, sie sagte auch, man dürfe keinen Druck machen.

    Aber die Kindergartenleitung ist in einer Gruppe mit der Druckmacherin, und anscheinend gibt es jetzt doch Druck von oben. Ich vermute, das wird unter dem Tenor laufen, und erklären zu wollen, wie wir ihn dazu erziehen können, die Toilette zu benutzen.

    Was sich bei uns seitdem getan hat: Ganz lange hat L. sich bei jedem Wickeln durch Nachfrage versichert, dass es für mich okay ist, dass er noch Windeln trägt. Dann irgendwann hat er angefangen, mit den Kuscheltieren "Toilette gehen" zu spielen und sich für das Thema Ausscheidungen zu interessieren.

    Im Urlaub hat er im Schwimmbad angesagt, als er groß musste. Vor der Toilette selbst hatte er dann solche Angst, dass es vor lauter Aufregung in die Hose ging. Wir haben erklärt, dass sowas schon mal passieren kann, und dass wir finden, es hat super geklappt, weil nichts ins Schwimmbecken gegangen ist.
    Da stehen wir momentan.

    Ich habe schon vor, im Sommer mal etwas nachdrücklicher dazu aufzufordern, draußen die Windel auszulassen.

    Andererseits gehe ich Anfang oder Mitte Mai für fünf Wochen in die Reha - und für mich ist ganz klar, wenn er in dieser Zeit ohne Windel ist, dann nur, wenn er das von sich aus möchte. Ich will nicht, dass in dieser Stressituation auch noch ein Sauberkeitsprogramm dazukommt. Oder gar Konflikte, weil er "eigentlich ja schon mal" ohne Windel im Kindergarten war und in der Zeit es dann aber nicht mehr ohne geht.


    Das war jetzt ganz gut, das für mich nochmal so klar zu formulieren.

    Ich kann trotzdem etwas Rückenstärkung brauchen.

    Bei Dechslein liegt es am Wollen und an Angst - er will nicht ohne Windel und er hat aber auch Angst vor der Toilette, obwohl er von Kleinauf immer mt gucken kommt.

    Der Kindergarten merkt, dass er merkt, wenn er muss, und dass er einfach nicht will. Und ich glaube, das ist das Hauptproblem.


    Hat jemand noch Denkanstöße für den Kindergarten für mich? Links? Anregungen?

    Oder einfach die Bestätigung, dass wir das richtig so machen?

    Ich merke nämlich, ich versteife mich total und kann gar nicht mehr gut denken.

  • Ganz ehrlich, bleib bei deinem Standpunkt. Unser Fräulein ist ja ähnlich alt wie Dein Dechslein und ah... Ähnliches Problem. 3 Wochen war sie im Sommer komplett trocken, dann kam der Kindergärten einstieg und dann zurück auf los. Körperlich ist schon längst so weit, aber sie will nicht. Einmal am Tag geht sie aufs Töpfchen, meistens. Ist auch furchtbat stolz, wenn sie es geschafft hat. Aber sie will es nicht einfach probieren, solange es nicht sicher ist dass es immer klappt.

    Klar hätte ich gerne die Windeln weg, aber ihr Körper - ihre Entscheidung. Auch, wenn ich es nervig finde.

    Ansonsten kann ich Dir unseren Kinderarzt zitieren, der sagte auf keinen Fall Druck machen. Die Kindergärten fingen oft so an ab 3,5 Jahren da Druck zu machen, das sollte man aber nicht zu lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Nur kurz, da am Handy.


    Bitte bleib bei deiner Haltung. Die ist richtig! Unser großer wurde quasi in einem aufwaschen sauber und trocken, aber nur zu Hause. Im Kindergarten trug er noch ein paar Monate Windeln. Es war ihm und auch den Erzieherinnen lieber (ist aber auch speziell, da waldkiga und Winter).

  • Ich würde auch sagen: Bleibt stur gegenüber den "Druckmachern". Hier klappte es erst, als das Bärchen aus dem Kindergarten, in dem so langsam (um den 3. Geburtstag rum) Druck gemacht wurde ("Er ist der Einzige, der noch Windeln trägt..."), raus war.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Ich bin auch für sturbleiben. Wir haben uns gegen einen allseits beliebten Kiga entschieden, weil mir die Leitung bei der Führung sagte, dass sie der Überzeugung seien, dass Kinder mit drei Jahren auf keinen Fall mehr Windeln brauchen und nach kurzer Schonzeit (Eingewöhnungszeit) "die Sache" voller Tatkraft angegangen werde, um die Eltern beim Prozess zu unterstüzten #hammer


    Ich würde vielleicht noch versuchen herauszufinden, was sie eigentlich wollen. Wenn zur Zeit als Beispiel von 10 Kindern 7 gewickelt werden müssen, kann man es so sehen, dass eins mehr nicht schlimm ist, eins weniger aus Erziehersicht aber einfach viel Arbeit spart. Oder dass plötzlich ganz viele Kinder dann auch wieder eine Windel verlangen. Dabei geht es nicht darum, dass das echte Gründe sind, dass dein Sohn die Toilette benutzen muss, aber es könnte geklärt werden, dass das nicht in seiner/deiner Verantwortung liegt, solche Sachen zu regeln.

  • Ich finde auch, dass Du unbedingt bei Deinem Standpunkt bleiben solltest. Druck bringt bei dem Thema doch sowieso nichts! Mein Sohn wird nächste Woche vier und beharrt darauf, ab seinem Geburtstag keine Windeln mehr zu brauchen. Keinesfalls schon einen Tag früher! ;) Zu der Thematik an sich beziehe ich mich auch gerne auf Remo Largo, der es für vollkommen normal befindet, dass Kinder bis Ende des fünften Lebensjahr noch nicht sauber sind.

  • Ich will Dir auch den Rücken stärken. Bleib bei Deiner Haltung.


    Und dann fällt mir noch ein: Meine Tochter ist jetzt 10, und was haben wir uns mit Kindergarten und wohlmeinenden Wohlmeinern rumgeschlagen, um möglichst lückenlos intellektuell und pädagogisch fundiert zu erklären, warum wir nicht glauben, dass etwas Schreckliches passieren wird, wenn das Kind nicht jetzt sofort und das und das... Was da alles hätte eintreten sollen, nur weil wir nicht... Nichts davon ist eingetreten. Das Kind geht selbsttätig auf die Toilette, sie schläft durch, sie ist sogar in der Lage, woanders zu übernachten ohne unter grausligem Heimweh, sie isst ganz normal und bislang ist sie auch noch nicht an einer Lungenentzündung verstorben ("Sauberkeitserziehung", Familienbett, LZS und kein Probierzwang, Barfußlaufen).

    Die sollen sich mal wieder einkriegen. Bislang hat noch jeder gesunde Mensch bezeiten gelernt, wann er wie auf's Klo geht. Andere Dinge sind viel wichtiger.


    Sei souverän und unantastbar. Du bist im Recht. Und Du musst nichts diskutieren oder belegen.


    Ach, und weil mir hier im Forum mal eine liebe Rabin für ein Gespräch ähnlicher Art einen tollen Tipp gegeben hat, der mir sehr geholfen hat: Falls Du Dich während des Gesprächs verunsichert fühlst, stell Dir Dein Gegenüber einfach in Unterwäsche vor.


    Die sind auch nur Menschen und haben genauso in die Windel gemacht, wie alle anderen. Tzä.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Ich bin auch für stur bleiben. Kann aber auch super gut nachvollziehen, dass du unsicher bist.


    Bei uns kam kein Umdenken. Allerdings sind hier auch schon alle Kinder mit zwei Jahren zuverlässig trocken (so die gängige Standardmeinung). Sie haben ihn zähneknirschend weitergewickelt und immer wieder probiert ihn aufs Klo zu animieren.

    Was ich geschafft habe: Deutlich zu machen, dass Sätze wie "Windeln sind für Babys" und "In die Windel kacken ist eklig." gar nicht gehen und ihn wirklich verletzen und lange beschäftigen. War Ihnen gar nicht so klar und ich glaube, dass haben sie auch wirklich gelassen.

    Was ich nicht geschafft habe: Dass sie weiterhin probiert haben, dass er auf Toilette geht. Und sie haben immer mal wieder versucht die Windel beim Mittagsschlaf wegzulassen. Sie haben sie ihm allerdings nach einem Unfall wieder kommentarlos die nächste Zeit drumgemacht.


    Meine Erfahrung also: Wenn Leute wirklich der Meinung sind, dass sauber werden JETZT beim Kind dran ist, bekommt man sie nicht wirklich umgestimmt. Aber man kann Zugeständnisse erreichen.

  • Ins Gespräch würde ich mit Verständnis gehen.

    Verständnis für die ErzieherIn, dass das Wickeln eines so großen Kindes sicher unangenehm sein kann. Das es einen Mehraufwand bedeutet, denn man eigt. mit dem geringen Personalschlüssel schlechter abdecken kann.

    Verständnis dafür, dass manch eine Kraft es vielleicht eklig findet.


    Das würde ich unbedingt anbringen! Vielleicht hilft es, vielleicht besänftigt es etwas. Ihr könnt ja gerne sagen, dass ihr es auch als "unangenehm" empfindet. Ich könnte mir auch besseres vorstellen, als Kind 2 eine Windel Nachts anzuziehen. (und ja, manchmal ist da auch Kacke drin)


    Aber - ansonsten deinen Tenor fahren, auch was die anderen so schrieben. Gerade wenn Angst eine Rolle spielt, ist es unheimlich wichtig eine gemeinsame Linie zu fahren. Vielleicht kommen sie mit einer Belohnungsidee ect. und ich möchte sagen, dass das gegen Angst helfen kann.


    Ich würde darüber nachdenken, aber die Handlungen komplett auf zu Hause belassen. Also egal was ihr unternehmen wollt - es ist euer Handeln, was nicht von den Kräften im Kindergarten gehandhabt wird. Aufs Klo gehen bspw. im Kindergarten wird nicht belohnt, sondern nur daheim. Erst wenn ihr das Gefühl habt, es wäre auch im Kindergarten notwendig dann.


    Ich würde mir schon meinen Plan zurecht legen, was will ich tun, was nicht. Bspw. du bist weg - da gar nix anleiern. Den Sommer über: zu Hause anregen, ohne Windel zu laufen. Dann hast du für euch schon einen "Gegenplan" den ihr eventuell "vorlegen" könnt. Wenn also der Kindergarten sagt: Frau Dechse, fangen sie mit Stempelbelohnungsdingens an, sagst du: Ne wir hatten uns darüber so und so Gedanken gemacht. Ich denke, dass hilft.


    Vielleicht möchte euer Kind in etwas anderes Pullern? Eine Schüssel? Vielleicht wäre das eine Möglichkeit. Eine Bekannte hat ihr Kind durch die Dusche sauber bekommen. Es durfte immer in der Dusche pullern.

  • Danke für eure Gedanken.
    Es kam dann jetzt doch anders.


    Die eine Erzieherin sagte ganz klar, dass das jetzt gemacht werden muss, und daran gibt es kein Vorbei. Da habe ich erstmal schlucken müssen, denn wir aben nicht die Möglichkeit, ihn aus dem Kindergarten zu nehmen. (Ich hätte allerdings einen anderen umsetzbaren Plan gehabt, wenn es wirklich dahingehend eskaliert wäre.)

    Begründet hat sie das zum Einen damit, dass man den Schließmuskel vor dem vierten Geburtstag anfangen müsse zu trainieren, sonst würde der Körper das nicht lernen. #lol

    Zum Anderen damit, dass es im Kindergarten nicht mehr umsetzbar ist, ihn zu wickeln. Der Wickeltisch ist schon lange zu klein (die Erfahrung habe ich auch schon gemacht) und es ist für sie ein zeitlicher und körperlicher Aufwand, L. im Stehen zu wickeln, den sie mit vielen neu dazugekommenen Wickelkindern nicht mehr leisten möchte.

    Das wiederum kann ich verstehen.


    Der Vorschlag, der uns gemacht wurde, wird wahrscheinlich gut für L. funktionieren. Auch wenn das Optimum wäre, dass er selbst den Zeitpunkt bestimmen kann, wann er auf die Toilette möchte, und sich damit sicher auch "Pipiunfälle" vermeiden ließen, sind wir bereit, es zu probieren.

    Vor Ostern soll er jetzt nur öfter mal mitkommen, wenn andere Kinder auf die Toilette gehen und die Erzieherin wird ihm auch viel erklären. Denn Interesse für das Thema hat er. Nur eben die Toilettenangst, aber die konnten wir auch ansprechen, und sie werden ihn nicht auf die Toilette setzen, solange er Angst hat.


    Danach wollen sie zum Einen mit Tricks arbeiten: zB - Eine Stunde vor der Abholzeit wird gewickelt und dann sind halt mal die Windeln in seiner Größe alle und sie müssen es jetzt gemeinsam schaffen, das gut hinzukriegen bis er abgeholt wird.

    -> Das wird ihn, vor Allem wenn es von dieser Erzieherin kommt, positiv fordern, er liebt sowas.

    Zum Anderen ist man bereit, ihn in dem Moment aus der Schlafgruppe zu nehmen, in dem er windelfrei ist. Und er hasst es, jeden Mittag eine Stunde liegen zu müssen, obwohl er nicht schläft.

    Insgesamt haben wir viel über die Herangehensweise gesprochen, und ich glaube, dass ihm das sogar gut tun kann.

    Wir sind außerdem übereingekommen, dass wir engmaschig im Gespräch bleiben, und dass wir vor neuen Schritten informiert werden.


    Bauchschmerzen macht mir, dass die Erzieherin sehr viel Wert darauf legt, dass keine Rückschritte gemacht werden. Wenn er zwischendurch wieder Windeln will, darf er sie nicht kriegen.

    Aber das ... sehen wir dann. #pfeif

    Und wenn sie es richtig angehen, dann kommt es wahrscheinlich gar nicht so weit.


    Bauchschmerzen macht mir auch, dass ich zu einem viel früheren Punkt mein Kind "in Ruhe lasse", wenn es Nein sagt, als die das wahrscheinlich tun.

    Ich merke aber auch, dass L. davon profitiert, durch Situationen zu gehen, in denen er sich Fremdanforderungen anpassen musste - und erlebt, dass er das schafft und dass es ihm hinterher auch noch gut geht.

    Das habe ich als Kind nie gelernt, ich war immer entweder überfordert bis zum Trauma oder wurde abgeschirmt, wenn ich etwas aus Unsicherheit nicht machen wollte.

    Er ist mir in gewisser Hinsicht sehr ähnlich, aber durch meine eigenen Erfahrungen kann ich ihn an der Stelle icht so unterstützen, wie ich merke, er bräuchte es.

    Was er natürlich auch bräuchte, wäre die Erfahrung, selbstbestimmt sein zu können. Aber das ermöglichen wir ihm ganz viel zu Hause, und die Welt draußen ist ... nunmal oft anders.


    L. liebt diese Erzieherin übrigens, er respektiert sie sehr, und zwar weil sie - auch wenn es hin und wieder in Druck umschlägt - Kinder auf eine Art fordert, die genau die richtige für ihn ist.



    Ich werde weiter berichten, wie es uns damit geht.



    Iverna

    Zu dir wollte ich noch sagen: Bei uns ist es andersrum. Mit allem, was vorgeschlagen wurde, brauchen wir ihm zuhause icht zu kommen. Da ist - bei L. - der Kindergarten der bessere Ort. Der Ort, an dem er es besser annimmt. Wir gehen jetzt also den umgekehrten Weg, zuhause folgen wir der Entwicklung im Kindergarten.

    Und mein Bauchgefühl sagt, das ist okay so.

    Schultern entspannen. Jetzt.  

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Dechse ()

  • Ich drück Euch die Daumen, dass das alles gut klappt.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Schließmuskel trainieren? Als Vorwand, weil der Wickeltisch zu niedrig ist? (und man ja auch keinen größeren bauen könnte?). Und das mit dem Schlafen klingt auch ätzend. Sorry. Ich bewundere dich, dass du dich mit denen so arrangieren kannst und Verständnis aufbringst für die Erzieherinnen, während die für dein Kind ja offenbar kein Verständnis aufbringen... Mein Sohn war mit 4 soweit, dass er alleine klein gemacht hat, mit 5 dann groß, da gab es nie Stress im Kindergarten. Ich hatte ihm Höschenwindeln angezogen, die konnte er selbst ausziehen und auf Klo gehen, wenn er es rechtzeitig gemerkt hat (wäre nämlich meine nächste Frage an die Erzieherinnen gewesen, was denn bei Kindern ist, die das mit 3 noch gar nicht rechtzeitig merken, wenn sie müssen...) , vielleicht wäre das noch eine Option.

    Einmal editiert, zuletzt von Rhododendron ()

  • Meinst du wirklich, das Kind stärkt sich dadurch? Also das es "durch Fremdanförderungen geht" ?


    ich weiß nicht. Ich weiß, dass fordern gut sein kann. Aber ich finde es immer einen schmalen Grad. Du klangst im 1 Post nicht so vertrauensvoll mit dem Kiga. Nun schon. Deshalb habe ich viel von daheim geschrieben.


    Übrigens haben wir Kind 2 das morgendliche "in die Windel machen" auch mit Druck abgewöhnt. Ich war mir sicher, das Kind kann aufs Klo (am Tag gings ja) und habe Mohnbrötchen verboten, bis das klappt.
    Wie ich Nachts nun vorgehe, weiß ich auch nicht. Da kann man ja schlecht trainieren :(


    Ich denke es wird.


    Aber magst du vll noch erklären, wie du dir vorstellst zu lernen mit Fremdanforderungen umzugehen? Wieso bist du dir sicher, dass dein Kind nicht überfordert wird? - (weil du den Erzieherin so vertraust? Wäre für mich eine gute Antwort) - wieso denkst du, es ist blöd, abgeschirmt zu werden von Fremdanforderungen? Ist es nicht eine Mär, zu sagen, wir müssen unsere Kinder stark machen gegen den Druck, in dem wir sie dem Druck aussetzen?

  • @Rhododendron


    Zitieren klappt bei dir nicht.

    Zitat:

    "Und das mit dem Schlafen klingt auch ätzend. Sorry. Ich bewundere dich, dass du dich mit denen so arrangieren kannst und Verständnis aufbringst für die Erzieherinnen, während die für dein Kind ja offenbar kein Verständnis aufbringen..."


    Ja, das mit dem Schlafen ist ätzend. Das war vor dem Wechsel der Leitung Anfang letzten Jahres auch anders. Sie befinden sich da in einem Umorganisierungsprozess, bei dem auch viel ausprobiert wird, und man versucht, "passend zu machen".

    Der individuelle Blick auf die Kinder fehlt mir teilweise, ich finde ihn aber deutlich ausgeprägter als in anderen Kindergärten hier.

    Und meinem Sohn geht es gut da.

    Danke, Fia. :)



    Iverna

    Ich habe inzwischen den Eindruck, dass die besagte Erzieherin sich einfach blöd formuliert. Und zwar teilweise richtig blöd.

    Sie hat ein teilweise veraltetes Erziehungsbild.

    Auf der anderen Seite beliest sie sich auch viel und hat mir, als Dechslein mit Glitzerhaarspangen in den Kindergarten kam, erklärt, dass es ganz wichtig für die Entwicklung von Jungs ist, sowas machen zu dürfen. Das fand ich ganz süß, weil ich das ja weiß. Sie war begeistert davon, dass ich sogar extra mit L. losgezogen bin und er sich welche aussuchen durfte. Von ihr hatte ich das zu dem Zeitpunkt noch am wenigsten erwartet.

    Kurz danach durfte ich sie im Spiel mit L. beobachten, und jetzt weiß ich auch, wieso er sie so mag. Sie trifft den richtigen Ton bei ihm.

    Und genau das ist für mich ausschlaggebend - dass L. diese beiden Erzieherinnen, also die Bezugserzieherin und die, die das mit den Windeln fordert, mag und letztere eben auch respektiert. Er ist ein Kind, das extrem sensibel dafür ist, ob ein Erwachsener natürliche Autorität besitzt und der sehr schnell dicht macht, wenn man ihn nicht sieht. Ich habe nicht täglich fünf Stunden mit ihr zu tun, er schon.

    Also ja - ich bin unsicher, weil ich generell ein Problem mit Vertrauen habe und gerne alles unter Kontrolle behalte und weil ich manche der Ansichten dieser Person ganz schrecklich finde.

    Aber ich habe ihn im Blick und einen guten Eindruck von seinem Verhältnis zu den beiden.


    Wenn ich davon spreche, durch Fremdanforderungen zu gehen, dann meine ich nicht, sie Druck auszusetzen, damit sie "es lernen".

    Aber es gibt immer wieder Anforderungen im Leben, die wir kaum beeinflussen können. Wir können aber lernen, dass es auch Wege gibt, damit umzugehen. Dass man hinterher immer noch okay sein kann. Dass man das auffangen kann und dass man nicht alleine damit ist.

    Man kann einen Mittelweg finden, zwischen sich abzuschirmen, da wo man es kann und muss, und beim Rest trotzdem gut für sich zu sorgen.

    Dechslein und ich sind beide sehr sensibel, was Fremdbestimmtheit angeht. Und ich achte sehr darauf, ihm zuhause überall da Selbstbestimmtheit zu ermöglichen, wo es geht. Und auch gegen das Draußen schirme ich ihn ab oder übersetze viel, zwischen ihm und Menschen, die Kinder nicht so gut verstehen.
    Situationen, auf die ich diesen Einfluss nicht nehmen kann, begleite ich. Das finde ich auch gar nicht schlimm, sondern normal, und eine wichtige Erfahrung für jeden.

    Überall da, wo unterschiedliche Bedürfnisse oder Realitäten zusammenprallen, wird es eben schwierig für den individuellen Menschen. Aber das muss nicht heißen: verletztend, traumatisierend, die Integrität untergrabend.

    Ich habe diese Erfahrung als Kind nie gemacht. Ich bin nie durch eine Situation begleitet worden, in der mir unwohl war. Ich musste - konnte - nie einen Weg finden, damit umzugehen. Ich wurde entweder traumatisiert oder habe mich der Situation nicht stellen müssen.

    Zu Schulfesten musste ich nie, weil mir unwohl war, bei den vielen Menschen. Folge war soziale Isolation in der Schule.

    Schwimmen gelernt habe ich, weil man mich so lange ins Schwimmerbecken geworfen hat, bis ich nach mehrmaligem Fastertrinken dann aus reiner Panik gut genug mit den Armen rudern konnte. So schwimme ich heute noch und ich habe heute noch Angst davor.

    Beide Extreme sind schädlich. Es hätte an der einen Stelle mehr Begleitung und Bestärkung gebraucht und an der anderen deutlich mehr Verständnis und Rücksicht.

    Ich versuche, einen Mittelweg zu finden.


    Das heißt nicht, dass mein Kind durch irgendwelche Situationen durch muss, oder dass ich diese gar künstlich erzeuge.

    Hätte ich den Eindruck, dass er bei dem, was der Kindergarten vorhat, verletzt werden wird, dann hätte ich nicht zugestimmt.

    Und wenn das passiert, werden wir damit aufhören.

    Aber so, wie man mir das erklärt hat, wird es sicher Situationen geben, in denen er sich auch mal unsicher fühlt, einfach auch, weil sie neu sind und weil er - wie häufig in Gruppen - nicht selbst entscheiden kann. Aber das halte ich eben auch für wichtigen Teil der Lebensrealität und nicht für schlimm. Meine Aufgabe als Mama sehe ich darin, mein Kind durch sowas zu begleiten und es davon abzuschirmen, wenn es zu viel ist oder ja, ruhig auch einfach mal, weil ich kann.

    Ja, ich hätte ihm gewünscht, dass Rücksicht genommen und ihm Zeit gelassen wird, so wie ich mir eigentlich bei allem wünsche, dass er genau so gesehen und behandelt wird, wie es ihm gut tut.

    Man möchte das dort in diesem Punkt aber nicht und ich müsste es erzwingen. Und weil ich glaube, dass der angedachte Weg Dechslein nicht schaden und ihm auf der anderen Seite sogar ein paar wichtige Erfahrungen bringen wird, erzwinge ich es nicht.


    Edit: Ich möchte noch ergänzen: Ich habe mit Dechslein zuhause schon viel ausprobiert, weil ich merke, er hat teilweise auch einfach keinen Bock auf die Windel zu verzichten. Nicht, dass das für mich kein legitimer Grund ist, aber ich stoße, was das Wickeln angeht auch an meine Grenzen.

    Ich habe Belohnungen überlegt, habe Alternativen zu Töpfchen und Toilette angeboten, viel geredet ... er nimmt nichts davon an. Und ich glaube, im Kindergarten wird er es, wegen des anderen Rahmens und wegen dieser Erzieherin, wahrscheinlich annehmen und sogar - an Teilen - Spaß haben.

    Deshalb machen wir es anders als ihr nicht zuhause.

    • Offizieller Beitrag

    Manchmal hab ich auch den Eindruck, dass man Dinge die von Außen kommen oft besser annehmen kann, als wenn sie von der Familie kommen. Das ist mir nicht nur bei unserem Großen aufgefallen, sondern auch bei Erwachsenen in meiner Familie.


    Beim Großen war es so, dass er auf gar keinen Fall Unterhosen anziehen wollte. Auch das Angebot: komm, wir gehen zusammen welche kaufen und Du kannst Dir welche aussuchen haben nichts gefruchtet. Am ersten windelfreien Tag im Kiga war er also ohne Unterhose dort.

    Die Erzieherin (die er total gerne mag, er hat sie sogar zu seinem Geburtstag eingeladen. :) ) hat zu ihm gesagt er muss eine Unterhose tragen, das ist ihr zu gefährlich, dass er sich mit dem Reisverschluss der Hose weh tut (genau das haben wir ihm ürbrigens auch erklärt). Nun, am selben Nachmittag ist er dann gut gelaunt mit dem Papa einkaufen gegangen und hat sich jede Menge Unterhosen ausgesucht und trägt sie seitdem auch gerne.

  • Ich hab die Fragen unabhängig von deinem eingangsproblem gestellt. :) war einfach interesse. Danke das du so ausführlich geantwortet hast, ich kann dich jetzt besser verstehen. Und stimme zu :)

  • Ich wollte ja berichten, wie es weitergeht bei uns.


    Die Erzieherin trifft tatsächlich genau den richtigen Ton. Vor Ostern hat sie mehrfach mit ihm die Toilette besucht, um zu gucken, hat ihm auch ihre Lieblingstoilette gezeigt ("Weil schau, da kannst du beim Sitzen mit den Füßen ganz sicher auf dem Boden stehen." #super). Gestern hat er dann mal probegesessen (mit Hose) und wurde von der Erzieherin darauf vorbereitet, dass heute nicht mehr genug Windeln da sein werden. (Soll heißen: Sie sagte beim Wickeln überrascht, huch, nur noch eine Windel da. Und er hat mir dann abends erzählt, dass das ja bedeuten würde, dass er morgen dort keine anziehen kann. #lol)


    Heute war zum ersten Mal die Windel aus, für eine Stunde bis zum Abholen. Und zuhause dann (auf eigenen Wunsch sogar: "Kann ich damit auch spielen, wenn ich noch nicht wieder eine Windel anziehen will?") noch zwei Stunden lang, bevor er nach einer gefragt hat. Die wollte er dann, als er merkte, er muss.

    Ihm selbst hab ich angemerkt, dass es schon anstrengend war, aber er war auch sehr stolz und hat viel und sehr klar davon erzählt. Zuhause sagte er später auf Nachfrage, dass es sich ohne Windel "ganz gut eigentlich" angefühlt habe.


    Zeitgleich wird es ihm morgens momentan immens wichtig, dass ich für ihn der Erzieherin beim Bringen sage, dass er frühstücken möchte. Sie mag das nicht so gerne, ich habe ihr erklärt, dass es ihm wichtig ist und dass ich mir sicher bin, wenn ich das jetzt wieder eine Zeit lang gebe, dass es sich dann bald - und vor allem schneller - wieder umstellt, als wenn er jetzt das Gefühl hat, er muss darum kämpfen.
    Das hat sie so akzeptiert, hat nur angemerkt, man solle eigentlich bei was bleiben, das man dem Kind angekündigt/mit ihm ausgemacht hat. Dass ich das grundsätzlich so sehe, habe ich ihr gesagt. Dass ich glaube, dass es Kindern eher gut tut, wenn sie sehen, dass man von einer Regelung auch mal zurücktreten kann, habe ich für mich behalten. Das wäre, glaube ich, momentan noch überfordernd.


    Ich bin sehr froh, dass mein Bauchgefühl doch richtig gewesen zu sein scheint. Ich hatte mir ja doch auch noch Sorgen gemacht. Formulierungen wie "Manche Kinder muss man dann auch mal ins kalte Wasser schmeißen." klingen für mich hart. Aber inzwischen weiß ich auch, dass sie damit diese durchaus am Kind orientierte Herangehensweise meint, die sie gerade erfolgreich einsetzt.

    Und ich hatte den Eindruck, dass es dem Dechslein sehr gut getan hat, zu erleben, dass es das mit ohne Windel schafft. Er war zuhause sehr klar in seinen Entscheidungen diesbezüglich. Selbstsicher.

    Ich freue mich und hoffe, es geht so positiv weiter.

  • Danke für die Rückmeldung :) klingt sehr stimmig.


    Mag er die Windel ganz oder braucht er sie nur zum Pullern? Vll könntet ihr da in den nächsten Tagen schauen daheim. Vll könnt ihr da reden, dass er reinpullert und sie dir dann gibt. ;) Nur so als Idee.


    Ich finde es gut, wie es nun rüber kommt. Ganz anders als im ersten post ;) ...

  • Ich finde, es klingt furchtbar. Das Kind wird verarscht, fällt drauf rein, und die Mama lacht drüber. Ich würde nicht wollen, dass so mit mir umgegangen wird oder umgegangen worden wäre.


    Nicht er ist falsch, weil er eine Windel haben wollte, sondern die Strukturen, in denen er sich aufhält, sind falsch. Er darf nicht so sein wie er ist. Er würde schon von selbst irgendwann trocken werden, wenn nicht irgendwas medizinisch Relevantes vorliegen sollte.


    Ich finde auch das mit dem Frühstück total daneben. Bedürfnisse ändern sich. Und wenn ich meinem Kind etwas gebe, das ihm wichtig ist, dann sicher nicht im Ausgleich für etwas, das ihm entzogen wird, sondern einfach, weil es das jetzt so braucht, zumal es sich ja nun wirklich nicht um etwas Außerirdisches handelt, was er sich wünscht.


    Ich habe den Eindruck, das Kind soll bestimmten Standards entsprechen, es werden Methoden angewandt. Bedürfnisorientiert klingt das für mich nicht.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.