Fiawin, mein Kind macht nicht den Eindruck auf mich, als würde er sich verarscht und ausgelacht fühlen.
Im Gegenteil. Es tut ihm gut, so bei der Hand genommen zu werden und ich erlebe, wie er sich selbst in diesen Vorgängen beobachtet. Er ist dabei ruhig, entspannt, neugierig und erzählt bisher begeistert von den neuen Schritten, die er im Kindergarten geht.
Dass er irgendwann von selbst keine Windel mehr gewollt hätte, bezweifele ich nicht.
Dass auf Seiten des Kindergartens dahinter eine Haltung und eine Anforderung steht, die ich grundsätzlich nicht unterstütze, ja, das hat mir anfangs Bauchschmerzen gemacht, weil ich mir sicher war, das würde sich in ihrer Herangehensweise doch sicher niederschlagen.
Aber was soll ich sagen? Ich habe ein Auge drauf, mein Kind fühlt sich wohl und erlebt den Vorgang als positiv.
Muss ich mich drüber ärgern, dass der Kindergarten sich drüber freut, sich durchgesetzt zu haben? Muss aus allem eine Grundsatzdiskussion gemacht werden? Muss alles auf Herz und Nieren hinterfragt und geprüft werden, ob derjenige auch die genau richtige, optimal ethisch korrekte Intention hat?
Nein. Ich habe für mich entschieden, ich muss das nicht. Es reicht bei vielem, auf das Ergebnis zu schauen. Hinzuschauen, was macht das mit mir ganz persönlich - beziehungsweise hier, was macht das mit meinem Kind.
Selbiges beim Frühstück. Ich habe der Erzieherin eine Erklärung - eine Rechtfertigung - dafür gegeben, wieso ich meinem Kind dieses morgendliche Ritual jetzt wieder gebe. Weil die Erzieherin eine Rechtfertigung braucht. Nicht ich.
Und ich habe nicht die Ressourcen, den Kindergarten von Grund auf umzukrempeln. Ja, sie haben Standards, ja, es werden Methoden angewandt, ja, in einigen Punkten würde ich mir eine andere Herangehensweise wünschen und es wäre wundervoll, wenn es in dieser Stadt einen wahrhaft bedürfnisorientierten Kindergarten gäbe.
Aber ich kann nicht wegen allem in Konflikt treten. Mir ist wichtig, dass mein Kind sich dort im Großen und Ganzen gut fühlt, allen Stress fange ich zuhause hoffentlich mit einem liebevollen, sehr bedürfnisorientierten Zuhause auf. Und wegen wirklich wichtiger Dinge suche ich das Gespräch mit den Erzieherinnen. Und dann ist man auch eher bereit, mir zuzuhören, wenn ich das umgekehrt auch tue.
Ich frage mich oft einfach, was mein Ziel ist. Im Fall des Frühstücks war es einfach nur, meinem Kind das, was es da jetzt grade braucht, auch geben zu können. Und nicht, die Erziehrin genug umzukrempeln, damit sie das verstehen kann und mir ihr Einverständnis dazu gibt, wie ich das sehe.
Ich brauche nicht ihre Erlaubnis zu meiner Meinung. Ich weiß, dass ich recht habe. Mir muss nicht jeder zustimmen. Mir ist es oft genug, wenn das Ergebnis stimmt.
Menschen, auch nicht Erzieherinnen oder Eltern, und auch nicht Einrichtungen müssen in allen Punkten perfekt sein. Es gibt immer Reibungspunkte, immer Kompromisse, die gemacht werden müssen.
Bedürfnisorientiert heißt übrigens auch: Auf die Bedürfnisse der Erzieherinnen und des Kindergarten hören. Zumindest zuhören, auch wenn sie mir unsinnig erscheinen. Und dann einen Weg finden, mit dem sich alle grundsätzlich wohl fühlen.
Es ist in diesem Forum kein Geheimnis, dass ich selbst eine sehr schwere Kindheit hatte und es keine Erwachsenen gab, die auf meine Bedürfnisse geachtet haben.
Was ich nicht brauche, was ich ganz und gar nicht brauche, ist dass irgendjemand selbstgerecht auf mich eindrischt mit der Unterstellung mein Kind würde verarscht und ich würde es dafür auch noch auslachen. Dass ich mit meinem Kind auf eine Art umgehe, die nicht wünschenswert ist.
Ich mache mir selbst schon genug Gedanken, und verdammt nochmal, ich mache meine Sache gut.
Aber wie soll ich denn jetzt wiederkommen, und Hilfe suchen, mich neu sortieren, mich ausheulen, wenn jetzt doch alles kippt und die Situation sich nicht so weiterentwickelt, dass ich sie tragbar finde? Nachdem bereits mit dem Finger auf mich gezeigt wurde und ich mein Vorgehen rechtfertigen musste? Auch vor mir selbst!
Ich habe noch mehr geschrieben. Aber ich werde das Abkoppeln, weil es nicht mehr nur mit deinem Beitrag, Fiawin zu tun hat, sondern mir generell hier im Forum mehr und mehr aufstößt und ich es endlich mal deutlich sagen muss.