Jugendliche mit Diabetes

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  • Die Tochter meiner Freundin ist 14 und hat seit 3 Jahren Diabetes Typ 1.

    Durch die Pubertät ist es schwierig sie richtig einzustellen, sie hat ne Pumpe ist aber sehr oft im Über oder Unterzucker. Mittlerweile zickt sie ziemlich rum, mißt nicht mehr, nimmt keinen Traubenzucker mit und verhält sich fahrlässig trotzig pubertär. Das ist sehr gefährlich sie läßt aber nicht mit sich reden

    Was tun?

  • Gefährlich!

    Mein Sohn hat seinen Typ1 wohl auch in letzter Zeit auf die leichte Schulter genommen.

    Das hat ihm im Januar das Leben gekostet.


    Berichte ihr mal davon.

    Das Mädchen würde ich wieder in eine SCHULUNG schicken. Die steht ihr alle zwei Jahre zu.

    LG
    Marau
    #kerze M. 06.09.1984 - 02.01.2017
    Was man tief im Herzen trägt, kann man nicht durch den Tod verlieren.

  • Mein Sohn hat auch Typ 1, ist jetzt 17, macht die Dinge mit seinem Diabetes aber recht zuverlässig, hat auch einen supertollen Diabetologen.

    Ich glaube, wir haben da einfach auch sehr viel Glück. Er hat den Diabetes auch bereits mit acht bekommen, also konnte sich noch lange vor der Pubertät daran gewöhnen.


    In Deutschland soll es sogar Heime geben für jugendliche Diabetiker, die gar nichts mehr im Griff haben ...


    Es ist einfach sehr gefährlich, den Diabetes zu vernachlässigen, siehe Marau ?, irgendwie muss ihr das klar werden ... abgesehen davon geht es einem einfach psychisch und körperlich besser, wenn die Werte einigermassen normal sind.

    :) Liebe Grüsse Bidi #rose


    "Das Gras wird gebeten, über die Sache zu wachsen!" ... ... ... "Das Gras bitte!"


    "You can get it if you really want - daran glaube ich nicht." (Richard Häckel, Jazzmusiker)

  • Das ist heftig.

    Manchmal lässt sich ein Typ 1 Diabetes auch trotz allerbester Schulung und noch besserer Compliance (also motivierter Mitarbeit und Zuverlässigkeit des Patienten) nicht gut einstellen. Ich kenne Patienten, die trotz Pumpe und reichlich Erfahrung beim kleinsten Stress völlig entgleisen, weil das ausgeschüttete Cortisol macht was es will und eben einen nicht steuerbaren Einfluss auf den Blutzucker hat. Bei Jugendlichen kommt das Wachstum und die veränderliche Hormonlage dazu.

    Wenn dann eine empfindliche Pubertistenseele alle "Schuld" auf sich nimmt (oder schlimmer noch: aufgeladen bekommt), dann ist das fatal.

    Außerdem muss sich eine Pubertöse doch auflehnen, widersprechen, andere Wege gehen. Was bietet sich da besser an, als eine lebensgefährliche Erkrankung, auf die sie selbst auch noch so viel Einfluss hat?


    Ich habe keinen Rat. Nur Mitgefühl.

  • Eine Schulung und eine ganz klare Ansage vom Arzt könnten helfen. Das Mädchen muss ganz klar den worst case gesagt bekommen.


    Als Teenager hab ich ne Zeit lang meine Glaukom-Medikamente schleifen lassen. Da gab's vom Arzt die Ansage "wenn du die Tropfen nicht nimmst, wirst du blind"

    Das hat gesessen - so richtig. Ich hab dann vorbildlich das Zeug genommen und hab schwierige Zeiten mit Klinikaufenthalten entsprechend ernst genommen und sehr tapfer alles mitgemacht. Denn dann wusste ich wofür ich das mache. Pubertäres Auflehnen hab ich an anderer Stelle gemacht (Nächte auf und nach Konzerten mit Freundinnen irgendwo im Nirgendwo verbracht - ohne Handy und quasi nicht zu erreichen #eek).


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte eine schülerin mit der selben Sache. Sie hatte sich einige male ins kh gebracht. Sie wusste was auf dem spiel stad aber sie wollte eben sein wie alle. Gesund, cool, unabhängig.

    Die eltern strichen aus sorge nach und nach alles wenn sie sich nicht kümmerte.

    Auch der Unterricht bei mir sollte dran glauben, so erfuhr ich davon detailierter.

    Am ende war es eine gleichaltrige ebenfalls diabetes erkrankte parallelschülerin, die ihr austausch anbot und die wirklich cool war.

    Gibt es da jemanden? Oder gruppen? Denn gleichaltrige kommen doch oft viel weiter als doofe langweilige erwachsene.

  • Stimmt! Jugendfreizeiten für Typ 1 Diabetiker!


    Meine Tochter hat jedenfalls riesig profitiert von den Jugendfreizeiten (Zöliakie, genauso ernst aber niemals akut sondern nur langfristig lebensbrdrohlich).

  • Ganz schwierig.

    Wir haben dieses Thema auch immer wieder. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Vor dem letzten Ambulanztermin war es ganz schlimm. Wir haben das natürlich dann dort zur Sprache gebracht. Die Diabetes-Ärztin hat uns dann u.a. einen Termin beim Psychologen angeboten. Das wollte mein Sohn (natürlich ;) ) nicht. Nach dem Termin hat er dann gesagt, er braucht doch keinen Psychologen, das ganze sei doch eine Rebellion #rolleyes . Es wurde danach wieder etwas besser.


    Wir merken auch oft, das das Kind halt einfach so sein will, wie alle anderen und z.B. nicht ständig all seine Sachen mitschleppen will. Wir gehen daher inzwischen mit unseren Ansprüchen oft etwas auf ihn zu. Z.B. wenn wir einen relativ aktuellen Blutzucker haben, darf er auch mal raus und z.B. Fahrrad fahren, ohne Meßsachen und nur mit einer Gummibärchentüte in der Tasche.


    Vielleicht könnte man das Mädchen auch von einer anderen Seite, als der Gefahr, motivieren.

    Z.B. mit schönen, hippen (oder was bei ihr auch immer zieht) Pumpen- und Zubehörtaschen. Da gibt es wirklich tolle Teile, gerade für Mädchen. Vielleicht hat sie ja auch Lust, sich so etwas selber zu nähen?


    Mein Sohn fand es auf jeden Fall gut, als ich ihm neulich ein Pumpenband genäht habe.

    Demnächst wollen wir auch noch mal nach Stoff gucken und noch eins nähen. Vielleicht setzt er sich dann auch selber mit an die Maschine.


    LG Kleine Eule

    Bunt und nicht braun! (Schandmaul)

  • Das lässt mir jetzt keine Ruhe.


    M. ging am Anfang sehr gut mit seinem Diab um.

    Seine Schulung im KH war leider für die Füße. Er war als 20jähriger mit Typ1 auf einer Station mit alten Leuten die Typ2 hatten.

    Im laufe der Zeit fing er an zu schludern. Weil er noch bei uns lebte, hatte ich ein Auge auf die Sache.


    Im Nov. 15 sind wir umgezogenen und M. in seine erste Wohnung.

    Kurz nach dem Umzug fiel seinem Bruder auf, dass M. ohne Messgerät und Insulin unterwegs, bzw Arbeiten war.

    Nach seinem Tod war sein Chef entsetzt, denn er wusste nichts von der Erkrankung.


    Ich rate dringend dazu, auch Lehrer und Freunde zu informieren, damit sie (auch wenn es das Mädel nervt) nach dem BZ fragen und ob/wie die Pumpe funktioniert. Einfach Interesse daran zeigen.


    Es gibt Pumpen, die den BZ messen und Insulinmenge selbst berechnen. Das wäre noch eine andere Möglichkeit.

    LG
    Marau
    #kerze M. 06.09.1984 - 02.01.2017
    Was man tief im Herzen trägt, kann man nicht durch den Tod verlieren.

  • Hier auch kein Rat. Nur Mitgefühl.


    Der Sohn einer guten Freundin kam mit 8 genau an meinem Geburtstag ins Krankenhaus, in allerletzter Sekunde. Seitdem hat er die Diagnose. Jetzt ist er elf.


    Er gehört leider zu den Kindern die nicht einstellbar sind. Seine Mutter hat seit drei Jahren nicht mehr eine einzige Nacht durchgeschlafen. Außer jetzt wo der Junge im Krankenhaus war.


    Es ist in der Tat sehr gefährlich was das Mädchen macht. Die Spätfolgen sind ohnehin nicht ohne.


    Alles Gute dem Mädchen!

    • Offizieller Beitrag

    Bei schwierigen Diabetesverläufen, vor allem mit Kind/Teenagern fällt mir immer gleich die viel zu unbekannte und auch in ihrer Effektivität unterschätze Unterstützung durch einen Diabetikerwarnhund ein.
    Leider muss der häufig über Spenden finanziert werden, bzw Kämpfe mit der Krankenkasse sind vorprogrammiert. Aber die Lebensqualität steigt mit einem solchen wohl extrem und auch der Krankheitsverlauf wird enorm verbessert.


    Voraussetzung ist zusätzlich natürlich die grundsätzliche Freude an, bzw Bereitschaft zur Versorgung eines Hundes.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!


    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint

    Einmal editiert, zuletzt von Anaba ()

  • Diabeteshund hab ich auch schon empfohlen. Die Mama schläft seit 4 Jahren nicht mehr, weil sich der Zucker nicht einstellen läßt. Der ist durchgehend schwankend und unberechenbar. Sie fehlt ständig in der Schule, wacht morgens mit 400 auf oder mit 50. Meine Freundin traut sich nicht mehr arbeiten, weil sie gefühlt ständig ausfallen würde und jetzt nen Minijob zu Zeiten wo der Papa daheim ist. Die Schulfreundinnen wissen eigentlich Bescheid, essen ihr aber auch mal den Traubenzucker weg, weil der so lecker ist. Dann steht sie zittrig an der Kasse und schafft es gerade noch sich nen Neuen zu kaufen.

    Selbsthilfegruppen, Reha etc. lehnt das Mädel ab, sie will normal sein. Sie hatte schon einige längere Klinikaufenthalte, aber auch dort bekommen sie die springenden Werte nicht in den Griff.

    Ich hätte nie gedacht, das Diabetes so kompliziert ist. Meine Freundin ist mittlerweile nervlich am Ende und hat Herzbeschwerden.

    Ich fahr nächste Woche ein paar Tage mit ihr weg und werd mich mal über SHG in Augsburg schlau machen und Infozeug besorgen.

    Danke Euch

  • Ist schon ein SbA beantragt?

    Ich glaube, wenn die Werte so unberechenbar sind, bekommt sie sicher 40-50%.

    LG
    Marau
    #kerze M. 06.09.1984 - 02.01.2017
    Was man tief im Herzen trägt, kann man nicht durch den Tod verlieren.

  • Diabeteshund hab ich auch schon empfohlen. Die Mama schläft seit 4 Jahren nicht mehr, weil sich der Zucker nicht einstellen läßt. Der ist durchgehend schwankend und unberechenbar.


    Ich hätte nie gedacht, das Diabetes so kompliziert ist. Meine Freundin ist mittlerweile nervlich am Ende und hat Herzbeschwerden.

    OmG, das klingt wie bei meiner Freundin. :(


    Ja, mit den Nerven total am Ende und gerade im Januar ne schlimme HPV Diagnose mit sofortiger OP.


    Ich wußte auch nicht daß es Kinder gibt die man nicht einstellen kann.


    Sie ist AE und der Kindesvater schafft es nicht nachts aufzustehen. Folglich kann das betroffene Kind nie mehr bei ihm übernachten. Der gesunde Bruder schon. Es ist ein Wahnsinn was sie leistet. Und niemand nimmt die totale Überlastung wahr. Ihre Eltern schon gleich gar nicht. Diese sind gleichzeitig ihre Arbeitgeber.

  • Ist schon ein SbA beantragt?

    Ich glaube, wenn die Werte so unberechenbar sind, bekommt sie sicher 40-50%.

    Ich bin aber bestürzt wie wenig hilfreich so ein Ausweis ist. Vermutlich hat sie nicht die Prozente die sie bräuchte um wirklich entlastet zu sein.


    Ja, sie darf umsonst mit ihrem Kind in den Zoo, hatte aber eh immer ne Jahreskarte.


    Das mit dem Hund scheint nicht geklappt zu haben. Da hatte sie sich von Anfang an drum bemüht.


    Es scheint viele Kinder zu geben die gut einstellbar sind, denn auch bei ihr nimmt jeder an daß alles seinen Gang geht. Niemand sieht daß sie kaum mehr schläft und dies seit drei Jahren. Manchmal muß sie jede halbe Stunde den Wecker stellen. Es ist eigentlich gar nicht auszuhalten.

  • Entschuldigung, Jaelle, daß ich hier so reinkrätsche. #schäm


    Ich kann das nie jemanden erzählen, da sich hier eh niemand auskennt damit.


    Meine Freundin lädt manchmal ihre Sorgen bei mir ab und ich kann nicht mehr tun als ein offenes Ohr für sie zu haben.


    Ich bin so bestürzt und traurig daß sie nicht mehr Unterstützung bekommt.


    Durch die schwere Herz-OP ihres Sohnes hat sich natürlich ihr Leid gerade total relativiert, aber ich fürchte irgendwann kommt der totale Zusammenbruch ihrerseits.

  • das Jugendliche sich schlecht einstellen lassen erlebe ich häufiger. Da kommt viel zusammen. Dinge wie Hormone, Wachstum, generelle Pubertätsrebellion und der Wunsch normal zu sein.

    Da entsteht dann ganz leicht eine Wut auf die Krankheit. Um die Krankheit zu bestrafen oder auch um sie mal auszublenden wird sie ignoriert. Eine Jugendliche Selbsthilfegruppe kann da helfen. Wenn Sie begreift dass sie den Diabetes beherrschen kann indem sie misst und sich an die vorgegebene Ernährung hält fällt es leichter. Sie muss begreifen dass sie sich die Kontrolle zurückholt und durch ihr jetziges Verhalten der Krankheit die Kontrolle überlässt.

    Drohungen und Horrorszenarien zu den Folgen von Diabetes bringen imho gar nichts. Ausser vielleicht bockigkeit. Wenn das nützen würde, würde niemand mit dem Rauchen anfangen.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Seerose in der Praxis wollen die meisten Leute die Probleme nicht sehen. Man hat zur Kenntnis genommen dass das Kind der Freundin an Diabetes erkrankt ist, hat sein bedauern ausgedrückt und dann muss auch mal gut sein.

    Es müssen schon gute Freunde sein die sich nach Jahren immer noch die Klagen über die gleiche Krankheit anhören. Zumal du ja auch annimmst dass es meist "problemlos" läuft. Das genau ist die Erwartung der meisten Leute, gepaart mit dem Unwillen sich mit richtigen Problemen zu beschäftigen.

    Diabetes ist eine miese Krankheit. Und die betroffenen leben immer in dem Gefühl Alles genauer und besser machen zu müssen als nicht Diabetiker und trotzdem werden sie langfristig Schäden tragen.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • [Zumal du ja auch annimmst dass es meist "problemlos" läuft. Das genau ist die Erwartung der meisten Leute, gepaart mit dem Unwillen sich mit richtigen Problemen zu beschäftigen.

    Ja. Aus reiner Unwissenheit. #schäm

    Ich hatte mal ne Kollegin und die spritzt sich halt vor'm Kuchen essen und mehr hab ich nie mitbekommen.


    Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muß, daß ich die Informationen daß "normalerweise alles klappt" von meiner Freundin habe. Also bei ihr äußern halt ständig Behörden und wohl auch med. Personal ihr Unverständnis.


    Ich ahnte nicht wie schlimm die garantierten Schäden sind. Meine Freundin würde gerne Sperma ihres Sohnes einfrieren lassen. Mir geht das sehr nah.