SVT (supraventrikuläre Tachykardie) - Erfahrungen?

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  • Ich habe das Glück, dass mein Blutdruck trotz hohem Puls einigermassen stabil bleibt und ich nicht umkippe. Das letzte Mal brachte mein Mann mich zur Notaufnahme, diesmal fuhr ich mir dem Taxi - selber fahren soll ich in dem Zustand nicht mehr. Das Krankenhaus ist ca. 20 Minuten Fahrzeit von uns weg, also recht schnell erreichbar. Und in der Notaufnahme kommt man mit "sowas" rasend schnell an die Reihe.

  • Hallo Anima. Ich bin beim recherchieren nach dem Thema auch hier auf Deinen Eintrag gestoßen und habe mich gleich angemeldet hier. Es ist ja einerseits beruhigend, wenn man von den Erfahrungen Anderer hört, andererseits sind und bleiben solche Anfälle einfach schrecklich beängstigend. Ich bin 34 und hatte den ersten Anfall vor knapp 3 Jahren. Aus dem nichts beim ruhigen sitzen auf einmal ein komisches Ziehen gefühlt in der Lunge oder Hals und der Puls ging wahnsinnig hoch. Da ich eh schon immer eher ängstlich war und zu Panik neige war das natürlich der Supergau. Hab es trotz Panik geschafft in ein Taxi zu springen und in die Notaufnahme zu fahren, einfach dem Taxifahrer meine Kreditkarte zugeschmissen und reingerannt. Kan natürlich sofort ran und dann ging auch die Adenosingeschichte los, was sich auch wirklich schrecklich anfühlt, oder!? nach 2x6mg und dann 12mg wurde es dann langsam wieder normal. Danach ist es mir irgendwie gelungen, dass ich nicht ständige Angst hatte das es wieder kommt, weil ich dachte zu dem Zeitpunkt noch, das war einmalig, hatte mich mit dem Thema nicht so auseinander gesetzt. Doch dann hatte ich nochmal eine schwere Attacke aus dem Nichts ein Jahr später beim Staubsaugen zuhause. Bei dem Mal habe ich direkt den Notarzt gerufen und das ganze Adenosinprogramm im Rettungswagen vor meiner Haustür durchgemacht. Bei diesen beiden Anfällen hatte ich einen Puls bis 240-250 Schlägen pro Minute. Die Panik hat da ja auch noch mitgespielt denke ich. Einen kleinen Anfall gab es noch, wo eine Tablette Betablocker reichte und dann noch eine Hand voll von sehr kurzer Attacken, wo ich auch wieder dieses Ziehen fühlte, der Puls auch hoch ging, ich aber durch Gegenpressen gegenwirken konnte. Ich habe langsam eine richtige Angst entwickelt und traue mich zum Beispiel garnicht richtig zu verreisen, was eigentlich meine Leidenschaft ist. Mache nur sehr kurze Flüge und male mir aus wie ich den Flieger noch runter bekommen könnte im schlimmsten Notfall über Land. Aber an Fernflüge über Ozeane oder so kann ich garnicht mehr denken. Eine Horrorvorstellung wenn das da passieren würde! Oder irgendwo in der Natur, abseits der Zivilisation! Das Thema schwirrt jetzt immer in meinem Kopf und ich horche ständig in mich rein und checke meinen Puls. Dieses Ziehen wie ich es nenne ist auch recht regelmäßig da, aber sehr schwach bzw. geht dann zum Glück nicht in so eine Attacke über. Ich habe auch ein Langzeit EKG gemacht, alles in Ordnung, nur 13 Extrasystolen an einem Tag, was laut Kardiologe unterdurchschnittlich ist bei gesunden Menschen. Habe auch einen normalen bis etwas zu niedrigen Blutdruck. Also eigentlich alles gut. Mein Hausarzt rät noch ab vor einem Eingriff, weil es so selten auftritt. Ich war aber auch bei einer Rhythmus Sprechstunde in der Berliner Charité und die haben mir dazu geraten und würden es auch durchführen mit der Ablation. Ich habe nur wirklich Schiss davor! So wie Du auch! Ich wäre Dir soooo dankbar, wenn Du mir vielleicht auch Deine Erfahrungen und Empfindungen der Anfälle beschreiben könntest und natürlich dann auch über Deine Ablation berichten könntest. Ich glaube nämlich ich will das auch angehen!

    Vielen vielen Dank und viel Kraft!

    Ingo

  • Hallo Ingo, herzlich willkommen im Forum.

    Meine Anfälle kommen ja in immer kürzeren Abständen. Dezember, April, Juni... Davor hatte ich einen kurzen Anfall von etwa 20 Minuten, der von selbst wieder aufhörte und von dem ich (leider) das Datum nicht mehr weiss.

    Wenn es bei mir nur einmal pro Jahr wäre, würde ich wohl nicht viel unternehmen - vor allem dann nicht, wenn es sich durch die "normalen" Massnahmen wie Druckmassagen, Gegenpressen etc stoppen lässt. SVT sind ja nicht per se lebensbedrohlich, jedenfalls nicht, wenn sie nicht allzu lange anhalten. Ich lebe eigentlich ganz normal weiter wie bisher, habe auch im Sport und so keine Einschränkungen - die Anfälle kamen ja immer in Ruhe, nie bei Anstrengung. Die vielen Extrasystolen finde ich da im Alltag wesentlich unangenehmer.

    Noch etwa zwei Wochen bis zum Termin... ich hab eigentlich voll den Bammel, obwohl alle sagen, es sei gar nicht so schlimm. Inzwischen lese ich gar nichts mehr zum Thema, weil es mich nur verrückt macht. Werde berichten, wie es war.

  • Hallo Ingo, herzlich willkommen hier.

    Es tut mir leid, dass Du zu Deinen Anfällen auch noch eine Herzneurose bekommen hast. Mir kommt das alles bekannt vor, denn ich hatte das auch lange. Da hilft nur Aufklärung und Verhaltenstherapie.

    Das mit den Extrasystolen ist tatsächlich harmlos, wenn das einmal abgeklärt ist. Ich hatte in meinen schlimmen Zeiten bis 200 Stück am Tag ... und habe sie akribisch notiert.

    Bei mir hat letzten Endes dann auch ein AD geholfen und es gibt ein gutes anthroposoph. Medikament (Cardiodoron). Und ich würde an Deiner Stelle die Ablation machen lassen. Es ist schon richtig, dass Du selten einen Anfall hast, aber Dich macht die Angst davor krank.

  • Hallo Ingo,


    ich kann dich gut verstehen, dass dir der Gedanke an die Ablation Angst macht. Meistens hilft gegen die Angst, wenn man weiss, was einen erwartet. Vielleicht würde es dir helfen, ein paar Youtube-Filme anzugucken? Es gibt da einige Videofilme dazu, sowohl schematische Filme als auch intraoperative Filme. Stichwort wäre hier "Katheterablation" oder "EPU".

    Vielleicht fällt dir dann die Entscheidung, was für dich besser wäre leichter und du kannst besser abwägen, womit es sich für dich besser leben liesse, den Stress vor und während der Ablation aushalten oder (lebenslang) die Ungewissheit, wann/ob der nächste Anfall kommt.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

  • Ich bin seit 12 Uhr im Krankenhaus für die Ablation. Um 14 Uhr habe ich mein Bett zugeteilt bekommen. Bin am EKG angehängt, warte... seit 11 Uhr darf ich weder essen noch trinken. Jetzt ist hier 17:50 Uhr... das kann ja heiter werden.

  • Ja, vorbei. Jetzt muss ich noch eine weitere Stunde (von gut 3) liegenbleiben und darf das Bein nicht bewegen.

  • So, ich bin wieder daheim seit heute morgen (ich wurde mehr oder weniger rausgeschmissen aus der Station, weil sie dringend das Bett brauchten ...)

    Es war nicht so schlimm, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich wurde um 19 Uhr abgeholt und musste eines dieser sexy Krankenhausnachthemden (die hinten offen sind) anziehen. Auf dem OP-Tisch wurde ich sehr schnell zugedeckt und sogar mit einer Art Heizlüfter gewärmt (schweinekalt da!). Ich bekam Ringerlösung in den Zugang, wurde mit vielen Elektroden verkabelt und hatte auch einen Kleber auf dem Rücken (wohl zur Bildübermittlung, wie mir später klar wurde). Dann wurde ich mit einer Art breitem Klettband fixiert (über die Brust, war recht angenehm, weil ich dann nicht mehr das Gefühl hatte, gleich vom Tisch zu fallen).

    Am rechten Oberschenkel nahe der Leiste wurde ein Lokalanästhetikum gespritzt - unangenehm, aber aushaltbar. Dann hatte ich das Gefühl, es würden mir mehrere Nieten ins Bein gehauen... und danach spürte ich seitlich im Rücken eine Art Bewegung - ich denke, das waren die Katheter. Auf dem Bildschirm sah ich drei spaghettiähnliche Gebilde, die sich im Rhythmus meines Herzschlags bewegten.

    Irgendwo hinter meinem Kopf sass eine Technikerin, die auf Anweisung der Ärzte mit meinem Puls "herumspielte", sprich: Tachykardien auslöste. Irgendwann blieb der Puls dann ruhig, und der Arzt sagte mir, die Ablation sei geglückt und der Herd behoben.

    Das Rausziehen der Katheter habe ich nicht gespürt, aber der Druck auf die Einstichstellen zur Blutstillung war unangenehm. Es wurde ein dickes Pflaster draufgeklebt und ich bekam die Anweisung, das Bein nicht zu bewegen und nur gestreckt zu halten.

    Dann wurde ich auf einer Liege zurück ins Zimmer gefahren, wo ich in mein Bett hinüberrobbte - gar nicht so einfach, wenn man ein Bein nicht bewegen darf.

    Endlich bekam ich auch was zu essen und zu trinken. Das war auch eher abenteuerlich, denn aufsitzen durfte ich nicht. Das Bett wurde minimal hochgestellt und ich kriegte den Teller auf die Brust, aus welchem ich dann mit dem Löffel mein Essen angelte. Geschmeckt hat es mir gut, aber ich war auch ziemlich ausgehungert.

    Während der ganzen Zeit im Zimmer war ich durch ein kabelloses EKG mit einem Bildschirm verbunden, auf dem ich meinen Puls verfolgen konnte. um Mitternacht durfte ich zum ersten Mal aufstehen, danach war auch Bein bewegen erlaubt. Ich konnte sogar einige Stunden schlafen.


    Am Morgen durfte ich nach einer kurzen Sichtkontrolle der Wunde nach Hause.

    Ich fühle mich eigentlich gut, noch ein wenig schlapp (wohl vom Stress und der schlechten Nacht). Am Bein habe ich das Gefühl eines Blutergusses, obwohl man keinen sieht, nur drei kleine Einstichlöscher. Das Herz ist soweit ok, Extrasystolen habe ich nach wie vor. Ich bin für den Rest der Woche krankgeschrieben und soll mich ausruhen, d.h. grössere Anstrengungen vermeiden.


    Die Zeit wird zeigen, ob das Ganze wirklich erfolgreich war, aber bei 95% Erfolgsaussichten bin ich recht zuversichtlich.

  • Liebe Anima, ich freue mich, dass Du es überstanden hast!

    Für die Extrasystolen probiere mal das anthroposophische Medikament Cardiodoron, das muss Dir aber ein Arzt verschreiben.