Charakter und Generationen

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  • Meine Tochter ist jetzt anderthalb, und ich entdecke täglich neue Wesenszüge an ihr, die ziemlich eindeutig meinem Mann oder mir zuzuordnen sind: Sie geht sofort an die Decke sobald sie in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung eingeschränkt ist (ich), sie ist sehr sehr sozial und offen (mein Mann) und vieles mehr.

    Ich habe kein gutes Verhältnis zu den meisten noch lebenden Verwandten. Aber meine verstorbene Tante war für mich eine wichtige Bezugsperson, und sie konnte stundenlang erzählen: wie mein Opa im Jähzorn mal die voll beladene Heurutsche den Abhang hinunter gestoßen hat, der gleiche Opa der den Tod jedes einzelnen seiner Hasen beweint hat. Wie ich schon als ganz kleines Mädchen ein Spiegelbild von ihm war. Von dem Onkel, der so schrecklich egozentrisch und gefallsüchtig war - eine Eigenart, die in meiner Mutter weiterlebt.

    Kurz: ich kann ganz viele Charakterzüge zurückverfolgen über zumindest drei Generationen, und erkenne einen Teil davon jetzt in meinem Kind wieder.
    Bei allem Familienmist, den ich mit mir rumschleppe, finde ich das wunderschön. Die Vorstellung, dass ich meiner Tochter diese Anekdoten auch mal erzählen kann... #love


    Wie ist das bei euch? Entdeckt ihr Wesenszüge von euch und den vorherigen Generationen in euren Kindern? Oder haltet ihr das alles für anerzogen? Wie ist das mit euch Alleinerziehenden, wo die Kinder vielleicht kaum Kontakt zum anderen Elternteil haben?

    Findet ihr das gut oder eher gruselig? Und erzählt ihr euren Kindern davon, was sie da in sich tragen?

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Das hast du sehr schön beschrieben für deine eigene Familie.


    mir fällt in meiner Familie auf, dass ich die Charakterzüge am meisten innerhalb von zwei Generationen wiederfinde. Bei mir selbst also weniger Eigenschaften meiner Großeltern, dafür sehr viele meiner Eltern. An meiner Tochter fallen mir Ähnlichkeiten zu ihrem Vater und mir selbst auf, nicht so sehr zu ihren Großeltern.

    Wenn ich mich weiter umschaue, dann erkenne ich z.B. Ähnlichkeiten zwischen meiner Schwester und meiner Großmutter, die aber weniger werden, je näher ich hinschaue. Und stellenweise macht es mir Freude, die Angewohnheiten zu betonen, die mich mit meinen Großeltern verbinden - Opas trockener Humor und die Wortwitze, Omas nie versiegender Vorrat an Süßigkeiten. Das sind dann weniger Charakterzüge als solches, mehr die Handlungen, die mit dem fürsorglichen oder heiteren Charakter verbunden sind.

  • Hallo,


    Ja, ich kenne das.


    Ich erkenne in mir viel von meinen Eltern und (so weit bekannt) Großeltern, in meinem Mann vieles, was sich in seiner Familie durchzieht und in meinen Kindern vieles, was nicht "neu" ist.


    Was davon ererbt, Charakter und was sozial erlernt ist, ist manchmal schwer zu sagen.

    Bestimmte Dinge, die Art Sätze zu bilden, zu gestikulieren KANN ja eigentlich nicht vererbt sein - wenn dann allerdings gesagt wird., bestimmte Bewegungsmuster, "Um die Ecke-Denkweisen" wären "typisch Großante X oder Uropa Y ..." die man nie kennengelernt hat, ist das schon verwunderlich.


    Zum einen ist es manchmal etwas belastend, gerade in Phasen, in denen man es schwer miteinander hat. Also ich eine schwierige Phase mit meinem Vater hatte, musste ich mir immer wieder bewusst machen, daß der Ärger der gerade in mir hochstieg, IHM galt und nicht meinem Sohn, der zufällig einen sehr ähnlichen Charakter hat. Oder daß es nicht schlimm ist, wenn ich manchmal klinge wie er - weil er ein wunderbarer Geschichtenerzähler war und es darum überhaupt nicht schlimm ist, wenn ich das von ihm auf welchem Weg auch immer wenigstens zum Teil "ererbt" habe.


    Andererseits für mich auch unglaublich tröstend, weil ich im Grunde doch zu allen ein gutes Verhältnis (wieder gefunden) habe und als allen, auch den kleinen und großen "Wüterichen" doch "was geworden ist". Irgendwie symbnolisiert es auch das große Familiennetz, in dem ich meine Kinder immer gehalten wusste - und das tat ziemlich gut.


    Aber meistens ist es einfach lustig gewesen, wenn eins meiner Kinder irgendwas gesagt oder gemacht hat und meine Eltern oder Schwiegereltern eine fast gleiche Anekdote von früher erzählen konnten.


    Wenn man in dauerhaften Spannungen lebt oder bestimmte Eigenschaften bei irgendwem zu unguten Wegen geführt haben , stell ich mir so etwas aber deutlich belastender vor und dann ist es sicher sehr viel schwieriger in "Diese Person ist diese Person - mein Kind ist nur es selbst" zu trennen...


    Vielleicht ist es dann hilfreich, sich die zweite Seite der Medaille anzusehen und verstärkt darauf zu achten? Fast alle Eigenschaften haben ja 2 Seiten, wie du selber ja schon beschrieben hast. Einer ist schnell wütend - setzt sich aber vielleicht genau so leidenschaftlich für die Dinge oder Menschen ein, die ihm wichtig sind. Einer ist chaotisch und bringt alle damit zur Verzweiflung - aber er ist unglaublich herzlich und kreativ und immer zur Stelle, wenn man Hilfe braucht...

    So in der Art etwa...

  • Nein, unserer Tochter ist ein ganz eigener Mensch. Was sie mit uns teilt ist, dass sie unabhängig und frei und fest in ihrer Meinung ist und Ungerechtigkeit schlecht ertragen kann. Aber woher das kommt, weiß ich nicht. Ich denke, es kommt aus ihr heraus und durfte wachsen.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Bei unserem Kind entdecke ich einiges von meinem Mann und mir, aber bisher ist mir nichts darüber hinaus aufgefallen.


    Bei mir selber allerdings schon, bezogen auf Eltern, Großeltern bis zu Verhaltensweisen von Großtanten u.a. - allerdings erst im Erwachsenenalter, als Kind war das wohl noch nicht so deutlich.


    Ich finde das schön, weil ich mich dadurch dem Familiensystem, auch im weiteren Sinn, zugehörig fühle.

  • Ja, das kenne ich auch. Ich hab das Aufbrausende von meinem Vater und hab diesen Charakterzug an meinen zweiten Sohn weitergegeben. Der erste hat zwar meine Haar- und Augenfarbe, aber vom Wesen her ist er ganz sein Vater. Nur unsere Kleine ist unser kleines Wunderkind: sie sieht nicht aus wie ihre Brüder (Locken und auch die Augenfarbe haben wir alle anderen nicht) und auch ihr Charakter ist sehr eigen: wild und ängstlich zugleich. Stur sind alle drei, das kommt nuuur vom Papa. ;)

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Unsere zwei Söhne sind jeweils einem von uns sehr ähnlich. Der große ist wie mein Mann. Verträumt, bummelig, viel in seiner eigenen Welt, immer gut gelaunt, großzügig, ein Fels in der Brandung.


    Der kleine ist wie ich (oder zumindest so, wie mich meine Mutter als kleines Kind beschreibt). Sehr emotional, ungeduldig, extrem selbstbewusst, selbstständig, immer darauf bedacht, nicht zu kurz zu kommen.


    Interessanterweise kommen wir eher schlecht mit den charakterzügen der Kinder klar, die wir selbst auch haben. Also mein Mann verliert ganz schnell die Geduld, wenn der Große mal wieder ewig zum anziehen braucht, weil er ständig den faden verliert. Mich stört das kaum.

    Ich kann dafür mit den Drama-Ausbrüchen des Kleinen nicht gut umgehen. Da ist wiederum mein Mann die Ruhe in Person.

    • Offizieller Beitrag

    Scheckpony, lustig, so ähnlich war die Konstellation bei uns zuhause.


    Hier schlagen beide Kinder recht stark auf meine Seite... was zu recht heftigen Auseinandersetzungen führt...


    Ich selbst bekomme ab und an von meiner Mutter gesagt: "Jetzt bist du wie dein Vater". Da dieser starb, als ich ein Baby war, freut mich das.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich erkenne in meinen Kinder keine Charakterzüge der Urgroßeltern/Großeltern.

    Deren Charakterzüge (extreme Sparsamkeit, ein eher "herbes" Wesen, Ängstlichkeit in vielen Bereichen) sehe ich eher als durch ihre Lebensumstände bestimmt (Aufwachsen in wirklicher Dürftigkeit und Armut, Notwendigkeit, schwer zuarbeiten mit wenig Raum, mal zu sich selbst zu kommen, dann Leben in zwei Diktaturen).

    Wenn ich darüber nachdenke - wie dankbar ich darüber bin. Wir verdienen zwar deutlich weniger als der Durchschnitt in Deutschland, aber meine Kinder leben verglichen mit ihren Großeltern/Urgorßeltern wie im Paradies, finde ich. Inwiefern sich das auf ihren Charakter auswirkt - keine Ahnung.

    Hagendeel