Fahrradhelm - wielange? Oder für immer?

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  • Ich hab vor ein paar Tagen mit einer Freundin telefoniert, deren Nachbarin (Mitte 30) im Krankenhaus liegt, weil...

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    Also ja, Helm. Immer.

    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


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    In meinem Waldland geht ein Monster um...

    Einmal editiert, zuletzt von Rattenkind ()

  • Ich fahre auch nie schneller als 20-25 km/h. Aber ich fahre in einer Großstadt. Ich muss mir die Straße mit vielen Anderen teilen. Und manche Dinge kann man nicht vorhersehen.

    Ich hatte ja schon geschrieben, dass in meiner Familie vor 2 Monaten auch ein schwerer Fahrradunfall passiert ist:

    Fahrradfahrer fährt auf einer engen Straße. Hinter ihm kommt ein LKW und fährt nah auf. Der Fahrradfahrer weicht in eine Lücke zwischen den parkenden Autos aus, sieht dabei nicht, dass dort ein tiefes Schlagloch ist und stürzt über den Lenker auf den Bordstein - Schädelbruch, Intensivstation. Glücklicherweise keine bleibenden Schäden. Mit Helm wäre er sicher wieder aufgestanden und das Ganze nicht mal als Unfall registriert worden.

    Man muss nicht unbedingt schnell und riskant fahren.

    Ich sehe es auch so, dass ein "Spazierfahrer im Park/auf einem abgegrenzten Fahrradweg" ohne motorisierten Verkehr nicht viel gefährdeter ist, als ein Fußgänger. Aber sobald am Straßenverkehr teilgenommen wird, erhöht sich das Risiko doch deutlich.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mal gezählt: 79 ohne Helm, 68 mit Helm (ich kann nicht garantieren, alle gesehen zu haben, gelegentlich sollte ich mich auch auf den Verkehr konzentrieren).


    Soziologische Beobachtungen am Rande: in der linksalternativen Szene und bei den Hipsters wird Helm eher nicht getragen, in der Bänker/Versicherung/technisches Studium Szene gehört er offenbar zum Grundinventar. Was lernen wir daraus?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Was ist daran lustig, dass es nicht sinnvoll ist, wenn Radfahren mittlerweile als so gefährlich gilt, dass man ohne Helm schon fast für tot erklärt wird? Das deckt sich doch nicht mit der Realität, aber es schreckt Leute vom Radfahren ab und es vermittelt den Eindruck, Radfahrer wären besonders risikobereite Menschen, auf die man (=AutofaherIn) folglich weniger Rücksicht nehmen muss. Nicht jede ohne Helm trägt gleich Aluhut.

    Danke Matilda, du hast genau verstanden, was ich sagen möchte, und es nochmal so formuliert, dass es hoffentlich besser verstanden wird!


    Und nein, ich sehe keine Verschwörung. Allerdings denke ich schon, dass unser Bundesverkehrsminister, der aus einer Kleinstadt (12000 Einwohner) aus Bayern kommt, mit dem Auto großgeworden ist und durchaus von der Automobillobby beeinflusst wird, so dass er wenig Interesse daran hat, den Radverkehr ernsthaft zu fördern. Sonst würde er die Fahrradinfrastruktur verbessern statt Geld in Helmkampagnen zu investieren. Aber das ist Politik und keine Verschwörung ;)


    Den anderen möchte ich noch sagen, dass es für mich tatsächlich eine Sache der Risikoabwägung ist. Auf den Strecken, die ich zur Arbeit fahre, erlebe ich fast nie wirklich gefährliche Situationen. Dafür bin ich neulich fast die Treppe (mit Steinstufen) runtergefallen. Wieso sollte ich also beim Radfahren einen Helm tragen und beim Treppensteigen nicht?


    Das ist ja das Problem an der ganzen Fahrradhelmdebatte, dass sie so ideologisch geführt wird. Und es ist ein Teufelskreis: Weil Radfahren als gefährlich angesehen wird, muss man sich mit einem Helm schützen. Weil sich Leute beim Radfahren mit einem Helm schützen, muss es gefährlich sein. Also muss man sich mit einem Helm schützen.

    Dass ein Helm in vielen Fällen überhaupt nichts bringt, weil man bei den meisten Unfällen nicht auf dem Kopf landet und weil nur ein Teil des Kopfes überhaupt vom Helm geschützt wird, daran denkt man nicht. Und daran, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu haben, wirklich gering ist, daran denkt man in dem Moment auch nicht. Würde man alle möglichen Unfallszenarien im Kopf haben, würde man nämlich noch bei ganz anderen Situationen einen Helm tragen müssen.

    Beim Radfahren sind meiner Erfahrung nach übrigens Handschuhe ein besserer Schutz gegen Verletzungen als ein Helm.


    Natürlich streite ich nicht ab, dass Helme in manchen Fällen tatsächlich was bringen können. Das ist wohl jedem vernünftig denkenden Menschen klar, und eure anekdotische Evidenz belegt das. Aber warum - und dabei bleibe ich - sollte ich mich mit einem Helm herumschlagen, der lästig ist (warum wurde schon genannt), wenn normales Radfahren statistisch gesehen ziemlich ungefährlich ist? Im Gelände oder auf dem Rennrad (Klickpedale, vor denen habe ich Respekt) ist das was anderes. Wäre die Menge der Autofahrer hier rücksichtsloser, wäre das auch was anderes.


    Was ich mich auch frage ist, was geschieht, wenn wir unseren Kindern verbieten, ohne Helm radzufahren. Das führt doch genau dazu, dass sie Angst vor dem Radfahren bekommen, weil das ja so gefährlich ist. Oder dass sie sich nicht trauen, ohne Helm radzufahren, wenn sie später mal in die Situation kommen, z. B. bei den Leihradsystemen in anderen Städten oder bei Freunden, wenn kein passender Helm verfügbar ist. Das ist doch eine riesige Einschränkung.

    Und all das für die geringe Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich ein Sturz stattfindet, bei dem ein Helm vielleicht geholfen hätte (ist ja auch nicht immer zu sagen, auch wenn Ärzte gerne so tun).

    Mirjam mit Clown (2006) und Spaßvogel (2008) und Quatschkopf (2010)

    • Offizieller Beitrag

    Die klassische gefährliche Situation, die mir fast täglich als Risiko begegnet: Radweg verläuft neben Parkstreifen, und Autofahrer*in öffnet die Tür, ohne zu gucken. Wer reinkracht, fliegt über den Lenker.


    Ich bin bislang noch nicht dabei gestürzt, weil ich ausweichen konnte, aber es ist eine wirklich häufige Situation, gefühlt dicht hinter der Situation, dass rechtsabbiegende Autofahrer*innen geradeaus fahrende Leute auf dem Rad übersehen. Aber für mich steht ein Helm schon lange nicht mehr in Frage, er ist einfach selbstverständlich. Zu Hause hängt er am Lenker und am Ziel schließe ich ihn mit an.


    Fürs Protokoll: Ich fahre in der Stadt und Überland, am Tag zwischen 45 Minuten und zwei Stunden, eher 25-30 km/h als drunter und mit einem solchen Helm: http://www.yakkay.de :)


    Edit: meine Kinder empfinden Radfahren nicht als gefährlich, der Helm ist einfach selbstverständlich. Jugendliche, für die der Helm gerade zu unschick ist, und für die ohne Rad zu sein eine echte Einschränkung ist, würden wohl auch nicht das Rad als zu gefährlich empfinden. Überhaupt kenne ich niemanden, die oder der wegen der Möglichkeit/des Rates, einen Helm zu tragen, Fahrradfahren gefährlich findet.

  • Edit: meine Kinder empfinden Radfahren nicht als gefährlich, der Helm ist einfach selbstverständlich. Jugendliche, für die der Helm gerade zu unschick ist, und für die ohne Rad zu sein eine echte Einschränkung ist, würden wohl auch nicht das Rad als zu gefährlich empfinden. Überhaupt kenne ich niemanden, die oder der wegen der Möglichkeit/des Rates, einen Helm zu tragen, Fahrradfahren gefährlich findet.

    So sehe ich das auch. Ich halte ja auch Autofahren nicht für gefährlich, weil ich mich anschnallen muss #weissnicht. Genauso wie ich mich im Auto automatisch anschnalle, wenn ich mich reinsetze, setze ich mir den Helm auf den Kopf, bevor ich aufs Fahrrad steige. Fahrrad und Helm sind eine gefühlte Einheit, wie Auto und Gurt. Und ich denke, das haben auch meine Kinder so verinnerlicht. Ich glaube kaum, dass sie sich da Gedanken über Gefahren machen, das ist einfach so.


    Eine weitere Gefahr für Fahrradfahrer sind übrigens ausparkende Autos, besonders wenn sie quer zur Fahrtrichtung stehen und rückwärts ausparken. Da hätte ich selbst auch schon einmal beinahe einen Radfahrer erwischt, den ich einfach nicht gesehen habe.

    Freda mit dem Jan-Feb-Mär-Trio (01/05 + 02/08 + 03/12) #love


    Ich kaufe und verkaufe im Rabenflohmarkt

    Einmal editiert, zuletzt von Freda ()

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Henrietta, diese Argumentation erschliesst sich mir auch nicht.

    Das ist ja das Problem an der ganzen Fahrradhelmdebatte, dass sie so ideologisch geführt wird. Und es ist ein Teufelskreis: Weil Radfahren als gefährlich angesehen wird, muss man sich mit einem Helm schützen. Weil sich Leute beim Radfahren mit einem Helm schützen, muss es gefährlich sein. Also muss man sich mit einem Helm schützen.

    Mhmhm, lass mich mal überlegen:

    ich habe zwei Kinder, die in Autokindersitzen transportiert wurden - jeweils bis zum Auswachsen, also mit deutlich über 10 Jahren. Ich selbst fahre ebenfalls schon eine Menge Jahre als Beifahrerin im Auto mit - jeweils angeschnallt.

    Wird mir durch Kindersitzpflicht und Anschnallpflicht jetzt suggeriert, dass Autofahren furchtbar gefährlich ist und ich deshalb besser auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen soll? Sorry, diese Schlussfolgerung finde ich einfach nicht nachvollziehbar...

    In all den Jahren haben wir übrigens die Kindersitze nie "gebraucht" - also waren nie in einen Unfall verwickelt, der die Sicherung nötig gemacht hätte (wir fahren nicht soooo viel, aber Mann und Kinder schon halbweges regelmässig) - sollte ich jetzt deshalb drauf verzichten? Weil, statistisch gesehen muss ich sagen, ist unser Risiko offenbar winzig (deutlich winziger als ein Haushaltsunfall/Treppensturz sicherlich).


    Würde diese Argumentation ziehen, hätte mit Einführung der Gurte die Autofahr-Häufigkeit einbrechen müssten, müsste bei mir in der Stadt die Radfahrerquoten rückläufig sein (weil, jeder Helmträger - heute also genau 68 - suggerieren, dass Fahrradfahren gefährlich ist) - beides ist in keiner Weise der Fall.

    Für die Einführung der Airbags genau dasselbe...


    Ich kenne auch niemanden, der "ideologisch" argumentiert, wenn es um Fahrradhelme geht - aber bei der Diskussion ist mir eh schon aufgefallen, dass ich an einem recht speziellen Ort zu leben scheine... - wie gesagt, mir ist es schnuppe, wie andere Erwachsene sich schützen. Aber es ist mir nicht schnuppe, wenn mir vorgeworfen wird, weil ich Helm trage, halte ich andere vom Fahrradfahren ab... Sorry, das ist, mal vorsichtig ausgedrückt, Hafenkäse...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Edit: meine Kinder empfinden Radfahren nicht als gefährlich, der Helm ist einfach selbstverständlich. Jugendliche, für die der Helm gerade zu unschick ist, und für die ohne Rad zu sein eine echte Einschränkung ist, würden wohl auch nicht das Rad als zu gefährlich empfinden. Überhaupt kenne ich niemanden, die oder der wegen der Möglichkeit/des Rates, einen Helm zu tragen, Fahrradfahren gefährlich findet.

    So sehe ich das auch. Ich halte ja auch Autofahren nicht für gefährlich, weil ich mich anschnallen muss #weissnicht. Genauso wie ich mich im Auto automatisch anschnalle, wenn ich mich reinsetze, setze ich mir den Helm auf den Kopf, bevor ich aufs Fahrrad steige. Fahrrad und Helm sind eine gefühlte Einheit, wie Auto und Gurt. Und ich denke, das haben auch meine Kinder so verinnerlicht. Ich glaube kaum, dass sie sich da Gedanken über Gefahren machen, das ist einfach so.

    Genau so, sehe ich das auch und erlebe es auch bei meinen Kindern. #top Von einer Helmpflicht halte ich trotzdem nichts. ;)


    Hier auf dem Land sind die Autos übrigens tatsächlich meiner Meinung nach die geringste Gefahr beim Radfahren. Da sind es eher freilaufende Hunde, die plötzlich aus dem Gebüsch geschossen kommen oder Touristen (gerne mit geliehenen E-Bikes) die viel zu schnell auf den schmalen Wegen unterwegs sind und wo man echt Mühe hat, einen Zusammenstoss zu vermeiden und dabei nicht die Böschung runterzustürzen.

  • Alle 3 Radfahrer der Familie hier fahren mit Helm, wir beiden Erwachsenen seit über 25 Jahren. Ich "kann" tatsächlich nicht mehr ohne, was ich neulich gemerkt habe, als mir mein Mann nachmittags mein Rad ans Büro gestellt hat und mit dem Auto wegfuhr und ich feststellte, dass mein für diese Zwecke eigentlich im Büro hinterlegte Helm auch zuhause war #rolleyes. Ich bin dann zwar doch gefahren, aber mit schlechtem, weil total unsicheren Gefühl.


    Ich habe aber auch schon zwei Helme zerlegt, jeweils ohne Kontakt mit Autos. Das eine Mal waren es auch Straßenbahnschienen (immerhin nur Hinterrad) plus Bordstein, über das andere Mal breite ich den Mantel des Schweigens.


    Ich schütze meinen Kopf, weil er mein Kapital ist. Gebrochene andere Knochen hätte ich auch lieber nicht, aber da scheinen mir die Folgen nicht so gravierend zu sein bzw. auch bei massiven Verletzungen besser ausgleichbar.

    • Offizieller Beitrag

    Der Witz dabei ist - ich empfinde Radfahren auch nicht als gefährlich. Dabei habe ich in unserer Stadt regelmäßig mit Gefahrenquellen zu tun (s.o.). Ich glaube, das Empfinden von Sicherheit oder Unsicherheit hat eher wenig mit realen Risiken zu tun.

    Dass ein Helm den Kopf bei einem Aufprall schützt, ist aber keine Empfindung.

  • Ich sehe das auch kritisch, dass Fahrradfahrer sich immer überall total schützen sollen, Helm, Warnweste(auch umstritten) etc. um in einem Unfall besser wegzukommen anstatt die wirklichen Unfallursachen anzugehen. Z.B. vernünftige Verkehrsführung, Rücksichtsvolles Verhalten aller Verkehrsteilnehmer, Geschwindigkeitsbeschränkungen etc.


  • ich komme gerade von den holländischen Inseln zurück. Fazit: außer meiner family habe ich genau ein Kind mit Helm gesehen. Da trägt niemand Helm. Auch die kleinen Kids nicht.


    Nicht das ich das für richtig halte aber wenn man in so einem Umfeld bei einem Pubertisten versuchen will Helm durchzusetzen herzlichen Glückwunsch. In Stuttgart dagegen tragen sichert 60-70% der erwachsenen Helm, da wäre das gar keine Diskussion. Kommt also echt sehr auf die Region an wo man wohnt finde ich!

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

    Einmal editiert, zuletzt von che ()

  • Stulle : Das hat aber für den Einzelnen keine Relevanz. Da muss ich mir selbst der Nächste sein. Wenn mein Kopf in irgendeiner Statistik auftaucht, die Anstoß dazu gibt, mehr für den Radverkehr zu tun, ist es für mich zu spät.

    Würdest Du Dir z.B. auch ohne Autogurt fahren, weil das vielleicht zu rücksichtsvollerem Verhalten andere Verkehrsteilnehmer führt?

    • Offizieller Beitrag

    Wir wohnen auf einen (kleineren) Berg und die Kinder müssen in die weiterführende Schule mit dem Fahrrad ist Tal runter.

    Da es keine Hauptvekehrsstrasse ist, hat sie im Winterdienst nur zweite Priorität, ausserdem ist sie kurvig und manchmal sind Kühe auf der Strasse (wenn sie vom Stall zur Weide gehen oder umgekehrt)

    in den Wintermonaten müssen die Kinder um 7:00 los, da ist es noch dunkel.

    Meine 16-Jährige, die weiter weg zu ihrer Arbeitsstelle fahren muss, muss 6:10 los, da ist es teilweise noch finster wie in einer Kuh, wie man hier so schön sagt.


    Im Winter büxt es immer wieder mal jemand mit den Fahrrad, meist wegen vereisten Strassen.

    Unsere Schüler "vom Berg" tragen praktisch alle Helm und Weste und haben gute Lampen an den Rädern (das Licht am Fahrrad meiner Tochter geht beinahe als Suchscheinwerfer durch, aber da sie schon im Wald beinahe mit einem Fuchs kollidiert ist, ist sie froh darüber)


    Die, die schon ein Mofa haben, tragen ja auch Helm.

    Auch unsere Senioren im Dorf, die mittlerweile alle stolz e-bikes fahren, tragen Helm und meist Weste.


    Ich finde das absolut sinnvoll und sehe das als Eigenverantwortung.

  • Stulle : Das hat aber für den Einzelnen keine Relevanz. Da muss ich mir selbst der Nächste sein. Wenn mein Kopf in irgendeiner Statistik auftaucht, die Anstoß dazu gibt, mehr für den Radverkehr zu tun, ist es für mich zu spät.


    Würdest Du Dir z.B. auch ohne Autogurt fahren, weil das vielleicht zu rücksichtsvollerem Verhalten andere Verkehrsteilnehmer führt?

    Gutes Stichwort, wieso ist das Risiko von Autofahrten allgemein akzeptiert? Trotz der wirklich schlimmen Unfälle? Wird igendein Autofahrer nach einem Unfall gefragt, wieso er nicht mit ÖPNV oder Bahn unterwegs war obwohl das doch viel sicherer wäre?


    Ich bin übrigens gar nicht gegen Fahrradhelme aber finde das schon alles überlegenswert was die wirklichen und gefühlten Gefahren so im Alltag sind.

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe das auch kritisch, dass Fahrradfahrer sich immer überall total schützen sollen, Helm, Warnweste(auch umstritten) etc. um in einem Unfall besser wegzukommen anstatt die wirklichen Unfallursachen anzugehen. Z.B. vernünftige Verkehrsführung, Rücksichtsvolles Verhalten aller Verkehrsteilnehmer, Geschwindigkeitsbeschränkungen etc.


    Da bin ich bei Freda:

    1. Warum schliesst das eine das andere aus? Ich kann wunderbar mich persönlich, bei meiner Fahrt, schützen, mit Helm und Weste in der Dämmerung (die übrigens auch bei bester Radinfrastruktur ihre Berechtigung hat, weil einfach die Sichtverhältnisse für Radfahrer und Autofahrer unterschiedlich sind) und gleichzeitig kann ich mich politisch für eine Verbesserung der Verkehrsituation einsetzen - ist übrigens gar nicht soooo schwierig, die Parteien und Verbände, die das tun, suchen immer händeringend Mitstreiterinnen.


    2. Der Schluss ist mir nicht ganz klar: dann trägst Du als politisch-gesellschaftliches Statement keinen Helm? Um klar zu machen, dass die Situation sich ändern muss?

    Dafür habe ich nun wirklich keine Lust. Bei meinem Weg zur Arbeit pflege ich auf mich zu achten und keine Polit-Aktionen durchzuziehen.

    Will heissen: für mich reduziert der Helm beim Tragen das Risiko einer allfälligen Kopfverletzung bei einem eher unwahrscheinlichen Unfall - und das Unfallrisiko schätze ich doch minim höher ein als beim Autofahren, weil "glimpflicher Blechschaden" für Zweiräder nunmal meist mindestens "Schürfwunde" heisst...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Talpa


    Ich hatte das noch geschrieben:

    Ich bin übrigens gar nicht gegen Fahrradhelme aber finde das schon alles überlegenswert was die wirklichen und gefühlten Gefahren so im Alltag sind.


    Mich stört es, wenn es so Aufreger-Mäßig als unverantwortlich hingestellt wird ohne Helm Fahrradzufahren. Wohingegen Autofahren(egal wie sinnvoll im Einzelfall) allgemein akzeptiert ist. Obwohl Verzicht auf Autofahren ganz klar vor schlimmen Unfällen schützen würde ist es kein Aufreger wenn die Leute sich ins Auto setzen. Ich seh da so eine Tendenz, Fahrradfahrern eher eine Mitschuld zu geben, die ich nicht gut finde.

  • So sehe ich das auch. Ich halte ja auch Autofahren nicht für gefährlich, weil ich mich anschnallen muss #weissnicht.

    Autofahren ist mindestens genauso gefährlich wie Radfahren, obwohl fast jeder angeschnallt ist und vielleicht 25% Helm tragen:


    Modal Split des Verkehrsaufkommens (2014) = Anteil Anzahl Wege je Verkehrsmittel (Quelle)

    13,2 % Fahrradwege

    54,3 % MIV-Wege (PKW + KRAD)

    Verhältnis PKW+KRAD/ Radfahrer = 4,11


    Verkehrstote 2014 (Quelle)

    396 Radfahrer

    1575 Personenkraftwagen + 674 KRAD-Fahrer

    Verhältnis PKW/ Radfahrer = 3,98

    Verhältnis MIV/ Radfahrer = 5,68


    Ich würde also sagen, Autofahren ohne Gurt ist wesentlich gefährlicher als Radfahren ohne Helm. Und Krad-Fahren ist am gefährlichsten, trotz Helm.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    Einmal editiert, zuletzt von Matilda ()

  • dass Fahrradfahrer sich immer überall total schützen sollen, Helm, Warnweste(auch umstritten) etc. um in einem Unfall besser wegzukommen

    Also die Warnweste ist natürlich nicht, um in einem Unfall besser wegzukommen, sondern um gar nicht in einen rein zu kommen.


    Außerdem ist es hier nicht die Frage, dass Fahrradfahrer sich schützen SOLLEN, sondern dass es als Fahrradfahrerin vernünftig ist, sich zu schützen.


    Der eine Fahrradunfall, den ich als Erwachsene hatte, der der Auslöser war für die Anschaffung eines Helmes, wäre mit Helm besser ausgegangen, da hätte ich keine Gehirnprellung danach gehabt und nicht wochenlang Kopfweh. Mir reicht das als Beweis dafür, dass ein Helm sinnvoll ist.


    Ich sag's jetzt aber doch noch:


    Ich habe noch drei weitere Gründe für einen Helm.


    Erstens kann ich ihn bei entsprechendem Wetter mit Hilfe einer Unterziehmütze zu einer super-warmen und super-trocken haltenden Kopfbedeckung ausbauen.

    Zweitens brauche ich im Sommer den Schatten vom Helm, weil ich von Sonne aufm Kopf Kopfweh kriege.

    Drittens werde ich damit viel mehr als ernstzunehmender Verkehrsteilnehmer behandelt und viel weniger als Püppchen. Die Autofahrer nehmen mir nicht die Vorfahrt, wenn ich mit Helm unterwegs bin, sie fahren nicht in der Mitte der Gegenfahrspur, wenn sie mich überholen, und ich werde auch nicht aus runtergekurbelten Autofenstern blöd angemacht mit irgendwelchen Anzüglichkeiten.


    Der Effekt von Drittens wird noch besser, wenn ich meine neongelben Regenjacke an habe. (Und leider wird er völlig aufgehoben, wenn ich mit Shorts und kurzärmligen Top unterwegs bin.)

    • Offizieller Beitrag

    Was ist aufregermässig dran zu sagen, dass frau persönlich für sich einen Helm sinnvoll findet und ja, es etwas albern findet, wenn Verkehrstod-Statistiken hergezogen werden, um das eigene Nicht-Helmtragenwollen zu "rechtfertigen"...

    Und warum ist es automatisch so, dass jemand, die einen Fahrradhelm trägt, Autofahren für ungefährlich hält? Ist es so schwer vorzustellen, dass es Menschen gibt, die beide Risiken halbwegs normal einschätzen?

    Und warum gebe ICH Radfahrern eine Mitschuld, wenn ICH meinen Tötz mit einem leichten, billigen und absolut einfachen Dings (das wie Freda so schön erklärt auch noch einige Zusatzvorteile bietet) ein bisschen mehr schütze? Ich habe ehrlich noch nie gehört, dass die Schutzausrüstung als Argument für die (Mit)Schuld des Radfahrers am Unfall herangezogen wurde...


    Echt, ich blicke nicht durch...


    Aber eben, ich scheine da wirklich komplett andere Menschen und Verkehrspolitik zu erleben...


    Liebe Grüsse


    Talpa