Fahrradhelm - wielange? Oder für immer?

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  • was sagt denn eigentlich die versicherungsszene zum helmthema?


    Ein Autofahrer verursacht einen Unfall, bei dem ein Radfahrer zu Schaden kommt. Mit Helm ist der (anzunehmende) schaden gering, ohne eine schwere Hirnschädigung. Kriegt der Radfahrer dann eine Mitschuld und die Unfallversicherung und Haftpflichtversicherung des Autofahrers zahlen nur wenig?

    Es gab vor zwei Jahren oder so ein vielbeachtetes Gerichtsurteil, bei dem einer Radfahrerin eine Teilschuld bekam, weil sie keinen Helm trug, obwohl der Unfall eindeutig vom Autofahrer verursacht wurde. Dieses Urteil wurde aber von einer höheren Instanz revidiert. => Die Rechtslage in Deutschland ist eindeutig - es gibt keine, auch keine indirekte Helmpflicht.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Es ging aber hier auch darum, dass helmtragende Fahrradfahrer anderen Verkehrsteilnehmern (bzw. potentiellen Fahrradfahrern) suggerieren, Fahrradfahren sei gefährlich.

    Ich hatte das anders verstanden und auch anders gemeint. Nicht das Tragen von Helmen suggeriert Gefahr, sondern die (erbittert und z.T. sehr vehement, z.B. vom ADAC geführte, aber da trage ich gern einen Aluhut) Diskussion darum, die den Eindruck entstehen lässt, ohne Helm wäre Radfahren sehr gefährlich und unverantwortlich.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • http://www.zeit.de/mobilitaet/…icht-urteil-schadenersatz


    Ich habe auch was gefunden. Es klingt so, als würde es öfter mal probleme machen. Aber solange die privaten Versicherungen es nicht von vornherein fordern braucht man anscheinend nur manchmal einen langen Atem.

    Versteh ich nicht, was könnten die Versicherungen denn fordern? Die Haftpflicht des Unfallverursachers kann ja schlecht vom Unfallgeschädigten von vornherein etwas fordern. Oder was meintest Du?

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Sowohl Haftpflichtversicherung als auch Unfallversicherung könnten sich ja weigern, alles zu zahlen, weil der Geschädigte eine Mitschuld an der Schwere der Verletzung trägt

  • Darum ging es doch in dem Urteil, dass die Versicherung genau das versucht hat, aber der BGH das für nicht zulässig erklärt hat.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Es ging aber hier auch darum, dass helmtragende Fahrradfahrer anderen Verkehrsteilnehmern (bzw. potentiellen Fahrradfahrern) suggerieren, Fahrradfahren sei gefährlich.

    Ich hatte das anders verstanden und auch anders gemeint. Nicht das Tragen von Helmen suggeriert Gefahr, sondern die (erbittert und z.T. sehr vehement, z.B. vom ADAC geführte, aber da trage ich gern einen Aluhut) Diskussion darum, die den Eindruck entstehen lässt, ohne Helm wäre Radfahren sehr gefährlich und unverantwortlich.

    dafür gibt es aber dann noch ganz viele andere Beispiele. Potenziell ist nämlich vieles Gefährlich und wir schützen uns prophylaktisch davor. Es liegt doch in der Natur des Menschen, dass er seine persönliche Risiken minimieren möchte (nicht jeder schätzt die Risiken aber gleich ein). Und ja, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, dann setzte ich mich der Gefahr aus zu stürzen, auch ohne Fremdeinwirkung. Für mich suggeriert das Tragen eines Helmes oder die Kampagnen für das Tragen eines Helmes in keinster Weise den Eindruck, als möchte man das Radfahren als potenziell gefährlich anprangern.

    Hier in der Schweiz gab es z.B. Kampagnen die auf Haushaltsunfälle hingewiesen haben. Also soll ich jetzt Fensterputzen auf dem Stuhl auch als potenziell gefährlich ansehen nur weil mir empfohlen wird eine gute Trittleiter zu nehmen oder zumindest den Stuhl mit der Lehne gegen das Fenster zu stellen? Für mich ist das ein sensibilisieren auf mögliche Folgen die mein tun haben kann. Wie ich mich dann im einzelnen Verhalte bleibt ja mir überlassen. Ich suggeriere ja mit einer guten Trittleiter beim Fensterputzen auch niemandem, dass ein wackeliger Stuhl gefährlich ist. Sondern ich entscheide mich in dem Moment anhand von meinem persönlichen Sicherheitsbedürfnis, dass ich das so machen möchte.

  • Sowohl Haftpflichtversicherung als auch Unfallversicherung könnten sich ja weigern, alles zu zahlen, weil der Geschädigte eine Mitschuld an der Schwere der Verletzung trägt

    Darum ging es doch in dem Urteil, dass die Versicherung genau das versucht hat, aber der BGH das für nicht zulässig erklärt hat.

    Ja, hab ich ja geschrieben. Solange die privaten das nicht in ihr Kleingedrucktes nehmen muss man nur einen langen Atem haben.

  • Das kommt auf die Kampagne an, würd ich sagen. "Trage Helm, das ist sicherer" vs. "Trage Helm, oder bist Du bescheuert, weißt Du nicht, wie gefährlich das Radfahren ohne Helm ist". So etwa.


    Der ADAC schreibt beispielsweise im Text zum Helmtest:

    "Nur rund 15 Prozent aller erwachsenen Radfahrer tragen einen Helm. Alle Anderen riskieren schwere Kopfverletzungen. Deshalb informiert der ADAC mit beeindruckenden Statistiken der Unfallforschung und testet erneut diese lebensrettenden Helme"

    Das ist suggestiv (und kommt von einem Verein, der lebensrettendes Tempo 30 in Städten vehement ablehnt).


    Der ADFC sieht das Helmtragen anders (und gibt auch Tipps zum Helmkauf). "Selbstverständlich spricht nichts dagegen, wenn sich Radfahrer individuell mit einem Helm schützen. Der ADFC vertritt allerdings die Auffassung, dass eine generelle Senkung des Unfallrisikos für Radfahrer vorrangig durch eine radfahrerfreundliche Verkehrsplanung erfolgen sollte. Eine Durchsetzung niedrigerer Autogeschwindigkeiten in bewohnten Gebieten kann darüber hinaus die Schwere von Unfallfolgen deutlich verringern." Die ADFC-Mitglieder-Zeitung ist voller Tipps zum Helmkaufen, jede Menge Werbung für schicke Helme, Fotos von sportlichen HelmträgerInnen usw. Bloß die Hysterie und das Fingerzeigen fehlen.


    Ich persönlich spreche beim Thema Radfahren dem Interessenverband der Radfahrenden mehr Kompetenz zu als dem Interessenverband der motorisierten Verkehrsteilnehmer.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    2 Mal editiert, zuletzt von Matilda ()

  • Matilda JA!


    Nur der Punkt ist: daran, dass jeder Hinz und Kunz ständig mit riesigen SUVs (= grösseres Verletzungsrisiko für Radfahrer) durch die Gegend kurvt, kann ich nichts ändern.


    Einen Helm zu tragen kann ich selbst entscheiden und umsetzen.


    Wir fahren alle mit Helm, die meisten Kinder in der Gegend haben auch einen, bei den Erwachsenen sind es etwa die Hälfte.

    Ob es im Zweifel wirklich was nützt? #weissnicht Aber schaden tuts nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Unterdessen verstehe ich glaube ich, was Ihr meint - aber: was hat das ganze verkehrspolitisch-gesellschaftliche Gedöns mit meiner ganz persönlichen Entscheidung und vor allem mit meinem ganz persönlichen Risiko zu tun?

    Nochmal: ja, ich mag Tempo 30, ich unterstütze Fahrradwege, gute Beleuchtungen etc... - aber dennoch lebe und fahre ich im hier und jetzt. Und da ist nunmal nicht das Fahrradparadies, sondern eine ganz stinknormale Verkehrssituation mit normal hohem Unfallrisiko (nicht übertrieben gross, aber vorhanden). Warum ist es dann ein offensichtlicher Affront (so kommt es mir nämlich gerade ein bisschen vor, als würde mein Helm andere Userinnen hier gerade persönlich angreifen), dass ich mein ganz persönliches Risiko ein bisschen verkleinere?


    Eben, wie Kindersitz: die Wahrscheinlichkeit, dass mein Kind den wirklich "braucht", der Sitz es also vor einer schweren Verletzung schützt ist winzig - ich denke, nur wenig grösser als die Wahrscheinlichkeit, dass ich beim Fahrradfahren einen Sturz/Unfall mit Kopfbeteiligung erlebe. Dennoch ist das gar keine Frage, dieses Risiko minimieren wir gerne.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Talpa, der Affront kommt von Sätzen a la "Wer Hirn hat, schützt es." Nicht vom Helmtragen.


    Edit: Ich sollte dringend aufhören zu prokrastinieren, sonst muss ich nachher im Dunkeln nach Hause radeln => gefährlich.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    Einmal editiert, zuletzt von Matilda ()

  • Natürlich streite ich nicht ab, dass Helme in manchen Fällen tatsächlich was bringen können. Das ist wohl jedem vernünftig denkenden Menschen klar, und eure anekdotische Evidenz belegt das.

    Die erzählten Anektdoten belegen nur, dass Radfahrer manchmal auf den Kopf fallen. Dass die anekdotisch erzählten Unfälle mit/ohne Helm relevant anders ausgegangen wären, ist doch nur Spekulation!

  • Danke für den Thread und die Antworten. So hatte ich heute, als mein 12-jähriger nach langer Zeit mal wieder sein Fahrrad rausholte, auf die Frage: "Muss ich den Helm aufsetzen?" genug Argumente parat und er ist jetzt mit Helm unterwegs :). Hoffentlich bleibt der auch auf dem Kopf!!!


    Ich selbst trage einen Helm, seit ich wieder schneller unterwegs bin. Wenn man in der Stadt zu den eher schnelleren Fahrerinnen gehört, hat man mehrmals täglich Situationen, in denen vorausschauendes Fahren dringend nötig ist. Fast täglich weiche ich Fußgängern aus, die mehr oder weniger plötzlich und unberechtigt auf meiner Fahrbahn stehen - egal ob Radweg oder Straße. Und für den Fall, dass das ich mal nicht mehr reagieren kann, fühle ich mich mit Helm einfach sicherer.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Ich selbst trage einen Helm, seit ich wieder schneller unterwegs bin. Wenn man in der Stadt zu den eher schnelleren Fahrerinnen gehört, hat man mehrmals täglich Situationen, in denen vorausschauendes Fahren dringend nötig ist. Fast täglich weiche ich Fußgängern aus, die mehr oder weniger plötzlich und unberechtigt auf meiner Fahrbahn stehen - egal ob Radweg oder Straße. Und für den Fall, dass das ich mal nicht mehr reagieren kann, fühle ich mich mit Helm einfach sicherer.

    das finde ich persönlich ein seltsames Argument:) prinzipiell kann immer etwas passieren, egal wie vorausschauend, schnell oder langsam man fährt. Das hört sich für mich so an wie wenn jemand sagt, auf einer kurzen Strecke lass ich meine Kinder auch mal ohne Kindersitz mitfahren.

  • Ich selbst trage einen Helm, seit ich wieder schneller unterwegs bin. Wenn man in der Stadt zu den eher schnelleren Fahrerinnen gehört, hat man mehrmals täglich Situationen, in denen vorausschauendes Fahren dringend nötig ist. Fast täglich weiche ich Fußgängern aus, die mehr oder weniger plötzlich und unberechtigt auf meiner Fahrbahn stehen - egal ob Radweg oder Straße. Und für den Fall, dass das ich mal nicht mehr reagieren kann, fühle ich mich mit Helm einfach sicherer.

    das finde ich persönlich ein seltsames Argument:) prinzipiell kann immer etwas passieren, egal wie vorausschauend, schnell oder langsam man fährt. Das hört sich für mich so an wie wenn jemand sagt, auf einer kurzen Strecke lass ich meine Kinder auch mal ohne Kindersitz mitfahren.

    Klar kann immer was passieren. Ich benutze das auch nicht als Argumentation, sondern mir wurde eben erst dadurch, dass ich mehrmals täglich aktiv Unfälle vermeiden muss, bewusst, wie wichtig ein Helm doch ist. Andersherum könnte ich durch langsameres Fahren mein Verletzungsrisiko sicher viel effektiver senken als durch das Tragen eines Helms. Trotzdem fahre ich gerne schnell. Ich denke, Risiken gibt es überall und es ist ein ständiges Abwägen, welche Nachteile man für wieviel Risikominimierung in Kauf nehmen will.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Auch unsere Senioren im Dorf, die mittlerweile alle stolz e-bikes fahren, tragen Helm und meist Weste.

    das ist der neue megatrend. senioren und ebikes. :D. überall sind sie.

    • Offizieller Beitrag

    Auch unsere Senioren im Dorf, die mittlerweile alle stolz e-bikes fahren, tragen Helm und meist Weste.

    das ist der neue megatrend. senioren und ebikes. :D. überall sind sie.

    Jep!
    Und definitiv eine neue Gefahrenquelle - weil sie so unberechenbar schnell sind... (und, aus mir noch ungeklärten Gründen gerne rechts überholen...).


    Liebe Grüsse


    Talpa