Bundesfreiwilligendienst Ü27 - hat das jemand gemacht?

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  • Hallo zusammen,


    bei mir ist grade Umbruch im Leben angesagt, und ich muss nach einer mehrjährigen "Familienphase" wieder ins Berufsleben zurück. Ich würde die Chance gerne nutzen, um mich neu zu orientieren. Ich würde so unendlich gerne etwas "Sinnvolles" mit meinem restlichen Berufsleben anfangen, und nicht wieder in einer lieblosen, frustrierenden Tretmühle festhängen...


    In diesem Zusammenhang bin ich über den Bundesfreiwilligendienst gestolpert, was für meinen Zweck - nämlich eine "softe" Rückkehr ins Berufsleben mit gleichzeitiger Umorientierung und sozialem Engagement - perfekt wäre. Wenn man älter als 27 ist, kann man das auch in reduzierter Stundenzahl (Teilzeit) machen. Sowas könnte ich mir wunderbar vorstellen, entweder im sozialen Bereich mit kleineren Kindern oder im Bereich Kultur oder Umweltschutz.


    Was ich jedoch noch nicht rausfinden konnte: Es gibt eine Aufwandsentschädigung + Spesen etc., mit einer grundsätzlich festgelegten Höchstgrenze von rund 380,- Euro. Dies gilt für die regulären Vollzeit-Stellen. Wie wird dann die Arbeit in Teilzeit vergütet? Wird das dann stumpf halbiert? Das wäre dann wohl doch arg wenig, wenn man alleinerziehend ist... Positiv ist, dass der Bundesfreiwilligendienst beim Arbeitsamt Bestand hat, und man bekommt trotzdem aufstockend Hartz 4 oder Wohngeld etc. Aber eine gewisse finanzielle Basis braucht man ja nu doch... #hmpf


    Hat das hier jemand gemacht und mag etwas drüber berichten?


    Vielen lieben Dank!! #blume

  • Habs auch gemacht :) Allerdings Vollzeit, und kann dir darum bei deiner Frage direkt nicht so viel weiterhelfen.

    Ich hab den Bufdi mit 28 gemacht, auch mit dem Ziel erst mal ausreichend Mut und ein bisschen Erfahrungen zu sammeln und mich an eine zweite Ausbildung zu trauen. Der Bufdi war in der Biologischen Station in unserem Kreis und dann hab ich die Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin gemacht. Zur Biostation hab ich noch viel Kontakt, die Zeit dort hat mir viel gegeben.

    Finanziell ist es aber wirklich arg eng. Und man muss sich als "erwachsener" Mensch mit einer gewissen Lebenserfahrung und seinen Erwartungen erst mal anpassen, eingrooven und sich einlassen. Die Bufdistellen werden ja in der Regel von eher sehr jungen Menschen besetzt die zum ersten Mal ins Arbeitsleben schnuppern. Mir ist das nach zehn Jahren Schichtarbeit und Verantwortung am Anfang schwer gefallen, ich musste mich deutlich entschleunigen, lernen eher zu genießen als auf Leistung zu schauen und so weiter.

    Dir wird das vielleicht auch schwer, oder leichter fallen, je nachdem mit was für einem Stand zu startest.

    Darf ich fragen was du dir beruflich genau vorstellst? Die drei Bereiche die du nennst sind ja erst mal komplett unterschiedlich. (Wenn dir das zu persönlich wird bitte ruhig sagen ;))

    Hoffentlich kommen gleich noch ein paar Rückmeldungen die deine Fragen wirklich beantworten, ich werde hier gern weiter mitlesen :)

  • Hallo Emily,


    ich hab letztes Jahr auch einen BFD gemacht, auch zwecks "soften" Arbeitseinstieges und Neuorientierung - und das war für mich der Wendepunkt schlechthin im Leben (zumindest der letzten Jahre). Ich hab in einer Wohneinrichtung für psychisch erkrankte Menschen gearbeitet (und arbeite da auch jetzt noch, auf 450-Euro-Basis, neben dem Studium), ein Bereich, der mich schon lang interessiert hat und in den ein "Reinschnuppern" ja normalerweise eher schlecht möglich ist. Dort habe ich herausgefunden, dass "Soziale Arbeit" eigentlich das Arbeitsfeld und das Studium sind, in denen ich (potenziell) alles finde, was ich mir fürs Berufsleben bisher bewusst oder unbewusst erhofft habe. Da ich einem weiteren Studium aufgrund bisheriger Erfahrungen und der entstehenden Belastung für meine Familie ambivalent gegenüberstand, habe ich zunächst gezögert, dann aber tatsächlich nach Ermutigung durch meine Chefin und mit dem Einverständnis meiner Frau den BFD abgebrochen und letztes Wintersemester mit dem Studieren begonnen. Bin sehr glücklich über diese Entwicklung! #super


    Ich hab auch nur in Teilzeit gearbeitet - 25 Stunden - und entsprechend weniger Taschengeld etc. bekommen. Die Logik dahinter war schlicht, dass es unfair gegenüber anderen BFDler*innen wäre, wenn sie auf einer vollen Stelle im Verhältnis weniger bekämen, weil sie sonst die Obergrenze knacken müssten.

    War für mich tatsächlich irrelevant, da wir leider ohnehin (aufstockend) auf ALG II angewiesen waren. Insofern ist die Frage auch für dich schlicht, ob du mit ALG II für dich und Sozialgeld für deine Tochter (oder Wohngeld - am Ende kommt ja das gleiche raus) über die Runden kommst. Letztlich befreit dich das aber auch von der Notwendigkeit, mehr Stunden zu arbeiten, als deiner Familie und dir gut tut/passt (vorausgesetzt, du findest eine entsprechende Einsatzstelle) - was gerade in eine Phase des Umbruchs und der Neuorientierung ungeheuer wertvoll ist.


    Falls du es nicht schon weißt: Insgesamt kannst du bis zu 18 Monate BFD machen und du kannst auch mehrfach die Einsatzstelle wechseln. Theoretisch könntest du also auch jeweils sechs Monate in den Bereichen Arbeit mit kleineren Kindern, Kultur und Umweltschutz arbeiten - oder kürzer, wenn du vorher schon herausfindest, wo es dich hinzieht. :)

    (Ich selbst hatte überlegt, an die zwölf Monate in "meiner" Einrichtung noch sechs Monate in einer anderen dranzuhängen, um die Zeit bis zum Wintersemester diesen Jahres zu überbrücken - aber meine Chefin meinte dazu staubtrocken: "Wenn Sie sich sicher sind, warum dann nicht gleich anfangen und ausprobieren? Irgendwann sind auch Sie tot!" :D)


    Also, ganz allgemein kann ich aus eigener Erfahrung deine Idee nur unterstützen (soweit das denn geht ohne nähere Umstände zu kennen): Es kann funktionieren!


  • Guten Morgen! Herzlichen Dank auch Dir, Nomril , für Deinen Bericht! Das klingt sehr positiv! :)


    Über den finanziellen Aspekt mache ich mir echt Gedanken... #hmpf Ich wäre dann definitiv auf aufstockend Hartz 4 angewiesen - aber das war ich, bevor ich geheiratet habe, auch schon (alleinerziehend mit 25 Stunden-Stelle). Grundsätzlich sind wir mit dem Geld zurecht gekommen, auch wenn es per Definition "Existenzminimum" war. Man arrangiert sich halt. Es brodelt nur das schlechte Gewissen in mir, denn beim BFD muss das Amt ja deutlich mehr draufzahlen, als wenn ich einen normalen Teilzeitjob machen würde... Aber ich glaube (hoffe), dieser Gedanke ist Unsinn, denn der Bundesfreiwilligendienst ist ja eine wirklich gute Sache für die Gesellschaft, und das Amt erkennt das ja auch problemlos an (das ist zumindest mein Kenntnisstand...).


    Und genau das ist mein Ansatz dabei: Es würde mich total glücklich machen und ausfüllen, wenn ich eine "gute Sache" für die Gesellschaft, für die Menschen tun könnte! Ich mag es wahnsinnig gerne, zu "helfen" und Menschen Unterstützung zu geben, in welcher Form auch immer. Mein letzter langjähriger Job war im Kundenservice eines großen Unternehmens - da konnte ich zwar auch in gewisser Weise Leuten "helfen", aber der Großteil der Arbeit bestand darin, sich von den Kunden anschnauzen und beschimpfen zu lassen, und den Unfug, den die Unternehmensführung verzapft hat, widerstandslos hinzunehmen und nach außen freundlich lächelnd zu vertreten. #hammerBei der Arbeit hat man letztlich auch nur dem Konzern etwas Gutes getan, und nicht der Gesellschaft. So stell ich mir das irgendwie nicht vor. Darum verspüre ich auch sehr wenig Motivation, dorthin zurückzukehren (was die absolute Notlösung wäre...). In dieser Tretmühle war ich nie glücklich, die hat mir echt das Leben und die Kraft ausgesaugt...


    Was ich mir gut vorstellen könnte, wäre ein Dienst an einer Grundschule, gerne an einer alternativen oder Freien Schule, weil ich da hinter dem Grundgedanken stehe. Die Aufgaben wären ja vielfältig. Eine Stelle habe ich gesehen, das wäre in einer Gemeindebücherei. Das fände ich auch großartig! Oder Kinder von Geflüchteten unterstützen / begleiten. Wobei mir das glaube ich entsetzlich nahe gehen würde... aber genau deswegen.


    Der NABU bietet Stellen in Sachen Umweltschutz an - dort begleitet man ja z.B. auch Kindergruppen in die Natur oder kümmert sich um geschützte Orte. Sowas vielleicht. Oder eine Bürotätigkeit mit "gutem" Hintergrund würde ich auch sofort machen!


    Hach, je länger ich drüber nachdenke und drüber spreche bzw. hier schreibe, desto wärmer wird mir um's Herz... #herz


    Etwas verkomplizieren tut es nur der Umstand, dass ich momentan einen kompletten Neuanfang auf die Reihe kriegen muss (Trennung, neue Wohnung an einem neuen Standort suchen, gepaart mit einer neuen Schule für meine Tochter...). Aber womöglich wäre dann ja ein passender BFD-Platz für mich die Grundlage, nach der ich mich entsprechend weiter ausrichten kann!? #super

  • Mal eine andere Frage: was hast Du beruflich gemacht bzw. welche Abschlüsse hast Du? Ich würde schauen, dass Du da zumindest ein Stück weit wieder anknüpfen kannst, so dass die Freiwilligentätigkeit für Dich u.U. wirklich zum Sprungbrett in einen festen Job werden kann. Gemeindebücherei würde ich da eher nicht empfehlen.

  • Halio!

    Ich bin hier grad zufällig über diesen Thread gestolpert, aber mein Interesse ist nun geweckt :D

    Meine Lebenssituation ist der von Emily Tree ähnlich: Ich steh vor einem kompletten Neuanfang, da frisch getrennt, zum ersten Mal im Leben in eine eigene Wohnung gezogen - und ab Oktober vsl. arbeitslos... Kann mir daher jemand sagen, ob die aufwandsentschädigung für den BFD einfach zusätzlich zum alg1 gezahlt wird oder ob dann vom alg1 was abgezogen wird?

    Emily Tree: Du hast geschrieben, dass du verschiedene Stellen gesehen hast, die dich interessieren. Wo sind denn diese offenen Stellen gelistet? danke!

    Bei mir kommt es leider immer mal wieder vor, dass ich für ein paar Tage keinen Zugang zum Internet hab und mich dann plötzlich (erstmal) nicht mehr melde #tutmirleid

  • Hi joara ! Na dann erstmal herzlich Willkommen im Club... #angst


    Schau mal hier, da findest Du alle Informationen und kannst Dir auch Einsatzstellen nach Ort/Umkreis gezielt raussuchen: https://www.bundesfreiwilligen…esfreiwilligendienst.html


    Meines Wissens wärst Du dann komplett aus dem Arbeitslosengeld bzw. den Mühlen des Arbeitsamtes raus, denn der Bundesfreiwilligendienst gilt als "richtige" Arbeit. Das ist ja genau so konzipiert - man tut ja damit etwas Gutes für die Gesellschaft, indem man sich engagiert, d.h. während der Zeit gilt man auch nicht als "arbeitssuchend", denn man ist ja beschäftigt. Auch bei Hartz 4 wird der Bundesfreiwilligendienst anerkannt, d.h. man bekäme zu der Aufwandsentschädigung + sonstigen Vergütungen (was individuell ist) ggf. aufstockend Sozialleistungen oben drauf. Finde ich super. Denn die Sache mit dem BFD finde ich schon schön. Soweit zumindest mein Kenntnisstand.


    Ich bin momentan auf Wohnungssuche, erst wenn der Wohnort geklärt ist, macht es Sinn, mich auf Stellen in der Nähe zu bewerben... Die Situation schlaucht jedenfalls ungemein... :(


    Alles Gute für Dich!