Dialekt in der KiTa

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  • Ja, Anisp, das sehe ich auf jeden Fall auch so.

    ich kenne ehrlich niemanden, der/die Zukunft verbaut hat, weil er/sie kein Hochdeutsch "beherrscht"? Das spricht jetzt nicht so wirklich fürs deutsche Schulsystem, wenn das nicht reicht und die Kinder auch zuhause hochdeutsch erzogen werden müssen )

    MMn ist das eben genau der Unterschied zwischen der Schweiz und Deutschland. Wenn jemand in Deutschland nur Dialekt spricht (und das meint auch schon hochdeutsch mit deutlichem Einschlag) dann hat er es schwerer. Dialekt wird in Deutschland - entschuldigung - assoziiert mit ungebildet. Für jemanden mit akademischer Bildung ist die Erwartung schon, dass er relativ korrektes Hochdeutsch hinkriegt und wer das nicht schafft hat es außerhalb der Heimatregion schwer. (S. z.B. das Uni-Beispiel hier im Thread "angehende Referendare und Referendarinnen sollten das können"). Meiner Erfahrung nach ist es in der Schweiz sehr viel normaler und akzeptierter Dialekt zu sprechen und wird auch aktiv eingesetzt, um Unterschiede zu verkleinern.


    Schweizer gehen damit auch sehr viel offensiver um. An meiner Uni in der Schweiz habe ich z.B. oft gehört, dass es ja eigentlich ziemlich unfair ist, dass man als Schwizer quasi in einer Fremdsprache studieren (und Seminararbeiten schreiben) muss. (Ich fand das nie so ganz eingängig weil man ja trotz allem schon das Schreiben in der Grundschule auf Deutsch lernt und nicht im Dialekt, aber gut.) Ich denke in Deutschland wäre es eher total peinlich, dass man kein Hochdeutsch kann, während viele meiner Mitstudierenden da schon irgendwie stolz auf ihren Dialekt und ihre (teilweise eingebildeten, teilweise durchaus vorhandenen) Schwächen im Standarddeutschen waren.


    Insgesamt glaube ich also nicht, dass Schweizer besser Standarddeutsch können, sondern dass es Deutschen sehr viel peinlicher ist wenn sie es nicht können. Mir ist es jedenfalls peinlich wenn ich nicht aufpasse und mir irgendein Ausdruck durchrutscht. (Man bekommt dann auch regelmäßig einen doofen Spruch reingedrückt...)

  • Das ist alles, was ich dazu zu sagen hab: :D


    Hallo, Morge, goden Dag
    Woröm luurt ehr mich esu aan
    Villleich han ich se ni' mih all
    doch wo ich herkumm, es dat normal
    Ich ben e bessche sonderbar
    e ganz besonder Exemplar
    Doch ich ben einer vun einer Million
    E Kind vum Rhing un ne Sonn vum Dom
    Un frög mich einer "Wo küss Do dann her?"
    Dann sag ich: ich kumm
    us däm Dorf öm der Dom röm
    Wie schwaads dann Do,
    sag wo küss Do dann her?"
    Schweres ELL un ES CEH HA

    Refrain:
    Ich kumm us dä Stadt met K
    Schalalalala.... Schalalala...
    Ich kumm us dä Stadt met K


    Ming Mamm es die Stadt met K
    Se es laut, drink vill un schwaad
    Off zo schnell, ävver immer gradus
    Se es kein Model, ävver süht god us
    Hey Mamm, mir sin schwer in Love
    Ding Kapell, dinge Fluss, ding Sproch
    Karneval et ganze Johr
    Rock n Roll un Uff Tata
    Un frög mich einer "Wo küss Do dann her?"
    Dann sag ich: ich kumm
    us däm Dorf öm der Dom röm.
    Wie schwaads Do dann,
    sag, wo küss Do dann her?"
    Ich kumm nit us Amerika –
    ich kumm us der Stadt met K ...
    Ich kumm us dä Stadt met K ...

    Un dressegal, wat do hee verlore häs
    ov de zogetrocke oder hee gebore bes
    Do bes einer vun einer Million
    E Kind vum Rhing un ne Sonn vum Dom
    Weil uns Mamm einfach jeder adopteet
    Dä hee opwähß oder hee si Hätz verleet
    Do bes wellkumme en der Stadt met K
    Hätzlich wellkumme en der Stadt met K!


    (Kasalla, Stadt mit K)

    Trillian grüßt






    “Isn't it enough to see that a garden is beautiful without having to believe that there are fairies at the bottom of it too?“ (Douglas Adams)

  • Ohne alles gelesen zu haben #schäm

    Meine Tochter bringt immer häufiger Dialektworte mit heim, die ich ihr dann mühsam wieder abgewöhne... und das in einer Phase, wo sich die Sprache erst so richtig bildet... es ist anstrengend.


    Was meint Ihr dazu? Seh ich das zu eng und sie kann Hochdeutsch auch später noch zuverlässig lernen oder sollte ich da konsequent bleiben und das Thema evtl. auch in der Einrichtung mal ansprechen?

    Sprichst du Hochdeutsch mit ihr oder eine andere Sprache?


    Falls du Hochdeutsch mit ihr sprichst, sehe ich da gar kein Problem. Meine Kleine hatte eine Kindergartnerin, die etwas deutsch konnte und auch deutsch mit ihr gesprochen hat. Manchmal sprach die Luette dann deutsch mit Aussie-Akzent.:D Ist nun wieder weg.


    Hab jetzt doch fast alles gelesen, aber lasse das oben einfach mal stehen.;)

    Nein ernsthaft: Ich hab Angst, dass sie später eben kein Hochdeutsch kann und dann von beruflichen oder sonstigen Kontakten aus anderen Regionen Deutschlands oder auch von Nicht-Muttersprachlern nicht oder nur schwer verstanden wird. Und dieses nachträglich gelernte, noch dialektgefärbte Hochdeutsch, was dann viele versuchen zu sprechen klingt für mich zum davonlaufen.

    Wieviele relativ sesshafte Menschen in D mit Deutsch sprechen denn so ein 'Hochdeutsch', dass frau als aufmerksame Zuhoererin nicht raten kann, in welcher Gegend die Person aufgewachsen ist (Hamburg, Muenchen, Berlin, Dresden, Koeln)?

    Auch ohne Dialekt? Wir haben mehrere Familien im Freundeskreis, in denen die Partner aus verschiedenen Gegenden kommen, z.B. Rheinland-Bayern oder Sachsen-Schwaben. Obwohl alle Eltern 'Hochdeutsch' reden, bilde ich mir ein, dass ich den Kindern oft anhoeren kann, mit welchem Elternteil sie mehr ueber bestimmte Themen sprechen.:D





  • Ich finde es voll schade, dass ich nicht richtig rheinländisch sprechen kann, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Meine Mutter kann es, aber sie hat mit mir konsequent nur Hochdeutsch gesprochen, weil sie Angst hatte ich würde sonst nicht richtig schreiben lernen. Das bedaure ich sehr. Meine älteste Tochter habe ich extra ermuntert, in der Schule in einer AG Kölsch zu lernen, weil sie es ja leider nicht von mir lernen kann. Und im Karnevalsverein sind wir auch. Hilft aber leider alles nichts. Wenn man es nicht als Kleinkind zu Hause gelernt hat, lernt man Dialekt später nie mehr. :(

    Dabei wäre es gerade im Kontakt mit älteren Einheimischen oft sehr hilfreich, die Mundart zu beherrschen. Also, ich verstehe zwar Menschen, die Kölsch sprechen. Aber es ist schwer, in einer Gruppe akzeptiert zu werden, wenn man nur versteht, aber nicht auch selbst die Mundart spricht. Ja, das fehlt mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schlehe ()

  • Ich finde akzentfreie Sprachen zum davonlaufen..... Das kann nur Siri!!!!


    Ich verstehe den Sinn von akzentfreiheit nicht.

    Hier in Berlin hörE ich ja wirklich kaum Dialekte

    Und einen starken Berlinerischen Akzent bei akademikerINnen höre ich überwiegend bei Aus Brandenburg Zugereisten


    Ich selbst spreche ja wirklich kein Dialekt! Dennoch deutlich akzentuiertes Hochdeutsch und werde trotzdem oft Gefragt, ob ich Berlinerin bin.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich bin ja in Mittelfranken geboren und aufgewachsen und ich kann es nicht. Ich muss auch immer nachfragen und verzweifel ab und an (und google dann...).


    Ich denk fei das wird nix mehr bei mir.

    Echt? 8o Ich bin auch aus Mittelfranken und hab das bis ich das erste Mal einen Norddeutschen getroffen hab, nie anders gehört oder gesagt.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Dialekt kann in D auch von Vorteil sein, die bereits erwähnte Schwester meines Mannes die nie Hochdeutsch gelernt hat (und ja, sie wollte das aber "es ging nicht") besitzt eine Werbeagentur in Stuttgart. Seit Jahren recht erfolgreich. Sicher macht sie gute Arbeit aber sie hat auch Vorteile bei Kunden die ebenfalls schwäbisch sprechen. Aquise außerhalb des Dialektraums ist hingegen schwierig, habe ich erst kürzlich wieder mitbekommen. An ein Umziehen von ihr wäre nicht zu denken gewesen. Wäre für mich schon eine Einschränkung, dafür ziehe ich wohl zu gerne um.


    Und es mag schon sein dass auch andere Kinder Füsch etc. schreiben, aber es ist schwer möglich dem Kind beizubringen, dass es halt Fisch schreiben soll wenn er selbst (und die Mehrheit aus seinem Umfeld) von einem Füsch spricht. Das dürfte in Hessen dann nicht als Fehler gewertet werden.


    Manche Sachen bekommt man auch nie mehr korrigiert, ich selber kann "mir" und "meins" auch nicht korrekt anwenden. Die Kinder ebenfalls. Das sagen halt alle hier so. Aufgefallen ist das erst meinen Mann, der stört sich auch dran. Aber gut, muss er durch.


    Hochdeutsch sollen Dialektsprecher mit Kindern übrigens laut unserer Logopädin nicht sprechen. Da sie das Hochdeutsch wie eine Fremdsprache erlernt haben schränkt sie der Gebrauch sehr ein, irgendwelche Betonungen "stimmen" dann nicht mehr, die Kinder verstehen die Dialektsprecher ja trotzdem (da ging es um eines unserer Kinder was sprachverzögert war). Habe ich versucht meiner Schwiegermutter zu erklären, hat sie aber dennoch nicht geschafft umzusetzen. Sie redet mit den Enkeln weiterhin Hochdeutsch, was, Entschuldigung, merkwürdig klingt und sie viel Mühe kostet. Hat man auch daran gemerkt, dass sie nach einem Schlaganfall kein Hochdeutsch mehr konnte. Da war es dann so ein tiefes Schwäbisch mit "alten" Ausdrücken dass sich sogar mein Mann gewundert hat. Als sie wieder fitter wurde hat sie dann bei den Enkeln wieder geswitcht.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

    • Offizieller Beitrag

    Dialekt kann in D auch von Vorteil sein, die bereits erwähnte Schwester meines Mannes die nie Hochdeutsch gelernt hat (und ja, sie wollte das aber "es ging nicht") besitzt eine Werbeagentur in Stuttgart. Seit Jahren recht erfolgreich. Sicher macht sie gute Arbeit aber sie hat auch Vorteile bei Kunden die ebenfalls schwäbisch sprechen. Aquise außerhalb des Dialektraums ist hingegen schwierig, habe ich erst kürzlich wieder mitbekommen. An ein Umziehen von ihr wäre nicht zu denken gewesen. Wäre für mich schon eine Einschränkung, dafür ziehe ich wohl zu gerne um.

    Ich finde das recht faszinierend - ich kenne schon ein paar Leute, die wirklich hochdeutsch nur radebrechen. Aber das sind für gewöhnlich Leute mit niedrigem Bildungsabschluss und sehr lokaler Verwurzelung.

    Sonst kenne ich es so, dass es zwar deutlich sprachbegabtere Dialektsprecher gibt - ich werde es niemals zum deutschen Bühnenhochdeutsch bringen wie einige meiner KollegInnen - aber zumindest verständigen können sich auch die nicht so sprachbegabten (akzentfreies Sprechen bewerte ich auch nicht sonderlich hoch, was soll da der Vorteil sein? Ausser ich möchte Tagesschausprecherin werden, dann wäre es wohl schon wichtig - aber im normalen Berufsleben? Mein Paläontologie-Prof war ein "Schwöble": und ich liebte es, wenn er von seinen "Läbewäsa" sprach. Und geschadet hat das seiner Reputation offenbar in keiner Weise).

    Und es mag schon sein dass auch andere Kinder Füsch etc. schreiben, aber es ist schwer möglich dem Kind beizubringen, dass es halt Fisch schreiben soll wenn er selbst (und die Mehrheit aus seinem Umfeld) von einem Füsch spricht. Das dürfte in Hessen dann nicht als Fehler gewertet werden.


    Manche Sachen bekommt man auch nie mehr korrigiert, ich selber kann "mir" und "meins" auch nicht korrekt anwenden. Die Kinder ebenfalls. Das sagen halt alle hier so. Aufgefallen ist das erst meinen Mann, der stört sich auch dran. Aber gut, muss er durch.

    Ich habe irgendwie den Verdacht, dass dies auch an der Bewertung oder der Normalität des Dialektes liegen könnte - für unsere Kinder hier ist es völlig normal, dass Schriftsprache und gesprochene Sprache etwas komplett anderes sind und anderen Regeln unterworfen sind.

    Andere haben ja schon erwähnt, dass viele Deutsche glauben, sie sprechen "reines" Hochdeutsch und dabei ist es extrem dialektal geprägt (wie gesagt, es gibt sehr wenige Menschen, bei denen ich nicht zumindest eine grobe Richtung sagen kann, woher sie kommen). Wenn nun die Kinder in einer solchen Umgebung aufwachsen, kann ich mir vorstellen, dass es eine Weile verwirrlich ist.

    Alemannen haben ja grundsätzlich ein Fallproblem - aber ich behaupte mal, die meisten von uns machen auch nicht mehr Fehler, wenn sie konzentriert schreiben als anders geprägte Sprecher. Ich gelte zumindest hausintern als der Fallprofi (wie ich zu dem Ruf gekommen bin, ist mir ein Rätsel...).


    Was mir immer wieder auffällt, jetzt nicht nur bei Dir: dieses bewerten in "richtig" und "falsch" - sorry, es ist nicht falsch, wenn in meiner Muttersprache "mir" und "meins" dasselbe ist. Falsch ist es erst, wenn ich das in hochsprachlichem Kontext anwende.

    Und genau diese Bewertung ist es, die ich so schade finde. Es sind nebeneinander stehende Sprachen: kein Mensch käme auf die Idee zu behaupten, "house" sei falsch, nur weil es in seiner Muttersprache zufällig "Haus" heisst.


    Hochdeutsch sollen Dialektsprecher mit Kindern übrigens laut unserer Logopädin nicht sprechen. Da sie das Hochdeutsch wie eine Fremdsprache erlernt haben schränkt sie der Gebrauch sehr ein, irgendwelche Betonungen "stimmen" dann nicht mehr, die Kinder verstehen die Dialektsprecher ja trotzdem (da ging es um eines unserer Kinder was sprachverzögert war). Habe ich versucht meiner Schwiegermutter zu erklären, hat sie aber dennoch nicht geschafft umzusetzen. Sie redet mit den Enkeln weiterhin Hochdeutsch, was, Entschuldigung, merkwürdig klingt und sie viel Mühe kostet. Hat man auch daran gemerkt, dass sie nach einem Schlaganfall kein Hochdeutsch mehr konnte. Da war es dann so ein tiefes Schwäbisch mit "alten" Ausdrücken dass sich sogar mein Mann gewundert hat. Als sie wieder fitter wurde hat sie dann bei den Enkeln wieder geswitcht.

    Genau das macht mir eben in der Heimat meines Mannes auch so zu schaffen - und ja, ich kenne es genauso wie es die Logopädin empfiehlt. Die "Erstsprache" muss sauber und korrekt erworben werden, dann klappen auch die weiteren Sprachen besser.

    Ich bin immer wieder fasziniert: da sprechen wir mit Freunden meines Mannes (der immer ganz glücklich, wenn er seinen Dialekt mal wieder richtig auspacken kann - die ganz tapfer, damit sie meinen verstehen, immerhin finden die meisten es charmant) ganz normal und flüssig - und dann drehen die sich um und sprechen mit ihren Kindern ein schwäbisch eingefärbtes, verkürztes Hochdeutsch. So schade!


    Ludowica: ein Hauptproblem wird sein, dass viele Schweizer dazu tendieren, sofort auf Hochdeutsch zu wechseln, wenn sie den Verdacht haben, eine Deutsche vor sich zu haben... Meinen Mann hat das fast kirre gemacht.


    @Schlehe: für den Dialekt gilt wohl, was für alle Sprachen gilt - eine Schul-AG reicht leider nur aus, um etwas zu verstehen, aber um sprechen zu können, muss es schon viel häufiger im Leben vorkommen.


    Talpita hatte ja anfangs in der Kita plötzlich nur noch deutsche Betreuerinnen - zusammen mit relativ vielen Expat-Kindern in der Gruppe war ihr Spracherwerb für uns schon etwas zum Schmunzeln. Aber wir hatten da nie Angst, dass das "hängenbleibt" - Zuhause- und Umgebungssprache blieben ja weiterhin Dialekt.

    Und bei Euch, Pamela, ist es ja auch so: Ihr, Medien und ein Grossteil der Umgebung wird hochdeutsch sprechen - da schadet etwas "bilingue" Kita sicherlich nicht, im Gegenteil.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin Kurpfälzerin mittlerweile in Unterfranken heimisch, spreche aber berufsbedingt (Deutschlehrerin) Hochdeutsch.

    Die Erzieherinnen sprechen schon dialektgefärbt, das rollende r kriegt der Franke ja nicht mehr wirklich los.

    Meine Kinder sprechen Hochdeutsch mit einigen regionalen grammatikalischen Besonderheiten (fei, frühs etc.) und Ausdrücken. Manches verwenden sie auch aus meinem Dialekt, wie es grad passt.

    Ich finde es bereichernd, Dialekte zu können und zu verstehen.

    Tatsächlich erleichtert das fränkische nicht gerade den Schriftspracherwerb durch die Methode Lesen durch Schreiben, da muss man im Unterricht schon sensibilisieren und das gezielt üben, der eine mehr, der anderen weniger.

    Dank des doch immer größer werdenden Medienkonsums kommen Kinder aber doch mittlerweile viel mit Hochdeutsch in Kontakt. Egal was sie gucken oder hören, es ist Hochdeutsch.

    Ich hab heute wieder nah am Kühlschrank gebaut…

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ein bekanntes Phänomen in der Schweiz, dank der TV Berieslung spielen viele Kinder Rollenspiele auf Hochdeutsch, also mein Bruder und ich haben das schon gemacht. :)


    Und das Umbiegen von Dialket auf Standard, das ist natürlich ein Prozess, aber Kinder sind da ziemlich findig, das ist ja auch spannend. Meine Grosse, als sie noch klein war, stand mal vor mir und erklärte mir, dass ein Huus in Deutschland ja ein Haus sei und eine Muus eine Maus und eine Jeans eine "Dscheins" und ein Sprudel ein Spraudel. :) Da haben wir natürlich noch etwas geübt.

    In meinen alten Schulheften stehen dann auch so Sachen wie "Wir sind gogen posten und im Schwimmbad bin ich ins Wasser gjuckt.". Ok...das habe ich auch noch gelernt.

  • Talpa, bei euch ist es halt eine richtige Sprache, die neben dem Schriftdeutsch steht. Das ist hier, Osthessen, nicht so. Da sind es Färbungen, hier spricht keiner richtiges Platt. Vermutlich schon lange nicht mehr. Die Kinder bekommen das nicht differenziert. Also warum alle von Füschen und Tüschen reden, es im Diktat dann aber plötzlich falsch sein soll... und die Einteilung in "richtig" und "falsch" ist bei einem 2Klässler dann so ein diktat, vorher hat ihm noch niemand gesagt, dass es Fische und Tische gibt.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • undine
    In welchem Bezirk wohnt ihr? Ich bin Westberlinerin und sage 'viertel nach' / 'viertel vor'. Ist das evtl ein Ost-West-Ding? Kann gut sein dass die Ostberliner die ich kenne 'viertel' / 'dreiviertel' sagen #gruebel Hingegen definitiv kein einziger meiner westberliner Freunde.


    Wie sagt denn der Rest der Berliner hier zu den Uhrzeiten?



    PS, und ich muss mich immer noch konzentrieren wenn jemand 'viertel acht' sagt! Dreiviertel fällt mir leichter. Also in meinem Umfeld war das komplett unüblich.

  • Kennt ihr diese Spielerei? :)


    http://www.spiegel.de/static/h…atlas/v2/dist/#/questions


    Ist allerdings nicht sehr aussagekräftig und funktioniert wohl besser für starke Dialektsprecher.


    In Westberlin ist Dialekt vs. hochdeutsch sehr schichtenspezifisch (ganz im Gegensatz zu Ostberlin), so dass ich ein Hochdeutsch/Norddeutsch/Berliner Mischmasch spreche, das erkennt das System nicht und platziert mich mit fünf Vorschlägen quer über Norddeutschland #finger

    Nur an meiner Aussprache hört man woher ich komme. (Ich sage zB 'dis' statt 'das' und 'der Diftong in 'auch' ist eher monoftongisiert Richtung 'aoch' und 'Zimmer' ist bei mehr eher 'Zümmer'.)


    Wen von euch platziert das System korrekt, wenn ihr angebt was ihr wirklich sagt (nicht was ihr von älteren Dialektsprechern in eurer Gegend hört)?

  • Selbst wenn ich wollte, könnte ich mit meinen Kindern nicht Hochdeutsch sprechen. Es ist nicht meine Muttersprache. Diese ist eindeutig Dialekt. Ich habe auch sehr Mühe, mit meinem Mann Hochdeutsch zu sprechen, wenn unsere deutschen Verwandten hier sind. Und klar sprechen wir Schweizer nicht so Hochdeutsch wie der Durchschnittsdeutsche. Man hört uns unsere Abstammung an, aber man hört auch bei den Österreichern, woher sie kommen. Ich finde das nicht schlimm.


    Und ich denke, in der Schweiz sind verschiedene Sprachen miteinander viel geläufiger. Bei Meetings in unserer Firma sprechen die Romands Französisch, die Deutschschweizer Hochdeutsch und die Tessiner entweder Französisch oder Hochdeutsch. Korrespondiere ich mit der Welschschweiz, schreibe ich Deutsch, sie Französisch.

  • Und klar sprechen wir Schweizer nicht so Hochdeutsch wie der Durchschnittsdeutsche. Man hört uns unsere Abstammung an, aber man hört auch bei den Österreichern, woher sie kommen. Ich finde das nicht schlimm.

    Das ist nicht nur 'nicht schlimm', das ist soweit ich weiß auch in der Germanistik absolut anerkannt. Die deutsche Standardsprache ist plurizentrisch, hat also mehrere Varianten die absolut gleichberechtigt nebeneinander bestehen. Das österreichische oder schweizer Standarddeutsch ist nicht weniger gut oder korrekt oder wertvoll als das bundesdeutsche Hochdeutsch.


    (Das wissen nur leider viele Bundesdeutsche nicht. Als Mehrheit denkt man halt schnell dass man der Nabel der Welt ist ;) )