Ritual, um Hausaufgaben einzuleiten?

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  • Hallo liebe Raben,


    Mein Sohn hangelt sich gerade durch die zweite Klasse und kann sich schlicht nicht auf seine Aufgaben konzentrieren. Er sagt selbst, dass ALLE anderen in seiner Klasse schneller seien und ist schon gefrustet. Beim Üben einzelner Buchstaben muss er sich nach jedem Buchstaben anlehnen, zwischendurch wollen noch Geschichten erfunden und Erlebnisse geteilt werden und und und.


    Ich möchte gerne versuchen, ihm Techniken an die Hand zu geben, die ihm die Arbeit erleichtern. Dabei ist mir der Gedanke gekommen, ob man ein Ritual einführen könnte, dass dem ganzen Körper signalisiert: Und jetzt einige Minuten ruhiger. Ich habe leider bisher nichts passendes gefunden. Ich habe einige Male versucht, ihm den Einstieg in die Aufgaben zu erleichtern mit: Und jetzt die Scheuklappen aufsetzen. Aber vielleicht hat ja ein Rabe noch eine bessere Idee, um sich zu fokussieren.


    Gibt es vielleicht was beim Yoga, was aber auch Unterrichtskompatibel sein müsste. Also Bewegung oder laut scheidet leider aus.


    Für Tipps wäre ich dankbar, MaFu

  • hm ich weiß nicht, ob das in die richtige Richtung geht.. die Lehrerin meines Kindes macht nach der großen Hofpause für ein paar Minuten eine Spieluhr an und alle Kinder sollen für diese Zeit die Augen schließen, um nach dem Toben ein wenig runter zu fahren. Hat sich innerhalb kürzester Zeit ritualisiert und die Kinder freuen sich drauf.

  • Die Grundschullehrerin hier hatte einen Gong, der die Kinder still wrden lies. Das funktionierte in der Schule gut, war aber, glaub ich, auch so ein Gruppengeschehen. Ob das zuhause so funktioniert, glaube ich irgendwie nicht so.


    Es gibt Edu Kinestetik. Das sind wohl auch bestimmte Bewegungen, die ein Kind dann selbständig ausführen kann. Für mich und meine Kinder wäre das nichts, aber vielleicht passt das für euch?


    Was uns ansonsten damals geholfen hat, wobei man aber als Mutter recht konsequent dabei bleiben muss und das u.U. auch vorab mit der Lehrerin besprechen muss, ist folgendes: Du besorgst eine Stopuhr oder besser eine Sanduhr, die eine definierte Zeit läuft. Also z.B. 5 min. Dann legst du fest, was das Kind in den 5 min schaffen muss. Das sollte ein realistisches Ziel sein, was man auf jeden Fall auch schaffen kann! Du sagst ihm also, dass er jetzt diese 5 min hat für meinetwegen diese 4 Rechenaufgaben. Schafft er die Aufgaben nicht, weil er sich wieder hat ablenken lassen, darf er die Aufgaben im Anschluss nicht mehr machen! Sondern es geht weiter zur nächsten Aufgabe. Deswegen sollte die Lehrerin da vorab eingebunden werden, damit sie Bescheid weiß und entsprechend darauf reagiert. Meine Kinder wollten ihre Hausis schin immer gerne komplett haben und daher hat sie dieser subtile Druck motiviert jetzt auch wirklich zu arbeiten. Positiv an der Methode ist aber, dass das Kind doch schnell merkt, wie schnell man voran kommen und fertig werden kann, wenn man fokussiert arbeitet. Das hat mein Trödelkind vorher nämlich gar nicht für möglich gehalten, dass er das kann.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Danke für eure Rückmeldungen. An Kopfhörer hatte ich auch schonmal gedacht, muss ich nochmal in Angriff nehmen.


    Heute kam mein Sohn mit seinem ersten Test dieses Schuljahres nach Hause und er hat tatsächlich alles geschafft! Er ist super stolz auf sich. Er hat in den letzten Wochen eine unglaubliche Entwicklung vollzogen. Ich hoffe, dass er den Sprung in die Schule jetzt endlich geschafft hat. Nach einem Ritual halte ich weiterhin die Augen offen.

  • Ich empfehle auch Kopfhörer! Bei meinen leicht ablenkbaren Schülern wirken sie Wunder, auf einmal geht vieles einfacher. Ob das das richtige für zu Hause ist, weiß ich allerdings nicht-aber zumindest für die Schule wäre es einen Versuch wert.


    Über Rituale muss ich mal nachdenken...

  • Hallo,


    Jep, ein kindgerechter Gehörschutz kann helfen. Ich hab für meine Arbeit für die HA-Zeit auch ein paar angeschafft. Ob es nun wirklich durch die Geräuschdämmung hilft oder weil der leichte Druck signalisiert, "jetzt ist arbeiten dran", ist dabei egal.


    Als Ritual würde ich eher kleine Bewegungen vorschlagen. Mit der ganzen Klasse mache ich oft "Lerngymnastik" (verschiedene Übungen aus dem Kinderyoga, BrainGym usw.), aber ich denke, einer alleine findet das vermutlich eher blöd und im Unterricht geht es gar nicht.


    Möglichkeiten wären:

    - Über den Mund streicheln (Lieber Mund, du bist toll und wichtig, aber du bist nun bitte eine Weile ruhig)

    - um die Augen herum streicheln, um sie wach zu machen

    - Die Ohren zu streicheln und so zu bitten, sich für eine Weile auszuruhen

    - es vorsichtig auf den Kopf mit den Fingern "regnen" zu lassen, im das Gehirn zu wecken

    - mit weichen Händen nicht zu locker von vorn nach hinten über den ganzen Kopf streicheln und eine "Lernkappe" aufsetzen. Also man sollte sich nicht die Haare runterrubbeln, aber ein gewisser Druck darf spürbar sein.


    Wie rational oder phantasievoll man das verpackt kommt dabei aufs Kind an. Manche mögen es als Geschichte, manche eher ohne Schnickschnack drumrum.

    Wichtig ist, daß man die Bewegungen nicht zu hektisch macht. 5-10 Sekunden pro Bewegung reichen aus, so daß das Ganze maximal eine Minute dauert, dabei lieber aber einmal weniger ausführen, dafür sanft und ruhig.


    Einzelne Bewegungen davon kann man auch unauffällig im Unterricht machen.


    Außerdem kann man noch einen Punkt unter dem Schlüsselbein massieren (relativ weit zur Mitte hin glaub ich , das stärkt angeblich die Konzentration und weckt das Selbstbewusstsein. Massiert wird entweder mit Daumen und Zeigefinger einer Hand je eine Seite oder mit über kreuz gelegten Armen

    Auch hier wieder - ob da wirklich was dran ist oder die Konzentration auf die Bewegung an sich hilft, ist im Grunde egal. :)

  • Kenn ich. Bei meinem hat geholfen, dass ich mich völlig raus ziehe. Entweder:

    - ich hole Deinen kleinen Bruder schnell von der KITA (2 Häuser weiter) ab. Du kannst ja so lange Deine Hausis machen.

    - ich mach mal schnell mit Deinem kleinen Bruder Einschlafbegleitung (im Familienbett), mach doch so lange Deine Hausis, Wenn er eingeschlafen ist komme ich runter, dann können wir ja vielleicht was machen.

    - ich lasse ihn die Hausis 2 - 3 Tage in der Hausaufgabenbetreuung der Schule machen. Weiß auch nicht wieso, aber dann arbeitet er zuhause fokussierter. Wenn ich ihn öfter in der Schule habe, dann klappt es nicht, weil er dann in der Schule nicht fokkusiert ist und sie nicht fertig kriegt.


    - als es mal ganz schlimm war (erstes Drittel 1. Klasse) habe ich mal mit seiner Lehrerin darüber gesprochen. Die hat dann die Aufgaben häufiger (und ich glaube total nett) kontrolliert und das war ein gewisser (positiv empfundener) Ansporn. Ich glaube er sucht da die Anerkennung für seine Leistungen.


    Danach schaue ich mir immer die Hausis an und lobe eigentlich immer irgendwas daran: "Ohh, hier hast Du aber ordentlich geschrieben", oder "ich war doch gar nicht so lange weg. So schnell hast Du die Aufgaben gelöst?" Oder: "Das ist ja alles richtig.", oder "Super, heute hast Du aber ordentlich wegradiert", zeitweise sogar ein "Wow, heute gar keine Schmierereien am Rand! Das sehe ich ja gerne". Das macht ihn echt (!!!!) stolz. Hatte ich am Anfang etwas vernachlässigt, dass er auch Anerkennung haben will für seine Leistungen. Ich glaube seit dem hat er entdeckt, dass er das selber schaffen kann. Ich glaube das ist auch das Wichtigste an den Hausis, dass sie die Eigenverantwortlichkeit lernen. Über den tatsächlichen, inhaltlichen Lernerfolg von Hausaufgaben im Grundschulalter wird ja kontrovers diskutiert. Aber das sie eigenverantwortlich ihre Aufgaben erledigen und ihre Sachen in Ordnung halten, ist eine Hammeraufgabe, die ja auch schon ein riesiger Lernerfolg ist (finde ich).