Punktekalender 4.-Klässler

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  • Tach zusammen,


    ich war schon ewig nicht mehr hier, könnte jetzt aber mal etwas Rat und Input gebrauchen.


    Folgendes: Tochterkind (9) ist jetzt gerade in die 4. Klasse gekommen. Seit über einem Jahr hängt sie uns in den Ohren, dass sie unbedingt ein eigenes Handy haben will. Bisher war ich der Meinung, dass Grundschüler noch kein eigenes Handy / Smartphone brauchen, sie hätte es also frühestens ab der 5. Klasse bekommen. Schon in der 2. Klasse hatten ein paar Mitschüler ein eigenes Handy, in der 3. schon ein paar mehr, in der 4. sind es bereits über die Hälfte ... Klar, dass sie da auch eins will. Zumal auch wir Eltern eines haben, sie zuhause (mit unserem Einverständnis) schon lange Smartphone und Tablet nutzen darf und z.B. Musik und Hörbücher damit hört oder Lernspiele macht. Ihr Umgang / Nutzung eines solchen Gerätes ist sehr vernünftig und sinnvoll und auch gar nicht das Problem. Mein Problem ist vielmehr, dass meine Tochter ein "Schlamper vor dem Herrn" ist und ständig irgendwelche Sachen verliert oder liegen lässt. Wäre der Kopf nicht angewachsen, hätte sie auch den schon mehrfach vergessen ...


    Wir hätten ja sogar noch ein altes iPhone 4 hier, dass wir ihr geben könnten. Aber zum Verlieren ist mir das definitiv zu teuer. Ich will also, dass meine Tochter mir erst "beweist", dass sie mit einem eigenen Handy pfleglich umgeht und drauf aufpasst, ehe sie wirklich ein eigenes bekommt. Generell geht sie auch mit ihren Schulsachen nicht sehr pfleglich um, vergisst Hefte, Bücher und Hausaufgaben, heftet Blätter nicht ab, benutz kein Lineal, schmiert und kritzelt rum, ... ihre schlechteste Note im Zeugnis war in "Schriftbild und Heftführung", und ihre Lehrerin hat uns im vergangenen Schuljahr mehrfach auf das Thema Ordnung angesprochen. Da gibt es also dringend Verbesserungsbedarf!


    Nun war die Idee (und das kam von ihr!), dass wir Regeln aufstellen und sie für das Einhalten der Regeln (also z.B. das Nicht-Vergessen von Schulsachen) Punkte bekommt. Und wenn sie genügend Punkte beisammen hat, bekommt sie ein eigenes Handy.


    So schlecht finde ich die Idee auch nicht und sie ist momentan hochmotiviert, obwohl wir den Punkteplan noch gar nicht fertig abgestimmt haben.


    Nun sitze ich also hier und brühte über die Regeln, wie ich sie formuliere, wofür es wieviele Punkte gibt und wie viele sie braucht, bevor es das Handy gibt. Mögt ihr mir helfen?


    Das wichtigste ist mir der Umgang mit den Schulsachen. Aber ich finde, dass sie langsam auch ein paar Aufgaben im Haushalt mit übernehmen kann und kam nun auf die Idee, dass sie sich damit vielleicht noch ein paar Zusatzpunkte verdienen kann - auf freiwilliger Basis und um mal einen verpatzen Tag mit vergessenen Schulsachen wieder auszugleichen. Was haltet ihr davon?


    Hier mal meine bisherigen "Regeln":


    Schulregeln:


    • Ich halte meine Schulsachen in Ordnung.
    • Ich benutze Lineal, Radiergummi und Spitzer und schreibe sauber und leserlich.
    • Ich hefte alle Blätter ab und klebe lose Zettel ein.
    • Ich schreibe meine Hausaufgaben auf und bringe alles, was ich brauche mit nach Hause.
    • Ich achte auch darauf, dass ich keine Vesperdosen, Mützen oder anderes in der Schule vergesse.
    • Wenn ich nach Hause komme, hole ich mein Pausenbrot aus der Tasche und gebe Infos und Klassenarbeiten bei meinen Eltern ab.
    • Ich mache meine Hausaufgaben selbständig an meinem Schreibtisch und räume den Schreibtisch jeden Tag auf.
    • Nach den Hausaufgaben packe ich selbständig meinen Schulranzen und achte darauf, dass ich alles dabei habe, was ich für den nächsten Tag brauche.



    Zusatzpunkte:


    • Waschbecken putzen
    • Staubsaugen
    • Tiere füttern
    • Meeries sauber machen
    • Staubwischen
    • Blumen gießen
    • Gartenarbeit
    • Spülmaschine ausräumen
    • Müll rausbringen
    • Einkaufen gehen
    • Betten beziehen
    • Schuhe putzen
    • Wäsche waschen / zusammenlegen
    • Pausenbrot selber machen


    ACHTUNG: Hausarbeiten immer in Abstimmung mit Mama oder Papa!


    Punkteregeln:


    • Für jeden Tag, an dem ich alle Schulregeln eingehalten habe, gibt es einen Punkt
    • Für nicht eingehaltene Schulregeln gibt es Punkteabzug.
    • Durch Mithilfe im Haushalt kann ich mir Zusatzpunkte verdienen (je 1 Punkt pro erledigte Aufgabe)
    • Für jeweils 20 erreichte Punkte gibt es eine kleine Überraschung.
    • Für 100 erreichte Punkte (bis Jahresende) gibt es einen eigenes Handy



    Ich möchte das ganze als großes Plakat mit Kästchen gestalten, in die man die Punkte eintragen / einkleben kann.


    Was meint ihr? Was würdet ihr ändern? Sind die Regeln fair und erfüllbar? Wie viele Punkte würdet ihr ansetzen?


    Freue mich auf euer Feedback!

    LG

    Manna

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Ich persönlich würde sowas nicht machen.


    Ich gebe zu bedenken, dass das nichts mit dem Handy zu tun hat.

    Wenn sie es dann hat, kann es noch immer am nächsten Tag weg oder kaputt sein.


    Dann ist es für dich noch immer ärgerlich.

  • Iwie schräg sie muss alles machen um einen Punkt zu bekommen und für eine vergessene Sache gibt es Punktabzug?

    Also das mit dem Abzug da besteht bei mir definitionsbedarf wann wird einer abgezogenen wann wird einer nicht gegeben.

    Ist so definitiv noch nicht ausgereift.

    Zumal sie da bei einigen Punkten bestimmt auch Hilfe Unterstützung und Struktur braucht.


    Wenn es nur um nicht verlieren geht dann sollte es auch nur um Verliehren gehen und nicht um komplette Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit einer 9 Jährigen

  • Hm, ich habe auch eine vergessliche Viertklässlerin, die allerdings noch kein gesteigertes Interesse an einem Handy hat. Ich glaube, für uns wäre das gar nichts.

    Hier würde das Ganze schon daran scheitern, dass ich gar keine Zeit hätte, das tagtäglich alles zu kontrollieren.

    Punkteabzug finde ich auch fies. Punkt oder kein Punkt.

    Die Ordnungsaufgaben für die Schule finde ich viel schwerer zu erfüllen als die Zusatzaufgaben.


    Unser Großer hat sich sein Handy von seinem eigenen Geld gekauft (allerdings erst in der 6. Klasse) und weiß genau, dass er es nicht ersetzt bekommt, sollte es verloren gehen. Da achtet er deswegen sehr drauf, auch wenn er sonst vergesslich ist.


    Kannst Du es ihr nicht erstmal nur für zu Hause geben, wenn es denn unbedingt sein muss? Dann besteht auch die Gefahr des Verlierens erstmal nicht.

  • Hallo,


    Ich finde solche Punktesysteme generell nicht gut. Zu uns als Familie hätten sie jedenfalls nicht gepasst. ich habs auch mal versucht, weil sie total in waren, als meine Kids klein waren und meine Mutter hat es in den verschiedensten zusammenhängen immer wieder mal probiert - aber das ist absolut nach hinten losgegangen. Nach der ersten Begeisterung haben die Kids nämlich beschlossen: OK, ich WILL XY (Die Belohnung) gar nicht mehr. Also muss ich im Umkehrschluss auch nicht mehr, tun, was gefordert ist.


    Vieles, was auf der Liste steht, finde ich selbstverständlich, gerade bei den Schusselsachen würde ich als ehemaliges Schusselkind und bis heut krakelig Schreiberin sagen: Sie kann es wahrscheinlich gar nicht besser. Zumindest denke ich nicht, daß Druck da wirklich viel hilft. Und enormer Druck ist das.

    Da würde ich eher auf "miteinander reden" oder "Wie können wir dir helfen" setzen, wenn es mal hakt.


    Das sind so viele Sachen, mich als Erwachsene würde das überfordern und total unter Druck setzen. Ich hätte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, weil alles "bepunktet" wird und ich ständig unter Beobachtung stehe. Irgendwie ist nur noch wichtig, was abgeleistet wird - oder wes nicht, nicht mehr das Kind dahinter. Ist vielleicht etwas harsch ausgedrückt, aber das war halt immer mein Gefühl dabei.


    Und im Gegenzug als Elternteil fände ich es extrem anstrengend, ständig alles Mögliche kontrollieren zu müssen und statt auf Belohnungs- und Beziehung auf ein Strafsystem (was am Ende ja aufs Gleiche hinausläuft) zu setzen.


    Wenn das Handy sowieso da ist und ihr generell nichts gegen Handynutzung habt, würde ich es ihr ohne großes Tamtam drum geben. Oder ihr ein billigeres kaufen. Wenn es weg ist, ist es halt weg und Ersatz gibt es nicht mal eben übermorgen aus der Portokasse.

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • So wie sich der Punktekalender im Moment liest, ist das Handy Belohnung und es geht weniger darum ,ob sie tatsächlich sorgfältig mit dem Gerät umgeht.

  • Ich kenne das aus therapeutischem Zusammenhang und habe bei uns ähnliche Erfahrungen gemacht wie Trin


    Ich kenne ein paar "Grundregeln" für solche Pläne:

    • Max 3 konkret formulierte Regeln
    • Keinen Punktabzug
    • Belohnung sollte nicht materiell sein, sondern eher "Qualitätszeit"
    • Belohnungen sollten in kurzer Zeit erreichbar sein


    Wenn alle Punkte für "Schule" schwierig sind, wird nur ein Punkteplan nicht helfen, denke ich.

    Da braucht sie Unterstützung, um sich selbst besser zu strukturieren.

    Falls Liegenlassen von Material ein Problem ist, wäre eine Chekliste hilfreich.

  • Nicht hilfreich, aber: damit würde ich nie auch nur in die Nähe einer kleinen Belohnung kommen :P


    Wir hatten sowas früher auch, und es hat mich schrecklich frustriert, weil ich durch diese Punkte ja nicht wie durch Zauberhand ein besserer Mensch wurde und das einfach nie geschafft habe... Deshalb rät mein Bauch da auch zu sehr großer Vorsicht.

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Ich habe noch kein Kind in dem Alter, aber finde den Plan viel zu streng. Ich bin 33 und vergesse meistens gleich die Brotdose meiner Tochter auszupacken, wenn wir nach Hause kommen.

    Auch finde ich "Ich halte meine Schulsachen in Ordnung" zu vage formuliert. Da müsstest du noch genau formulieren, was damit gemeint ist. Für mich klingt das alles nach Stress und Frust.

    Liebe Grüße von Peppi mit Groß-S, Klein-S und Mini-S


  • Hallo,


    das Punktesystem ist ja aus der Verhaltenstherapie, ein Verstärkerplan. Sinn dahinter ist, erwünschtes Verhalten zu bestärken, unerwünschtes nicht. Aber unerwünschtes wird dabei nicht bestraft, sondern nur nicht verstärkt. Damit müssen alle Abzüge raus.


    Die Belohnung sollte in einem Zeitraum sein, den das Kind überblickt und der auch irgendwie erreichbar ist. Kinder vor Schulbeginn mit einer Tagesabrechnung, im Grundschulalter auch wochenweise. Belohnung wurde immer mit einer Sache, die Aufmerksamkeit und Zeit für das Kind bedeutet hat, erfüllt. Z.B. Igelballmassage, Baden mit Mama, ein (zusätzliches) Kapitel vorlesen oder ein (zusätzliches) Gesellschaftsspiel oder Runde spielen, usw. Keine großen Aktionen wie Freizeitbad oder Zoo, sondern im Alltag schöne Zeit mit dem Kind. Das Verhalten soll sich durch positive Gefühle verändern, weil positives belohnt wird.


    Es muss eine Grenze festgelegt werden, nach der das Ziel erreicht wird. Diese darf dann nachträglich nicht geändert werden. So kann sich das Kind drauf verlassen. Das Ziel sollte in erreichbarer Nähe sein. Ich habe 10% Abzug als Grenze gelernt, es kann aber bei massiven Problemen auch viel niedriger liegen. Ohne Erfolg beim Kind wird es nicht klappen.


    Meines Wissens ist es eher für Zeiten gedacht, in denen Schimpfen und Bestrafen überhand nimmt und Eltern so einen Weg an die Hand bekommen, gutes zu belohnen und betonen und nicht immer nur das fehlende oder schlechte im Vordergrund zu haben. Oder eben um Struktur reinzubekommen, wenn sehr vieles nicht klappt.


    Meiner Meinung nach ist dein Tagesplan auch bei den positiven Sachen niemals schaffbar. Es sind viel zu viele Aufgaben für einen einzigen Punkt! Nicht nur die einzelnen Regeln sind viel zu viele, sondern in vielen Punkten stehen ja mehrere Sachen drin, allein durch Ausdrücke wie "alles". Vieles ist auch gar nicht konkret:

    - was heißt "in Ordnung" halten. Das ist subjektiv! (Was mein Mann Ordnung in der Küche findet, finde ich noch lange nicht. Was ich im Flur okay finde, ist ihm zu wenig)

    - sauber und leserlich schreiben ist auch subjektiv. Ich wunder mich hier über Abzüge der Lehrerin, bei der ich weniger Abzüge geben würde

    Ist es für euch kontrollierbar, ob sie wirklich alles dabei hatte in der Schule? Wenn nicht, ist der Punkt eher ungünstig, weil es evtl. zu Unehrlichkeit führen könnte.

    Aufgaben sollten keine Verneinungen oder "keine" drin haben, sondern positiv formuliert werden.


    Die Punktepläne, die ich kenne, sind eine überschaubare Aufgabenliste links in Zeilen untereinander und oben die Wochentage, sodass jede Aufgabe jeden Tag abgezeichnet werden kann. Es können auch Felder gestrichen werden, z.B. weil Ranzenpacken am Samstag nicht anfällt.


    Ein Beispiel:

    Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
    Brotdose und Flasche in die Küche XX XX
    Hausaufgaben aufschreiben XX XX
    Schreibtisch aufräumen
    Ranzen packen für den Folgetag XX XX
    Meerschweinchenstall säubern XX XX XX XX XX XX


    Wenn ein Plan dann klappt, kann man nach einem Monat Aufgaben, die sich im Alltag von selbst eingespielt haben, rausnehmen und durch neue ersetzen. Dann aber wieder nur eine überschaubare Anzahl wählen.


    VG

    Zitrulle

  • Hallo,


    Ich wäre bei dem "Alles geschafft gibt einen Punkt, pro nicht geschaffter Sache gibt es einen Punkt Abzug"-Regel vermutlich sowieso schon nach 3 Tagen derart im Minus, daß ich eh nie eine Chance auf die Belohnung hätte.. wozu also anstrengen?


    Ich denke immer - wenn das Kind etwas nicht schafft, weil es ihm wichtig ist oder weil es merkt, daß es den Eltern wichtig ist, dann KANN es vermutlich nicht besser.Wie soll es dann plötzlich gleich etliche Sachen im Griff haben können, nur weil eine materielle Belohnung dranhängt?

    Dann ist das als Belohnung gedachte System unter Umständen ganz schnell nur ein weiterer Schritt dazu, ihm klar zu machen, daß es eben liederlich, vergesslich und vermutlich üerhaupt ein ein Versager ist. Weil es ja nicht mal für die tolle Belohnung schafft, was offenbar erwartet wird.


    Ich fände es verwunderlich und auch traurig, wenn bisher nichts geholfen hat und ausgerechnet die Aussicht auf eine tolle Bezahlung des "Wohlverhaltens" plötzlich alles ändert und gleich ganz viele Punkte mal eben locker geändert werden können.


    (Bei nicht-materiellen Belohnungen habe ich allerdings genau so Skrupel, mein Kind soll sich Zuwendung nicht "verdienen" müssen. )


    Ein therapeutisches Setting wie Zitrulle es beschriebt, ist nochmal etwas anderes, da mag es Gründe geben, warum bewusst Handlung von direkter Beziehung/Reaktion getrennt wird, aber das liegt ja hier nicht vor, wenn ich es richtig verstehe.

  • Vlt kann so ein Plan ja Strucktur geben und helfen an Dinge zu denken.

    Wen überhaupt würde bei mir sowas hängen um Transparenz zu schaffen. Kind hat seinen Schreibtisch noch nicht aufgeräumt und es ist 20 Uhr

    Dann machen wir das jetzt zusammen

    Meerschweinchen Käfig nicht selbst gemacht ... keine Ahnung was man da von einer 9 Jährigen erwarten kann von mir in dem Alter nicht viel und meiner Nichte auch nicht.


    Also wirklich zur Strukturierung nutzen und nicht als Belohnung oder Bestrafung.

  • Hallo und erst mal vielen Dank für eure vielen ehrlichen Antworten. Vor allem auch an Zitrulle für die tolle Begründung und Ausarbeitung!


    Eure Bedenken verstehe ich voll und ganz und teile sie sogar! Ich glaube, ich muss erst mal ein bisschen den Hintergrund erklären:


    Ursprünglich habe ich selbst solche "Konditionierungsmaßnahmen" immer abgelehnt und dachte, Belohnungssysteme sind was für Therapeuten oder überforderte Eltern ... #rolleyes

    Es war meine TOCHTER, die dieses Punktesystem eingeführt hat. Keine Ahnung wo sie das aufgeschnappt hat, aber sie war total begeistert von der Idee und nicht mehr davon abzubringen. Als ich auf die Idee nicht eingehen wollte, malte sie sich kurzerhand selbst einen Kalender, klebte ihn an die Tür und hat sich auch selbst eigene Regeln und Belohnungen ausgedacht. Und so hing schon in der ersten Klasse ein Plakat an ihrer Zimmertür auf dem stand, dass sie z.B. für's Zimmer aufräumen oder Mithilfe im Haushalt einen Punkt (Smiley) bekommt, für 10 Punkte gibt es 1x Eis essen, für 20 Punkte einen Besuch im Zoo, bei 30 Punkten gehen wir zusammen in den Zirkus, ...


    Als ich merkte, wie wichtig ihr das ist, habe ich mich drauf eingelassen. Es gab keinen fixen Zieltermin, also auch keine Regelmäßigkeit, aber auch wenn es mal ein paar Tage keinen Punkt gab oder es länger dauerte, ein Ziel zu erreichen, hat sie nie das Interesse verloren. Sie war mächtig stolz auf ihre Punkte und wir haben jedes Ziel mit ihr auch eingelöst!


    Irgendwann war der Kalender dann voll, wurde abgehängt und durch keinen neuen mehr ersetzt. Sie hat aber immer wieder mal erwähnt, dass sie gerne wieder einen Punktekalender hätte. Und dann kam die Idee mit dem Handy ...


    Am Montag war erster Schultag. Sie war hochmotiviert und hat gleich am ersten Tag gefragt: "Du, ich hab' doch heute alles wieder mitgebracht und ganz ordentlich meine Hausaufgaben gemacht. Kriege ich dafür auch schon einen Punkt?" Und ich habe den Kalender ja noch gar nicht mal fertig ... #haare


    Es ist ihr also wirklich wichtig, und unter diesen Umständen finde ich die Idee dann auch gar nicht mehr so schlimm. Ok, ihr habt recht, Punktabzug wäre fies, die Regeln müssen noch mal überarbeitet werden und es sollten weniger und überschaubarere Regeln sein. Aber deshalb habe ich hier ja auch gefragt. ;)


    Mal noch ein anderes Beispiel: Jedes Kind ist ja bekanntlich anders. Und ich glaube, dass meiner Tochter Struktur und klare Anweisungen eher helfen als sie unter Druck zu setzen. Etwa beim Zimmer aufräumen. Natürlich bricht in ihrem Kinderzimmer regelmäßig das Chaos aus (wie vermutlich bei den meisten Kindern). Sporadische Anweisungen á la "Wie sieht es denn hier aus? Räum' mal dein Zimmer auf!" haben natürlich nichts gebracht. Eine zeitlang hatten wir feste Wochentage, wie in der Kita, da mussten alle Bauwerke jeden Freitag weggeräumt werden, weil samstags die Putzfrau kommt. Das selbe galt auch zuhause - half aber nichts. Ich habe mit ihr zusammen aufgeräumt, habe versucht sie anzuleiten. Wir haben sämtliche Kisten, Schubladen, Türen beschriftet - zwecklos. Sie steht hilflos im Zimmer und weiß gar nicht wo sie anfangen soll oder lässt sich von jeder Kleinigkeit ablenken. Dann habe ich angefangen, Checklisten zu schreiben:

    - Erst die Legos in die Kiste

    - dann die Bücher ins Regal

    - dann die Puppenecke unterm Bett aufräumen

    - dann die Klamotten (saubere in den Schrank, schmutzige und müffelnde in die Wäsche)

    - dann den Schreibtisch (Stifte in die Stiftebox, Malbücher und Blätter in die Schublade, ...)

    - usw.


    Ungelogen: Eine halbe Stunde später stand sie mit stolzgeschwellter Brust und vollständig abgehakter Liste vor mir und das Zimmer war tiptop! Und das funktioniert seither immer so!


    Kürzlich hat sie zum ersten mal alleine zuhause übernachtet. Wir waren ganz in der Nähe bei Freunden zum Geburtstag eingeladen. Ich habe ihr eine Liste dagelassen, was sie sich zum Abendessen machen kann, wie lange sie ferngucken darf, Zähneputzen, Toilette, Klamotten wegräumen, Licht aus nicht vergessen, um 20:00 Uhr ins Bett, Wecker auf 7:00 Uhr stellen, Telefon neben's Bett legen. Hat astrein geklappt - sie lag pünktlich im Bett, auf dem Nachttisch die abhakte Checkliste.


    Gut, wenn ich also ein "Checklisten-Kind" habe, dann soll sie bitte von mir aus auch ihren Punktekalender wieder haben. Wenn es ihr hilft ist es doch ok. Außerdem ist man auf Dinge, die man sich selbst verdient hat, ganz anders stolz, als auf Sachen, die man einfach geschenkt bekommt. Mit ihrem eigenen Geld wird sie sich ein Handy lange nicht leisten können. Außerdem hat sie noch einen sehr abstrakten Bezug zu Geld. Ihre "Währung" sind die verdienten Punkte - und diese spart sie, um sich ihren größten Wunsch erfüllen zu können.


    Das wichtigste an den eingangs genannten Regeln wäre mir eigentlich die Checkliste für die Schule, die ihr (hoffentlich) helfen soll, an alles zu denken. Mit "ordentlicher arbeiten" meine ich z.B., dass sie zum Unterstreichen ein Lineal benutzt, dass sie lieber radiert oder durchstreicht, statt drüber zu schmieren, dass sie die Ränder einhält und beim Schreiben auf der Linie bleibt, Abstand zwischen den Wörtern und Zeilen lässt - solche Sachen.


    Dass sie sich damit schwer tut, weiß ich ja. Deshalb wollte ich ihr mit (freiwilligen!) Zusatzaufgaben entgegen kommen. Die Mithilfe im Haushält fällt ihr vielleicht leichter und sie kann auf diese Weise Patzer beim Umgang mit den Schulsachen wieder ausgleichen. Wenn sie jedes mal nur dann einen Punkt bekommt, wenn sie die Schulregeln erfüllt hat, das aber noch nicht zuverlässig hinbekommt, dann dauert es ja viel länger, bis sie die Punkte beisammen hat, und das ist dann frustrierend. Deshalb die Idee mit den Hilfsdiensten im Haushalt (die genannten Punkte sind alles Sachen, die sie schon ein paar mal mit mir zusammen gemacht hat, das kennt sie also und kann sie auch gut erfüllen).


    Vielleicht sollte ich die Regeln für die Schule und die Aufgaben für den Punktekalender aber besser voneinander trennen. Obwohl ja gerade das Thema Umgang mit den Schulsachen der eigentlich Auslöser für den neuen Punkteplan war. Zumindest sollte ich die Regeln aber klarer formulieren und noch mal reduzieren.


    Ja, es ist tatsächlich ein Problem für mich, jeden Tag ihre Schulsachen zu kontrollieren. Obwohl ich den Eindruck habe, dass es bisher aber gar nicht anders geht. Mit einer Checkliste könnte sie sich selbst kontrollieren - vielleicht würde ihr das zu mehr Selbständigkeit verhelfen und mich etwas entlasten.


    Und Nein, ich habe keineswegs vor, meine Tochter ständig unter Druck zu setzen. Ganz besonders nicht, wenn es um die Schule geht. Ohne ein gewisses Maß an Ordnung geht es aber nun mal nicht. Ich hole ständig zerknüllte und zerrissene lose Blätter aus ihrem Ranzen, ihre Hefte und Mappen sind grundsätzlich unvollständig (was natürlich auch von ihren Lehrern moniert wird), von Eselsohren und Tintenflecken mal ganz abgesehen (die sind ja in einem gewissen Maß fast "normal"), und was ich da in den Sommerferien für eine Kruste vom Ranzenboden abgeschabt habe, möchtet ihr gar nicht wissen ... <X Also ein bisschen besser sollte das schon noch werden ...


    Ich glaube ich schnappe mit jetzt mal Zitrulles Liste und versuche diese entsprechend anzupassen.

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Manna, danke für die Erklärung, das hört sich doch jetzt alles ganz anders an.

    Ich habe einen Sohn, der sich auch immer so kleinschrittige Listen zum Abhaken macht. Der ist nur noch nicht auf die Idee gekommen, dafür Belohnung zu wollen :D

    Könnte hier aber auch passieren.

  • Listen schreiben und abhaken ist toll, mach ich auch gerne :)

    Super, dass Deine Tochter sich da so zu helfen weiß. Und anscheinend ist es ihr ja ein Bedürfnis mehr Struktur in ihre Sachen zu bekommen.

    Ich würde es trotzdem trennen. Liste mit Aufgaben zum abhaken und vielleicht mit Aufklebern o.ä. zum visualisieren an welchen Tagen es gut geklappt hat und das Handy einfach zu Weihnachten schenken, unabhängig davon. Aber vielleicht auch eher, weil ich es doof finde diese zwei Sachen zu vermischen.


    Tante Edit lässt ausrichten, dass sie deiner Tochter sagen möchte, dass es eine ganz große Leistung ist sich diese Art Hilfestellung zu holen um das Chaos anzugehen. Das ist eine reife Leistung.

  • Tante Edit lässt ausrichten, dass sie deiner Tochter sagen möchte, dass es eine ganz große Leistung ist sich diese Art Hilfestellung zu holen um das Chaos anzugehen. Das ist eine reife Leistung.

    #love

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

    • Offizieller Beitrag

    Checklisten sind eine Hilfe dabei mehr Struktur zu kriegen. Aber in Verknüpfung mit der Punktevergabe für ein Handy und mit dem großen Umfang durch die Zusatzpunkte sehe ich da die Nachteile, die man bei Belohnungssystemen hat.


    Mir wäre die Gefahr zu groß, dass dieses "ich mach was, weil es Punkte dafür gibt" das "ich mach was, weil ich es gerne tue" verdrängt. Außerdem: auch wenn keine Punkte abgezogen werden ist es ja ähnlich deprimierend, wenn man einen Punkt nicht verliehen bekommt, weil das Ergebnis nicht gut genug war, obwohl man Anstrengung investiert hat, um eben diesen Punkt zu erhalten. Von daher würde ich wenn, die Möglichkeit Punkte zu erhalten auf einige wenige Dinge begrenzen und nicht allein das Ergebnis berücksichtigen, sondern auch die damit verbundene Anstrengung.

  • Mir wäre die Gefahr zu groß, dass dieses "ich mach was, weil es Punkte dafür gibt" das "ich mach was, weil ich es gerne tue" verdrängt.

    Wer ist schon gern ordentlich oder räumt sein Zimmer auf? Ich glaube, gerade in Bezug auf die Schulsachen ist es schon viel verlangt vom Kind, dass es das gerne tun soll.

  • Und wenn sie selbst sich eine Liste schreibt und du sie darin bestärkst? Dann ist das ihr Ding das Chaos anzugehen (O Gott, ich könnte auch so eine Liste brauchen#schäm) und ich glaub, dann würde ich ihr einfach so sagen, dass ich es toll finde wie sie das ganze angeht und sie zu Weihnachten mein altes i-phone bekommt und das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.

    Tá dínit an duine dosháraithe

    Einmal editiert, zuletzt von wegwarte ()