Ich denke immer - wenn das Kind etwas nicht schafft, weil es ihm wichtig ist oder weil es merkt, daß es den Eltern wichtig ist, dann KANN es vermutlich nicht besser.
Das wird ganz oft behauptet, ist tatsächlich aber nicht immer der Fall. Oft ist mit dem "zu schaffenden" Verhalten ein lästiger Aufwand für die Person verbunden und es ist schlicht einfacher, es "nicht zu schaffen"; oder es "nicht zu schaffen" bringt andere Vorteile mit sich, die schwerer wiegen.
Mein früherer Ober-Klassenkasper zum Beispiel konnte das liebste kleine Lämmchen sein, wenn man konsequent bei jedem Verstoß den Vater informiert hat (keine Angst, nicht aus Panik vor harter Strafe, sondern weil er von sich aus wollte, dass der Vater stolz war. Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis). Wenn man das aber nicht getan hat, wog die "Anerkennung" durch die MitschülerInnen schwerer und es war nahezu unmöglich, mit dem Jungen zu arbeiten. Obwohl er auch zu mir als Klassenlehrerin ein gutes Verhältnis hatte, sehr reflektiert war und genau wusste, was für Folgen für den Unterricht, seine Noten, usw. sein Vehalten hatte und obwohl er es besser gekonnt hätte.
Ich selbst als Schülerin war ein totaler Schluri, meine Hefte sahen immer aus wie Kraut und Rüben. Meine Lehrerin hat mich deshalb ermahnt, meine Eltern haben mit mir gesprochen - hat alles nix geholfen. Wenn ich einer Freundin ins Freundebuch geschrieben hab, war meine Schrift allerdings supersauber. Ich konnte also schön schreiben, aber im Unterricht war mir das nicht wichtig, es dauerte zu lange und ich fand es auch ganz witzig, eine "Jungs-Schrift" (O-Ton der Lehrerin ) zu haben.
Ich halte den Ansatz, erstmal davon auszugehen, dass Kinder etwas nicht mit Absicht falsch oder schlecht machen, für absolut richtig und sinnvoll, so ist das nicht! Aber es ist halt einfach nicht immer der Fall.