Punktekalender 4.-Klässler

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  • Ich denke immer - wenn das Kind etwas nicht schafft, weil es ihm wichtig ist oder weil es merkt, daß es den Eltern wichtig ist, dann KANN es vermutlich nicht besser.

    Das wird ganz oft behauptet, ist tatsächlich aber nicht immer der Fall. Oft ist mit dem "zu schaffenden" Verhalten ein lästiger Aufwand für die Person verbunden und es ist schlicht einfacher, es "nicht zu schaffen"; oder es "nicht zu schaffen" bringt andere Vorteile mit sich, die schwerer wiegen.

    Mein früherer Ober-Klassenkasper zum Beispiel konnte das liebste kleine Lämmchen sein, wenn man konsequent bei jedem Verstoß den Vater informiert hat (keine Angst, nicht aus Panik vor harter Strafe, sondern weil er von sich aus wollte, dass der Vater stolz war. Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis). Wenn man das aber nicht getan hat, wog die "Anerkennung" durch die MitschülerInnen schwerer und es war nahezu unmöglich, mit dem Jungen zu arbeiten. Obwohl er auch zu mir als Klassenlehrerin ein gutes Verhältnis hatte, sehr reflektiert war und genau wusste, was für Folgen für den Unterricht, seine Noten, usw. sein Vehalten hatte und obwohl er es besser gekonnt hätte.


    Ich selbst als Schülerin war ein totaler Schluri, meine Hefte sahen immer aus wie Kraut und Rüben. Meine Lehrerin hat mich deshalb ermahnt, meine Eltern haben mit mir gesprochen - hat alles nix geholfen. Wenn ich einer Freundin ins Freundebuch geschrieben hab, war meine Schrift allerdings supersauber. Ich konnte also schön schreiben, aber im Unterricht war mir das nicht wichtig, es dauerte zu lange und ich fand es auch ganz witzig, eine "Jungs-Schrift" (O-Ton der Lehrerin #flop) zu haben.


    Ich halte den Ansatz, erstmal davon auszugehen, dass Kinder etwas nicht mit Absicht falsch oder schlecht machen, für absolut richtig und sinnvoll, so ist das nicht! Aber es ist halt einfach nicht immer der Fall. ;)

    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


    giphy.gif


    In meinem Waldland geht ein Monster um...

    Einmal editiert, zuletzt von Rattenkind ()

  • Hallo,


    für mich sind Checklisten und Straf- und Belohnungssystehme völlig verschiedene Sachen.

    Ich habe einige Checklisten (Packliste, "Vor Feiern zu erledigen"-Liste, "Monatlich abzurechnen-Übersicht... usw.). Das finde ich tatsächlich hilfreich, hat aber mit einem Bewertungssystem nichts zu tun.


    Bei dem einen geht es einfach darum, eine Übersicht zu haben und beim anderen eben darum zu strafen oder zu belohnen (eine nicht erhaltene Belohnung ist im Grunde auch eine Strafe) .

    Ja, Kinder kommen auf manches, manche Lehrer arbeiten mit solchen Systemen, da kann ein Kind schon auf die Idee kommen, das wäre generell eine tolle Sache.


    Für mich ist die Frage - will sie wirklich das Belohungssystem oder ist es für sie eher ein Mittel, euch zu dem zu bringen, was sie haben möchte?

    Also würde es das System auch wollen, wenn es das Handy so oder so zu Weihnachten bekäme? Oder ist es nur ein Mittel zum Zweck (eine Chance, von euch das Handy zu bekommen). Da ist dann die Frage, wer wen manipulioert - auch wenn ich dem Kind natürlich keine bewusste Manipulation unterstelle.


    Oder geht es tatsächlich nur um das visualieiren, die Check-Liste? Dann wäre das ganze Punktegedinges drumrum unnötig.


    Was passiert, wenn ihr nach ein paar Wochen die Kraft oder die Lust ausgeht und sie die Punkte nicht hat? Bekommt sie dann kein Handy? Oder irgendwann, wenn sie sich genug Punkte zusammengesammelt hat, auch wenn das so ewig dauert, daß es keine wirkliche Ordnungsverbesserung beinhaltet? Wozu dann die Mühe?

    Oder bekommt sie es dann vermutlich trotzdem zu Weihnachten oder so? Warum dann das Belohnungssystem?


    Und du schreibst selber, es wird dir schwer fallen, alles in aller Konsequenz zu kontrollieren. Aber ohne das wird es nicht funktionieren. Daher die Frage - bist DU über Monate hinweg bereit und in der Lage, das konsequent durchzuziehen? ALLE Schulsachen auf Flecke, Knicke, Vollständigkeit ... kontrollieren? ALLE Hefe jeden Tag durchzublättern, ob sie das Lineal immer benutzt hat, Jeden einzelnen Tag? Auch dann, wenn du abends KO bist und denkst "heute könnte man es mal laufen lassen)? Auch dann, wenn dein Kind irgendwann total traurig und verzweifelt ist,weil es wieder mal nciht alles geschafft hat? Wenn es vielleicht anfängt zu betrügen, damit es nicht auffällt? Wenn es auf die ganze Sache keine Lust mehr hat...?


    Wie geschrieben, meine Sache wäre es nicht.


    Edt:

    Rattenkind - dann sind wir da verschiedener Meinung. Ich glaube nicht daran, daß ein Kind, bei dem offenbar bisher nichts geholfen hat plötzlich problemlos superordentlich werden kann, nur weil ein Handy winkt.


    Daß der Anruf beim Vater geholfen hat hat mMn irgend einen Grund - entweder war es die Angst vor drastischer Strafe oder die hatten eine so gute Beziehung, daß es ihn traurig gemacht hat, wenn der Vater enttäuscht war. Aber offenbar konnte er anders. WÄRE es ihm wichtig gewesen UND er hätte es gekonnt (Das waren ja die Voraussetzungen in meinem Post), hätte er es sicher auch ohne Anruf gemacht.


    Und du sagst ja selber - du hast nicht anders schreiben gewollt. Ich WOLLTE anders schreiben. Aber ich konnte nicht. Wirklich nicht, auch nicht in Freundebüchern o.ä. Aber ich weiß, daß man das nicht glaubt und immer denkt, sie will nur nicht wirklich, die müsse sich nur endlich mal Mühe geben - das kenne ich ja von Kindheit an. Und selbst "unter bestimmten Umständen mit viel Zeit kann ich XY" heißt noch nicht, daß das auch unter Alltagsumständen möglich ist, nur weil es nun einen Punkt dafür gibt.

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

    • Offizieller Beitrag

    Wer ist schon gern ordentlich oder räumt sein Zimmer auf? Ich glaube, gerade in Bezug auf die Schulsachen ist es schon viel verlangt vom Kind, dass es das gerne tun soll.

    Aber durch diese Liste tut sie ja dann eben genau Dinge, die sie vermutlich nicht tun würde, wenn sie nur nach dem gehen würde, was sie gern tut. Und auf dieser Liste stehen durch diese Zusatzpunktsachen ja viele mehr Dinge, als sie tun müsste, weil es eben sein muss (wie halt die Schulsachen). Von daher würde ich das einfach nicht so umfangreich haben wollen. Also eine Checkliste für die Pflichtsachen als Strukturierungshilfe, aber keine so direkte Bewertungsverknüpfung mit Punkten.


    Und wenn es unbedingt mit dem Handy verknüpft werden soll, dann würde ich einfach die Anstrengungsbreitschaft über einen gewissen Zeitraum hernehmen und keine genaue Punktebilanz.


    Aber ich habe da so abschreckende Beispiele im Umkreis, wo auf jede Bitte ein: was krieg ich dafür kommt. Und das fing auch mit so Belohnungssystempunkten an.



  • Rattenkind - dann sind wir da verschiedener Meinung. Ich glaube nicht daran, daß ein Kind, bei dem offenbar bisher nichts geholfen hat plötzlich problemlos superordentlich werden kann, nur weil ein Handy winkt.

    Nö, da sind wir schon gleicher Meinung. Alles was ich sage ist, dass es halt nicht nur die Fälle gibt, von denen Du sprichst, in denen Kinder etwas wirklich nicht können (oder wirklich nicht wollen).


    Es gibt halt auch Fälle, in denen Kinder etwas, was sie vielleicht selbst möchten und das sie auch können, trotzdem nicht machen, weil es Gründe gibt, es nicht zu tun, die für sie schwerer wiegen. Also so wie "Ich möchte mir durchaus mal auf die Zunge beißen und nicht jeden blöden Spruch machen, weil es z.B. gut für meine Noten ist oder weil Papa traurig/sauer ist, wenn ich ständig Ärger in der Schule habe; ich kann das auch - aber ich mach es letztendlich nicht, weil ich die Anerkennung durch die anderen SchülerInnen lieber möchte". Oder "Ich kann zwar ganz passabel schön schreiben und ich hätte auch gerne die besseren Noten in 'Schrift und Form', bzw. die Anerkennung von Eltern und Lehrerin - aber ich hab einfach nicht die Geduld dafür, jeden Buchstaben hübsch hinzumalen". So war das nämlich bei mir. Klar hätte ich mir gerne den Ärger erspart (das mit der Jungsschrift war ja auch alles andere als ein Kompliment!), aber nicht zu diesem Preis.


    Das ist doch aber etwas, das auch Erwachsene noch ziemlich gut kennen. Natürlich würde ich gern schlank und fit sein - und ich bin ziemlich sicher, dass ich das auch könnte - aber Schoki gegen Sport einzutauschen isses mir halt am Ende auch nicht wert. Wenn jetzt aber mein Arzt sagen würde: "Frau Rattenkind, wenn sie nicht zwanzig Kilo abnehmen, bekommen sie ganz ernsthafte Schwierigkeiten", dann würd ich meine Prioritäten halt mal ernsthahft überdenken. Ein äußerer Anreiz kann so eine Situation also durchaus mal zugunsten der bisher "verschmähten" Option verändern, auch bei Kindern.

    Einem Kind, das echt nicht anders kann oder das aus irgendwelchen Gründen absolut nicht will, hilft auch kein Punktesystem und keine Belohnung. Aber einem Kind, dessen Prioritäten gerade einfach anders liegen, kann die Aussicht auf eine zusätzliche Anerkennung seiner Mühen schon den entscheidenden Schubs in die "richtige" Richtung geben.

    Ich WOLLTE anders schreiben. Aber ich konnte nicht. Wirklich nicht, auch nicht in Freundebüchern o.ä. Aber ich weiß, daß man das nicht glaubt und immer denkt, sie will nur nicht wirklich, die müsse sich nur endlich mal Mühe geben - das kenne ich ja von Kindheit an.

    Trin, ich hab doch oben sogar geschrieben: "Ich halte den Ansatz, erstmal davon auszugehen, dass Kinder etwas nicht mit Absicht falsch oder schlecht machen, für absolut richtig und sinnvoll". Es ist sicher ganz oft so, dass Kinder etwas können wollen und es versuchen - aber es nicht schaffen. Da ist dann ein Punktesystem vielleicht sogar ein zusätzlicher Stressfaktor, weil man laufend mit der eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert ist, da sind wir ja völlig einer Meinung.


    Alles, was ich sagen will, ist halt, dass das nicht in jedem Fall so ist.

    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


    giphy.gif


    In meinem Waldland geht ein Monster um...

    2 Mal editiert, zuletzt von Rattenkind ()

  • Zitrulle hat ja schon ganz viel geschrieben. Ich bin ein großer Fan von Punkteplänen als positiver Verstärker, weil es bei meinem ADHS Kind oft die einzige Möglichkeit war, ihn zum erwünschten Verhalten zu lenken.

    Typisch rabig ist es nicht. Aber wenn Du sicher bist, dass es Euch was bringt und auch Streß rausnimmt, dann versuch es ruhig und laß Dich nicht verunsichern hier.

    Wichtig ist:

    keine Abzüge von Punkten, verdient ist verdient

    alles mit ihr gemeinsam festlegen, also welche Dinge zum Tragen kommen und wieviel Punkte es wofür gibt. Schaut, dass die Liste nicht zu lange wird, das ist abschreckend und sperrig. Also nicht alle Hausarbeiten aufzählen, sondern nur die, die sie wirklich ohne Support machen kann und machen will und die auch eigentständig, nämlich ohne Absprache machen kann

    sie darf sich raussuchen, was die Zwischenbelohnungen sind

    Ich hab Klebepunkte gekauft, das hat ihm am besten gefallen, mehr als was auszumalen. Und wir haben uns schöne Ausmalbilder ausgedruckt, er hat sie ausgemalt und dann haben wir soviel Kreis reingezeichnet für die Punkte, die nötig.

    Wenn Du noch Hilfestellung brauchst, ich hab hier einiges an fundiertem Material hier zu dem Thema.

  • Naja so wie ich das verstanden habe ist das wohl eher ein Spiel der Tochter.

    Ich denke auch das man als das mit den "Belohnungen" ausgelaufen war auch so mal Eis essen usw war.

    Sie wünscht sich ein Ziel und Eine Herausforderung.


    Ich bin weiß Gott kein Fan von Belohnungen usw doch ich denke in dem speziellen Fall passt das so.

    Der erste Post hat mir auch echt Angst gemacht so von wegen.

    Ich habe keinen Bock, dass sie das Handy bekommt dann gebe ich ihr eine Unlösbare Aufgabe und sie wird daran verzweifeln

    Dabei war es einfach nur noch unausgereift.


    Der zweite Post hat mich da schon ziemlich versöhnt. Sie sucht Input und hat das was wir geschrieben haben angenommen.

    Ich glaube wirklich das der Fall so wie es ist ok ist weil das in dem Fall ein gemeinsames Spiel zwischen den beiden ist.

  • Spricht etwas dagegen, dass Deine Tochter sich einfach selbst eine Checkliste schreibt? Ich sehe schon einen wesentlichen Unterschied darin, ob eine Checkliste die eigenen Prioritäten aufnimmt oder die einer anderen Person. Ist es Deiner Tochter wirklich wichtig, ihre Hausaufgaben am Schreibtisch zu machen, täglich den Schreibtisch aufzuräumen oder überhaupt ein ordentliches Zimmer zu haben?


    Einen Zusammenhang mit dem Handy würde ich nicht herstellen.