Wie geht ihr mit Bocksituationen um?

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  • Hej liebes Rabenvolk,

    die Frage steht oben. Die Motte hat meinen Dickkopf und das hohe Zickenpotential geerbt und ich gehe momentan echt auf dem Zahnfleisch mit ihr. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht einen Bockanfälle hinlegt. Zuhause ziehe ich mich entweder aus der Situation oder bringe sie auf ihr Zimmer (unter Gegenwehr aber sonst ist die Situation auch nicht tragbar, weil sie entweder mich oder ihren Bruder haut oder einfach so laut schreit, dass wir uns noch nichtmal normal unterhalten können). Mir geht es eher um die Situationen, wenn wir unterwegs sind. Madame hat dann irgendwann keine Lust mehr zu laufen und prinzipiell habe ich auch kein Problem damit sie zu tragen aber sie setzt sich dann hin, hört nicht zu und antwortet auch nicht sondern meckert einfach rum; mal mehr, mal weniger Laut. Aber manchmal kann ich sie dann einfach nicht tragen, weil ich z.B. Rucksack auf dem Rücken und die Hände voll habe und mit 4 kann mann auch mal 500m gehen, ohne getragen zu werden. Und es ist dann kein rankommen an sie. Und zuhause sind halt auch Situationen, in denen sie ihren Willen nicht bekommt (gestern wollte sie die Hecke schneiden und ich war am kochen und sagte, dass wir nach dem kochen zusammen raus gehenund es machen; da fing sie an zu hauen und zu schreien und hat sich kaum noch eingekriegt.) Prinzipiell schau ich dann natürlich, worum es jetzt gerade geht und ob ich dann nicht doch nachgebe. Aber das geht eben nicht immer. Und ich weiß nicht, wie ich in diesen Situationen (was ja dann auch tatsächlich eher draußen stattfindet), wie wir da rauskommen. Ist ja auch nicht so, dass man immer die Zeit hat, abzuwarten, bis sie fertig mit bocken ist. Und ich habe da einfach so ein Beispiel aus meiner Kindheit im Kopf: Ich war 7 oder 8 und wir waren in DK und wollten auf der Anreise irgendwo hin und ich hatte aber kein Bock. Da haben mich meine Eltern so ca. 30 Minuten alleine auf dem Parkplatz stehen lassen. Ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich daran denke und frage mich gleichzeitig: Was ist die Alternative? Das die ganze Famile da bleibt, weil einer keine Lust hat?

    Ich bin momentan einfach ziemlich genervt von diesem ewigen Gezeter und denk mir auch, wenn ich jetzt immer nachgebe, wird sie einfachs immer loslegen zu heulen, weil sie damit ja ihr Ziel erreicht?! (Bevor ich jetzt wieder getuppert werde: Natürlich nehme ich sie in ihren Bedürfnissen ernst aber in einer 4-köpfen Familie können wir uns nicht immer nachbihsrem Kopf richten, gerade dem großen macht das zeitweise ganz schön zu schaffen und hat in einigen Situationen auch nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass sie immer alles bestimmen darf.)

    So, ich hoffe, es ist nicht zu wirr

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

  • Hier ist es auch so. Mini hat meinen Dickschädel geerbt.

    Und unsere beiden Dickschädel krachen auch immer wieder mal aneinander.

    Ich habe keinen Rat für dich, nurdie Info, dass du nicht alleine bist.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Ich versuche ganz ruhig zu werden und komplett zu versachlichen und in ihren Kopf einzusteigen.

    Klar wenn ich am kochen bin dann muss sie eine Weile warten dann liegt sie da eben ne Weile rum.

    Dann schauen und Guggenob ich ihr Fragen stellen kann. Du willst mit mir spielen, aber ich muss gerade kochen? Willst du rühren?

    Halt Iwas anbieten das sie mit einbindet. Bei dem nicht mehr selber laufen wollen habe ich das so gemacht. Ihr erklärt, dass ich sie gerade nicht tragen kann und mich eine Weile zu ihr gehockt, um sie zu trösten. Sie hat ja auch ein Recht enttäuscht zu sein wenn ihr Wunsch/ Bedürfnis nicht erfüllt werden kann.

    Manchmal auch so Absprachen ich trage dich bis zur nächsten Laterne und dann läufst du bis zur nächsten.... usw

    Es ist für Kinder mit ihren kurzen Beinen auch wesentlich schwerer zu laufen.


    Ich denke sie braucht auch einfach Hilfe mit ihren Stärken Emotionen umzugehen und will nicht immer nur so funktionieren wie du es erwartest.

  • Danke für eure Antworten.

    Liano : Sie liegt ja dann teilweise nicht nur rum, sondern beginnt dann auch zu hauen. Kuscheln oder reden geht dann nicht, hab ich versucht. Und ja, mittlerweile kommt es einfach oft vor, dass sie einfach mal anfängt zu bocken, weil sie nicht ihren Willen bekommt. Und kompromissbereit ist sie da auch eher selten, sie schreit mir ja nur noch lauter ins Gesicht, wenn ich sie anspreche. So wollte sie neulich bei Regen und 10 Grad Sandalen zur Kita anziehen - war das hier ein Drama. Hat dann im Auto erstmal weiter gebrüllt, wollte sich ja auch nicht trösten lassen. Natürlich soll sie nicht 'funktionieren', ist ja schließlich ein Mensch wie du und ich aber mich stresst es zur Zeit sehr (kenn ich vom großen auch gar nicht), dass sie so impulsiv und voller Gefühl für ihren Willen eisteht, was ja anicht auch nicht verkehrt ist. Aber es gibt eben Situationen, in denen es keine Kompromissmöglichkeit gibt. Und das sind die Situationen, in denen ich nicht weiter weiß...

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

  • Wenn nach mir gehauen wird, drehe ich mich um und gehe mit den Worten "Ich möchte nicht geschlagen werden!" oder so. Da lass ich das Kind bocken und gehe.

    Regen und 10Grad und das Kind besteht auf Sandalen? - Na und? - Ich nehme Socken und geschlossene Schuhe mit in den Kiga und erkläre den Erzieherinnen, dass das Kind ausprobieren musste, wie sich Sandalen im Regen anfühlen.

    Mini ist ein Kind, das nur durch Schmerzen lernt. Auf einem Bergab führenden Schotterweg langsam gehen, nur weil Mama sagt, dass ich leicht hinfallen könnte und das richtig weh tut? Pah! Ich kann das ohne hinfallen! - und wenn nicht? Na dann muß Mama trösten. Mama wird dann auch gehauen - weil sie recht hatte und das geht nunmal gar nicht!

    Ich halte dann die Arme fest und erkläre, dass ich nicht gehauen werden will, nur weil ich recht hatte. Es wäre mir auch lieber gewesen im Unrecht zu sein!


    Wenns um etwas geht, was Kind haben will, überlege ich inzwischen sehr genau, ob mein Nein nur ein Impuls ist, oder ob ich eine (gute) Begründung für ein Nein habe. Wenn außer meinem Dickkopf nicht gegen ein "OK" spricht, sage ich gleich ja. So muß ich kein Nein revidieren und Kind lernt nicht "Ich muß die Mama nur lange genug nerven, dann bekomme ich, was ich will"

    So kann ich in den Allermeisten Fällen bei meinem Nein bleiben und das auch begründen - auch wenn den Kindern die Begründung nicht passt.


    Es gibt aber noch genügend andere Möglichkeiten in denen wir unsere Dickschädel mit Anlauf aufeinander krachen. Ich bin auch nur ein Mensch und habe auch meine Fehler.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Meinen Sohn lass ich die Konsequenzen (bezogen auf die Sandalen) auch selber spüren. Aber bei ihr haben wir da schlechte Erfahrungen mit, zumal sie da auch schon verschnupft war, da muss ich nicht noch einen dicken Infekt provozieren.

    Was bei uns auch immer so eine Standardsituation ist: Mein Mann und ich wechseln uns mit ins Bett bringen ab. Und sie fängt jedes zweite Mal wenn er dran ist, das brüllen an, weil doch lieber Mama sie ins Bett bringen soll und ganz ehrlich, ich habe nicht die Kraft und sehe es auch nicht ein, immer beide nacheinander ins Bett zu bringen, nur weil sie es gern so hätte. Findet der große auch doof, wenn ich erst sie und dann ihn ins Bett bringe, weil 'immer so wie sie das will' und damit hat er ja auch irgendwie recht. Lassen wir sie dann brüllen, kommt der große natürlich auch nicht zur Ruhe und kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Aber da das die einzige Zeit des Tages ist, bei der mein Mann mich unterstützen kann und will, will ich das auch genießen und eben einen der beiden in Ruhe ins Bett bringen. Da ist bocken lassen eben nicht die beste Option.

    Und einfach weggehen, wenn sie haut geht auchnur bedingt, weil sie dann hinter mir her kommt und haut, da hilft wirklich nur, sie ins Zimmer zu bringen.

    Edit: Wie gesagt, prinzipiell überlege ich ja auch vorher, ob sich der 'Kampf' wirklich lohnt aber mittlerweile ist eben dieses austesten echt anstrengend. Ja, es geht auch wieder vorbei aber momentan ist bin ich davon echt genervt

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

    Einmal editiert, zuletzt von JoHa ()

  • Mein jetzt 5jähriger war in dem Alter ein ziemlicher Nichtläufer und ich hatte eigentlich immer ein Fahrzeug dabei zu. B. Laufrad, dann war die Fortbewegung kein Problem bei übersichtlichen Strecken. Er ist auch derjenige, der schnell(er) überreizt ist, sodass ich vorsichtig bin bei mehreren Aktionen, Einkaufen o.ä.. Bei ihm wird es auch schwierig, wenn er hungrig ist, daher habe ich immer einen Snack dabei. Mittlerweile ist er auch ganz gut durch Scherzen zu erreichen oder steigt auf Spielchen ein wie einen sprechenden Gegenstand.

    Die Situation mit dem Kochen und der Heckenschere kann hier genauso passieren. Da ist es so, dass es manchmal hilft, erst zu spielen und dann eigene Aufgaben zu erledigen und die Kinder machen etwas für sich. Allerdings hat mein Sohn auch tausend Ideen und er wird dann auch wütend, wenn es nicht und sofort geht. Wenn ich selbst Ressourcen dafür habe, nehme ich seine Perspektive ein und formuliere und bestätige seine Wünsche. Manchmal kann er dadurch die Kurve bekommen.

    Trotzdem gibt es diese Interessenskonflikte recht häufig und ich muss schauen, dass der jüngere Bruder, der - bisher - weniger lautstark seine Interessen vertritt, nicht benachteiligt wird.

  • ich glaube inzwischen, dass ich zwar viele Situationen lösen kann, aber nicht alle. Weil ich selber genervt bin, weil ich keine Ahnung habe, was das Kind gerade will, weil das Kind gerade einfach nur Dampf ablassen will ohne Deeskalation und was weiß ich noch für Gründe. Das ist keine Ausrede, um nicht auf das Kind eingehen zu müssen, oder hier nachzufragen. Aber es hilft mir hinterher, wenn ich versuche, aufzudröseln was gerade los war und zu keinem Punkt komme.

  • ich habe jetzt aus Zeitmangel nicht alle Posts gelesen. Was mir oft hilft ist die intensiven Gefühlsausbrüche nicht als " Bocken" zu sehen.

    Sie möchte halt gern von dir ins Bett gebracht werden. Punkt. Da kann man sie auch so sehen. Das du das dann nicht unbedingt machen musst, weil du auch ein Bedürfniss nach Ruhe hast ist auch klar. Aber die Sichtweise ist eine andere. Ich habe bei uns die Erfahrung gemacht das sich die Stimmung nachhaltig (aber langsam ;-)) verbessert wenn man die Kinder konsequent ernst nimmt und ihnen das auch verbal mitteilt. (wie schon gesagt meine ich nicht das man dann alles so machen sollte, sondern mir ist es auch wichtig meine wichtigsten Bedürfnisse zu erfüllen)


    Für solche Geschichten wie nicht laufen wollen würde ich lieber einen kleinen Buggy mitnehmen als Auseinandersetzungen/Diskussionen zu haben. Oder eine Pause anbieten..

  • Gut Thema hauen.

    Klar gehauen wird nicht, aber die Wut muss raus.

    Bei mir darf sie dann Gegenstände werfen die nicht kaputt gehen oder eben Boxen spielen.

    Klar läuft das in dem Alter noch nicht gezielt.

    Beispiel wenn ihr in der Küche was nicht passt

    Sie haut mich, ich laut nein mit "bösem Blick" dann schnell umschalten

    (Kann nicht jeder klar) "schau Handtuch" ihr ein Handtuch hinwerfen

    Klar schmeißt si das Handtuch jetzt weg

    Wieder hinwerfen sie schmeißt es weg usw

    Dabei natürlich im Blick behalten ob sie das annehmen kann oder ob sie davon noch wütender wird.

    Klar dauert das seine Zeit aber ich finde das mit dem wegtragen jetzt nicht so optimal sie da mit ihren Gefühlen allein zu lassen.

    Manchmal sparen auch 5 min halbe bis ganze Stunden


    Das mit den Geschwisterrivalitäten würde ich versuchen mal in einer ruhigen Stunde richtig abklären wer was braucht.

  • Das mit dem Handtuch ist eine gute Idee, das werde ich mal ausprobieren. Oftmals kommt es ja leider immer so zusammen, dass man selber auch keine oder wenig Kraftreserven hat, wenn es zu solchen Situationen kommt. Meine kleine Prinze auf der ERose hat einfach zu viel von meinen Genen geerbt #love

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

  • wir nehmen Kissen zum hauen. Das hilft gut. Meistens muss wico dann lachen und alles ist wieder gut.

    Das hat sich bei uns so etabliert, dass wico , wenn ich mich aufrege, fragt: Soll ich dir ein Kissen holen, Mama? :D Und ehrlich gesagt, son bissl Kissen boxen hilft auch mir. #top


    Ich denke, das Ziel ist nicht, seine Emotionen im Griff zu haben, als Kind nicht und als Erwachsener auch nicht. Sondern zu wissen wie man damit umgeht. Ich kenne so viele Erwachsene, die verbieten sich grantig zu sein, weil man das ja nicht ist. Und dann fressen sie alles in sich rein und irgendwann werden sie ungerecht. Meist viel diffiziler oder an anderer Stelle. Das passiert mir auch und ich finde das blöd. Ich wünsche mir, dass ich wütend sein darf, wenn ich wütend bin und dass ich dann ventile kenne mit der wut umzugehen. Z.B. Kissen hauen oder kurz allein sein dürfen oder eine dicke knuddelung.


    Und ich denke, dass in solchen "Bockphasen" meine Kinder genau das lernen können. Daher ist uns das wichtigste, die Gefühle ernst zu nehmen und nicht wegzuerziehen. Anstrengend ist der drölfzigste wutanfall trotzdem. Keine Frage. Aber langfristig glaube ich, dass es unseren Kindern hilft. Dann müssen sie das nicht erst lernen, wenn sie erwachsen sind. So wie ich #angst

    Mit einem Osterhäschen reich beschenkt ❤️

  • Und einfach weggehen, wenn sie haut geht auchnur bedingt, weil sie dann hinter mir her kommt und haut, da hilft wirklich nur, sie ins Zimmer zu bringen.

    Hier kann ich nur solidarisch nicken. Die Minimotte ist auch so. Ich habe manchmal das Gefühl, sie will dann ganz genau wissen, wie weit sie gehen kann. Sie verfolgt mich dann regelrecht und beschimpft mich, stößt Todesdrohungen aus (ich schupse dich aus dem Fenster, damit du tot gehst), schlägt und beißt mich und tritt bewusst vor meinen dicken Knöchel, der einen Bänderriss hat. Und wenn sie dann von mir noch nicht auf ihr Zimmer gebracht wurde, nimmt sie sich ihre Schwester vor und beißt und schlägt sie, bis ihre Schwester weint und zu mir läuft. Um dann weiter zu machen. Oder es werden sich Gegenstände vorgenommen, die auf den Boden geschmissen, an die Wand. Und es sind immer Sachen, die kaputt gehen können (wie ein Tablet z.B.).

    Es endet erst, wenn ich sie in ihr Zimmer bringe (wo sie in dem Moment nicht hinwill). Dort weint und schreit sie dann laut, spricht mit sich selbst über ihre gemeine Familie und befiehlt mich dann irgendwann zum trösten her (bloß nicht vorher ins Zimmer kommen. Dann geht alles wieder von vorne los). Und dann kuscheln wir. Und sie ist ein Häufchen Elend. Und es tut ihr alles so leid. Sie entschuldigt sich mit vielen Küssen und wir versichern uns gegenseitig wie lieb wir uns haben. Und sie sagt, dass sie das im Zimmer-sein braucht. Und trotzdem geht es beim nächsten Mal wieder genauso.

    Seufz.


    Deshalb habe ich Schwierigkeiten mit guten Tipps und Rezepten. Ich glaube, ich habe alles durch. Aber es passt nicht zum Kind. Deshalb bin ich auch angepikst, wenn (in anderen Threats) steht, dass man ja niemals das Kind aufs Zimmer befehlen / dort festsetzen darf / soll.


    Ich wünsche dir, dass du einen für euch guten Weg findest.


    Als Hoffnungsschimmer kann ich dalassen: die Minimotte rastet inzwischen immer seltener aus und die Heftigkeit der Anfälle wird geringer.


    Alles Gute!#herz