Überstunden gegen Willen ausbezahlt bekommen.

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  • Iverna: Tageweise. Gerade bei längerem Weg zur Arbeit lohnt es anders kaum. :D


    Klar, in der Pflege und vielen anderen Bereichen geht das schlecht oder gar nicht. Mein Mann arbeitet aber in einem Bereich, in dem Projektarbeit der Regelfall ist. Mein Mann arbeitet 80% Teilzeit, und wenn er an seinem freien Tag und zum Projektende hin manchmal noch am Samstag arbeiten geht, kommen da rasch viele Stunden zusammen. Wenn er kein Projekt hat, kann er dann besser daheim bleiben.


    Darum gibt es solche Regelungen ja. Langfristig zwingen sie die Arbeitgeber, genug Personal einzustellen.

    LG
    Marion mit zwei Mädels 04/04 und 05/06

    Einmal editiert, zuletzt von mary69 ()

  • Das ist der Mist an sozialen Berufen: man bringt es nicht übers Herz, die Schützlinge alleine zu lassen oder die Kollegen zu überlasten.


    Ganz klar: Personal fehlt. Vermutlich bricht der Betrieb schon zusammen, wenn sich die Beschäftigten weigern würden, über das vertragliche Arbeitszeitkonto (Ferienbetreuung) hinaus Überstunden zu machen.

    Ich glaube, da ist keine Luft zum Überstundenabbau (und wenns nur ein Tag in der Woche wäre).

  • Ganz klar: Personal fehlt.

    Genau das scheint hier das Problem zu sein.


    Bei uns ist es ähnlich, wie bei Mary.

    Ich hatte die letzten Jahre immer mind. eine komplette Woche mit Gleittagen "finanziert", darüber hinaus hier immer mal 1-2, dort immer mal 1-2, so wie es die Arbetssituation hergab. Dieses Jahr habe ich schon über 15 Gleittage genommen.


    Aber wenn chronisch und bewusst kalkuliert zu wenig Personal vorhanden ist, geht das üppige Abfeiern nicht., weil man dann weder die KollegInnen noch die zu betreuenden Personen "in Stich lassen" mag. Andererseits ist es nicht das Problem bzw. nicht die Verantwortung der MitarbeiterIn, dass zu wenig Personal da ist.


    Wenn ich das so lese, bin ich froh, einen Bürojob zu haben.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Das ist der Mist an sozialen Berufen: man bringt es nicht übers Herz, die Schützlinge alleine zu lassen oder die Kollegen zu überlasten.


    Ganz klar: Personal fehlt. Vermutlich bricht der Betrieb schon zusammen, wenn sich die Beschäftigten weigern würden, über das vertragliche Arbeitszeitkonto (Ferienbetreuung) hinaus Überstunden zu machen.

    Ich glaube, da ist keine Luft zum Überstundenabbau (und wenns nur ein Tag in der Woche wäre).

    Naja auch im Büro gehts nicht ... das ist halt echt nicht einfach machbar. Vor allem nicht, wenn du weißt, dass das finanzielle Minus was dann entsteht, am Ende Jobs kosten wird. Ich meine 75 Überstunden ^^ das sind 9 Tage oder? Und in der Pflege ist es ja noch krasser, weil man da locker mit direkten Emotionen spielt.

  • Vor allem nicht, wenn du weißt, dass das finanzielle Minus was dann entsteht, am Ende Jobs kosten wird.

    Was denn für ein finanzielles Minus?

    Die ganzen Plusstunden wurden doch bereits erarbeitet, wo ist da das Minus?

    Und wieso wird dadurch der Job gefährdet?


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Inzwischen wurde die Firma verkauft - und der neue Eigentümer hat eine heftigere Regelung getroffen: 20 Stunden dürfen in den nächsten Monat übernommen werden, der Rest verfällt! (Und dann kam der neue Chef von "Human Resources" am 28. und wunderte sich, weil so wenig Leute da waren#stirn#stirn#hammer)

    Kann mir nicht vorstellen, dass das arbeitsrechtlich erlaubt ist. Das wäre ja praktisch für die Arbeitgeber, Arbeit komplett kostenlos...

    Doch, das ist erlaubt, wenn die Überstunden nicht extra angewiesen sind.


    Sonst könntest du ja ohne Ende und letztlich auch ohne Not Überstunden anhäufen, um dann irgendwann richtig lange Urlaub zu machen.

  • Und wieso wird dadurch der Job gefährdet?

    Weil wenn 5 leute jeden Monat je 20% überstunden machen, damit eine Vollzeitstelle wegfällt, die jemand nicht bekommt.

    ich habe mal den Spruch gelesen: "Selbstausbeutung ist asozial." und in dieser Hinsicht finde ich das passend.

  • Und wieso wird dadurch der Job gefährdet?

    Weil wenn 5 leute jeden Monat je 20% überstunden machen, damit eine Vollzeitstelle wegfällt, die jemand nicht bekommt.

    ich habe mal den Spruch gelesen: "Selbstausbeutung ist asozial." und in dieser Hinsicht finde ich das passend.

    Ok, das verstehe ich, so isoliert betrachtet.


    Aber im Kontext des vorigen Zitates, passt es nach meinem Verständnis jetzt gar nicht, da es genau das Gegenteil beschriebt:

    Naja auch im Büro gehts nicht ... das ist halt echt nicht einfach machbar. Vor allem nicht, wenn du weißt, dass das finanzielle Minus was dann entsteht, am Ende Jobs kosten wird.


    Wenn ich Iverna richtig verstehe, meinte sie, dass man als Mitarbeiter keine Überstunden abbummeln kann, weil dadurch ein finanzielles Minus entstünde.


    Du, happy spider, wendest ein, dass aus Arbeitgebersicht Überstunden durch die MA zu leisten sind, damit dadurch eine VZ-Stelle eingespart wird. Nur, wenn das gemacht wird, dann tritt nicht der Fall ein, den Iverna skizzierte nämlich "dass das Abbummeln am Ende Jobs kosten wird".

    Im Gegenteil: Das Abbummeln würde u.U. sogar einen Job schaffen, weil jeder MA seine Überstunden eben in Freizeit umsetzt und jemand anderes das auffangen müsste. Wenn aber alle MA Überstunden haben, die sie abbummeln, dann muss jemand anderes da sein, der deren Abwesenheit kompensiert.

    Die Überstunden, die die 5 MA mit je 20% gearbeitet haben, müssen sich ja irgendwie bezahlt machen, immerhin spart der AG dadurch eine VZ-Stelle. Also entweder kann man die Überstunden 1:1 durch Freizeitausgleich abgelten oder man bekommt eine Prämie oder mehr Gehalt oder irgendwas anderes als Anreiz.

    Warum sollte man als Mitarbeiter sonst bereit sein, 20% mehr zu arbeiten, wenn man dafür NULL Ausgleich bzw. nicht mehr Geld bekäme?

    Die Mehrarbeit wurde ja letztlich geleistet und wenn der AG tatsächlich dadurch eine VZ-Kraft spart, muss er den Mitarbeitern ensprechend eine Vergütung zukommen lassen. Solange diese unter den Kosten einer VZ-Stelle liegt, rentiert es sich ja noch für den AG, oder?


    #weissnicht


    Entweder haben wir alle total aneinander vorbei geredet oder ich stehe gerade völlig auf dem Schlauch.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Na ja, es gilt halt unterschiedliche Betrachtungsweisen. Ich kann Euch mal meine sagen.


    Die Arbeitgeber hatten so ne Phase, wo Gleitzeit total hipp war und das wollten sie auf Gedeih und Verderb einführen. Den Mitarbeitern wurde es schmackhaft gemacht mit der Option zusätzliche Urlaubstage anzusammen, für Eltern mit Kinder immer besonders attraktiv oder auch für Nicht-Eltern, die gern auf Weltreise gehen. Die Kritik, dass man dann keine Überstundenzuschläge mehr bekommt und jeden Arztbesuch per Gleitzeit machen muss, ging unter dem Hype des Sammelns (AN) und sparens (AG). Also wurde es gemacht, per Dienstvereinbarung oder Betriebsvereinbarung. Danach kam das Erwachen: jedes Kinder-krank, jeder Arztbesuch alles ging auf Gleitzeit und die war oft so eng gesteckt, dass man gerade mal morgens und abends ne Stunde gleiten konnte, also gar nicht so viel Möglichkeiten zu sammeln.

    Der AG spart mit den Überstundenzuschlägen enorm: das sind oft 30% des normalen Stundenlohns und nicht zu verachten.

    Der nächste Schritt war die total Zeitsouveränität für die AN, also keine Kernzeit mehr, ein Fenster von 12 Stunden, die Funktioniszeiten mußten gewährleistet werden, Einigung im Team erfolgen. Nun hat der Arbeitgeber noch mehr gespart und war nicht mehr der Buhmann, wenn es ungeliebte Dienst ging, super Sache. Die Rechnung ging für ihn aber nicht auf. Denn die Leute wollte sammeln für ganze Tage und 8 Wochen nach Australien oder alle Schulferien abdecken und plötzlich waren da zu wenig Menschen im Betrieb um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Vor allem in den Ferienzeiten. Oder wenn jemand in Ruhestand ging und schon 6 Monate lang noch bezahlt werden mußte aber nicht mehr da war. Alles Dinge, die der AG mit dem gesparten Überstundenzuschlag in Man-Power hätte investieren müssen. Hat er aber nicht. Deshalb auf einmal der Kunstgriff mit dem Kappen der Stunden über der Zahl XX. Und ne Reihe schlecht informierter Betriebs- und Personalräte, die diesen Mist auch noch per Dienstvereinbarung zulassen. Wobei man in bestimmten Fällen sogar rechtlich dagegen vorgehen kann, gegen diese mistigen DV/BV die da so rumschwirren.

    Im öD kann man übrigens nicht so einfach kappen, da der TV ein Langzeitarbeitskonto vorsieht, also ein zweites Konto, wo das gekappte hingebucht werden kann. Leider gibts auch hier viele schlecht informierte PR, die falsche Auskünfte erteile oder falsche Vereinbarungen mit dem AG treffen.

  • So, wie Du das beschreibst, Jaelle, klingt es wirklich schlimm.


    Meine Erfahrungen sind da aber wesentlich moderater:


    Danach kam das Erwachen: jedes Kinder-krank, jeder Arztbesuch alles ging auf Gleitzeit

    Kindkrank ist kindkrank und wird bei uns nicht durch Gleitzeit finanziert, es sei denn, man hat die einem zustehenden Kindkranktage voll ausgeschöpft. Aber selbst kann kann man sich zur Not ach selbst krank schreiben lassen.


    die war oft so eng gesteckt, dass man gerade mal morgens und abends ne Stunde gleiten konnte, also gar nicht so viel Möglichkeiten zu sammeln.

    Bei uns ist es so:

    07:00 - 19:00 Uhr - zählbare Zeit. Alles vorher und/oder nachher ist "privat".

    10:00 - 14:00 Uhr - Kernarbeitszeit. Während dieser Zeit muss jeder da sein.

    Das gibt schon einiges an Flexibilität, finde ich.


    Man darf max. 20 Minusstunden haben und max. 75 Plusstunden (der jeweilige Stand wird wie bei Mary über ein Ampelsystem angezeigt). Wobei ich auch schon fast 100 Plusstunden hatte und diese dann verstärkt abgebummelt habe. 2 x im Jahr, zum 30.06. und zum 31.12. wird alles auf 75 Stunden gekappt, sofern man nicht a) vor dem Stichtag die Stunden über Gleittage abbaut oder b) sie sich auszahlen lässt. b) bedarf eines separaten Antrages und erfolgt ausdrücklich nur auf Wunsch des AN. Der AG macht das eigentlich nicht so gern, daher auch die Hürde mit dem spearaten Antrag, den der Vorgesetzte unterschreiben muss.

    Da mir persönlich Freizeit zig mal wichtiger ist, als 100 EUR netto mehr, habe ich bisher immer nur abgebummelt. Auch, weil mir das fairer erscheint, denn durch das Abbummeln gelte ich die erarbeiteten Stunden 1:1 ab, beim Auszahlen geht immer etwas für die Steuer weg.


    Ich habe dieses Jahr schon 15 Gleittage genommen, das ist fast die Hälfte meines Jahresurlaubs. Ich kann mich da echt nicht beklagen.


    Ein Kollege von mit, der Chilene ist, nimmt über Weihnachten und Neujahr seinen ganzen Jahresurlaub + 1-2 Wochen Gleittage am Stück und ist dann 7-8 Wochen im Urlaub und besucht seine Verwandschaft. Das ist jedes Jahr so.

    Ich gebe zu, dass das schon eher ungewöhnlich ist, aber das ist seit über 10 Jahren Praxis. Und es klappt.


    Was Du an Vorteilen für den AG und an Nachteilen für die AN beschreibst, ist sicher richtig und wichtig.

    Andererseits fördert so eine Regelung auch die Präsenzkultur und es gibt nicht wenige AN, die dadurch "Zeit schinden", damit sie schnell viele Gleittage zusammen bekommen. Sie sind also länger im Büro, als sie es eigentlich sein müssten. Da wird der Klogang zum Feierabend auch gern mal auf 10-15 min. ausgedehnt, weil das ja Zeit aufs Konto bringt.


    Bei außergewöhnlichen Aktionen, wie z.B. Inventuren, Umzügen oder IT-Umstellungen, etc. werden vorab vom Vorgesetzten Überstunden beantragt, die der BR abnicken muss. Diese Stunden, die z.B. aus Wochenend- oder Feiertagsarbeit entstehen, werden auf ein gesondertes Überstundenkonto gepackt. Diese werden mit den nächsten Gehaltsbarechnung vergütet, man kann sie nicht abbummeln.

    Wenn ich wirklich mal wegen eines blöd liegende Arzttermins 1 oder 2 Stunden früher Feierabend machen muss oder später komme, dann ist es halt so. Solange ich zwischen 10 und 14 Uhr im Büro bin, ist alles ok. Bei uns sind z.B. Röntgentermine immer total schwer zu bekommen, da muss man nehmen, was einem angeboten wird. Am 19.12. habe ich um 15.00 Uhr einen solchen Termin (Fahrt dauert eine 3/4 Stunde), dann gehe ich eben 2 Stunden früher als normal. Ist doch OK.

    Ansonsten lege ich die Termine meist in die Abendstunden, wenn ich eh schon Feierabend habe. Ob ich um 18 Uhr nun einen Arzttermin habe oder zum Sport gehe, ist für mein Zeitkonto irrelevant. Ich mache um 17 Uhr Feierabend und habe meine Stunden drin.


    Ich finde diese Regelung, ehrlich gesagt, gar nicht so schlecht. Ich hab allerdings auch nie Minusstunden.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe