Bedürfnis hinter Verhalten erkennen (Grenzen testen)

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  • Hallo liebe Rabeneltern-Community,


    ich bin ganz neu hier und habe mich angemeldet, weil ich meine Tochter bedürfnisorientiert und gewaltfrei (Nicht-)Erziehen will, aber dabei momentan nicht sehe, was gut für sie/uns ist....

    Entschuldigt, falls ich das falsche Unterforum nutze, ich finde mich hier noch nicht ganz zurecht und habe auch noch nicht alles hier gelesen.


    Meine Frage ist folgende - und ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen....

    Meine Tochter ist 25 Monate alt und macht in letzter Zeit wiederholt Sachen von denen sie weiß, dass sie sie nicht machen soll und dass ich sie ihr verboten habe, z.B.ins Blumenbeet stehen, Unbekannte Sachen im Garten essen, Kleinteile/Steine in den Mund nehmen. Ich verstehe einfach nicht, warum sie das macht und wie ich gut darauf reagieren kann....


    Meine 2 Ideen sind,

    dass sie Grenzen testet (ob es wirklich verboten ist und wie ich dann reagiere wenn sie es macht)

    oder auch, dass sie Aufmerksamkeit von mir will und denkt, dass sie diese eher bekommt, wenn sie etwas Verbotenes macht....


    Was meint ihr? Falls es ums Grenzen testen geht, was ist denn dann der Grund dafür, also warum testen Kinder Grenzen, was ist dabei ihr Bedürfnis??


    Was ist denn eure Erfahrung mit solchen Situationen und wie seid ihr damit umgegangen??


    Ich hoffe sehr, dass ich von euch Ideen und Anregungen bekomme.

    Alles Liebe

  • Hallo erstmal und herzlich willkommen bei den Raben.


    Ich würde davon ausgehen, dass deine Tochter die" verbotene Dinge "tut, weil sie einfach tun möchte.

    Sie geht ins Blumenbeet, um die Käfer dort genauer zu betrachteten , sie möchte die Steine auch gerne noch mal mit dem Mund befühlen…

  • Trin erklärt das immer so wunderbar: Dein Kind weiß vermutlich, dass etwas verboten ist. Aber der Impuls es doch zu tun, wider besseren Wissens, ist bei so Kleinchen einfach viel, viel stärker als das „Bremsvermögen“.


    Jetzt hast Du als Erwachsene die Wahl: mach einen Machtkampf mit schlechter Stimmung draus, bis das Kind so weit ist und die eigene Bremse ausreichend funktionstüchtig ist,

    oder lenke sie einfach ohne Drama ab und hol sie ganz cool aus der Situation heraus.

    Was lernt Dein Kind wenn Du es so machst wie als zweites Beschrieben? Sie lernt, dass es kein Drama ist, wenn mal etwas verbotenes passiert. Dass Du sie immer wohlwollend aus „falschen“ Situationen herausholst.

    Sie braucht nicht in die „ich war das nicht“-Schleife rutschen und bekommt von Dir die Zuversicht vermittelt, dass sie sich richtig verhalten wollte und es irgendwann auch sicher zuverlässig tun wird.


    Mein Pubertier geht inzwischen hart auf die 14 Jahre zu und ich kann Dir versichern, dass wir bisher mit dem obigen als zweites genannten Weg sehr, sehr gut gefahren sind.

    Funktioniert auch weitestgehend mit Besuchskindern, die zu Hause nur Druck und Strafe als Erziehungsmittel kennen.

  • Hallo,

    Zuerst mal - in dem Alter sind sie mit Leib und Seele Forscher und Entdecker. Unbekannte Sachen MÜSSEN erforscht werden. Verbotene Sachen MÜSSEN ausprobiert werden. In dem Alter kann man noch nicht aus der Erfahrung der anderen lernen, man muss eigene machen. (Daß ein Kind nicht JEDE Erfaherung selber machen muss und kann, ist natürlich auch klar, aber eventuell sind die Grenzen da weiter, als wir einem Kleinkind manchmal zutrauen? Es muss natürlich hoffentlich nie selber die Erfahrung machen, in ein tiefes Loch zu fallen - aber die Erfahrung "fallen - und sich weht tun und auch mal Schrammen und Blessuren holen " kann es vielleicht trotzdem machen. Am Mäuerchen auf dem Weg o.ä.

    .


    Darauf sind sie sozusagen "programmiert", da kommt fast nix gegen an, schon gar keine Verbote. Höchstens ein interessanters Forschungsobjekt. ;)

    Das hat mMn daher überhaupt nichts mit Grenzen testen zu tun, zumindest nicht mit deinen. Eher mit dem Testen der Schwerkraft, den Grenzen des Geschmacks und der Essbarkeit, den Grenzen der eigenen Motorik...


    Es kann natürlich sein, daß da wirklich DEINE Grenzen sind (und nicht nur gesellschaftliche Üblichkeiten), dann hast du das Recht, diese zu wahren. Da lohnt es sich, genauer hinzusehen. Ich muss mir nicht das Beet zertrampeln lassen, das ich mühevoll angelegt habe und dass mit am Herzen liegt. Ich werde nicht zulassen, daß das Kind giftige Dinge isst. Aber ist Steinchen lutschen tatsächlich eine Grenze von MIR, die da übertreten wird?


    Das IST anstrengend. Und spannend. Täglich neu...

    Mal schauen, was mir dazu einfällt...


    - genau hinsehen, was das Kind macht. Wie geht es ihm dabei? Was könnte das "Forschungsziel" sein?

    - kann ich es nicht eventuell doch zulassen? Kieselsteine ablutschen - was wäre das Schlimmste, was passieren könnte? Im Eigenen Garten, kein Thema, an der Hunderunde in der üblichen Lieblings-Pipi-Ecke ev. doch nicht so toll...

    - etwas erwünschtes nennen statt etwas unerwünschtes zu verbieten, also das Nein durch ein Ja zu ersetzen.

    also nicht:"Hüf nicht ins Beet!" sondern "Hüpf lieber hier!" (in der Pfütze, wenn das Blumenbeet verständlicherweise unerwünscht war.

    - In dem Alter hat oft geholfen, zu tauschen. also das Unerwünschte nicht einfach wegnehmen, sondern gegen etwas anderes (aber auch spannendes, also keinen Kinderkram ! ) zu tauschen.

    - Gelassenheit üben


    So finden sich manchmal erstaunlich viele "OK"s (OK, du darfst, OK, der Kompromiss ist für alle in Ordnung, OK, ausnahmsweise mal, OK, ich hab nachgedacht und meine Meinung geändert...) , wo vorher meist undurchdachte "Nein"s waren.


    Dann gibt es Zwischendiunge, die fände ich schon prima, wenn sie so laufen würden, wie ich sie mir wünsche und versuche auch, das meinem Kind zu vermitteln, aber wenn ich merke, daß ihm etwas gerade GANZ wichtig ist, kann ich als Erwachsener meine "Grenze" da auch mal ein Stück versetzen. Ohne mich deswegen übergangen zu fühlen, einfach weil es eine bewusste und aktive Entscheidung von mir war. Wird das Kind älter oder ist in anderer Verfassung, dann darf ich getrost auch wieder mehr einfordern.


    Und da, wo es wirklich nicht anders geht, klar eingreifen, mit wenigen Worten sagen, warum XY nicht geht und dann handeln und nicht diskutieren. Einfach weil es dann WIRKLICH gefährlich ist bzw. massiv die Grenze von irgendwem überschritten wird. Dann bleibt einfach ganz real keine Alternative zum eigenen Handeln, weil da ganz real eine Grenze IST. Und zwar keine, die man testen könnte.


    Aber das Kind muss das nicht prima finden oder einsehen. Es darf wütend darüber sein und sich entsprechend deutlich äußern.. Wenn ich sicher wer, daß es so und nicht anders sein sollte, dann konnte ich gut damit umgehen und trösten und ev. Alternativen suchen statt zu schimpfen. Wenn ich in den Schimpfmodus kam, war das fast immer ein Zeichen dafür, daß ich entweder nicht wirklich sortiert hatte, was wirklich Grenze ist und was nicht - oder daß ich zu spät und nicht ausreichend klar gehandelt hatte.

    Das war leider meistens dann, wenn wir allesamt aus unserer Mitte geraten waren. Dann half nur, dafür zu sorgen, daß es uns allen wieder gut geht und mit dem Kind z.B. viel an Orte zu gehen, wo es im Grunde nichts falsch machen kann (Wald, Feld, Schwimmbad...).


    Hm, leider etwas wirr, die Kleinkindzeit meiner eigenen Kinder ist schon eine Weile her. Vielleicht ist trotzdem etwas hilfreiches dabei.


    edit weil überschnitten: Ich sehe gerade, dieLumme hat es viel kürzer und prägnanter erklärt, #top ich hätte mir mein langes Gerede sparen können... (ich kann leider nicht "kurz") .

  • Vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Antworten.


    Lasst ihr eure Kinder wirklich kleine Steine unbesorgt in den Mund nehemen? Auch zweijährige können doch immernoch daran ersticken, oder nicht? Rein wegen der Erstickungsgefahr will ich das nicht, ansonsten ist es mir herzlich egal...und größere Steine interessieren mich auch nicht...


    Der Tipp mit dem aus der Situation nehmen hat mich heute schon ziemlich entspannt, weil ich nicht "auf der Lauer" lag, um gleich los zu schimpfen, sondern einfach dachte, na und wenn sie jetzt eben Blätter isst, dann gehe ich einfach mit ihr weg...also danke dafür! Es ist mir deshalb nicht recht, dass sie im Garten Unbekanntes isst, weil es ein Gemeinschaftsgarten ist und darin auch Maiglöckchen und Eiben wachsen.


    Aber nochmal eine Frage zum Grenzen testen: gibt es das schon bei Kindern oder kennt ihr das nicht/haltet davon nichts? Es ist nämlich schon so, dass sie (manchmal!) nicht aus purer Neugier Sachen in den Mund stopft, sondern absichtlich und mit dem Willen, dass ich es mitbekomme und irgendwie reagiere.

    3 Beispielsituationen mit dem Sachen in den Mund nehmen:

    Sie läuft nach dem Malen mit Straßenkreide in der Hand zu mir, bleibt vor mir stehen und beißt erst dann davon ab.

    Sie spielt mit Erde und wenn ich dazu komme stopft sie sie sich zusätzlich in den Mund und schaut mich dabei an.

    Sie steckt Plastikteile in den Mund auf der anderen Seite vom Garten und ruft von dort aus "Mama ich hab das grad im Mund!". (sie ist sprachlich sehr weit)


    Kennt ihr soetwas von euren Kindern? Wie interpretiert ihr solche Situationen? Ist es der Wunsch nach einer Reaktion von mir/ nach Aufmerksamekeit/ Zuwendung oder gibt es schon so etwas wie Grenzen testen, also dass sie versucht heruas zu finden, wie ernst es mir wirklich damit ist, dass sie z.B. nichts in den Mund stecken soll? Ich reagiere da auch nicht immer gleich, weil mir z.B. Erde und Sand ziemlich egal sind, aber eben Unbekanntes im Garten, Plastikteile und Chemisches (wie Kreide) nicht....Irritiert das sie, dass ich nicht immer gleich reagiere?

    • Offizieller Beitrag

    Ich nenne das nicht Grenzen testen, sondern ausloten ob dinge immer noch so gelten wie sie gestern waren.

    Ich reagiere natürlich auch bei verschiedenen Dingen nicht gleich, nichtmal immer bei den selben sachen, das lernen die schon. Und auch papa reagiert ja nochmal anders als mama etc. So schnell verwirrt man Kinder nicht ;)


    Dieses bewusste dinge tun die unerwünscht sind finden hier statt, wenn eigentlich anderes nicht passt. Ich den tag nicht bei uns war, abgelenkt oder so. Dann fängt er mit sehr bewusstem übertreten an.

    Aber zum glück ist das sehr selten.

  • Hallo,


    Die Erstickungsgefahr ist wohl geringer als man denkt und das reine verschlucken ist, so lange es sich nicht um Giftstoffe, extrem scharfkantige oder nadelspitze Gegenstände oder mehrere kleine Magnete handelt (was bei Kieselsteinchen ja eher nicht der Fall ist) meist kein Problem. Was rein passt, passt normalerweise auch auf natürlichem Wege wieder raus.


    Vor allem außerhalb der Mahlzeiten, wenn das Kind auf "Entdecken/untersuchen mit Mund und Zunge" eingestellt ist und eben nicht auf "Essen=Schlucken", ist das Risiko, daß sie sich daran verschlucken eher gering. . In solchen Momenten kann man meiner Erfahrung nach mit Panik eher das Gegenteil erreichen, nämlich daß das Kind seinen Fund erst recht behalten will - und dann aus Versehen tatsächlich verschluckt oder einatmet.


    Thema Grenzen testen ... ehrlich gesagt - keine Ahnung, ob es das gibt. Ich habe jedenfalls noch kein Kleinkind erlebt, bei dem ich das Gefühl hatte, bei seinem Verhalten gehe es tatsächlich irgendwie ums "Grenzen testen". #weissnicht


    Natürlich verhalten sich Kinder in verschiedenen Situationen unterschiedlich und sich ständig ändernde Regeln (was nicht immer auch "Grenzen" heißt"), können natürlich z.B. verunsichern. Zu Enge Regeln müssen überschritten werden, wenn zu wenig Luft für den inneren Forscherdrang bleibt, oder das Kind muss sich seelisch verbieten.

    Aber dann ist der Grund, eben, daß sie nicht wissen, welche Regel aktuell gilt oder daß der innere Drang XY zu tun einfach stärker ist. Nicht, das Ziel, irgendwen zu ärgern, herauszufordern, die "familiäre Weltmacht zu ergreifen" und was man noch alles unter "Grenzen testen" versteht.


    Daß sie - vermutlich - weiß, daß du etwas nicht möchtest und diese Dinge trotzdem tut, hat mMn nichts damit zu tun, daß sie deine Grenzen testet. Denn da müsste sie erst mal verstehen, was nur "Verbot" ist und was tatsächlich deine persönliche Grenze ist. UND den Plan schmieden, sich über dich zu erheben UND Wege dazu ersinnen usw. Die Vorstellung von einem 2-jährigen finde ich ziemlich absurd.


    Wenn sie es trotzdem tut, dann vermutlich eher, weil ihr XY gerade ganz, ganz wichtig ist - verbunden mit der Erfahrung, daß wenn Mama sich mit dem Blick nähert, der Spaß schnell vorbei sein könnte.


    WENN sie etwas ausprobieren, dann sind es mMn eher Reaktionen, Interaktionen, soziale Zusammenhänge. Was passiert, wenn... Das wiederum würde ich aber eher unter "Forschergeist im Fachbereich Kommunikation und Sozialkunde" einordnen als unter "Grenzen testen" (was ja immer irgendwie auch so ein Macht-Dingens impliziert) .


    Ich denke, ich würde mehrgleisig fahren.


    Möglichst viel in der Umgebung des Kindes so gestalten, daß es es gar nicht wirklich viel "falsch" machen kann.

    Dazu gehört auch, sich erkundigen, wie groß bestimmte Risiken wirklich sind. (Bei Kreide hätte ich persönlich z.B. bei der bei einem Kleinkind zu erwarteten Koste-Menge jetzt keine große Bedenken oder würde eben auf selbst gemachte ausweichen. Überhaupt kann man bei vielen Sachen auf ungiftiges oder unleckeres umsteigen, Knete selber machen, Fingerfarbe mit Bitterstoff verwenden usw.


    Außerdem möglichst alle Dinge, die es nicht oder nur unter Aufsicht haben soll, wirklich außer Reichweite lagern - und die Reichweite eines Kleinkindes ist ca. 3x so weit wie man ihm bei der kühnsten Vermutung zutraut. So aus meiner Erfahrung heraus. Denn ansonsten MUSS das Kind regelrecht die Gelegenheit ergreifen und das spannende Objekt untersuchen. Schließlich will das Kind groß sein - und darum mit den gleichen Dingen auf die gleiche Weise umgehen, wie die Großen das tun. "Zu klein für etwas sein und darum besser die Finger davon weg zu lassen" scheint im inneren Konzept eines Kleinkindes nicht wirklich vorgesehen zu sein. ;)

    Außerdem einrechnen, daß ein Kleinkind die Dinge eben nicht nur so verwendet, wie sie gedacht sind (Kreide zum malen z.B.) sondern "allumfassend" erfoscht und nutzt.


    Und da, wo wirklich eine Grenze ist, weil ich etwas wirklich nicht zulassen kann, dies klar und sicher vermitteln. NICHT erwarten, daß das Kind das einsieht und von alleine lässt - sondern ICH habe dann die Verantwortung dafür, entsprechend achtsam zu sein.


    Ich muss aber weder mir noch dem Kind Vorwürfe machen, sondern darf klar und sicher verhindern, was zu gefährlich ist oder (meine, oder Omas, oder des im Zug mittfahrenden... ) Grenzen massiv überschreitet - aber wie schon geschrieben, das Kind darf darüber wütend und empört und stinkesauer sein. Ich muss dann überhaupt nicht aus irgendwelchen pädagogischen Gründen streng sein oder so - sondern darf trösten, mich mitärgern, Alternativen anbieten, den Ärger gelassen aushalten... je nach Situation.


    Und immer gleich reagieren -. wie soll das aussehen? Das geht doch gar nicht. Ich kann nicht bei einem Stück Brot genau so reagieren wie bei etwas, was (für mich eklig, aber fürs Kind nicht giftig ist oder wie z.B. bei einem Zigarettenstummel.

    Ich kann nicht gleich reagieren, wenn das Kind die glückliche Oma umarmt oder den Fremden im Zug, der seine Ruhe haben will oder den wütenden Hund vorm Laden.


    Damit können Kinder mMn absolut klarkommen. Ich kann doch trotzdem vermitteln: "Schätzchen DAS nicht.", ggf. mit einer Erklärung dazu. Auch wenn das Kind davon noch kein Wort versteht, wird es das Gefühl dahinter mitbekommen. Und vermutlich bei einer klaren, aber trotzdem freundlichen und ruhigen Reaktion mehr als bei schimpfen oder Panik, die zumindest bei meinen Kindern eher ein "jetzt gerade" herausgefordert haben.


    edit:

    Was Runa schreibt, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.

    Manchmal ist es ein Ruf nach "sei bei mir", nicht nur körperlich und organisatorisch anwesend", sondern wirklich auch seelisch mit mir verbunden.

    Das hat nichts mit dem oft negativ besetzten "nur Aufmerksamkeit wollen" zu tun. Denn darum geht es gar nicht, es ist eine ganz andere Ebene. Ich kann dem Kind unglaublich viel "Aufmerksamkeit" schenken, mich mit ihm abgeben usw. ohne auch nur eine Minute wirklich innerlich bei ihm, mit ihm verbinden zu sein. Und ich kann sehr eng verbunden, wirklich seelisch bei ihm sein, ohne daß wir wirklich aktuell etwas miteinander tun. Diese innere Verbindung brauchen Kinder genau so wie essen und trinken, da ist kein "nur".


    Kennst du die Kloetersbriefe? Ich könnte mir vorstellen, daß die gut für euch passen. Die erste Aufgab ist total simpel: Schau deinem Kind einfach immer wieder ins Gesicht. Ohne etwas zu sagen, ohne etwas zu wollen, ohne mit dem Blick etwas rüberbringen zu wollen. Einfach schauen und wahrnehmen, was gerade IST.

    "Wie geht es dir? Bist du glücklich? Was interessiert dich gerade...?"

    Also eben genau jenes "beim Kind sein".

  • ich berichte einfach mal aus unserem Alltag.


    3 Kinder und alle seehr unterschiedlich. Ich versetze mich mal ins Kleinkind-Kindergartenalter zurück...


    Ein Kind benötigte sehr klare Grenzen ("Regelkind") an denen es sich orientieren konnte. Die wurden 2-3 mal vorsichtig ausgetestet und dann wars okay. Da konnte ich mich auch drauf verlassen, dass es die einhält.


    Ein Kind reagierte auf Grenzen sofort, stoppte sein Tun. Sehr angenehm für die Eltern, ein "pflegeleichtes" Kind. Sobald man allerdings ausser Sichtweite war, hats dann doch probiert "was passiert wenn". Allerdings nicht bei allem und ich glaube auch abhängig davon wie eindrücklich man natürliche Konsequenzen schildern konnte. Zwischen "du zertrittst die Blumen" und "du kannst überfahren werden und bist dann ggf. schwer verletzt, lebenslang behindert oder sogar tot" hat es die Unterschiede durchaus klar gespürt. Mit 2 Jahren musste man es halt einfach im Blick haben. Es hat aber auch nicht darauf gewartet, dass man sich umdreht um loszulegen sondern probierte halt falls sich eine unbeobachtete Situation ergab.


    Das dritte Kind testet jede Grenze. Immer wieder. Und nochmal. Einmal, hundert Mal, tausend Mal. Und nochmal. Und sobald es nicht mehr unter Beobachtung ist, gilt nix mehr. Unabhängig von den Risiken. Das Kind rennt noch heute ohne zu schauen über die Straße (es ist mittlerweile 7 3/4 Jahre alt). Eckt im Alltag mit seinem Verhalten dauernd an. Und macht es trotzdem. Warum es das macht? Weiss ich nicht, das Kind kanns mir auch nicht sagen.

    Immerhin hält es (einige) Regeln ein, wenn andere (auch Gleichaltrige) dabei sind. Gemeinsam mit Klassenkameraden zur Schule gehen funktioniert, alleine irgendwohin gehen darf es immer noch nicht (Ausnahme: die Freundin "um die Ecke", ohne Straßenüberquerung).

    Dieses Verhalten ist seeehr anstrengend und ich hoffe einfach, dass es irgendwann funktioniert.....


    Thema Steine im Mund: eines meiner Kinder nahm ALLES in den Mund. Ich hab immer gesagt "es erkennt den Spielplatz am Geschmack des Rindenmulches". Bis zu einem gewissen Alter hatte es dann oft einen Schnuller #angst

    Was immer zuverlässig funktioniert hat, wenn was im Mund war: ganz unaufgeregt die Hand hinhalten, dann wurde ausgespuckt und mich angegrinst.

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

  • Da sieht man mal was es da einfach für einen Unterschied zwischen den Kindern gibt, deswegen kann man da glaube ich auch keine pauschalen Empfehlungen geben. Bei uns es mit dem zunehmenden Alter allerdings immer besser geworden