Gelbkörperhormon Stillzeit

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  • Sehr geehrte Frau Both,

    Ich habe Sie als Kontakt u.a. zum Thema Medikamente in der Schwangerschaft gefunden. Ich mache mir immer große Sorgen bei der Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit. Mein Baby ist neun Monate alt und wird noch morgens, abends, nachts gestillt.


    Aufgrund starker Blutungen hat mir mein Frauenarzt Duphaston 10mg, 84 Tabletten, Wirkstoff Dydrogesteron verschrieben, die ich durchnehmen soll.


    Können Sie mir diesbezüglich einen Rat geben? Kann man diese Tabletten wirklich in der Stillzeit einnehmen und auch über diesen relativ langen Zeitraum?


    Für Ihren Rat wäre ich sehr dankbar.

    Freundliche Grüße!

  • Liebe stillende Mama,


    für Medikamente in der Schwangerschaft bin ich sicher nicht die passende Ansprechpartnerin. Und auch zu Medikamentenfragen in der Stillzeit kann und darf ich lediglich weitergeben, was in der Fachliteratur zu finden ist.


    Wie nicht anders zu erwarten und bei sehr vielen Wirkstoffen der Fall, wird vom Hersteller von Duphaston von der Einnahme in der Stillzeit abgeraten:

    „Es liegen keine Daten über die Ausscheidung von Dydrogesteron in die Muttermilch vor. Erfahrungen mit anderen Gestagenen weisen darauf hin, dass Gestagene und ihre Metabolite in kleinen Mengen in die Muttermilch übergehen. Ob ein Risiko für das gestillte Kind besteht, ist nicht bekannt. Daher sollte Duphaston 10 mg in der Stillzeit nicht eingenommen werden.“ (Fachinformation Mylan Healthcare, Stand 08/2017)


    Dydrogesteron ist ein Gestagen, also ein synthetisches Gelbkörperhormon, das in seiner Wirkung dem Progesteron ähnelt. Dazu findet sich in Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit (Spielmann/Schaefer, 8. Auflage 2012, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag) folgendes:

    „Die Gabe von Gestagenen als Bestandteil einer Mini- oder Kombipille oder von Depotpräparaten oder im Rahmen der Notfallkontrazeption beeinträchtigt die Milchmenge kaum und hat keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss auf ihre Zusammensetzung (Übersicht in Bennett 1996).

    Die Gestagen-Aufnahme des Säuglings liegt zwischen 1 und 2% der gewichtsbezogenen mütterlichen Dosis kontrazeptiver Zubereitungen. Dies wurde für „Pillen“ mit Desogestrel (in Cerazette®), Levonorgestrel (z.B. Microlut®, Mirena® Intrauterinpessar) und Norethisteronacetat (z.B. Cliovelle®) nachgewiesen (Übersicht in Bennett 1996; Shaaban 1991).

    Der prozentuale Anteil für den Säugling direkt nach Injektion von 150 mg Medroxyprogesteronacetat als „Dreimonatsspritze“ (Depo-Clinovir®) liegt bei 7,5 μg/kg/ Tag (Übersicht in Bennett 1996).“

    Allerdings steht auch bei Spielmann/Schaefer) „Auch zu … Dydrogesteron (Duphaston®), … liegen keine spezifischen Erfahrungen vor.“

    Die Empfehlung für die Praxis aus o.g. Quelle bezieht sich auf den Einsatz zur Empfängnisverhütung:

    „Reine Gestagen-Präparate (Minipille) sind in der Stillzeit die hormonalen Kontrazeptiva der 1. Wahl. Auch gestagenhaltige Intrauterinpessare und die Notfallkontrazeption erfordern keine Einschränkung des Stillens. Die heute üblichen niedrig dosierten Kombinationspräparate (Ethinylestradiol plus Gestagen) oder Gestagen-Depotpräparate sind ebenfalls akzeptabel. Etwa 6–8 Wochen nach der Entbindung kann, falls erforderlich, mit der Anwendung hormoneller Kontrazeptiva begonnen werden. Keines der üblichen hormonellen Kontrazeptiva erfordert eine Einschränkung des Stillens.“


    Auch in der internationalen Literatur konnte ich keine konkreten Angaben zu Dydrogesteron finden. Bei e-lactancia werden Progesterone allgemein in die Kategorie „very low risk“ eingestuft s. http://www.e-lactancia.org/bre…ing/progesterone/product/ .

    Am besten besprechen Sie Ihre Bedenken hinsichtlich der Einnahme nochmals mit Ihrem behandelnden Arzt, der im Zweifelsfall nochmals bei der Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie in Berlin (www.embryotox.de) nachfragen kann.


    Liebe Grüße

    Denise Both