Freiarbeit an weiterführenden Regelschulen

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  • Ich kriege gerade über ein Kind aus der Verwandtschaft näheren Einblick in den Unterricht an einer Gemeinschafts- /Gesamtschule. Dabei fällt mir auf, dass einiges durchaus noch so ist wie früher. Z.B Frontalunterricht, aber auch das Aufstehen am Morgen, wenn der Lehrer reinkommt und Begrüßung im Chor.


    Aber es gibt durchaus auch Lerneinheiten mit Freiarbeit. Wobei sich dabei das Material auf Arbeitsblätter und evtl ein paar Bücher zu beschränken scheint.


    Das Kind hier tut sich mit dieser Freiarbeit schwer. Es tut kaum etwas in diesen Stunden. Ich frage mich warum. Ein Gedanke ist, dass es diese Arbeitsform so gar nicht kennt aus der Grundschule und daher keinen Einstieg findet. Also quasi nicht weiß, wo und wie es anfangen soll.


    Daher wollte ich mal rumfragen, wie das bei Euren Kinder ist/war mit den Freiarbeitseinheiten an der Regelschule. Haben sie den Einstieg rasch gefunden, wenn sie diese Arbeitsform vorher nicht kannten? Fiel es ihnen schwer oder leicht? Gab es etwas, das ihnen geholfen hat?

  • Ich kann von meiner Nichte berichten, das es für sie anfangs hilfreich war, sich eng mit dem jeweiligen Fachlehrer abzusprechen. Also was arbeite ich heute, diese Woche etc. und dann auch immer mal vorzeigen und kontrollieren lassen. Und sie hat mit anderen Schülern zusammen gearbeitet.

    Oder besteht die Möglichkeit mit Schüler zusammen zu arbeiten, die diese Form der Freiarbeit schon kennen?


    Um welches Alter geht es denn genau? Es gibt sicher auch Kinder die erst mal die "freie" Zeit genießen und anders nutzen, für Gespräche mit Klassenkameraden zum Beispiel.

  • Hier ist Freiarbeit Bestandteil des Konzepts für die 5./6. Klasse. Es gibt einen speziellen Raum und eine Einführungsphase für die Kinder durch die koordinierende Lehrkraft. Beim Großkind war es so, dass meist das KL Team die Aufgaben gestellt haben. In Deutsch individualisert für jedes Kind, z. B. aufgrund der Analysen der Klassenarbeiten. Ich hatte den Eindruck, dass die Arbeitsform nicht sehr häufig eingesetzt, aber aufgrund der guten Vorstrukturierung sinnvoll und gewinnbringend genutzt wurde.

  • Passt nicht so ganz, aber mein Sohn ist in der 3. Klasse auf eine Montessori-Grundschule gewechselt... im großen und ganzen hat er das ganze 3. Schuljahr zur Umstellung gebraucht... jetzt in der 5. auf der neuen Schule geht es auch mit eingeschränkt Freiarbeit weiter und er kommt gut damit zurecht....

  • Wir gehen zur Einführung mit zwei Kollegen in die Klasse und beraten die einzelnen Schüler (hier Klassen 10) bei Bedarf recht ausführlich, sprich wir gehen Diagnosebögen durch, schlagen mögliches Arbeitsmaterial vor, besprechen Ergebnisse, helfen Ziele und Wege zu finden und Fortschritt zu überprüfen.

    Natürlich gibt es Schüler, die jede Möglichkeit nutzen, sich zu entziehen, deshalb benoten wir seit diesem Jahr bestimmte festgelegte Arbeiten aus der Freiarbeit. In Klasse 10 erwarte ich allerdings auch eine gewisse Eigenverantwortung und Bereitschaft, an den individuellen Lücken und Interessenzu arbeiten - wer das nicht will, muss vielleicht nicht unbedingt Abi bei uns machen. Generell läuft das aber erstaunlich gut, da sowohl sehr gute als auch sehr schlechte Schüler an Material auf ihrem Niveau arbeiten können und Fortschritte sehen. Wenn es erstmal läuft, hab ich dann Zeit mit einzelnen Schülern zu arbeiten und mündliche Prüfungen zu üben und abzunehmen. Solche Dinge krieg ich im normalen Unterricht ja nicht unter.

    In Klasse 5 und 6 begleite ich auch am Anfang recht eng. Man kennt seine Faulis recht schnell, mit denen überlege ich am Anfang der Stunde gemeinsam, was sie sich vornehmen, welche Aufgabenform etc. und lasse mir am Ende Ergebnisse zeigen.

    Ich hab heute wieder nah am Kühlschrank gebaut…

  • meine Kinder (hier NRW) haben schon in der Grundschule regelmässig Freiarbeiten gehabt. Vorbereitung und Ausarbeitung von Referaten. Gruppenarbeiten ect.

    Meine Tochter (6Klasse) hat jetzt regelmäßig Studientage....an diesen Tagen arbeiten die Kinder von zu Hause aus. Freiarbeit ist für Sie daher kein Problem.

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

    • Offizieller Beitrag

    unsere beiden kennen freiarbeit durch wochenpläne und jül aus der grundschule. in der gesamtschule kamen dazu die selbstplanung, -bewertung und zielsetzung, die in ein logbuch eingetragen werden sollen. bei dem einen kind (5. klasse) sind die beiden lehrerinnen sehr hinterher und halten die kinder auch dazu an. das bringt das kind dazu solche zielsetzungen wie "ich achte auf meine wortwahl" ins logbuch zu schreiben, weil er ja was schreiben soll, obwohl er dies bezüglich keine probleme hat.


    bei dem anderen kind (6.klasse) legen die lehrer weniger wert auf logbucheinträge aber sind dafür aber mehr bemühlt den kinder zugang zum sich organisieren zu schaffen, dennoch läuft es ohne anleitung nicht bei allen kindern.


    vorgaben gibt es dennoch. es sind drei mal die woche lernzeiten (englisch, deutsch, mathe). die kinder, die es können, dürfen sich die arbeiten raussuchen, die sie machen müssen/wollen/sollen, für die anderen gibt es eine vorgabe, heute machst du/macht ihr englisch, was steht denn da an?


    bei mathe und deutsch gibt es arbeitsblätter nach Kompetenzen geordnet von 1 bis 3 (leicht bis schwer), die sie selbstständig bearbeiten und kontrollieren können.


    nix desto trotz, wenn ein kind es selber nicht schafft, aus welchem grund auch immer, freiarbeit produktiv zu gestalten, muss es hilfe und anleitung bekommen. ich würde da mit lehrkräften reden.


    hier wird freiarbeit in höheren klassen immer mehr, so dass ich die sorge hatte, dass das kind dann gar nicht mehr mitkäme-.

    #sonneige Grüße von Fibula mit drei Juli-Männern #kerze #kerze #kerze #kerze
    Vorurteile sind menschenfreundlich. Sie passen sich dem Niveau ihrer Benutzer bedingungslos an.
    Ernst Ferstl

  • Es geht um Klassenstufe 5.

    Ob Arbeit mit anderen Schülern, die diese Arbeitsform schon kennen, in der Schule möglich ist, weiß ich momentan noch nicht.


    Ich befürchte, dass das Kind auch schon bereits den Stempel "Fauli" hat :-(.

    Es sollte zuhause etwas selbständig nacharbeiten, was es versäumt hatte. Es tat sich über Wochen trotz Druck von allen Seiten (weil angeblich zu faul) überhaupt nichts. Ich hab mich dann mit dem Kind hingesetzt und dabei gemekrt, dass es nur den Berg an Arbeit vor sich sieht, aber den Anfang nicht findet. Nachdem wir den zusammen gefunden hatten, ging die Arbeit so locker von der Hand, dass es alles Versäumte in Kürze nachgeholt hatte. Und sichtbar stolz darauf war.

    Deshalb vermute ich, dass ein ähnliches Problem bei allen Freiarbeitsphasen bei ihm vorliegt.

  • Hier kennen die Kinder die Freiarbeit aus der Grundschule. Im Gym herrscht in Klasse 5 und 6 leider der Frontalunterricht.#flop#tuppern

    Würde aber wieder Freiarbeit eingeführt, wüssten alle, wie es geht.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Meine Kinder sind keine Kinder für Freiarbeit.

    Die Grundschule arbeitet hier sehr viel damit. Auch mit Plänen für die Woche usw.


    Sie machen dann meistens nichts, bzw. am letzten Tag alles.


    Sie bräuchten so eine Ansage wie: Du machst jetzt Mathe.


    Aber sich erstmal zu überlegen, worauf man Lust hat und zu merken, dass man am meisten Lust dazu hat aus dem Fenster zu gucken....

  • Meine Große kennt es seit der ersten Klasse, das lief problemlos an, so ging Schule halt. Jetzt arbeitet sie an einer Schule, die konzeptuell der von fibulas Kindern ähnlich zu sein scheint.

    Eine Klassenkameradin in der GS, die erst in der 2. Klasse dazu kam, hat ca. Acht Wochen gebraucht, bis sie sich die Freiarbeit organisieren konnte. Ich denke, wenn Kinder vorrangig andere Lernformen haben, muss das gut angeleitet sein am Anfang. Dann kann RS auch ein Selbstläufer werden.

    Liebe Grüße,


    Ich, mit Tochter (2/06) und tochter (12/07).

  • Hier kennen die Kinder zwar Freiarbeit und eigentlich auch das sich selber erarbeiten. ABER ... es kommt nichts rum, sie können es nicht.


    Erwiesenermaßen geht die Schere in Klassen zwischen den leistungsstarken und leistungsschwachen auseinander je mehr Freiarbeitsphasen es gibt. Also Freiarbeit benachteiligt die Schwächeren. Das musste ich jetzt auch einsehen. Da hat es auch nicht geholfen, dass wir 3 Monate zu zweit in dieser Klasse waren. Derzeit ist es sehr frontal, was die Einführung angeht. Danach eigenständiges Üben und ich versuche zu jedem zu gehen, der Probleme hat (haha, 70% der Klasse, der Rest kommt halbwegs alleine klar, aber gegenseitig helfen ist nicht drin).


    Bei jeder neuen Aufgabenstellung brauchen sie Hilfe. Das schaff ich so nicht, muss also alles besprechen, was auch die Eltern so fordern. Kann man ja von den Kindern auch nicht verlangen #rolleyes

  • Erwiesenermaßen geht die Schere in Klassen zwischen den leistungsstarken und leistungsschwachen auseinander je mehr Freiarbeitsphasen es gibt.

    Puh, das war mir neu und ich finde es sehr frustrierend, wenn es tatsächlich so ist.

    Ich dachte, dass gerade auch die schwächerenn Schüler durch Freiarbeit profitieren können, sofern sie damit umgehen können.


    Wobei ich gerade merke, dass ich Freiarbeit und Freiarbeit vermische. Da gibts ja durchaus unterschiedliche Formen. So wie es an dieser Gemeinschaftsschule abläuft, scheint es ein reiner Arbeitsblattunterricht zu sein. Da kann ich mir das mit der Schere gut vorstellen.

    Freiarbeit nach Montessori wäre nochmal ganz anders und da denke ich,d ass auch schwächere profitieren.


    Ich fang mit dem Kind jetzt mal Zuhause an bei Hausaufgaben und Lernen für Tests an der Seite zu sitzen und anzuleiten soweit wie nötig. Ich hoffe, dass damit vielleicht auch der Knoten für die Freiarbeit platzt. Da kann ich schlecht daneben sitzen.

  • melone Wenn ich die Studie richtig gelesen habe, ist es keine Frage, ob sie damit umgehen können oder es gewohnt sind.

    Es gibt Dinge, die kann ein Kind halt nun mal nicht oder nur sehr schwer bzw. mit Anleitung leisten. Da hilft leider auch die Übung nicht.


    Sie stehen jedes mal vor einem neuen Problem. Wenn die Transferleistung nicht da ist, ist sie nicht da. Die Schwächsten werden diese auch nicht mimt viel Mühe hinbekommen.


    Und ja, das gilt auch für Montessori in der Grundschule.


    Seit mehr und mehr Freiarbeit, Eigenständigkeit und Kompetenzen gefordert werden und man den Unterricht umstellt, fallen die unter den Tisch, die mit Frontalunterricht immerhin ein Mindestmaß mitnehmen konnten.

    Es ist traurig, es ist frustrierend. Frontal liegt mir nicht, meine Klasse ist aber nicht zu mehr in der Lage. Die Klasse war zuerst geteilt, wegen Personalmangel musste das dann für 2 Monate gestrichen werden, die letzten drei Monate waren wir dann lieber zu zweit drin als zu trennen. Gerade für Freiarbeit ist das besser. Nach 2 Monaten in der 6. Klasse habe ich kapituliert. Es geht nicht,


    Nach Neujahr kann ich gerne mal nach der Studie suchen (hatte sie bzgl. meines Unterrichtsbesuchs rausgesucht), aber bis dahin will ich mein Schulzeug nicht auspacken.

  • Nunja, welche Kinder aus meiner Klasse sollen da helfen? Klingt blöd, ist aber so.

    Es gibt zwei von 29, die wirklich anderen helfen könnten, dann sind da noch drei, die sagen können, was sie machen sollen. Aber erklären?


    Aber eigentlich sollen die Kinder sich ja selber was erarbeiten das ist das Ziel des ganzen. Ohne Hilfe oder nur mit minimaler Hilfestellung.

  • Bei Montessori ist gerade die Hilfe der Kinder untereinander ein wichtiger Pfeiler der Freiarbeit.

    Und das Material. Letzteres besteht aber an der RS (vermutlich aus Kostengründen?!) vor allem aus Arbeitsblättern, oder irrt mein Eindruck?


    Ja, das mit dem "selber erarbeiten", das ist so eine Gratwanderung, wie ich finde. Um nochmal Montessori zu zitieren: Man zitiert sie oft mit "Hilf mir, es selbst zu tun". Aber eigentlich sagte sie: "Hilf mir gerade so viel, dass ich es selber tun kann. Aber tu es nicht für mich."


    Sie sagte also nicht : "Sieh zu, wie Du klar kommst. Du sollst es selber tun", wie viele Lehrer das in meinen Augen machen. Sondern sie hat genau hingeschaut wieviel Hilfe ein Kind gerade brauchte, um es dann selber machen zu können.


    Das ist ein großer Unterschied.