Was ist in euren Augen ein angemessener Stundenlohn für eine ungelernte Reinigungskraft in einer eher teureren Gegend Deutschlands?

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  • Da bin ich eher bei Sakura. Es ist eben doch nicht alles gleich zu bewerten. Ein Arzt z.B. nimmt auch viel an Belastungen mit nach Hause, kümmert sich vielleicht noch abends um Patienten. Hier auf dem Land gibt es noch so einige, alte..


    Und ich könnte auch kotzen, wenn ich die Löhne lese, die gezahlt werden. Auch wegen mir. Ich bekomme auf der einen Stelle im Minijob 12,- Euro, im Midijob 14,- Euro. Dazu zahle ich viele, teure Aubildungen selber, muss mein Auto einsetzen und mein Engagement habe ich nur für mich selber. Klar, gibt mir Befriedigung, gut zu sein. Aber manchmal...


    Physiotherapie. Medizinischer Hilfsberuf, oft Frauenberuf.


    Und ich muss ehrlich sagen, wenn ich lese, dass eine ungelernte Putzfrau das Selbe bekommt, dann bricht meine Welt ein wenig ein.

    Mäh!

    Einmal editiert, zuletzt von Mio ()

  • Nicht der Arzt sitzt am Schreibtisch, sondern der Student.


    Und ja, ich finde die Arbeit des Friseurs gleich wertvoll, wie die Arbeit des Rechtsanwaltes.

    Jeder Mensch versucht seine eigenen Talente im Beruf umzusetzen, wenn man Glück hat und das so machen kann. Wenn man mit Intelligenz gesegnet ist, sollte man die auch einsetzen und einen hochqualifizierten Beruf erlernen. Wenn man nicht so klug geboren ist, kann man vielleicht kein Studium machen, aber trotzdem seine eigenen Talente einbringen und so wertvoll für uns alle sein.


    Natürlich hat ein Unternehmer eine höhere Verantwortung und sollte von daher auch Rücklagen schaffen können für das Unternehmen. Ein Arzt braucht für seine große Verantwortung entsprechende Versicherungen, die er natürlich von seinem Einkommen finanzieren können muss. Die braucht ein Friseur nicht. Trotzdem erklärt es die Diskrepanz nicht.


    Was ich meine: wenn ein Beruf hohe Kosten verursacht, weil man Angestellte braucht, muss natürlich das Einkommen höher sein, damit man auch die Arzthelferin bezahlen kann. Wobei die Arzthelferin ja eben nicht anständig bezahlt wird.

    Aber oft wird damit argumentiert, dass man doch so ein hartes Studium absolvieren musste und deswegen ein höheres Gehalt nötig wäre. Und das lasse ich so nicht gelten. Denn ich kenne alles. Ich habe gearbeitet und beende in Kürze mein Studium. Dann werde ich auch sehr gutes Geld verdienen. Aber meine Studienzeit war grundsätzlich erstmal nicht härter, als eine Berufstätigkeit. Und es ging uns finanziell auch nicht groß schlechter, weil ich als Arzthelferin ja sowieso nicht vernünftig verdient hätte. Mein mehr an zukünftigem Gehalt beinhaltet sicherlich, dass ich auch noch etwas mehr für die Rente tun muss, als wenn ich die ganze Zeit gearbeitet hätte. Aber die Spanne zwischen meinem früheren Job als Arzthelferin und meinem Akademikerjob in naher Zukunft ist doch arg groß. Ich finde es nicht verhältnismäßig, denn auch andere Menschen müssen hart arbeiten.


    Ein Student hat in München sicher Probleme. Aber eine Familie, die vom Einkommen eines Friseurs und einer Einzelhändlerin lebt, ganz sicher auch.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Ein angestellter Arzt muss weder Geräte finanzieren noch Personal bezahlen noch Versicherungen. Einen sachlichen Grund für den höheren Stundenlohn gibt es nicht.

  • Also Entgeltgruppe 13 höherer Dienst, die nur Akademiker bekommen, sind auch unter 20,- netto... Je nach Stufe recht deutlich darunter. Nicht dass es das irgendwie besser macht...

  • Ich denke, man muss nochmal deutlich den Unterschied zwischen netto-Lohn, brutto-Lohn und Stundenkosten für den Arbeitgeber hervorheben.

    Wenn ich netto 10€ raus habe, können das brutto bei Steuerklasse V gerne 18-20€ sein. Für den Arbeitgeber kommt nochmal bummelig 1/3 obendrauf, das wären grob 24€/Stunde.


    Wenn eine Putzfee auf Rechnung arbeitet, muss sie eigentlich dieses Arbeitgeberbrutto herausbekommen. Denn sie muss sich ja selbst versichern (Arbeitslosigkeit, Krankenversicherung, Rente, Unfall...).

    So hab ich Susans Ausgangsfrage jedenfalls verstanden.

  • also wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich gar nicht wegen des geldes studiert oder promoviert habe. sondern allein wegen des bildungsaspektes und weil ich noch zeit haben wollte, die ich frei einteilen und nach meinem gusto mit interessanten inhalten und menschen gestalten kann. gerade die studienzeit war die tollste und entspannteste zeit meines lebens. dafür jetzt DEUTLICH mehr geld zu verlangen, käme mir geradezu fies vor.

  • Hmmm, mein Studium war ein Ritt durch die Hölle (auch wenn es fachlich insgesamt spannend war). Nebenher gearbeitet haben weniger als 10% meiner Kommilitonen. Nicht, weil sie von Haus aus stinkereich gewesen wären, sondern weil die wenigsten die Zeit dafür hatten.

    Dafür, dass ich etwa ein Leben pro Jahr rette (und meines Wissens noch niemanden umgebracht habe), sind die Gehälter in meinem Beruf auch eher am unteren Ende der Akademikerskala... Frauenjob halt...

  • nebenbei gearbeitet habe ich eigentlich viel, aber irgendwie war das alles kein großer stress. lag vielleicht an meinem studiengang #angst

    (der zu allem überfluss gemeinhin mit später hohem gehalt assoziiert wird).

  • Ich denke, man muss nochmal deutlich den Unterschied zwischen netto-Lohn, brutto-Lohn und Stundenkosten für den Arbeitgeber hervorheben.

    Wenn ich netto 10€ raus habe, können das brutto bei Steuerklasse V gerne 18-20€ sein. Für den Arbeitgeber kommt nochmal bummelig 1/3 obendrauf, das wären grob 24€/Stunde.


    Wenn eine Putzfee auf Rechnung arbeitet, muss sie eigentlich dieses Arbeitgeberbrutto herausbekommen. Denn sie muss sich ja selbst versichern (Arbeitslosigkeit, Krankenversicherung, Rente, Unfall...).

    So hab ich Susans Ausgangsfrage jedenfalls verstanden.

    ja, so war es gemeint.


    Ich habe als Diplomjuristin etwa 14 Euro Umsatz pro Stunde mit Klausurkorrekturen gemacht, hatte aber nicht das Gefühl, lieber für mehr Geld als Putzfrau arbeiten zu wollen.


    Mio, geht dir das anders?

    • Offizieller Beitrag

    Ich bleibe dabei: bei 1:12 bleibt eine Menge Spielraum, die weltrettende AIDSForscherin besser zu bezahlen als die "faule" Frau Maier, die zufrieden ihre Regale im Edeka einräumt.

    Beim jetzigen Schweizer Mindestlohn sprechen wir da von Toplohn von ca. 33'000 Franken im Monat. Das ist durchaus nett und erstrebenswert.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • ...
    Ein Student hat in München sicher Probleme. Aber eine Familie, die vom Einkommen eines Friseurs und einer Einzelhändlerin lebt, ganz sicher auch.

    Das bestreitet ja auch keiner. Auch müsste die Diskrepanz zwischen den Gehältern ja nicht so hoch sein. Aber ein Rechtsanwalt sollte mehr verdienen als ein Friseur.

    Ein angestellter Arzt muss weder Geräte finanzieren noch Personal bezahlen noch Versicherungen. Einen sachlichen Grund für den höheren Stundenlohn gibt es nicht.

    Ein angestellter Arzt verdient (wenn er nicht gerade Chefarzt ist) bedeutend weniger als ein niedergelassener Arzt. Schon allein, weil er kein unternehmerisches Risiko tragen muss. Aber ich glaube, ich habe deinen Einwand falsch verstanden. Also, ein Arzt verdient mehr als eine Krankenschwester, weil er ein umfangreicheres Wissen benötigt und Entscheidungen trifft, die Leben retten. Eine Krankenschwester ruft den Arzt hinzu, wenn es kritisch wird. Keine Frage, dass eine Krankenschwester besser verdienen sollte als dies bisher der Fall ist, eben weil die Tätigkeit auch körperlich anstrengend ist. Mein Punkt ist in allen Beispielen ja nur, dass bestimmte Berufe mehr verdienen sollten als andere, aber das bedeutet nicht, dass dies exorbitant mehr sein muss.

    also wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich gar nicht wegen des geldes studiert oder promoviert habe. sondern allein wegen des bildungsaspektes und weil ich noch zeit haben wollte, die ich frei einteilen und nach meinem gusto mit interessanten inhalten und menschen gestalten kann. gerade die studienzeit war die tollste und entspannteste zeit meines lebens. dafür jetzt DEUTLICH mehr geld zu verlangen, käme mir geradezu fies vor.

    Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich habe studiert, um nicht weiter auf meinem popeligen Gehalt ohne Perspektive nach oben zu versauern. Es war eine anstrengende Zeit und ich musste mich selbst finanzieren. Der Tag war voll mit Pflicht-Vorlesungen und ich hatte keine Zeit, um nebenher zu arbeiten. Ich habe immer mal 1 Semester ausgesetzt, um zu arbeiten und dann musste ich in kürzester Zeit die Scheine nachmachen, weil ich sonst die Fristen verpasst hätte und dann wäre es das gewesen mit dem Studium. Ich habe teils tagelang nur Brot und Nudeln gegessen, weil es das Billigste war. Ich hatte nicht mal einen Tisch, um meine Referate zu schreiben. Habe auf einer Luftmatratze geschlafen und hatte meine Kleidung in 2 Umzugskartons. Einen Kühlschrank geschweige denn Fernseher konnte ich mir auch nicht leisten, was aber nicht schlimm war, weil das Zimmer eh winzig war. Ich glaube, ich hatte den falschen Studiengang.

    Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen.

  • Sorry, falls ich das überlesen habe, Susan Sto Helit : Hast du Helpling für die Reinigung deiner Wohnung engagiert oder in deinen Büroräumen? Unsere Erfahrungen mit privat gesuchten Putzmännern und -frauen waren nämlich so grottig, dass wir wieder selber putzen (wir sind ja nicht da, wenn die putzenm, da war gern das Geld genommen und noch das eine oder andere aus dem Haushalt weg, aber kaum was geputzt). Wenn privat: Bist du dann da? Bist du zufrieden?

  • Wenn du keine Fördergelder erhalten hast, war dein Studium mit Sicherheit wirklich sehr hart.


    Selbstverständlich ist ein Studium auch sonst kein Spaziergang. Das wollte ich damit gar nicht behaupten! Ich habe in der Woche auch Rund-um-die-Uhr von morgens 8 bis flexibel mal 16 Uhr, mal 18 Uhr Veranstaltungen gehabt. Ohne jegliche Planbarkeit ist da kein Nebenjob in der Woche drin, so dass meine Kommilitoninnen und auch ich im wesentlichen am Wochenende noch zusätzlich gejobbt haben. Danach kommt dann das lernen für die Klausuren in den noch übrigen Stunden.

    Von daher hast du Recht, wenn man sich überlegt, dass ich als Arzthelferin am Wochenende immer frei gehabt hätte.

    Trotzdem wollte ich nicht einmal ernsthaft abbrechen und zurück zum Job. Und dabei habe ich den sogar auch sehr gerne gemacht. Aber studieren ist eben auch großartig, wenn man das Fach mag. Ich bin immer gerne zur Uni gegangen.


    Ich finde es auch tatsächlich sinnig, wenn jemand mehr Geld verdient, weil er keinen nine-to-five Job hat und auch am Wochenende regelmässig herangezogen wird. Jeder dieser Überstunden, Dienste und Co sollte aber dann eigentlich auch sowieso zusätzlich bezahlt werden. Ist ja im wesentlichen auch eigentlich so. Trotzdem kann sich ein Arzt z.B. ja nicht aussuchen, ob er Bock auf 24h Dienste hat oder auf Wochenenddienste, weil er sie leisten muss. Von daher ist das schon ein stichhaltiges Argument für mehr Geld, weil eine 50-60 Stunden Woche die Regel ist.


    Aber zurück zur Putzfrau oder die Regalverräumerin bei Edeka. Ist das wirklich ein so einfacher Job? Meine Schwiegermutter ist mittlerweile körperlich ein ziemliches Wrack mit orthopädischen Problemen überall. Ihr Lebensstilist soweit okay, daran liegt es nicht. Aber die dauerhafte körperliche Belastung hinterlässt Spuren.

    Ich möchte nie nie niemals mein Leben mit ihrem vertauschen. Sie hat nie die Chancen im Leben gehabt, die ich hatte.


    Wenn man die Leute einteilt in Jobs nach Prestige oder Wertigkeit, wäre die Voraussetzung doch erstmal, dass jeder die gleiche Chance haben müsste einen hohen Bildungsabschluss zu erreichen. Davon sind wir weit entfernt. Und es bringt ja auch gar nicht jeder die Voraussetzungen mit.

    Platt gesagt: wenn jemand halt mit einem IQ von 70 zur Welt kommt, hat er nicht die Möglichkeit sich eine akademische Karriere zu schaffen. Wenn er Glück hat, bekommt er aber einen Job am unteren Ende der Nahrungskette. Dort gilt er dann aber als faul, weil sein Job ja nicht so wichtig ist? Ein solches Kind musste für seinen Schulabschluss viel härter arbeiten, als ein Kind mit mehr IQ. Deshalb hat es ja auch vielleicht „Glück“ und bekommt überhaupt einen Job. Während ein Kind mit einem IQ meinetwegen von 115 sich relativ leicht ein gutes Abi erarbeiten kann und dafür ständig belobigt wird, obwohl sich der dümmere Junge vielleicht sogar viel mehr angestrengt hat. Ist das fair?

    Ich hatte früher 2 leicht intelligenzgeminderte Freunde. Beide sind fleißig, so dass der eine heute LKW Fahrer ist und der andere hat eine Stelle auf dem Bau, soweit ich weiß. Mehr können die beiden nicht erreichen. Es ist toll, wie weit sie gekommen sind.

    (Die IQ Werte sind hier frei erfunden und sollen nur was verdeutlichen! Ich weiß selber, dass das nicht so fix gesehen werden kann!)


    Deswegen finde ich jeden Job erstmal gleich viel Wert. Und dann kann man gucken, inwiefern kleinere Zuschläge erforderlich sind für Unternehmerrisiken, unerträgliche Arbeitszeiten, Studienkreditschulden, Rentenzeiten usw.

    Aber eben nicht dafür, weil jemand klüger ist. Fleiß ist schwer messbar. Ansonsten mag der auch zum Teil ein Kriterium sein. Wobei Fleiß erstmal auch in uns angelegt ist.


    Viele Putzfrauen haben nie die Chance gehabt, weil sie aus dem Ausland kommen und ihr Bildungsabschluss hier nicht in der Form anerkannt wird. Eine gute Bekannte von mir z.B. arbeitet deshalb als Verkäuferin in der Bäckerei. Die Arbeitszeiten sind richtig mies. Wird das entsprechend entlohnt? Nein natürlich nicht. Ihr Mann, auch aus dem Ausland, hat ursprünglich mal studiert, baut hier Zäune, weil sein Abschluss hier nichts wert war und ein weiteres Studium finanziell nicht drin war.


    Andere Putzfrauen, wie meine Schwiegermama, sind einfach zu lange bei den Kindern zuhause geblieben und waren danach zu lange aus dem Beruf. Sie durfte nicht wieder einsteigen, obwohl sie es damals sehr versucht hat. Heute läufts anders, aber damals war das so. Vollzeitkindergartenplätze gab es sowieso nicht.

    Meine Schwiegermutter versucht seit ich sie kenne, irgendwie ein zweites Standbein zu schaffen und ist sehr kreativ dabei, bildet sich fort. Aber niemand gibt einer Ü50 Putzfrau eine ernsthafte Chance ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie läuft immer vor irgendwelche Wände.


    Selbst wenn ich ins Verhältnis gesetzt (also wegen Studienkredit und Co) nicht mehr verdienen würde, als eine Putzfrau, würde ich mein Studium immer noch gut finden. Weil ich meinen neuen Job viel cooler finde zu machen, als z.B. putzen zu gehen oder Regale einzuräumen. Ich bin sehr sehr dankbar für diese Chance. Wohl auch, weil ich jeden Tag sehe, wie schwer es ist für die Leute, die keine so sichere Perspektive haben. Die sich jeden Tag gängeln und herumschubsen lassen müssen, weil sie leicht zu ersetzen sind durch den nächsten. Weil putzen, Regale räumen, im Einzelhandel verkaufen usw. erstmal fast jeder schnell erlernen kann. Das ist ein hartes Leben, was noch nichtmal angemessen vergütet wird.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Miriam deine beiträge hier im thread finde ich allesamt super und möchte sie so unterschreiben.



    vieles von dem, was die 'fleißigen und rechtschaffenen' als eigenen verdienst ansehen und daher monetär belohnt wissen wollen, ist in mehrfacher hinsicht ein geschenk und bonus.



    lg patrick

    • Offizieller Beitrag

    Mein Problem ist bei gleichen Löhnen in unserem System tatsächlich die Rente: Jemand, der lange Ausbildungszeiten in Kauf nimmt, der wird dann auch noch mit einer kleineren Rente bestraft. Das finde ich sehr schräg.

    Wenn gleiche Löhne, dann muss unbedingt was mit der Rente passiern. Denn ich fände es krachend ungerecht, wenn ein Akademikerin dann in die Altersarmut rutscht, weil sie erst später fertig wird und Geld verdienen kann.


    Wobei das eh so was von umgekrempelt werden muss...

  • Aber mit dem 1:12-Vorschlag wäre das kein Problem.


    Die Idee finde ich sehr charmant, weil ich die Schere entsetzlich finde. Ich komme aus bitterster Armut, und bin jetzt auf der Gewinnerseite. Und sehe, mit welcher Vehemenz der Teufel auf den größten Haufen scheißt. Und das sogar ohne Beschiss und Steuertricks.

  • Manchmal schon. Wenn ich überlege, dass ich für eine gute Behandlung, für die ich mir Gedanken mache, zuhause vielleicht noch mal nachlese in den Unterlagen der Fortbildungen (für die ich privat tausende Euro ausgegeben habe) 4,- Euro bekomme, dann ist das durchaus frustrierend.

    Und da kommt ja eine Behandlung nach der anderen, kaum Zeit aufs Klo zu gehen.

    "Schuld" sind nicht meine Arbeitgeber, Schuld ist das System. Denn die Krankenkassen zahlen halt nicht mehr.

    Da wären wir wieder bei den med. Hilfsberufen und Frauenjobs.


    Trotzdem hast Du Recht; ich liebe meine Beruf. Irgendwie :D. Aber eine Familie ernähren kann man damit nur schwerlich.

  • Deswegen finde ich jeden Job erstmal gleich viel Wert. Und dann kann man gucken, inwiefern kleinere Zuschläge erforderlich sind für Unternehmerrisiken, unerträgliche Arbeitszeiten, Studienkreditschulden, Rentenzeiten usw.

    Das Problem daran ist halt, dass sich das im Kapitalismus so nicht regeln lässt. Auch nicht mit dem Weg über eine bedarfsunabhängige Grundsicherung.


    Geld ist das Mittel, um Ressourcen zu verteilen. Wenn alle gleich viel Geld zusätzlich haben, dann werden die lebensnotwendigen Dinge wie Essen und Wohnen recht schlagartig um soviel teurer werden, dass dieses "mehr Geld" davon aufgebraucht werden wird.


    Dass es Leute gibt, die unverschämt viel Geld verdienen, dafür sehe ich erst mal zwei Gründe. Der eine ist fies und ungerecht, nämlich dass sich die geldhabende Klasse um ihre Mitglieder kümmert. (Und sicher auch ein Stück weit, dass die Männer an der Macht um das Einkommen von anderen Männern kümmern.) Und der andere ist betriebswirtschaftlich völlig rational: Wenn ich jemanden einstellen kann, der mir eine bestimmte Arbeit so erledigt, dass ich besonders viel Geld verdienen kann, dann biete ich ihm auch das Gehalt dafür, damit er für mich arbeiten mag.


    Aber es gibt für diese ganzen Probleme Lösungen, auch welche die im Kapitalismus funktionieren würden oder schon funktioniert haben.


    Erst mal die Einkommensteuer. Man könnte die Progression einfach wieder deutlich verlängern.


    Und am anderen Ende bräuchte man wieder eine echte Grundsicherung ohne Sanktionen (aber NICHT bedarfsUNabhängig). Das würde unter anderem die Niedriglöhne anheben, weil es die Zahl der Arbeitskräfte verringern würde, die im Niedriglohnbereich arbeiten würden.


    Für die Rentenproblematik beim Studium: Da hatten wir schon mal deutlich bessere Anerkennung von Ausbildungszeiten. Das könnte man einfach wieder einführen. In meiner Elterngeneration haben die Menschen auch für ein Studium Rentenpunkte gut geschrieben kriegt.


    Wieso sich das alles gerade nicht durchsetzen lässt, ist die andere Frage.

  • xenia, genau, das ist die frage.


    interessant auch finde ich die tatsache, dass die solidarität innerhalb der sehr reichen schichten deutlich grösser zu sein scheint als in der mittleren und unteren vermögensschicht. da neidet oft einer dem anderen noch den letzten brotkrümel. so lange dies so bleibt, wird sich nichts ändern. manchmal frage ich mich, warum ich mich überhaupt für diese themen engagieren soll, wenn es viele betroffene selbst nichtmal tun. ich weiss die antwort, aber erstaunt bin ich trotzdem immer wieder.


    ansonsten: thumbs up für miriams beiträge.