Studium der Architektur

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  • Mein Sohn interessiert sich sehr für diesen Studiengang für das WS 18/19. Die Infos im Netz erschlagen einen aber geradezu, es gibt in Deutschland 62 Bachelor- Studiengänge. #hmpf Das geht schon bei der Entscheidung Uni oder FH los.

    Gibt es hier im Forum ArchitektInnen, die etwas dazu sagen können? Auf was sollte man achten, welche Uni hat einen "guten Ruf"?

  • Puh, das ist schwer, etwas dazu zu raten.

    Weil ich die Szene noch von Diplom-Zeiten her kenne, nicht aber von Bachelor/Master. Ich kann mir schon vorstellen, dass jetzt, wo alle Bachelor und Master anbieten können, einen die schiere Masse erschlägt.

    Ich würde zuerst überlegen:

    Weiß dein Sohn genau, was bei Architektur auf ihn zu kommt, will er das schon länger und ist er ein kreativer Entwerfer? Dann würde ich zu einer der alten TU-„Entwurfsschulen“ raten. Diese haben traditionell einen guten Ruf, sind aber voll, manchmal übervoll und man braucht eine große Eigenmotivation.

    Ist er eher der Praktiker und weiß noch nicht so genau, ob Entwerfen wirklich sein Traum ist, kommt vielleicht eher was anderes in Betracht.

    Braucht er es eher kleiner und übersichtlicher, mit individuellerer Betreuung, ist vielleicht gerade eine nicht so prominente Architekturschule genau richtig.

    Sucht ihr etwas in der Nähe von zu Hause oder deutschlandweit? Ist die Wohnungssituation in der angepeilten Stadt von Belang?

    Und konkret auf deine Frage: die Unis mit dem guten Ruf waren zu meiner Zeit (90er)

    vor allem Berlin, Braunschweig, Aachen, Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart, München, Weimar und Dresden.

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Vielen Dank für Deine Antwort! Ja, die unterschiedlichen Abschlüsse kann ich auch überhaupt nicht einschätzen, Diplom gibt es auch noch an einigen Unis, z. B. in Dresden.

    Und in Berlin kann man das an der TU, aber auch an der Universität der Künste studieren. #rolleyes

    Beim Bachelor gibt es auch verschiedene Abschlüsse: of Science, of Arts, of Engineering.................


    Und ja, er interessiert sich schon länger dafür, er ist sehr kreativ (schon mit Lego hat er immer eigene Entwürfe gemacht), später bei Minecraft die unglaublichsten Gebäude konstruiert. Er zeichnet sehr gerne (eine Weile hat ihn auch der Beruf des Grafikers interessiert), baut Modelle, ist auch handwerklich geschickt. In Kunst haben sie nun im letzten Jahr auch das Schwerpunktthema Architektur, vom Entwurf bis zum Modellbau.

    Er hat neulich den Orientierungstest für Hochschulen gemacht, Ergebnis: Architektur

    Ingenieur (aber was für einer, da ist es ja noch schlimmer) und etwas mit erneuerbaren Energien interessieren ihn auch. Eine Bekannte meinte neulich, dass er das ja vielleicht auch kombinieren könnte, je nachdem, wie es nach dem Bachelor z. B. weiter geht.


    Was versteht man genau unter "Entwurfsschulen"? Macht man an den anderen Schulen deutlich weniger Entwürfe?


    Kleiner und übersichtlicher wäre für ihn sicher nicht schlecht, er ist jetzt schon auf dem kleinsten Gym in unserer Stadt. Wir leben in FR, haben auch eine Uni, aber weder Architektur noch Ingenieurswesen. Sein Bogy hat er in der Mikrosystemtechnik gemacht, das hat ihn auch fasziniert, aber ist ihm letztendlich wohl doch "zu trocken". Jedenfalls müsste er für ein Architekturstudium notgedrungen in eine andere Stadt, dem er aber positiv gegenüber steht. Und klar wird die Wohnsituation dann eine Rolle spielen. #hmpf


    Aber man muss ja irgendwo anfangen um zu einer Entscheidung zu kommen und so hat er sich erst einmal durch diverse Uni-Beschreibungen durchgearbeitet (study.....check z. B.). Dann gibt es oft NC oder sogar Bewerbungsmappen, die Bewerbungstermine sind alle unterschiedlich, und das alles, wo er sich nun eigentlich auf das Abi konzentrieren sollte.

  • An der Hochschule Rottenburg gibt es den Master-Studiengang „Ressourceneffizientes Bauen“, das klingt total interessant.

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Ich würde Euch mal empfehlen, Cottbus anzusehen - sehr sehr schöne kleine Uni mit gutem Ruf in der Lehre. Wenn dann während des BA die Ambitionen wachsen, wäre der Sprung nach Berlin oder Weimar nicht so weit.


    Für einen Master kann dann aber auch schon Europaweit interessant sein. An den Berliner Unis muss man viel Eigeninitiative und Durchblick mitbringen, um gut klar zu kommen, das fand ich eher nicht so ideal.

  • Cat Noir


    Ja, wenn man das alles so durchliest, gibt es sehr viele spannende Schwerpunkte und Themen. Aber jetzt geht es ja erst einmal um den BA.


    shangri-la


    Danke für Deine Empfehlung, auf einer Top-12-Liste ist uns Cottbus auch schon begegnet.


    Was uns Eltern etwas Sorgen macht, sind die Aussagen einiger Bekannten und auch Kommentare, die ich im Netz gelesen habe, dass das Studium zwar hochinteressant sein kann, aber danach viele Architekten arbeitslos sind. Auch dass Bauingenieure inzwischen einige der früheren Funktionen von Architekten übernommen haben.

    Aber wir wollen Junior seinen Traum ja nicht ausreden........alles nicht so einfach.

  • Beim Bachelor gibt es auch verschiedene Abschlüsse: of Science, of Arts, of Engineering.................

    Auch dass Bauingenieure inzwischen einige der früheren Funktionen von Architekten übernommen haben.

    Das spricht vielleicht für eine der Unis oder FHs, die Bachelor of Engineering-Abschlüsse anbieten.

  • Zum Thema Arbeitslosigkeit nach dem Studienabschluss kann ich sowohl spezielle auf Architekten bezogen als auch ganz allgemein sagen, dass es heutzutage immer wichtiger ist, dass man sich bereits vor dem Studium gründlich über mögliche Karriere Wege und Berufsbilder informiert. Diese decken sich nämlich in der Regel nicht mehr zwangsläufig mit dem Titel des Studiums beziehungsweise gibt es eine große, breit gefächert der Arbeitswelt, die sich hinter einem Oberbegriff wie „Architekt/in“ verbirgt.

    Und auch während des Studiums Muss man unbedingt an diesem Thema dran bleiben, die Angebote des Carreer Service der Uni nutzen und sich um Praktika oder andere Möglichkeiten für praktische Einblicke und Kontakte in die reale Arbeitswelt bemühen. Das muss nicht stressig sein, aber man sollte das Thema eben unbedingt schon ab dem ersten Semester auf dem Schirm haben.

    Und ich finde, die Unüberschaubarkeit der ausdifferenzierten Arbeitswelt von heute, ist gerade ein Argument dafür, auf jeden Fall etwas zu studieren, zu dem man auch eine persönliche Neigung hat – und nicht etwa nur danach zu gehen wie vermeintlich sicher man hinterher einen Job bekommt.


    Ich kenne sehr viele Leute, die Architektur studiert haben, einige waren lange arbeitslos oder haben zunächst stark unterbezahlt gearbeitet, ganz klassisch im Architekturbüro, ich kenne einige die heute eher im Kultur und Kunstbereich unterwegs sind, ich kenne welche die in den Journalismus gegangen sind, andere haben ein Referendariat im öffentlichen Dienst gemacht, andere sind heute Sachverständiger, andere sind in der Entwicklungshilfe, andere im Quartiersmanagement, andere haben sich selbstständig gemacht, teilweise mit Architektur ich kenne aber auch drei Barbesitzer mit Architekturdiplom. Ein gutes ArchitekturStudium qualifziert einen durch aus für sehr viele Richtungen.


    Am besten haben sich definitiv die geschlagen, die sich schon früh mit den verschiedenen Schwerpunkten und Möglichkeiten auseinandergesetzt haben, und sich dementsprechend um Praktika bemüht haben – und nicht nur darauf geachtet haben, unbedingt in einem möglichst coolen Architekturbüro zu arbeiten.

    Für den Arbeitsmarkt ist es nämlich natürlich realistisch gesehen nicht so ausschlaggebend, ob man ein unglaublich guter Entwerfer ist – wenn man den Schwerpunkt auf diesen künstlerisch – gestalterischen Aspekt hat, dann findet man sich tatsächlich mit ähnlichen Arbeitsbedingungen wie in anderen kreative Berufe wieder: prekär, man ist Unternehmer seiner selbst und muss hart arbeiten, bis man ordentlich bezahlt wird und viele Kompromisse machen. Spezialisiert man sich hingegen auch auf angewandte oder technische Fragestellungen, zum Beispiel im Energiesparbereich oder Lärmschutz oder auch barrierefreies Bauen, dann sieht das schon wieder ganz anders aus.


    Und ich will noch mal sagen, dass ich nach vielen Jahren an der Hochschule und der Beratung von Studierenden beim Übergang von Studium zum Beruf feststellen muss, dass heutzutage in sehr vielen Bereichen der Einstieg schwieriger als gedacht ist, und man in sehr sehr wenigen Branchen sofort mit tollen Einstiegsgehältern zu guten Arbeitsbedingungen rechnen kann. Da ist Architektur wirklich keine Ausnahme, und das gilt mittlerweile auch für ganz klassische „guter Jon“ Fächer wie BWL oder auch einige Ingenieursberufe. (Nicht alle)

  • Was ich mit „Entwurfsschulen“ meinte, sind vor allem die alt-ehrwürdigen Technischen Hochschulen, die berühmte Architekten als Profs haben, bei denen der Entwurfsschwerpunkt schon sehr stark ist. Die klassische Bautechnik oder gar neue Entwicklungen wie Energieeffizientes Bauen oder kostengünstiges Bauen werden (bzw. wurden) da gerne vernachlässigt.

    Da würde dann aus „Form follows function“ ganz schnell „function follows form“.

    Das liegt nicht jeder/m #zwinker


    Cottbus hätte ich auch ins Spiel gebracht, gerade ist auf SPON wieder ein Artikel, dass die Unis im Osten zumeist kleiner, leerer und persönlicher sind.


    Eine Bekannte von mir hat dort einige Semester verbracht und war begeistert, allerdings vor 20 Jahren.


    Ich würde bei der jetzigen Studienfachwahl mich grundsätzlich nicht von derzeitigen Jobaussichten leiten lassen. Wer weiß, was dann ist, wenn er fertig ist...

    Die ganz große Architektenschwemme ist durch (90er waren übel), und gerade im öffentlichen Dienst werden für spannende Bauaufgaben viele Leute gesucht, weil in den nächsten Jahren der Fachkräftemangel immer schlimmer wird und viele ältere in Rente gehen. Wir haben kaum noch gescheite Bewerber für unsere offenen Stellen.

    Und wenn er dann doch lieber baut statt zu entwerfen, werden gute Bauleiter inzwischen auch schwer gesucht.


    Ein Riesenvorteil beim Bachelor/Master-System ist, dass ihr auch gucken könntet, wo er erst mal den Bachelor macht, vielleicht nah zu Hause oder dort, wo man günstig Wohnungen bekommt oder wo auch immer. Und wenn er dann selber in der Szene unterwegs ist, kann er sich ne nette Uni für den Master suchen, Schwerpunkte setzen oder zu einer der alt-ehrwürdigen wechseln. Das ist tatsächlich wesentlich flexibler geworden als früher.


    Spannend, das alles...

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Bin selber Elektroingenieur statt Architekt geworden, habe aber einen grösseren Hausumbau zu einem guten Teil selber geplant und geleitet.


    Mir klingt dein Sohn gut geeignet.


    Architektur ist ein sehr weites Feld, zwischen "künstlerischer" Entwurfsarchitektur (function follows form) und ganzheitlichem Systemdenken (form follows function) gibt es alles.


    Zur Auswahl der Uni würde ich mir ansehen, was so an Studentenarbeiten gemacht werden. Ich denke daran kann man schnell sehen ob einem der Schwerpunkt und die Atmosphäre gefallen würde.

  • Vielen lieben Dank für Eure ausführlichen Beiträge! #super Ich habe sie aufmerksam gelesen, bzw. auch Junior vorgelesen und wir versumpfen die letzten Tage im Netz. Bisher hatte er noch keine Eingebung, schaut sich auch bei den Ingenieuren, speziell bei den erneuerbaren Energien um.

    Mich macht das langsam aber sicher richtig kribbelig, #warte zumal man bei vielen Unis auch ein Praktikum vor Semesterbeginn vorweisen muss. Der Papa bleibt bisher cool.

  • Heute hatte Junior einen Termin beim Studienberater, der in die Schule gekommen ist. Der hat sich nun alles angehört und meinte, dass der BA-Studiengang KlimaEngineering gut zu seinen Interessen passen würde. Jetzt informiert er sich gerade darüber, was danach als Master möglich wäre.