Nicht gelingende Zweisprachigkeit - Brainstorming erbeten

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  • Ich brauche Mal eure Ideen zu einem fachlichen Problem:


    Kind 7,5 Jahre alt

    Die Familie kam kurz nach dessen Geburt aus Russland nach Deutschland.

    Der Vater spricht kaum deutsch, Mutter ausreichend, um hier am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das große Kind (13) spricht ähnlich gut. Erfolgreich in der schule und in der Musik

    Die Familie spricht zu Hause Russisch. Sie sind sehr musikalisch, die Kinder haben Auftritte (ich vermute dass da auch eher russischsprecgende Umgebung ist.


    Das Kind ist nun in der zweiten Klasse und hat nach wie vor Sprachprobleme.... es kann sich schlecht verständigen... Und die Unterrichtsinhalte Falle ihm schwer.

    Es fällt auf, dass das Kind im Kopf auf russisch bearbeitet Indra nicht übersetzt, dafür aber der Wortschatz fehlt.


    Ich mache mir Sorgen, weil die Eltern sagen, das Kind ist seit Anfang an auch in deutschsprachigen Umgebungen (also Kita und schule)

    Kognitive Beeinträchtigungen habe ich zwar schon im Blick, aber es lernt ja super gut ihre Instrumente... Sie kann ja auch perfekt russisch (habe das von jemand russisch sprechenden erfahren)

    Lesen und Schreiben ist auch sehr mühsam, weil die kyrillischen Zeichen immer in seinem Kopf sind.....


    Habt ihr Ideen?

    Was kann ich noch tun, außer Umgebung schaffen, Bindung aufbauen, Sprachanlässe etc.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich finde das normal. Die Kinder haben oft bis zur 4. Klasse ihre Probleme mit der Sprache.

    Wichtig ist neben der Schule der Hort. Das Kind Kenntnis spielerisch.

    Trotzdem sollte ein Förderstatus her. So kann das Kind im Unterricht und im Hort mehr unterstützt werden.


    So viel mehr kannst du nicht machen. Sprachspiele, Memory usw.

  • Förderstatus im Bereich Sprache bei Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache gibt's erst ab dem dritten Schuljahr.....


    Und nein, ich finde es nicht normal....

    Ich habe ja schon sehr viel Erfahrung mit mehrsprachigen Kindern..... Ich mache mir tatsächlich Sorgen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Kann es sein, dass das Kind die deutsche Sprache innerlich ablehnt?

    Orientiert es sich vielleicht am Rollenvorbild oder der Einstellung des Vaters?

    Warum spricht dieser kaum deutsch?

    Wie ist die grundsätzliche Einstellung der Eltern zu Deutschland und dem Leben hier?

    Es ist natürlich nicht einfach, so etwas zur Sprache zu bringen. Und ich würde da auch nicht nachforschen, eher einen Denkanstoß geben.

    Unabhängig davon kannst du dich bemühen, eine gute Beziehung zu dem Kind aufzubauen.

    Sandra
    mit #male ( 07/05 )
    und #male ( 04/08 )

    Einmal editiert, zuletzt von sandre ()

  • Gibt es denn noch andere russischsprachige Kinder in ihrem Umfeld? Es kann ein großes Problem sein, wenn Kinder mit gleicher Muttersprache sich von der Gruppe abkapseln und daher hauptsächlich in ihrer Muttersprache kommunizieren. Da muss man in Kindergruppen wirklich schauen, dass die Kinder animiert werden, sich der Herausforderung zu stellen, nicht nur die "bequemen" Freundschaften zu pflegen, sondern auch mit deutschsprachigen Kindern intensiv zu spielen.

  • Also wenn du dir Sorgen machst, dann scheint das Kind also kaum deutsch zu sprechen und zu verstehen.

    Schlecht verständigen wäre ja noch ok. Weil schüchtern und so.


    Dann macht nen emsoz Status draus. Lässt sich ja begründen. Mehr kann die Schule kaum leisten.

  • Legasthenie abklären? Oder irgend eine andere Lernschwäche - kann das Kind Russisch schreiben und lesen? Oder gibt es dort auch Probleme?

    Musik und Sprache müssen vom Lernen her nicht unbedingt zusammenhängen...

  • Es gibt Kinder, die sind einfach und schlicht nicht so sprachbegabt.


    Meine Tochter hat eine Freundin die hier geboren und aufgewachsen ist. Die Mutter Kroatin, der Vater Italiener. Der große Bruder spricht alle drei Sprachen fließend, sie selbst spricht keine der drei Sprachen richtig. Sie hat einfach kein Gefühl für Sprache. Das fällt, glaube ich, bei mehrsprachigen Kindern einfach mehr auf.

    • Offizieller Beitrag

    Förderstatus im Bereich Sprache bei Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache gibt's erst ab dem dritten Schuljahr.....

    Sonst kann ich nicht beitragen, aber: HIMMEL, ist das kurzsichtig und bescheuert...

    Hier versuchen sie gerade vorschulische Angebote zu etablieren, die "normale" Förderung greift ab 4 Jahren. Ab dann gibt es DaZ- Stunden (Deutsch als Zweitsprache).

    Eine der sinnvollsten Investitionen in Bildung, die es gibt, meiner Meinung nach.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hier versuchen sie gerade vorschulische Angebote zu etablieren, die "normale" Förderung greift ab 4 Jahren. Ab dann gibt es DaZ- Stunden (Deutsch als Zweitsprache).

    Eine der sinnvollsten Investitionen in Bildung, die es gibt, meiner Meinung nach.

    Talpa, das ist überall anders :)

    An unserer Schule gibt es auch ab der ersten Klasse DaZ-Stunden.

  • Es gibt Kinder, die sind einfach und schlicht nicht so sprachbegabt.


    Meine Tochter hat eine Freundin die hier geboren und aufgewachsen ist. Die Mutter Kroatin, der Vater Italiener. Der große Bruder spricht alle drei Sprachen fließend, sie selbst spricht keine der drei Sprachen richtig. Sie hat einfach kein Gefühl für Sprache. Das fällt, glaube ich, bei mehrsprachigen Kindern einfach mehr auf.

    Richtig.


    Und wenn der Vater immer noch kaum deutsch spricht, könnte man auch schon was vermuten, wo es her kommt.


    Ich bin auch nicht zu einer echten Zweisprachigkeit in der Lage. Ich hatte mit Dialekt und Hochsprache frühe Übungsmöglichkeit, aber habe es nicht geschafft. Und eins meiner Kinder hat das definitiv geerbt.

    • Offizieller Beitrag

    Hier versuchen sie gerade vorschulische Angebote zu etablieren, die "normale" Förderung greift ab 4 Jahren. Ab dann gibt es DaZ- Stunden (Deutsch als Zweitsprache).

    Eine der sinnvollsten Investitionen in Bildung, die es gibt, meiner Meinung nach.

    Talpa, das ist überall anders :)

    An unserer Schule gibt es auch ab der ersten Klasse DaZ-Stunden.

    Ja, leider ist es überall anders - und sorry, gerade wenn Leslie schreibt, sie arbeitet viel mit mehrsprachigen Kindern und ich weiss, dass sie in Berlin arbeitet, dann finde ich das EXTREM ungeschickt von der Kommune/dem Staat/der Gesellschaft... da nicht zu investieren. Nicht nur ungeschickt, sondern kurzsichtig, diskriminierend und *Dinge die ich nicht sagen darf*. So kann man sich natürlich auch abgehängte, unintegrierte junge Menschen selber machen...


    Ich wollte nur meine Wut über dieses System ausdrücken.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Talpa: Nein, auch in Berlin gibt es Sprachförderung: alle Kitas schreiben über jedes einzelne Kind Sprachlerntagebücher und sollen vielfältige Sprechanlässe bieten. Im letzten Kitajahr gibt es eine Förderung für Kinder, die nicht gut in der Sprachstanderhebung abgeschnitten haben. Diese wird von Lehrern der Förderschulen durchgeführt. In der Schule gibt es Daz-Förderunterricht. Außerdem haben alle Lehrer eine Daz-Fortbildung gemacht und sollen die Förderprinzipien in allen Unterrichtsfächern berücksichtigen.

    Allerdings nehme ich an, das die Förderung in deiner Region eine sehr hohe Qualität haben wird, Talpa.


    Leslie Winkle: wenn das Kind sehr gut ihre Muttersprache spricht, liegt keine Sprachbehinderung vor. Vielleicht könnte/müsste doch in Richtung Lernbehinderung geschaut werden.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, auch in Berlin gibt es Sprachförderung: alle Kitas schreiben über jedes einzelne Kind Sprachlerntagebücher und sollen vielfältige Sprechanlässe bieten. Im letzten Kitajahr gibt es eine Förderung für Kinder, die nicht gut in der Sprachstanderhebung abgeschnitten haben. Diese wird von Lehrern der Förderschulen durchgeführt. In der Schule gibt es Daz-Förderunterricht. Außerdem haben alle Lehrer eine Daz-Fortbildung gemacht und sollen die Förderprinzipien in allen Unterrichtsfächern berücksichtigen.

    Ach so, ich hatte Leslie so verstanden, dass das Kind erst ab der dritten Klasse mit Förderunterricht rechnen kann, was ich extrem spät fände. So wie Du das beschreibst, klingt das schon deutlich besser - und vernünftig, wie gesagt

    Talpa:

    Allerdings nehme ich an, das die Förderung in deiner Region eine sehr hohe Qualität haben wird, Talpa.

    Nicht zwingend - Du beschreibst eigentlich genau das hiesige System, nur das hier die DaZ-Lehrpersonen zusätzlich kommen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Talpa: die Sprachförderung setzt auch schon früher ein, zb. beim Konzept Spielgruppen Plus, oder auch Integrationsspielgruppen. Verschiedene Träger ermöglichen in den Spielgruppen eine entsprechend ausgebildete Zweierleitung um eine spezifischie Sprachförderung zu ermöglichen. Oft übernimmt die öffentliche Hand oder Stiftungen die Elternbeiträge.

    Als besonders wertvoll wird dabei erachtet, dass auch die Eltern viel mehr miteinbezogen werden als zB. das in der Schule der Fall ist.

    • Offizieller Beitrag

    Talpa: die Sprachförderung setzt auch schon früher ein, zb. beim Konzept Spielgruppen Plus, oder auch Integrationsspielgruppen. Verschiedene Träger ermöglichen in den Spielgruppen eine entsprechend ausgebildete Zweierleitung um eine spezifischie Sprachförderung zu ermöglichen. Oft übernimmt die öffentliche Hand oder Stiftungen die Elternbeiträge.

    Als besonders wertvoll wird dabei erachtet, dass auch die Eltern viel mehr miteinbezogen werden als zB. das in der Schule der Fall ist.

    Ja, da tut sich viel - wobei einige Städte/Kantone da mehr leisten als andere. Basel hat da glaube ich wirklich tolle Sachen, an vielen Orten könnte man da noch deutlich mehr tun. Auch in der Förderung der Erstsprache, zum Beispiel.

    Eben auch, weil die Eltern auch einbezogen werden - zwei Fliegen mit einer Klappe.

    • Offizieller Beitrag

    Da gibt es schon vieles an vielen Orten. Die IG Spielgruppe bietet deshalb ja auch schon länger Sprachmodule in den Ausbildungskursen an. Das verwirrende ist nur, das sie nicht überall gleich heissen. Eben, Spielgruppen ´Plus, Integrationssspielgruppen, Sprachspielgruppen, usw. sie sind meist sehr eng mit der Frühförderung verknüpft. Muttersprachliche Spielgruppen werden sehr gerne gefördert, in Winterthur haben wir türkisch, russisch, albanisch, französisch und spanisch, die offiziell an die Fachstelle angeschlossen sind.

    • Offizieller Beitrag

    Das finde ich super, denn ich finde ja, dass Sprachförderung eine Schlüsselstelle bei der Integration ist - und, auch ein Schlüsselstelle, wenn es darum geht, dass sich Bildungsinvestitionen lohnen sollen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Lesen und Schreiben ist auch sehr mühsam, weil die kyrillischen Zeichen immer in seinem Kopf sind.....

    Das heißt aber, dass das Kind in der 2. Klasse offensichtlich schon die kyrillischen Buchstaben gelernt hat. Woher kann es das?


    Wie ist das Kind ansonsten in die Gruppe integriert?


    Bei uns gibt es Deutschförderung ab Klasse 1. (Bzw. gab es das auch schon im Kiga.) #hmpf Ab Klasse 3 finde ich reichlich spät.

  • Förderstatus ist eine eigene Sache. Für viele ist Integrationsstatus verständlicher. Den Förderstatus Sprache gibt es zum Beispiel für Kinder, die einen hohen logopädischen Förderbedarf haben. Hier sind die verschiedenen Förderbereiche aufgeführt: click.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -