Nicht gelingende Zweisprachigkeit - Brainstorming erbeten

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  • Gäbe es denn die Möglichkeit, das Kind von einem 2 sprachigen Logopäden anschauen zu lassen?


    Weil "irgendjemand" findet, es spricht gut, heißt ja nicht unbedingt, dass alles altersgemäß ist.


    Und dann ist es ja grundsätzlich auch eine Wortschatz-Frage.

    Zu Hause wird ja über völlig andere Themen gesprochen.

    Hier bei uns kann man das noch in der 3. Generation nach Einwanderung beobachten.

  • Sprachförderung für Deutsch als Zweitsprache gibt es sicher auch in Berlin schon früher, teilweise im Kindergarten.


    Was Leslie meiner Meinung nach anspricht ist ein schulischer Förderstatus bzw. die Überprüfung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs. Da stellen die Behörden bestimmte Anforderungen. Z. B. wird in manchen Bundesländern der Förderbearf Lernen erst im dritten Schulbesuchsjahr überprüft, wenn das Kind mindestens drei Jahre für die ersten beiden Schuljahre gebraucht hat. Beim Förderbedarf Sprache will man vermutlich ausschließen, dass die Schwierigkeiten im Zweitspracherwerb begründet sind.

  • Ich habe euch alle gelesen..... Und ich werde heute Abend oder morgen früh darauf antworten....

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Leslie, was mir daran extrem auffällt - ich kenne wirklich viele Kinder mit ähnlichem Background. Da sprechen die Eltern mal besser, mal schlechter, die einen sind halt sprachbegabter, die anderen nicht. Aber wenn das große Kind nach 6-7 Jahren in Deutschland incl. Schulbesuch nur "ausreichend gut spricht, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben", dann kommt mir persönlich das sehr seltsam vor.

    Weil die Kids, die ich so kenne und die als Klein/Kiga/Grundschulkinder kamen, aller querbeet nach einigen Jahren auf Muttersprachlerniveau sprechen, Kinder mit Behinderungen mal ausgenommen. Gerade, wenn das jüngere Kind im Kiga war (war denn die Umgebung dort auch wirklich deutschsprachig? wir hatten in unserem ersten Kiga ne gewisse Grüppchenbildung unter den türkisch und arabisch sprechenden Kindern).

    Und auf das "perfekte russisch" würd ich mich auch nur bedingt verlassen. Der Wortschatz und die Satzbildung im Alltag sind anders als in schriftlicher Sprache und gerade die Leute, die länger in Deutschland leben, haben da oft keine allzu hohen Ansprüche, was die Vermischung der Sprachen angeht.

    Mich verwundert auch das Übersetzen, der fehlende Wortschatz...selbst wenn das häusliche Umfeld komplett russisch sein sollte incl. Büchern/Spielen/TV-Programm - Kindergarten und Schule sind ja auch noch da, das sind einige Stunden pro Tag, da muß ein ordentlicher Grundwortschatz vorhanden sein.

    Frag mal bei Gelegenheit, ob das Kind eine russischsprachige Samstag/Sonntagsschule besucht und was die Lehrer dort sagen, das wäre spannend.

    Bin nicht mal ansatzweise vom Fach, aber ich würde da wohl zu einer Diagnostik raten, weil das imho schon ein arg niedriges Niveau ist. Oder besser gesagt - wäre das ein Kind aus meiner Familie, würde ich den Eltern ne Diagnostik sehr empfehlen.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Das heißt aber, dass das Kind in der 2. Klasse offensichtlich schon die kyrillischen Buchstaben gelernt hat. Woher kann es das?

    Wahrscheinlich geht es parallel noch in eine russische Schule. Das machen hier im Umfeld viele/fast alle. Die fangen auch früher an als unsere Kinder, mit Schreibenlernen.


    Ich würde dem Vorschlag von asreileeth folgen und Kontakt mit der russischen Schule aufnehmen / aufnehmen lassen.

  • Die Schule bietet dem Kind durchaus Förderung unabhängig vom förderstatus, den es im Bereich Sprache eben nicht gibt....

    Es bekommt von Anfang an sprachförderunterricht einmal die Woche in einer Kleingruppe

    Das große Kind sprIcht scheinbar gut, immerhin ist sie auf einem deutschsprachigen Gymnasium, allerdinGs spricht die ganze Familie miteinander nur russisch. Die Hausaufgaben werden meiner Empfindung nach im Kopf auf Russisch geMacht und dann übersetzt....


    In der Schule ergeben sich keine Durch Sprache separierten Peergroups, dazu Ist eine zu große sprachvielfalt da. In meiner Klasse gibt es:


    Spanisch: einmal

    Japanisch: einmal

    Russisch: einmal

    Türkisch: dreimal

    Arabisch: einmal

    Englisch: einmal

    Nepalesisch: einmal

    Schwedisch: einmal

    Dänisch: einmal

    Bosnisch: einmal

    Finnisch: einmal


    Grundsätzlich gilt an der Schule aber auch, dass deutsch gesprochen wird.


    Außerhalb der Schulzeit ist das Kind von dem schulumfeld isoliert.... Es trifft sich nicht mit den Kindern, die Familie hat keine Freundschaften zu anderen Familien an der Schule geschlossen (ich habe ja die Entwicklungen der Klasse und deren Familien anderthalb Jahre beobachtet)


    Warum kann es russisch schreiben?

    Ich denke es kann nicht wirklich russisch lesen und schreiben.

    Es kann ihren Namen schreiben, allerdings

    Es hat einen international häufigen Namen, den schreibt es mit lateinischen Buchstaben, das hat es am Anfang der ersten Klasse in der Schule gelernt.

    Im familienkontext wird der eigentliche Name kaum benutzt, sondern die russische Koseform.

    Und diese Koseform kann das Kind auf kyrillisch schreiben.


    Beim lesen ist mir neulich aufgefallen, dass das Kind Probleme mit dem p,c und b hat. Es verwechselt noch häufig die lautzuordnungen - im russischen stehen die gleichen Zeichen für andere Laute.


    Rolle der Eltern

    Die blocken im Großen und ganzen ab, sie finden, dass Kind ist einfach noch klein, es wird alles nötige lernen, es bräuchte eben nur Zeit....

    Gleichzeitig spielt das Kind mehrere Instrumente auf Leistungsniveau. Es gibt also eine erhebliche Diskrepanz im bildungsverständnis.

    Wir sind eine musikbetonte Schule und jetzt kommts..... Das Kind macht bei keinem Musikangebot der Schule mit, weil die Angebote nicht seinem Niveau entsprechen (das sagen nicht die Eltern, die Musiklehrer sagen, sie können das Kind nicht weiter fördern, es ist sinnvoller, dass die Eltern das außerhalb der Schule machen)



    Das mit der inneren Sperre ist ein interessanter Ansatz....

    Wie gesagt, das Kind ist seit Kleinkind Zeit in deutschsprachiger Umgebung in Kita und Schule. Da finde ich den sehr geringen Wortschatz echt auffällig

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Gibt es auch Probleme mit b,d,p,q?

    Wie ist denn die Händigkeit ausgeprägt?

    Und Sehfehler sind auch ausgeschlossen?

    Liest das Kind flüssig komplexe Noten, oder spielt es nach Gehör?

    Kennt es alle gängigen musikalischen Begriffe auf "Deutsch"?


    Klingt jetzt weit hergeholt, aber wenn die Sehverarbeitung oder die Feinmotorik gestört sind, leidet oft auch die Sprachentwicklung.


    Offensichtlich musst du ja Ansätze finden, ohne Unterstützung der Eltern.

    Ich weiß jetzt nicht, wie das bei euch geregelt Ist, aber eine Diagnostik in andere Richtungen könnte man ja sonst über Förderschwerpunkt Sehen oder Körper/Motorik erzwingen, falls es da Auffälligkeiten gibt.


    Übungen zur Laut Buchstaben Zuordnung habt ihr wahrscheinlich zur genüge.

    Wir haben jetzt die Rechtschreibwerkstatt in der Schule. Auf den Karten sind die Wörter auch in x Sprachen abgedruckt und können über einen QR-Code auch online angehört werden.

  • Das große Kind sprIcht scheinbar gut, immerhin ist sie auf einem deutschsprachigen Gymnasium, allerdinGs spricht die ganze Familie miteinander nur russisch.

    Ich will hier nur mal einwerfen, dass das völlig okay ist (Fettschreibung und Unterstreichung im Zitat sind von mir)

    Entspricht dem Prinzip der Zweisprachigkeit.

    Besser, die Eltern sprechen zu Hause mit ihren Kinder korrektes Russisch, und das Kind lernt zu Hause korrektes Russisch, als wenn zu Hause mehr schlecht als recht irgendwie krampfhaft auf Deutsch geradebrecht und rumgemurkst wird.

    Solange die Familie das Kind ermutigt, in Kita, Schule und Hort Deutsch zu lernen, sollte eigentlich alles okay sein.


    So kenne ich das.


    Zum Rest kann ich nicht viel sagen, weil ich nicht vor Ort bin und das Kind nicht kenne.

  • Ja liddy, klar in der Theorie ist das so, dass in der Familie die FamilienSprache und in der Schule die Umgebungssprache gesprochen wird...


    Meine erfahrUng ist aber, dass In Familien mit mehreren Kindern, die Geschwister untereinander die Umgebungssprache sprechen, auch zu Hause....


    Was jetzt nun besSer oder schlechter ist, darum ging es mir gar nicht. Ich wollte lediglich Beschreiben, dass die Familie komplett Russisch spricht zu Hause, auch die große Schwester.

    Ich bin auch gar nicht Davon überzeugt, dass das Kind sO schlecht deutsch spricht, weil es das zu Hause nicht tut.

    Es scheint Hemmnisse zu Geben, da bin ich noch nicht hinter gestiegen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Meine erfahrUng ist aber, dass In Familien mit mehreren Kindern, die Geschwister untereinander die Umgebungssprache sprechen, auch zu Hause...

    Das muss überhaupt nicht so sein. Meine Kinder wachsen Schweizerdeutsch-Hebräisch auf und sprechen seit jeher untereinander Schweizerdeutsch, obwohl die Umgebungssprache Hebräisch ist und ich als einzige daheim mit ihnen Schweizerdeutsch spreche.

  • Falsch formuliert.....



    Ich kenne durch meinen Beruf viele mehrsprachige Familien....

    Und ebenso wie es unterschiedliche Familien es Gibt, gibt es viele Formen der gelebten ZWeisprachigkeit.

    Meine Erfahrung ist folgende: in Familien mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters, wo die zweisprachIgkeit bei den älteren Geschwistern gelungen ist, tritt die Familiensprache in den Hintergrund, weil die Kinder untereinander die Umgebungssprache sprechen.

    In elterngesprächen bei Familien, wo die Familiensprache zugunsten der Umgebungssprache leidet, unterstütze ich die Eltern, Wege zu finden, auch die Familiensprache zu stärken.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Außerhalb der Schulzeit ist das Kind von dem schulumfeld isoliert.... Es trifft sich nicht mit den Kindern, die Familie hat keine Freundschaften zu anderen Familien an der Schule geschlossen (ich habe ja die Entwicklungen der Klasse und deren Familien anderthalb Jahre beobachtet)

    olle der Eltern

    Die blocken im Großen und ganzen ab, sie finden, dass Kind ist einfach noch klein, es wird alles nötige lernen, es bräuchte eben nur Zeit....

    Ich kenne auch viele Familien mit vergleichbarem Hintergrund und gerade im russischsprachigen Umfeld sind die Familien oft darauf bedacht, ihre Kinder bestmöglichst zu fördern und in die Gesellschaft zu integrieren. Schulleistungen sind idR sehr wichtig, deswegen finde ich die oberen Aussagen eher ungewöhnlich.


    Weiß Du, ob die Familie kirchlich eingebunden ist und eventuell dort ihr Umfeld hat?

  • Ich habe auch so ein Kind.

    Allerdings ist es in einem anderen Schulsystem und an einer Schule an der Mehrsprachige Kinder nichts Neues sind.

    Er hatte seit jeher Probleme mit dem Niederländischen in der Schule, selbst ist es die Umgebungssprache und sprechen auch die Großeltern in der Sprache mit ihm.

    In Klassen -2 und -1 und vor allem in der 1ten gab es damit Probleme.

    Aussprache. Laute erkennen, richtig schreiben, etc. die ganze Palette. So weit, das uns von der Schule empfohlen wurde zursätzlich zum Logopäden zu gehen.

    Das brachte Nichts, außer der Beruhigung dass das halt oft bei mehrsprachigen Kindern vorkommt.

    Aber die Schule blieb/ bleibt am Ball mit extra Rechtschreibung und Lesen.

    Jetzt ist er in der 2. Klasse und sein Zeugnis zeigt eine definitive Kurve nach oben in Rechtschreibung, Wotschatz und Kommunikation.

    Immernoch unterm Durchschnitt des Landes (für die 2te Klasse) aber eben besser.


    Ich glaube er (seine Schwester übrigens auch nicht) wird nie der Star im Niederländischen. Aber er kann sich verständigen und freihändig in der Sprache bewegen. Mit leichtem Akzent.

    So what. Dafür sprechen und lesen er und seine Schwester 3 Sprachen. Irgendwas kann dann ja nicht super duper sein.


    Lange Rede, kurzer Sinn: ich glaube du machst das gut! Das Kind einbeziehen, ansprechen, erklären, nicht doof oder genervt kucken, wenn das Kind irgendwas nicht versteht.

    2 Klasse! Ist doch noch jung, und muss so viel verarbeiten.

    Sprache erlernt sich doch am Besten mit Erleben.

    Und nee netten Lehrerin, die einen nicht aufgibt.

  • Wichtig, ist eben auch, dass wenigstens eine Sprache richtig gut beherrscht wird, damit die schriftliche Bildungssprache richtig erlernt werden kann. Umgangssprachlich sind ja viele Kinder fit, die dann trotzdem Schwierigkeiten in den höheren Klassen bekommen, wenn die Schriftsprache anspruchsvoller wird.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -