Was ist eigentlich "spiegeln"

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  • Ich lese das hier ganz oft im Zusammenhang mit schwierigen Situationen mit unseren Kindern. Ich hab natürlich was dazu gelesen, aber ich finde es irgendwie so wenig greifbar für mich.

    Was versteht ihr unter spiegeln?

    Wann spiegelt ihr, oder warum? Mit welchem Ziel oder was überhaupt?


    Was bedeutet spiegeln? Ist es als eine Form von Manipulation zu verstehen?

    Macht ihr das mit vielen Personen? Wirkt das nicht künstlich?

    Ich bin immer einigermaßen ratlos, wenn zum Beispiel eine Lehrerin sagt, ich solle mal das Verhalten meines Kindes spiegeln... #confused


    Lg Erised

  • Für mich heißt das z.B., wenn eins meiner Kinder gerade haltlos wütend ist, dann für es zu formulieren: "Jetzt bist du sauer, gell?". Damit fühlt es sich dann verstanden und kann aus der emotionalen Sprachlosigkeit raus und selbst zu erklären beginnen, was ihn so wütend gemacht hat und was überhaupt los war. Es ist ein neutralerer Gesprächsbeginn als wenn man loslegt mit "Was ist denn schon wieder?" oder "Was regst du dich denn so auf?", oder "Jetzt hör mal auf zu brüllen!".

    Genauso machen wir es bei Trauer oder auch bei positiven Emotionen. Im Prinzip empfinde ich es einfach nur als Bestätigung für das Gegenüber, dass seine Gefühle gesehen und verstanden wurden, und als Gesprächseinstieg.


    Ist es das, was damit gemeint ist?

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)

  • Spiegeln (in Bezug auf Kindererziehung) bedeutet, dass ich das, was ich fühle, wahrnehme, in Worte fasse und wieder zurückgebe, in dem ich es äußere. Dabei markiere ich es so, dass für das Gegenüber deutlich wird, dass das jetzt nicht mein Gefühl ist.


    Ich spiegele häufig, meist um Kontakt aufzubauen. Da ich es eher intuitiv mache, habe ich oft keine bewusste Intention (sondern kann dann im Nachhinein sagen, was ich wohl wollte) und daher ist es für mich auch weder manipulativ noch künstlich. Nur manchmal, wenn ich mich sehr ärgere und potentiell verletzend reagieren würde, dann halte ich inne und spiegele bewusst. Um mich selbst runterzubringen und mit meinem Kind ins Gespräch zu kommen, aber auch, um ihr zu vermitteln, dass ich daran interessiert bin, sie zu verstehen.


    Es gibt den Terminus auch noch in anderen Bedeutungen, z.B. in den psychodynamischen Theorien. Da ist die Bedeutung aber ziemlich ähnlich, auch da geht es darum, jemanden emotional wahrzunehmen und dies sichtbar zu machen.

  • Also ich verstehe darunter, die Gefühle des Kindes zu verbalisieren so im Sinne von "du bist jetzt wütend weil wir nicht noch länger am Spielplatz bleiben". Ich finde es kann schon helfen weil sich das Kind dann ernst genommen fühlt und auch erlebt, dass es in Ordnung ist, Gefühle zu haben. Es kann auch ein guter Einstieg in ein konstruktives Gespräch über Lösungen sein.


    Ich finde das klingt gestelzt wenn man so formelhaft sagt "Oh, ich sehe du bist wütend" weniger wenn man das natürlicher formuliert. Ich mache das durchaus auch mit anderen Menschen: also das ich versuche zu formulieren wie irgendwas auf jemanden wirkt und der andere dann die Möglichkeit hat zu sagen: "Ja, genau!" oder "Nein, also eigenlich..."

    Ich finde es nicht manipulativ. Es geht mir dann nicht darum, dass der andere irgendwas machen soll, sondern vor allem darum, den anderen zu verstehen und darum dem Gegenüber, das Gefühl zu geben, dass ich seine Gefühle ernst nehme.

  • Ich denk was Peppersweet sagt macht genau den Unterschied aus. Der Tonfall und die Intention dahibter. Jetzt mal von Erwachsenen gesprochen aus eigener Erfahrung:

    Wenn jemand sagt "Du ärgerst Dich jetzt grad sehr darüber" dann kann das wahrnehmend gemeint sein ("Ich seh Dich und ich möchze Dir helfen"), es kann aber auch abgrenzend gemeint sein ("Du ärgerst Dich, aber das ist Dein Problem. Das läuft trotzdem so wie ich will. DU ärgerst Dich - hat nix mit mir zu tun"). Oder psychologisch-floskelhaft ("Du bist jetzt grade ein bisschen angespannt.)


    Ersteres tut mir oft sehr gut weil ich mich verstanden fühl und manchmal Gefühle auch besser greifen kann. Ne Freundin von mir beherrscht das z.b. sehr gut, im Prinzip nix zu raten sondern nur zuzuhören, Verständnisfragen zu stellen und Gefühle zu spiegeln. Aber nach dem Gespräch hat man so viel von sich und der Situation verstanden dass man das Gefühl hat, sie hätte einem alles genau erklärt und Lösungswege gezeigt. Das isr so genial.


    Die Varianten zwei und drei lassen much regelmäßig explodieren. Ich fühl mich wahlweise abgekanzelt oder veräppelt.


    Und ich denk, auch Kinder spüren die Intention dahinter.

    Bevor mans nur als Phrase oder zur Manipulation nutzt sollte mans besser lassen. Wenn man dem Kibd aber zeigen will, dass man es versteht und mitfühlt ist es sehr wertvoll.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn jemand sagt "Du ärgerst Dich jetzt grad sehr darüber" dann kann das wahrnehmend gemeint sein ("Ich seh Dich und ich möchze Dir helfen"),

    ...

    ....


    Ersteres tut mir oft sehr gut weil ich mich verstanden fühl und manchmal Gefühle auch besser greifen kann. Ne Freundin von mir beherrscht das z.b. sehr gut, im Prinzip nix zu raten sondern nur zuzuhören, Verständnisfragen zu stellen und Gefühle zu spiegeln. Aber nach dem Gespräch hat man so viel von sich und der Situation verstanden dass man das Gefühl hat, sie hätte einem alles genau erklärt und Lösungswege gezeigt. Das isr so genial.

    Vor allem kann ich als Erwachsene das ja meist schon sehr gut formulieren - ich versuche das zum Beispiel im Ehestreit auch, das hilft enorm, finde ich.

    Wenn ein Gesprächspartner das so gut kann, wie Du da beschreibst, dann ist das schon sehr klasse!


    Kinder "üben" das ja noch - also nicht das Fühlen, sondern das Formulieren ;) Und da hilft es manchmal schon, dass zu sagen.

    Einem kleinen Wutzwerg zu sagen: "Ich sehe, das macht dich wütend - leider kann ich es nicht ändern" verhindert zwar die Wut nicht, aber wenigstens lernt das Kind, dass es okay ist, wütend zu sein. Es darf das.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    ich weiss um die bedeutung spiegeln, so wie sie von den vorschreiberinnen erklärt wurde, aber für mich persönlich ist spiegeln was anderes. ein spiegelbild reflektiert das bild zurück. also eigentlich wäre für mich spiegeln, wenn mein kind tobt und schreit, dass ich ebenfalls tobe und schreie. ich finde, die allgemeinheit verwendet spiegeln falsch ;)

  • Witzig, genau das was licht schreibt. :D


    Ich weiß zwar was es bedeutet, aber wenn jemand schreibt das er das am Boden liegende Wutkind spiegelt blitzt in mir sofort das Bild der daneben liegenden und mitschreienden Mutter auf^^ Ich muss mich erst daran erinnern was eigentlich gemeint ist ;)

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  • Ich will nicht als Korinthenkackerin erscheinen aber: Das ist sehr oberflächlich geschaut. Denn der Spiegel reflektiert eben. Er wiederholt nicht. Der Spiegel verändert das Bild in der Spiegelung. Und das tut die Spiegelnde eben auch.

  • Wobe schon auch das Spiegeln sein kann. Wenn Sohni z.B. im Jammer- oder BEfehlston kommt seh ich das auch als hilfreiches Spiegeln (weil ers selber oft gar nicht merkt), wenn ich dann im selben Tonfall sag z.B. "Meine Ohren vertragen keinen Jammerton" und dann im normalen Ton "Meine Ohren möchten lieber normalen Ton hören. Was möchtest Du?"


    Oder dass ich auch mal wie ein Rumpelstilzchen auf den Boden stampf und schimpf und mecker wenn er grad total abdreht weil z.B. der geplante Ausflug auf den er sich seit Wochen eingestellt hat wortwörtlich ins Wasser fällt. Oder Opa, auf den er sich total gefreut hat, anruft und absagt weil es ihm plötzlich wieder schlecht geht. Dann ist Sohni so durch den WInd, dass ich mit Worten oder Ablenken gar nicht mehr an ihn ran komm und ihn auch nicht anfassen oder anschauen darf. Dann hilft ihm nur mein Rumpelstilzchen-Spielen, seine Gefühle zu erkennen. Also das Rumpelstilzchen- SPielen nicht um ihn nachzuäffen - das kenn ich auch, das find ich schrecklich demütigend - sondern um das in Worte zu fassen was er fühlt und ihm vorzumachen, wie man die Wut in akzeptable Bahnen lenken kann (Türen hundertmal auf- und zuknallen, Mama als Überbringerin der schlechten Nachricht mit Schimpfworten bedenken und Schuhe durchs ganze Zimmer schmeißen ist ganz sicher nicht akzeptabel - auf den Boden stampfen und lautstark auf das blöde Wetter oder Opas blöde Krankheit schimpfen dagegen in meinen Augen durchaus wenn die Wut so groß ist, dass sie sich einfach körperlich zeigen muss) . Meist wird er dann ganz schnell zugänglicher und lässt sich trösten.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • So wie ich spiegeln verstehe, spiegelt man ja nur die Gefühlswelt.

    Für mich ist spiegeln auch eine tolle Möglichkeit, mich innerlich zu distanzieren, wenn ich mit (erwachsenen) Menschen zu tun habe, die wenig Verständnis für ihre eigene Gefühlswelt haben.

    Merksatz für heute: Ich will nicht so hart zu mir sein und mich mit Wohlwollen anschauen.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich ist spiegeln auch eine tolle Möglichkeit, mich innerlich zu distanzieren, wenn ich mit (erwachsenen) Menschen zu tun habe, die wenig Verständnis für ihre eigene Gefühlswelt haben.

    magst du das näher erklären? ich kann mir dazu nichts vorstellen.

  • In meiner näheren Umgebung gibt es einen Menschen, der unbeherrscht ist und oft sehr gereizt. Wenn ich diesen Menschen direkt frage, was los ist, springt er mir erst recht ins Gesicht.

    Aus Selbstschutz schaue ich also sehr auf mich selbst, wennich mit diesem Menschen zu tun habe. Ich horche in mich hinein, frage mich, welche Gefühle sein Verhalten in mir auslöst. Ich spreche das aber nicht aus, sonder halte so eine Art Zwiesprache mit mir selbst. Das hilft mir, Abstand zu halten und auf diesen Menschen nicht unmittelbar zu reagieren. Ich nehme dadurch meine Gefühle sehr deutlich wahr und kann dann besser zu mir stehen.


    Ich kenne das Spiegeln eigentlich nur aus der Psychotherapie und wende es nur so an wie ich es beschrieben habe, aber niemals an anderen Menschen. Das wäre mir viel zu heikel, weil ich nicht einschätzen kann, was ich da im anderen berühre.

    Merksatz für heute: Ich will nicht so hart zu mir sein und mich mit Wohlwollen anschauen.

  • licht Ich sortiere auseinander, was mein Anteil ist und was der andere in mir auslöst.

    Merksatz für heute: Ich will nicht so hart zu mir sein und mich mit Wohlwollen anschauen.