Venenzugang bei Geburt verweigern

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    • Offizieller Beitrag

    Letztlich ist gefühlt ein standardisierter Zugang sicherer. Weil, egal welches Szenario, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass im Fall der Fälle einer zur Verfügung steht. Er kann aber auch unbrauchbar werden, weil nichts mehr durchfließt, wenn er dann gebraucht wird. Oder du ziehst ihn dir aus Versehen während der Wehen. Es gibt auch Nebenwirkungen eines Zugangs (z.B. evtl. Schmerzen, Infektionsgefahr, von dir nicht authorisierte Gabe von Medikamenten).

    Das ist ein guter Punkt - und fuer mich gilt als weiteres Argument, dass ein Zugang sich durchaus auch negativ auf die Geburt auswirken kann (durch eingeschränkte Beweglichkeit, und auch psychologisch).


    Als es bei mir zum Notfall kam, in der einen Geburt, war es uebrigens kein Problem einen Zugang spontan zu legen. Das Problem hatte aber auch nix mit Blutungen zu tun.

  • Nollaun das stimmt schon, das Problem ist eben, dass du vorher nicht weißt, zu welcher Gruppe du gehörst.


    Bei mir stand im Raum, ob eine Transfusion nötig ist, da hätte man definitiv den Zugang gebraucht...


    Aber klar, der Regelfall ist das nicht. Und eine individuelle Nutzen-Risikoabwägung wie bei vielen Dingen rund um die Geburt...

  • ich finde das argument, dass nicht jeder notfall einen zugang braucht haarsträubend

    welche notfälle genau? wer das behauptet, soll bitte kompetent tacheles reden

    mir fällt da grad nur die schulterdystokie ein

    weil.. mit verlaub.. das ist bullshit

    wenn du im GH einer frau schnell cytotec oral oder anal gibst, oder ihr oxytocin intramuskulär, um sie über den anfahrtsweg des rtw zu retten, geht sie danach trotzdem stationär und wird aufgefüllt, per zugang

  • und wenn es wie bei Vollmond ist, ich also schon weiß, dass ich beschissene gefäße habe, dann immer in ruhe vorher, das ist fair

    es ist auch ein dünner plasteschlauch und keine liegende nadel




    Mag sein, daß es ein dünner Plastikschlauch ist, ich kenne die Dinger, aber sie stören mich extrem! Das, was dabei am wenigsten schmerzt, ist das Legen, es sei denn, jemand trifft nicht und fängt dann an zu stochern. Lieber neu stechen! Und was am schlimmsten ist: wenn der Zugang zu ist und er mit Wasser gespült wird. Ich könnte jedesmal an der Decke kleben, weil das so weh tut. So ein fieser Schmerz, da hilft es auch nicht, wenn man mir sagt: "Aber das ist nur Wasser."


    Es stört, es drückt, es brennt, es schmerzt. Egal, an welcher Stelle der Zugang liegt, ich empfinde ihn als wirklich hinderlich, und ich vergesse auch nie, daß ich einen habe, egal, ob da was dranhängt oder nicht. Blutdruckmessen am betroffenen Arm tut mir weh, und wenn jemand vergisst, daß unten was reintropft, ergibt das ein Gefühl des Platzens. Als ich 11 war, wurde ich operiert, das erste, was ich nach dem Aufwachen getan habe, war, mir den Zugang eigenhändig zu ziehen.


    Bei meiner ersten Geburt hatte ich von Anfang an einen Zugang. Deswegen kann ich sagen, daß mich das extrem gestört hat. Ich hätte die Hebamme erwürgen können, als die eine Vene durch war und sie mich an der anderen Hand gestochen hat, ohne vorher so nett zu sein, die andere Seite zu ziehen.


    Es ist im übrigen völlig egal, ob das eine Nadel oder ein Schlauch ist.

    Entschuldige, daß das jetzt so ausführlich geworden ist, aber dieses "es ist doch nur ein dünner Schlauch..." hat mich dazu gebracht, weil es eben Menschen wie mich gibt, für die das nicht nur ein dünner Schlauch ist.


    (Deswegen würde ich mich persönlich gegen einen Zugang als "Machen wir hier eben so"-Maßnahme aussprechen. Ja, eine Vene zu treffen ist bei mir nicht einfach. Aber nachdem ich über eine lange Erfahrung verfüge, kann ich sagen, daß es medizinisches Personal gibt, das souverän beim 1. Mal einen Supertreffer landet. Und dann gibt es die, die ewig klopfen, suchen, stechen, stochern, dann kommt kein Blut und dann darf ich mir auch noch anhören, daß ich wohl heute noch nichts getrunken hätte. Oder was für schlechte Venen ich hätte. Nicht nett. Ich kann immer nur hoffen, auf Typ 1 zu treffen, egal in welcher Situation. Deswegen würde ich darauf hinweisen und Bescheid sagen.)

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.


  • Erstmal Danke für eure Antworten, ich lese das heute abend in Ruhe durch. Das mit dem Zugang wird auch vorher kommuniziert. Ich hab einen Geburtsplan und das wollte die Klinik auch von sich aus so haben (bin hier in Norwegen, da sind die anders drauf). Es ist bloß ein bischen so, dass bei meiner ersten Geburt (andere Klinik in Deutschland) versucht wurde vieles im Geburtsplan wegzudiskutieren. Als ich ihn damals vorbeigebracht hatte, war alles kein Problem und dann sollte ich in der konkreten Situation doch umgestimmt werden.

  • ich finde das argument, dass nicht jeder notfall einen zugang braucht haarsträubend

    welche notfälle genau? wer das behauptet, soll bitte kompetent tacheles reden

    mir fällt da grad nur die schulterdystokie ein

    weil.. mit verlaub.. das ist bullshit

    wenn du im GH einer frau schnell cytotec oral oder anal gibst, oder ihr oxytocin intramuskulär, um sie über den anfahrtsweg des rtw zu retten, geht sie danach trotzdem stationär und wird aufgefüllt, per zugang

    Ich bin tatsächlich nicht vom Fach. Das war wohl von mir unscharf formuliert. Nicht jeder Notfall benötigt einen vorab gelegten Zugang, bzw. das Outcome ist ohne vorab gelegten Zugang nicht notwendigerweise schlechter. Wäre das so besser?

    Und was heisst denn hier Tacheles reden? Für mich wäre das Evidenz basierte Medizin. Wo ist denn die Forschung, die belegt, dass das allgemeine Zugang legen vorab, das Outcome verbessert? Hatte ich hier mehrmals gefragt. Vielleicht mag das einer von Fach ergänzen.


    Und nochmals: Ich würde nie behaupten, dass das Bestehen eines Zugangs nicht das Risiko bei bestimmten Komplikationen erhöhen kann. Dennoch würde ich mir für mich wünschen, dass das Fachpersonal, mir die notwendigen Informationen gibt und mit mir eine individuelle Risikoabwägung macht.


    Ich selbst habe mich für die erste Geburt für einen Hebammen geleiteten Gebärsaal entschieden. Ohne Routine Zugang. Und die bisherige Forschung sagt, dass das Gesamtoutcome für Gebärende in der Hebammen geleiteten Geburt insgesamt besser sin.


    Die zweite Geburt ist im Geburtshaus geplant. Da zeigt der Stand der Forschung für Multipara ein besseres Outcome für die Mütter auf, verglichen mit der Krankenhausgeburt.


    Beides lässt mich vermuten, dass das Weglassen des Routine mässigen Zugangs keine wesentlichen statistisch negativen Auswirkungen hat. Vorausgesetzt, die Geburt wird kompetent und durchgehend begleitet, so dass Risiken frühzeitig erkannt werden können.


    Wenn jemand anderweitige Forschung kennt, bitte her damit. Ich lerne gern neues.


    Und nur nebenbei: Bei Wörtern wie Bullshit vergeht mir ja eigentlich das Diskutieren. Dann fühle ich mich nicht Ernst genommen.

    Meist mobil im Forum. Bitte um Entschuldigung für Kürze und Tippfehler.

  • Ich denke das Problem mit den wenigen Komplikationen, bei denen es auf jede Minute ankommt ist, dass es dabei schnell um Leben und Tod geht. Mit der dann schwierigen Suche nach Venen verliert man einfach wertvolle Zeit.


    Würde ich erwägen, einen Zugang vorher abzulehnen, würde ich mich denke ich damit auseinander setzen, wie wahrscheinlich zB eine atone Nachblutung ist oder eine Indikation zur Notsektio wegen einer kindlichen Komplikation. Davon ausgehend, ob ich diese Risiken für mich als wahrscheinlich einschätze und ob ich damit zurecht käme, wenn ich oder Kind durch fehlende interventionsmöglichkeit zu schaden kämen würde ich dann so oder anders entscheiden

  • Nollaun du musst auch nicht mit mir diskutieren, wenn dir meine wortwahl nicht gefällt

    deine ausführungen zum thema multiparae und outcome sind komplett richtig

    ich bezog mich lediglich auf die tatsache, welcher notfall (!) ohne zugang zu regeln ist

    es ging nicht darum, dass sofort alle geburten mit zugang ein besseres outcome haben


    wenn ich das durchspiele, sieht es so aus:

    kindliche bradykardie = zugang, partusisten i.v., evtl. sectio

    plazentalösung = zugang, notsectio

    ruptur = zugang, notsectio

    atonie = zugang, curettage in itn, volumen & konserve i.v.

    krampfanfall = zugang, diazepam i.v.

    usw usw usw

    Einmal editiert, zuletzt von Haldis ()

  • Zitat

    mir fällt da grad nur die schulterdystokie ein

    weil.. mit verlaub.. das ist bullshit

    ganz genau. meine erste tochter war eine schulterdystokie und nein, einen zugang hätte ich nicht gebraucht. also warum bullshit?

  • Meine Kinder sind alle 4 zu Hause geboren worden, von daher habe ich nie vorab eine Viggo gehabt.


    Nach der ersten Geburt hatte ich eine verzögerte Plazentalösung und habe nach Schätzung meiner Hebamme ca. 750 ml Blut verloren, wobei ich schon mit einem HB von nur 10,3 in die Geburt gegangen bin. Ich war daher durch den Blutverlust kurz vorm Kollaps. Die Hebamme hat mir zunächst Oxytocin als Nasenspray gegeben, und mir dann eine Viggo gelegt, über die sie mir eine HAES verabreicht hat. Trotz Blutverlust und Notfallsituation hat die Hebamme schon beim ersten Versuch eine Vene getroffen, das Zugang legen hat höchstens 1 Minute gedauert.


    Bei den 3 Geburten danach gab es keinerlei Komplikationen. Aufgrund der Komplikation bei der ersten Geburt waren die Hebammen danach aber immer besonders aufmerksam in der Nachgeburt Phase und hatten immer schon HAES und alles vorbereitet. Aber nie hat eine mich gebeten, schon vorsorglich eine Viggo zu legen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schlehe ()

  • VivaLaVida genau. ich habe geschrieben, der einzige notfall, bei dem kein zugang gebraucht wird, ist die schulterdystokie,

    oder die armlösung bei beckenendlage

  • Es scheint auch in KHs nicht überall Standard zu sein, dass ein Zugang gelegt wird. Ich habe hier für unsere Region einen Vergleich zwischen 7 Klink-Geburtstationen gefunden (etwas veraltet, Stand 2009). Ein Punkt dabei ist auch "Venenzugang durch Braunüle", von den 7 steht da: 3 x "nur bei Bedarf", 2 x "nein" und je einmal "ja, auf Wunsch wird darauf verzichtet" und "ja". Ich war in einem KH wo "nur bei Bedarf" angegeben wird und hatte wie oben geschrieben bei beiden Geburten keinen Zugang.

    Ich war im Prinzip froh, keinen zu haben. Bei der ersten Geburt hat der Arzt aber, als es in der Austreibungsphase scheinbar nicht schnell genug voran ging, versucht einen zu legen und es dann nicht geschafft (3 Versuche). War dann auch nicht mehr nötig, dann war die Kleine da :)

    "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." - Niels Bohr

  • Okay, das mit der HAES wusste ich nicht, meine erste Geburt ist ja schon 11 Jahre her.


    Jedenfalls sind Hausgeburten ja statistisch gesehen nicht unsicherer als Klinikgeburten. Wenn ein standardmäßiger Venenzugang aber ein relevanter Sicherheitsfaktor wäre, dann hätten Hausgeburten, wo ja der Venenzugang nicht zum Standard gehört, kein so gutes Outcome. Offenbar ist halt doch die engmaschige persönliche Betreuung durch vertraute Hebammen für die Sicherheit einer Geburt entscheideder als ein prophylaktischen Venenzugang.

  • Naja, eine engmaschige Hebammenbetreuung ist sicher das A&O. Aber das heißt ja nicht, das der technische Kram nutzlos ist.

    Ich hatte bei zwei Geburten zweimal einen standardmäßigen Zugang. Aber auch beide Male eine engmaschige Hebammenbetreuung. Ja, im Krankenhaus.

    Aus meiner Erfahrung ist es für eine selbstbestimmten Geburt wichtig im Krankenhaus genau zu kommunizieren was man will. "Reingepfuscht" hat mir dort niemand, im Gegenteil waren alles sehr bemüht es mir recht zu machen. Hat bloß nix dran geändert, das ich bei Kind 2 dann in den OP musste, weil trotz allem Wartens Coolpack, Akupunktur, Oxytocin etc. Die Plazenta nicht kam. War jetzt nicht sooo dringend, das man da nicht noch einen Zugang hätte legen können.

    Was ich sagen will einen Zugang zu haben heißt nicht, dass das Personal da wahllos irgendeinen Kram reinspritzt.

  • Muss nicht heißen, ist aber nicht unwahrscheinlich und passiert leider auch nicht nur in absoluten Ausnahmefällen. Man muss eben selber überlegen, welche Wahrscheinlichkeiten für einen selber sinnvoller sind. Ich habe z.B. obwohl ich es direkthin abgelehnt habe während meiner KH-Geburt trotzdem Oxytocin gespritzt bekommen, dank Zugang fix und ohne viel Gegenwehr möglich.

  • Da hast Du recht @MaidenMotherCrone . So schnell kann man gar nicht gucken. Erst recht nicht mit Baby am Bauch.

    Ich hatte es aber auch nicht abgelehnt. Bei Nr. 2 hab ich das Oxytocinspritzen gar nicht gemerkt. Aber da wäre es so oder so indiziert gewesen.

  • Ich vergleiche es gerne mit dem anschnallgurt im Auto. Mit drückt und zwickt es vielleicht und normalerweise brauchst du ihn nicht. Aber wenn was passiert ist es gut ihn zu haben.

    Ich finde den Vergleich ein wenig unpassend. Denn beim Autofahren dürfte ein wenig drücken und zwicken vermutlich keine Auswirkungen darauf haben, wie jemand Auto fährt, oder so irritierend sein, dass man womöglich deshalb unaufmerksam fährt oder einen Unfall baut.


    Bei einer Geburt hingegen reicht mitunter irgendeine subjektive Irritation, um eine Gebärende aus dem Tritt zu bringen und die Geburt weniger rund laufen zu lassen, was Komplikationen begünstigen kann. Dementsprechend bin ich dafür, Routinemaßnahmen, die nicht objektiv nötig sind, zu minimieren, und ein routinemäßiger Zugang würde für mich in diese Kategorie fallen. Ein noch harmloseres Beispiel von vor knapp 50 Jahren: Bei meiner Geburt und der meiner Schwester gehörte eine Intimrasur in dem KH, in dem meine Mutter gebar, zu den Routinemaßnahmen. Das war für sie das Schlimmste an der ganzen Geburt und so furchtbar, dass sie sich für die dritte Geburt vorgenommen hatte, so kurz vor knapp einzutreffen, dass für eine Rasur keine Zeit bleibt. Was ihr auch gelang. Aber sowas sollte doch mE nicht nötig sein.


    Vorschlagen könnte man einen Zugang vor der Geburt mE gerne, aber ohne den Druck.


    Das Argument, dass man sich den Regeln des KH, das man gewählt hat, anzupassen habe, finde ich sehr befremdlich. Mag sein, dass man in der Stadt einigermaßen Auswahl hat. Hier bei uns auf dem Land machen gerade reihenweise die Geburtenstationen in den KHs zu, da gibt es genügend Frauen, die sowieso nur ein KH in akzeptabler Entfernung haben (oder auch gar keins - gerade gab es in der Zeitung einen Artikel zu dem Thema Schließung der Stationen, in welchem eine Schwangere interviewt wurde, die zur Geburt ihres dritten Kindes 1 Stunde Fahrtzeit zur nächsten Geburtenstation haben wird). Aber selbst wenn es mehrere KHs zur Auswahl gäbe - möglicherweise haben sie alle gerne einen routinemäßigen Zugang. Bei der KH-Auswahl spielen ja eine Menge Kriterien eine Rolle. Ich hoffe, in den letzten 15 Jahren hat sich in allen KHs beim Thema routinemäßiger Dammschnitt etwas getan, das war ja zu meiner Schwangerenzeit schon ein wenig im Umbruch. Aber es gibt ja noch jede Menge andere Kriterien, und das mit dem Zugang ist nur ein Aspekt. Ich denke nicht, dass man das als Gebärende dann einfach schlucken muss, wenn man sich ein KH ausgesucht hat, bloß weil es dort gerne so gemacht wird.


    Beste Grüße

    Sabine

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • huehnchen69, du schreibst: "Dementsprechend bin ich dafür, Routinemaßnahmen, die nicht objektiv nötig sind, zu minimieren, und ein routinemäßiger Zugang würde für mich in diese Kategorie fallen"


    Ich denke in der Definition von "Routinemaßnahmen, die nicht objektiv nötig sind" gehen die Ansichten von KH-Personal und Gebärenden sicher auseinander.