huehnchen69, mir geht es eigentlich nicht nur um die Bewertung von Stastiken. Das ist sicher ein wichtiger Punkt in diesem Strang! Ich habe aber keine Lust diesbezüglich jetzt auf Literatursuche zu gehen, da ich weder ein Kind erwarte, noch beabsichtige Hebamme o.ä. zu werden.
Es geht mir eher darum auch die Persepektive von Leuten aus der Medizin aufzuzeigen. Und dafür ist das auch mit der Mammographie so ein Beispiel. Rein statistisch gesehen ist diese Untersuchung durchaus fragwürdig. Eben weil man auch nicht wissen kann, wie schlecht es den falsch-positiv getesteten Frauen geht. Deswegen finde ich das auch ein günstiges Beispiel, weil es kontrovers ist. Denn jetzt erst kommt die emotionale Komponente zu tragen. Ich habe die genauen Zahlen nicht mehr im Kopf.
Es geht um diesen speziellen Einzelfall. Nur diese eine Frau. Wie würde es dem niedergelassenen Frauenarzt gehen, wenn er vom Screening abgeraten hat und dann ist diese Frau erkrankt und er hat sie da sitzen in seiner Praxis? Und fragt sich, ob er sie doch lieber überzeugt hätte dort hinzugehen...
Um diesbezüglich sich selber zu schützen, kann ein Arzt sicherlich ergebnisoffen beraten und das ist auch das Ziel der Sache eigentlich und sollte Ergebnis dieses Seminars oben sein. Aber wenn man dann mal ein Rollenspiel macht, stellt man erst fest, wie schwer das ist sich komplett neutral zu verhalten. Ich hab das damals ausprobiert. Ich habe die Ärztin gespielt und eine Freundin die Patientin und es gab noch 5 Zuschauer. Die ‚Patientin‘ fühlte sich mit der Entscheidung überfordert und hat mir wieder gespiegelt, dass ihr das zu wenig war. Sie hat unbewusst darauf gewartet, dass ich ihr jetzt irgendwas rate. Die Zuschauer haben die Neutralität der Beratung beobachtet und waren zufrieden. Sie konnten aber nachvollziehen, warum die ‚Patientin‘ sich überfordert fühlte, weil es eben keinen Rat in die eine oder andere Richtung gab. War also auch wieder nicht richtig.
Wäre ich jetzt Gynäkologin in einem Kreissaal würde ich wohl auch eine neutrale Beratung anstreben. Ich hatte ja selber eine Hausgeburt. Aber dazu gehört dann u.U, auch Tacheles reden und sagen, was im schlimmsten Fall passieren kann. Das wird dann aber von der Frau wiederrum als Drohung aufgefasst, was irgendwie logisch ist. Wie soll man denn bei solchen Sachen vorgehen, die emotional stark besetzt sind, aber trotzdem besprochen werden müssten? Da erscheint es als Arzt wirklich im ersten Moment einfacher einen Zugang zu legen und man erspart sich ein Gespräch, was einfach gar nicht neutral laufen kann, weil die Gefahr von Blutungen den Frauen Angst macht.
Ich muss jetzt erst zur Arbeit....