Schreiben lernen in anderen Ländern

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  • Oh, das ist bei uns (auch Deutschland) zB ganz anders, da wird sehr genau darauf geachtet dass die Buchstaben richtig (also in der richtigen Reihenfolge) geschrieben werden. Wir Eltern haben auch ein Merkblatt bekommen mit Pfeilen und die Bitte darauf zu achten, dass die Kinder das zu Hause auch so machen.

  • Hallo,

    In Deutschland wird nach meinem Kenntnisstand in der 1. Klasse immer mit der Druckschrift angefangen. Schreibschrift unterschiedlich ab 2. oder 3. Klasse, in einigen Bundesländern inzwischen wohl auch gar nicht mehr oder nur freiwillig.


    Das scheint den Lehrern überlassen zu sein.


    Ich kenne Lehrer, die begonnen haben ab Weihnachten der ersten Klasse Schreibschrift einzuführen (finde ich jetzt nicht sooo günstig, denn da ist die Druckschrift noch nicht mal durch und schon gar nicht verinnerlicht und schon kommt "wieder etwas Neues) und andere, die beginnen ab Klasse 2 damit, wenn die Kinder sicher in der Druckschrift sind, entsprechende Verbindungen aufzubauen und es so in eine Schreibschrift zu führen.

    gleiche (Regel)Schule.


    Die Linienführung wird bei beiden Schriften gelehrt und auch kontrolliert - zumindest so weit das bei zum Teil 27/28 Schreibanfängern in der Klasse möglich ist. Aber bei der Masse rutscht da verständlicherweise auch leicht mal etwas durch, wenn die Optik am Ende stimmt.


    Der Lehrplan hier besagt, daß sie es Ende der 2. Klasse können sollten, wann damit angefangen wird, dazu steht nichts. Gleich war, daß nach der Einführung in der Regel bei allem Schriftlichen (auch in anderen Fächern, bei eigenen Stichpunkten zu Vorträgen usw.) konsequent auf Schreibschrift bestanden wurde, egal, was dem Kind selber mehr lag, während es ab Klasse 5 den meisten Lehrern dann dann komplett egal war, so lange es zügig ging und gut lesbar war.


    Bei meinen Kindern - freie Schule - war es so, daß sie so lange Druckschrift schreiben konnten, wie sie wollten, was dazu führte, daß eins meiner Kinder erst Ende Klasse 3 damit anfing Schreibschrift zu schreiben (um es dann, als das "können" abgehakt war, erst mal wieder zu lassen und dann später eine individuelle Schrift zu entwickeln) - was mMn für dieses Kind richtig war), während ein anderes gleich von Anfang an Schreibschrift übte, beim freien Schreiben noch eine kurze Zeit beim in der Vorschulzeit selbst lernten "drucken" blieb und dann bald konsequent nur noch Schreibschrift schrieb.


    Auf eine sinnvolle Lineinführung wurde dagegen von Anfang an geachtet, schon beim allerersten, noch im Kindergarten spielerisch genutzten Lernmaterial (Montessorimaterial) waren die "empfohlenen" Linienführungen angegeben und wurden auch später gezeigt und geübt.

  • Ich kenne Lehrer, die begonnen haben ab Weihnachten der ersten Klasse Schreibschrift einzuführen (finde ich jetzt nicht sooo günstig, denn da ist die Druckschrift noch nicht mal durch und schon gar nicht verinnerlicht und schon kommt "wieder etwas Neues) und andere, die beginnen ab Klasse 2 damit, wenn die Kinder sicher in der Druckschrift sind, entsprechende Verbindungen aufzubauen und es so in eine Schreibschrift zu führen.

    Das sehe ich z.B. völlig anders. Meiner Meinung nach verhindert gerade das Einführen und ausdauernde Verinnerlichen der Druckschrift (die wie der Name schon sagt, eine Schrift ist, die geeignet ist, von Maschinen gedruckt zu werden) das sinnvolle Lernen der Scheibschrift (die von der Art der Schrift her zum ergonomischen schnellen Handschreiben geeignet ist). Die Kinder sehen auch gar keinen Sinn darin, noch eine neue Schrift zu lernen, denn sie können doch schon schreiben... Aber ich glaube, wir hatten diese Diskussion hier schon mal und ich mich würde in diesem Thread wirklich eher interessieren wie es im Ausland gehandhabt wird.

  • ich selbst hab zuerst Grossbuchstaben Druckschrift, dann Kleinbuchstaben und ab der 3ten klasse verbundene Schreibschrift gelernt. Kind1 hat auch zuerst Druckschrift, aber gross- und kleinbuchstaben zusammen, gelernt und danach verbundene Schreibschrift, es wird aber viel weniger wert darauf gelegt, dass sie es auch genau so machen. Wir mussten noch ganz akkurat innerhalb der Linien etc. schreiben, Schönschrift war ein extra note. Ist heute nicht mehr so.

    kind2 wird anders schreiben lernen, weil sie die Druckschrift abschaffen und irgendeine art halbverbundene Schrift von Anfang an lernen. Ich bin gespannt.

    Ich lebe in der Schweiz.


    Da ich persönlich als Jugendliche Kalligraphie gemacht hab und auch Kurrentschrift und Sütterlin schreiben kann, und Schrift im allgemeinen als Bild etwas wunderbares finde, mit dem man so schön künstlerisch experimentieren kann, finde ich es schon wichtig, dass die Kinder noch ordentlich von Hand schreiben lernen.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    2 Mal editiert, zuletzt von ainu ()

    • Offizieller Beitrag

    Manchen Kinder hilft die Schreibschrift ja auch, die Buchstabenfolge zu lernen, weil die Buchstaben verbunden sind.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Hallo,

    Das sehe ich z.B. völlig anders. Meiner Meinung nach verhindert gerade das Einführen und ausdauernde Verinnerlichen der Druckschrift (die wie der Name schon sagt, eine Schrift ist, die geeignet ist, von Maschinen gedruckt zu werden) das sinnvolle Lernen der Scheibschrift (die von der Art der Schrift her zum ergonomischen schnellen Handschreiben geeignet ist).


    Ob die "Schreibschrift" mit ihrem ganzen hin und her, ihren fehlenden Entspannungslücken usw. tatsächlich physiologisch besser ist, ist ja alles andere als unumstritten.


    Aber wenn eh Schreibschrift als einzig akzeptierte Schrift das Ziel ist - warum führt man dann nicht wie bei uns früher sofort Schreibschrift ein? Wenn es doch sowieso nach kurzer Zeit das Ziel ist und Druckschrift schreiben spätestens nach den Weihnachtsferien unerwünscht ist? Ich finde diesen schnellen Wechsel störend und auch aus lernbiologischer Sicht ungünstig. (Wir haben damals in Klasse 3 oder 4 mal kurzzeitig Druckschrift geübt, als es um das Ausfüllen von Formularen usw. ging - für mich eine Erleichterung, die ich gerne heimlich für den Alltag außerhalb der Schule übernommen habe)


    Entweder sehe A und B als 2 unterschiedliche, gleich erstrebenswerte, aufeinander aufbauende Lernziele an, dann führe ich sie nicht zu dicht hintereinander ein und lasse A erst verfestigen und baue dann auf ein sicheres A ein B auf. (Thema "Ähnlichkeitshemmung")

    ODER "B" ist das Lernziel, A ist im Grunde unerwünscht dann kann ich auch A weglassen und gleich B lehren. #weissnicht


    Ich habe keine Beobachtungen aus verschiedenen Ländern (außer meiner eigenen) nur aus sehr verschiedenen Herangehensweisen und kann bei den Kindern, die ich belgeiten durfte nur sagen, daß mMn die individuellen Fähigkeiten am Ende entscheidender sind, was die äußere Form der Schrift angeht. Ich habe bei den (sehr frei lernenden ) Montekindern von krakelig bis wunderschön alles gesehen, genau so wie in der Regelschule nach Fibelmethode und viel zeilenweise mi mi mi und co. üben.


    Aber Ja, darüber müssen wir nicht diskutieren, zumal am Ende sowieso keiner von uns einen Einfluss darauf hat, wie es in der Praxis gehandhabt wird.

  • in Australien, also zumindest in unserem Bundesstaat NSW, lernen die Kinder im ersten Jahr mit 5 (manche sind bei der Einschulung sogar erst 4) Druckschrift. Ich kann mich von meinem großen gar nicht richtig erinnern, wann die Schreibschrift lernen. Diese Schreibschrift ist aber dann auch nicht das, was ich unter Schreibschrift verstehe, sondern eher so ein Gemisch aus schreib-und Druckschrift.

    Hier in QLD ist das System merkwuerdig. Es gibt verschiedene Level of Queensland Cursive. Es kommt leider sehr auf die Lehrer/Schule an, wie das wirklich umgesetzt wird. Erst schreiben die Kinder Schreibschriftbuchstaben ohne Verbindungen, die kommen spaeter. Im Laeufe der Grundschuljahre aendert sich mehrmals die Art, wie die Buchstaben geschrieben werden sollen...

    Meine Juengste hat in der Prep und in der 1. Klasse superordentlich geschrieben. In der 2. hat die eine Lehrerin bekommen, die nur Druckschrift verlangt hat, weil in ein paar Felder beim Naplan Test Druckschrift rein muss. Seit dem schreibt meine Tochter wie sau und mit vielen Fehlern. Danke auch.#flop

    Korrektes QLD Cursive kann kaum eine Lehrkraft. Ich habe mir sagen lassen, dass fuer Assessments im Studium auch schon mal durchgepaust wird.

  • Ob die "Schreibschrift" mit ihrem ganzen hin und her, ihren fehlenden Entspannungslücken usw. tatsächlich physiologisch besser ist, ist ja alles andere als unumstritten.

    ES gibt aber auch Studien, die zeigen, dass Studenten mit verbundener Schrift beim Mitschreiben mehr speichern als Studenten mit Druckschrift.

    Entweder sehe A und B als 2 unterschiedliche, gleich erstrebenswerte, aufeinander aufbauende Lernziele an, dann führe ich sie nicht zu dicht hintereinander ein und lasse A erst verfestigen und baue dann auf ein sicheres A ein B auf. (Thema "Ähnlichkeitshemmung")

    ODER "B" ist das Lernziel, A ist im Grunde unerwünscht dann kann ich auch A weglassen und gleich B lehren.

    Beim Thema Ähnlichkeitshemmung bin ich ganz deiner Meinung. Schreiben ist aber auch ganz heftig ein motorisches Thema und motorisches Lernen funktioniert gänzlich anders als "intellektuelles" Lernen. Das wird meiner Meinung nach bei dem Thema auch immer wieder vergessen. Ich denke, dass es sehr viel schwieriger ist, "motorisches Wissen" umzulernen als "intellektuelles Wissen".


    Meiner Meinung nach funktioniert aber der Weg deutlich besser, den du oben beschrieben hat, dass man aus einer gelernten verbundenen Schrift heraus zu einer schnell und sauber geschriebenen "Erwachsenen-Druckschrift" kommt. Dabei macht man nämlich ganz ähnliche Bewegungen wie bei der Schreibschrift, nur dass man bestimmte Bewegungen nicht mehr auf dem Papier macht sondern dicht darüber. Anders herum ist es aber deutlich schwieriger zu lernen, wo man den Stift in der Luft entlang führen muss um zu einer zügigen und einheitlichen Stiftführung zu kommen. Genau das beobachtet man nämlich bei den heutigen Kindern, dass sie jahrelang quasi bei jedem Weg wieder neu überlegen, wie sie die Buchstaben denn nun eigentlich bewegungstechnisch verbinden sollen und auf immer andere Muster kommen.


    Daher bin ich tatsächlich der Meinung, dass man nach ein wenig Buchstaben-"Spielerei" zum Kennenlernen der einzelnen Buchstaben sehr zügig die Schreibschrift einführen sollte um von da aus (ab Kl. 3 oder 4?) zu zeigen, dass man auch druckschrift-ähnlicher schreiben kann wenn einem das mehr liegt.

  • Was in frankreich auch auffällt, ist, dass die Schrift enorm einheitlich ist. Es gibt genau eine Schreibschrift, die haben alle (klar, ich übertreibe, aber die varianz ist enorm klein). Einer Freundin haben sie an der uni (!) angestrichen, dass sie bitte an der Handschrift arbeiten soll (kommt auch aus Deutschland). Für deutsche Verhältnisse hat sie eine durchschnittlich schöne Handschrift.


    Hier malen aber auch alle gleich. In der Schule hängen ja immer die kunstwerke der kinder aus - die kann man nicht unterscheiden, wenn kein name drauf stände. Das wird einfach hier regelrecht trainiert.

  • hallo


    in der (deutsch-)schweiz setzt sich derzeit gerade die basisschrift durch. sieht so aus: http://www.basisschrift.ch


    die übergänge von druckschrift zu (verbundener) schreibschrift und schliesslich zu individueller schreibschrift sind dabei fliessend, das finde ich eine gewaltige erleichterung für die kinder, und zwar sowohl für diejenigen, die schnell flüssig schreiben als auch für diejenigen, die sich mit der graphomotorik nicht leicht tun. ersteren wird der weg zu einer individuellen handschrift leicht gemacht, zweitere müssen nicht mühselig innerhalb weniger jahre zwei unterschiedliche schriften lernen. davon ab finde ich das schriftbild ausgesprochen schön, aber das ist natürlich immer geschmackssache.


    erfahrungen dazu fehlen allerdings noch weitgehend. also sowohl in der schullandschaft als auch persönliche.


    ach ja, die kinder in diesem kanton bekommen in der 2. und 3. klasse eine note für die schrift.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

    2 Mal editiert, zuletzt von ko_nijntje ()

  • Ob die "Schreibschrift" mit ihrem ganzen hin und her, ihren fehlenden Entspannungslücken usw. tatsächlich physiologisch besser ist, ist ja alles andere als unumstritten.

    ES gibt aber auch Studien, die zeigen, dass Studenten mit verbundener Schrift beim Mitschreiben mehr speichern als Studenten mit Druckschrift.

    Und ich kenne Untersuchungen, die besagen, daß eine durchgängig verbundene Schrift eine verkrampfte Haltung fördert. usw.

    Und ist es tatsächlich so, daß Menschen, deren Sprache eine unverbundene Schrift hat, generell eine geringere Gedächtnisleistung haben?

    Im obigen Beispiel wäre z.b. eine Frage, in welcher Schrift die Studenten routinierter waren und ob diese Routine das Merken eher fördert (mehr Kapazität für den Inhalt) oder hemmt (mehr Konzentration insgesamt beim Schreiben einer nicht so geübten Schrift) .


    Da wird man alles Mögliche in jeder Richtung finden, je nach dem, was man gerade braucht. Eins meiner Kinder konnte überhaupt erst schreiben lernen, als es die komplett verbundene Schreibschrift mit all ihren vor-und-zurück-Richtungswechseln zugunsten einer teilverbundenen abwählen konnte. Da wäre es egal, ob er mit der anderen (noch) mehr speichern könnte, wenn er sie dank verkrampfter Hände und Knoten im Hirn erst mal gar nicht wirklich flüssig schreiben kann. Damals habe ich einiges gefunden, was mich und die Lehrerin bestärkt hat, so zu entscheiden.


    Die Ähnlichkeitshemmung betrifft auch das motorische Lernen (versuch mal Grätsche übers Pferd zu springen, wenn du vorher ausgiebig Hocke geübt hast ;)).


    Ich beobachte ja täglich Kinder beim Schreiblernprozess und da kann mir keiner erzählen, daß es ein ausschließlich oder auch nur vorrangig motorischer Prozess ist. Ist er AUCH, aber nicht nur. Die optische Wahnehmung, die Gedächtnisleistung usw. sind enorm. Wenn in meinem Kopf gedrucktes und geschriebenes s, l mit und ohne Schlaufe, gedrucktes b und geschriebenes ... munter durcheinander hüpfen, sprich, wenn die Form nicht ausreichend geistig verankert ist, komme ich gar nicht dazu, mich ausreichend intensiv dem motorischen Teil zuzuwenden.


    Ich bleibe dabei - entweder, oder.

    Entweder erst die in Ruhe die eine Schrift lernen und sicher im Gehirn und in der Hand verankern und dann die andere angehen, oder, wenn eh nur "die andere" zählt, dann gleich die, ohne durch ein anreißen der "einen" im Grunde nur zu Verwirrungen Verwirrung zu führen.


    Oder welchen Sinn hat es, 2, 3 Monate einen Teil der Buchstaben in Druckschrift zu schreiben, dann, wenn n och nicht mal alle Buchstaben angerissen wurden, in Schreibschrift noch mal von vorn anzufangen, wenn nach 5 Monaten (also 2 Monate später) die gleichen Buchstaben in Schreibschrift und in 7 oder 8 Monaten alle Buchstaben in Schreibschrift können das Ziel ist?


    In welche Richtung es nun "leichter" ist - ich denke nicht, daß man das für alle Menschen festlegen kann. Für mich war die Druckschrift eine komplett neu gelernte Schrift mit einigen zufälligen Ähnlichkeiten zur Schreibschrift, genau so wie ich später Sütterlin, kyrillische oder arabische Schrift als ganz neue Schrift gelernt habe. Ich habe sie geübt, weil ich das einfach spannend fand, was nicht besagt, daß es "leichter" war.


    Bei meinen Kindern dagegen hatte ich dagegen das Gefühl, daß ihnen der Übergang nicht schwer fiel, sie haben irgendwann die Buchstaben, die im Grunde gleich blieben mit verlängertem Bogen verbunden, die die anders aussehen neu gelernt und fertig.

    Nur die motorischen Fähigkeiten mussten da sein und die waren bei dem einen meiner Kinder z.B. definitiv erst in Klasse 3 da. Druckschrift ging schon vorher, Schreibschriftversuche scheiterten. In einer Schule, die schon zeitig Schreibschrift als einzige verlangt, hätte er vermutlich als Kind mit einem Schreibproblem gezählt. In Klasse 3 war es dann eine Frage von Tagen.-


    Ich denke, es ist wie bei vielen Lernprozessen - wenn man verlangt daß alle Individuen EINEN Weg gehen, wird man immer welche haben, für die dieser Weg nicht der richtige oder sogar ein schlechter ist.

    Aber das kann man halt auch verschieden sehen.

  • Mein Eindruck: Es hat sich in D nicht unbedingt nur die Leserlichkeit von Handschriften geändert, sondern auch ganz grundlegend die Fähigkeit, individuelle Schriften zu erkennen. Weil handschriftliche Aufzeichnungen im Alltag keine so große Rolle mehr spielen.


    Es gibt ja ganz gängige Verschleifungen in einer entwickelten Handschrift (zB für das End-R), wenn dann noch individuelle Eigenheiten dazukommen, überfordert das manchen schon. Vielleicht gibt es auch Erwachsene, die noch Wort für Wort lesen? #gruebel Denn die ein oder andere Unklarheit lässt sich schon durch den Zusammenhang mMn schnell und mühelos erfassen. Man liest sich in eine Handschrift doch ein.


    Daher: Wenn ich von unleserlichen Handschriften lese, ist es ohne Schriftbild-Beispiel schwierig.


    Jette Kannst du die Schrift wirklich nicht lesen, oder sind das einfach Abweichungen vom Normdruckbuchstaben?


    Mein Mann mault ständig, Töchterchens Handschrift sei schwer lesbar, dabei hat sie eine groß-geschwungene, klare und, wie ich finde, hübsche Schreibschrift. Und er liest wie ein Erstklässler #rolleyes


    Bei euch ist die Lage bestimmt ganz anders. ;) Musste das aber mal einwerfen, weil es mich ziemlich nervt und ich mir oft denke 'wie kann ein erwachsener Mensch sich beim Lesen handschriftlicher Notizen so dermaßen anstellen'. Ich halte ihn nicht für einen Einzelfall.

  • Was in frankreich auch auffällt, ist, dass die Schrift enorm einheitlich ist. Es gibt genau eine Schreibschrift, die haben alle (klar, ich übertreibe, aber die varianz ist enorm klein). Einer Freundin haben sie an der uni (!) angestrichen, dass sie bitte an der Handschrift arbeiten soll (kommt auch aus Deutschland). Für deutsche Verhältnisse hat sie eine durchschnittlich schöne Handschrift.

    #freuDas Problem hatte ich in Frankreich an der Uni auch. Jedes Mal. Meine Handschrift ist zugegebenermaßen eher unordentlich, aber lesbar. Ich hatte aber auch KommilitonInnen, die am Ende alles nochmal ordentlich abgeschrieben haebn, weil sie sich irgendwo verschrieben hatten. Die Zeit und vor allem Geduld hatte ich nie#pfeif#pfeif. Aber ja, die Mitschriften waren schon immer sehr schön...

  • Hier malen aber auch alle gleich. In der Schule hängen ja immer die kunstwerke der kinder aus - die kann man nicht unterscheiden, wenn kein name drauf stände. Das wird einfach hier regelrecht trainiert.

    Das ist hier auch so, aber für Schule finde ich das normal. Im Kunstunterricht geht es normaler Weise nicht um Kreativität.


    Ich bin in Frankreich in die weiterführende Schule gegangen und finde durchaus, dass die SchülerInnen unterschiedliche Handschriften hatten. An meiner Schrift hat auch nie jemand rumgekrittelt, obwohl es keine französische Schreibschrift war.

  • Jette Kannst du die Schrift wirklich nicht lesen, oder sind das einfach Abweichunen vom Normdruckbuchstaben?

    Die Schrift ist vergleichbar mit denen von Fünftklässlern auf dieser Seite. Die Buchstaben "tanzen" z.B. unheimlich stark und Unterscheidung von größeren und kleineren Buchstaben ist schwierig zu erkennen. Es sind auch ganz viele der auf der Seite von Frau Schulze Brüning beschriebenen Phänomenen zu erkennen (z.B. falsche/ungünstige Buchstabenverbindungen, die durch die Schriftbeschleunigung noch schlimmer werden). Dadurch ist es wirklich ein buchstabenweises Entziffern, das mir z.T. nur durch mein inzwischen erworbenes Wissen zu den Problemen der VA möglich ist. Fakt ist, dass nicht mal mein Sohn seine eigene Schrift so lesen kann, dass er damit lernen kann. Auch seine Lehrerinnen haben mehrfach bei Proben (=Klassenarbeiten) neben einzelne Textstücken geschriebe, dass sie den Text beim besten Willen nicht lesen können. Und damit steht ihm dieses enorm wichtige Handwerkszeug auch in der 4. Klasse noch nicht ausreichend zur Verfügung.

  • Danke für die Verlinkung, Jette. So kann ich mir das tatsächlich besser vorstellen.


    In meiner GS-Zeit (70er, DDR) gab es noch "Schönschrift". Da wurde auf die allgemeine Harmonie des Schriftbilds Wert gelegt, also es ging nicht nur willkürlich um schön oder nicht schön, sondern es wurden eingeübt:

    - Zeile halten

    - Neigungswinkel der Schrift (gleichmäßig, vorzugsweise ca. 45°)

    - "halbspitze Umkehr" der Bögen (insbesondere bei m und n)

    - harmonisches Verhältnis von Ober- und Unterlängen zum Mittelband


    Schulausgangsschrift, die unten ansetzt. Die Vorgaben waren so, dass es die Schreibbewegungen flüssiger machen sollte. (Es gab aber zB Kinder, die später dennoch eine steilere Handschrift entwickelten.)


    Anfangs gab es Schreibhefte mit Hilfslinien, für die Schriftneigung und mit Ober-/Unterlängen.


    Das war für die funktionale Leserlichkeit sehr hilfreich, auch wenn das Schönscheiben an sich ja für unwichtig erachtet wird.

  • Nachtrag: Im Gegensatz zu den Ausführungen über Frankreich wurden aber keine großen Vorgaben zur Größe der Buchstaben gemacht. Es gab Kinder, die eine sehr kleinteilige Handschrift entwickelten, andere eine mit größeren Buchstaben.

  • Ich bin in den 80ern in der DDR groß geworden und habe vermutlich ähnlichen Unterricht gehabt wie du bzgl. Schreiben ;) . Ich habe inzwischen den Verdacht, dass im Westen ca. ab 1970 zunehmende Änderungen in der Vermittlung des Schreibens vorgenommen wurden - vieles mit dem Ziel es einfacher zu machen, was meiner Meinung nach vielfach ziemlich nach hinten los gegangen ist. Auch die VA ist ab ca. 1970 allmählich eingeführt worden, allerdings in den einzelnen Bundesländern zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten. Die VA wird interessanterweise auch als eine Reaktions des Westens auf die Ende der 60er Jahre in der DDR eingeführte Schulausgangsschrift angesehen. Während allerdings die DDR-Schrift von Schriftexperten (z.B. Typografen) mit großem Sachverstand entwickelt wurde, hat die VA ein einzelner Lehrer erfunden und mit einer grottenschlecht durchgeführten Studie propagiert (z.B. unausgewogenes Geschlechterverhältnis mit zu wenig Jungen, wobei vor allem die Jungen ein Problem mit der Schrift haben). Meinem Eindruck nach spielte die Tatsache, dass die VA für die Schulbuchverlage deutlich leichter zu verarbeiten war, eine nicht unwesentliche Rolle, dass sie sich durchgesetzt hat.

  • Das ist hier auch so, aber für Schule finde ich das normal. Im Kunstunterricht geht es normaler Weise nicht um Kreativität.

    #blink


    Da bin ich aber froh, daß das hier anders ist und neben dem Wissen und der Technikvermittlung auch Kreativität wichtig ist.


    Nachtrag: Im Gegensatz zu den Ausführungen über Frankreich wurden aber keine großen Vorgaben zur Größe der Buchstaben gemacht. Es gab Kinder, die eine sehr kleinteilige Handschrift entwickelten, andere eine mit größeren Buchstaben.


    Das kann ich so von mir nicht bestätigen. Erst gab es größere Zeilen, dann wurden sie kleiner - für alle. Bei uns gab es bis in Klasse 4 Zeilensysteme, die mit einer punktierten Linie die Höhe der Kleinbuchstaben vorgab. Und auch später im Aufsatz war zu klein/groß/breit/schmal/eckig/steil... unabhängig von der Lesbarkeit Kritikpunkt.


    Wie gesagt, wenn ich mir die Hefte von damals ansehe, sehe ich keinen wirklichen Unterschied zu Kindern, die heute auf anderem Wege schreiben gelernt haben, in beiden Fällen ist von "schön" bis "krakelig" alles dabei. Ich halte nach wie vor die persönlichen Voraussetzungen für den größeren Faktor.

  • Kind 1.0 hat Schreiben nach britischen System gelernt. Ab der Vorschule mit Druckbuchstaben.

    Dann sind wir zurück nach NL und sie musste umlernen und in der Montessorieschule so strafarbeitsmässig durch die Hefte schreiben, um deren Schreibschrift zu lernen. Da war sie in der 2.ten.

    Dann hat sie die Schule gewechselt und durfte auf der internationalen Schule wieder selbst wählen und hat sich -Überraschung- für die Druckvariante entschieden.


    Kind 2.0 ging nur in NL in die Schule. In Gruppe 1 und 2 (Vorschule) lernen sie Druckbuchstaben erkennen mussten aber nicht schreiben.

    Ab Gruppe 3/ 1te Klasse kam schreiben dazu.

    Langsam, sehr langsam aber eben Schreibschrift.

    Heft 1 - https://drive.google.com/open?…jBO-eemNfBg4CYroii0qUI0aH

    Heft 2 - https://drive.google.com/open?id=1TI-w2PxEskVWaOkzAXF1VqZmPu60Kwm9

    Heft 3 - https://drive.google.com/open?id=1aO4PgmYwces5s8V0S1UAfIhF2MHgKtXZ

    Heft 4 - https://drive.google.com/open?id=1J_mkx8S9wfJqPS6nAGXNI-lS0Y4PxWD0


    Jetzt in Klasse 2 schreiben Sie Texte und ähnliches und ich frage mich immer, wie seine Lehrerin da irgendwas entziffern kann.

    Übung, wahrscheinlich.