Hallo und vielen Dank für Eure bisherigen Erfahrungen. Die sind anscheinend im Schnitt positiver, als meine hier?
Wegen des Drucks: klar kann der auch hausgemacht sein, ich habe aber hier Ähnliches wie Döderlein und Dinofly erlebt, nämlich dass auch die Kinder aus entspannten Elternhäusern unter Druck geraten, weil die Kinder untereinander einen solchen aufbauen (eben bis hin zum "mit dir spiel ich nicht mehr, Du kommst wahrscheinlich auf die Hauptschule") und die Lehrer zu wenig oder bewusst gar nicht dagegensteuern.
Prinzipiell gehört unsere Sprengelschule zu den "Guten", wobei mir nicht recht klar ist, ob das sich nun auf die Qualität des Unterrichts bezieht, oder die hohe Übertrittsquote aufs Gymi und den geringen Ausländeranteil (das als Qualitätsmerkmal anzusetzen stammt nicht von mir, es wird hier aber klar als eines gesehen).
Das mit dem Dreier als sehr ordentlicher Leistung trichten wir "unseren Eltern" und Schülern (!) auch immer wieder ein und auch den Vierer versuchen wir von seinem "schlechten Image" zu befreien, Fakt ist aber, dass für Viele weiterhin nur Einser und Zweier zählen. Allerdings beobachte ich auch, dass viele Schüler von der Hauptschule kommen mit glatten Einser-Zeugnissen, deren Leistungen und Leistungsbereitschaft für mich meilenweit von einem "gut" oder "sehr gut" entfernt liegen und die auch offen erzählen, dass sie nicht wirklich etwas gelernt / gemacht hätten
Wegen der Durchlässigkeit: Das war weniger auf die Realschulen bezogen, denn die Schüler, die von der Realschule zu uns kamen, waren fast durch die Bank sehr fleissig und sehr auf "Lernen" getrimmt, da gabs diesbezüglich keine Probleme, und an mehr eigenständiges Denken konnten sich die meisten auch sehr gut gewöhnen, mir ging es eher um die Durchlässigkeit, wenn ein Kind auf der Hauptschule gelandet ist. Da gab es nach meinen Erfahrungen oft nur einen theoretischen Weg nach oben.
Was den Probeunterricht betrifft, das stimmt natürlich prinzipiell, wir hatten auch immer wieder Schüler, die über den Probeunterricht reingekommen sind, sehr viele waren es aber nicht und bei vielen Viertklässlern, die ich gesehen habe, war dann schon die Prüfungsangst zu gross bzw. das Selbstbewusstsein zu klein.
Keine Ahnung, weshalb mir das alles so negativ erscheint, es sind halt Erfahrungen aus unserem Umfeld. Und meine eigenen mit den Schülern, die wir dann wieder aufpäppeln durften, da sie diesem frühen Druck einfach noch nicht gewachsen waren.
Ich weiss halt, dass unsere Grosse recht sensibel ist und noch an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten müsste, wenn sie also nach einer Probe eine dieser Erstklassampeln bekäme und die wäre gelb oder rot, während die meisten Freunde eine grüne hätten, dann müsste man sie sehr bestärken und etwas aufbauen und das nur aus dem Elternhaus würde wohl nicht reichen, sondern es müsste auch von Schulseite kommen.
Überhaupt ist meine Erfahrung, dass die Schüler sich selbst in den allermeisten Fällen, wenn sie nicht zu lange auf der MIttelschule waren (ich weiss, das klingt diskriminierend, aber das waren meine Beobachtungen über die Jahre, Ausnahmen gibt es, ich meine hier aber die Tendenz) selbst genügend bzw. mehr als genug Druck machen und die Eltern udn Lehrer dem eher entgegenwirken müssen, statt noch einen draufzulegen.
Ich weiss, dass meine Meinung über die Hauptschule eine relativ schlechte ist. Mich beschäftigt das Thema schon lange und ich hoffe sehr, dass das nur hier im Umkreis so ist, wie ich es wahrnehme (Ihr hattet ja auch schon die eine oder andere andere Erfahrung gepostet), ich empfand es immer als einen Verrat an den Schülern und ihren späteren Chancen, welche geringen Anforderungen da an Umgang, Arbeitsverhalten usw. gestellt wurden. Glücklicherweise gab es auch einige wenige Gegenbeispiele, Schüler, die sich zwar enorm darüber wunderten, dass man wirklich für Schulaufgaben lernen und Hausaufgaben machen muss und dass man höflich miteinander umgehen soll, die es aber trotzdem geschafft haben, das umzusetzen. Leider waren es eben sehr wneige und bei den anderen merkte man schon, dass viele wollten, aber letztlich "nicht aus ihrer Haut konnten". ;(
Hinzu kommt vielleicht unsere persönliche Erfahrung, nämlich dass vor allem mein Bruder, aber auch mein Schwager mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf der Sonderschule gelandet wären, wenn sie nicht auf eine alternative Schule gegangen wären, so haben beide studiert, die waren halt erst später soweit, richtig Gas zu geben und es hat ihnen gut getan, dass sie vorher mehr Zeit hatten.