(... Teil 2:...)
Ein paar ganz praktische Dinge noch:
- Kinderbetreuung: Uns hat es sehr geholfen, frühzeitig zu wissen, zu welcher Tagesmutter das Baby später gehen wird. Der Zufall wollte, dass wir das bereits in der Schwangerschaft schon wussten, auch wenn das wirklich extrem früh ist. Wenn es bei euch dann so weit ist, dann kümmert euch um diesen Punkt frühzeitig. Für uns war es ungeheuer entlastend, dass wir eine Tagesmutter gefunden hatten, der wir absolut vertrauen, von der wir ganz begeistert sind und wo wir unser Kind wahnsinnig gut aufgehoben finden. - Besser als einsam zu Hause ohne andere Kinder. Dieses Wissen im Hintergrund hat uns sehr geholfen, mit gutem Gewissen zur Arbeit zu gehen, statt uns den weit verbreiteten Zerreißproben hinzugeben "Ich vernachlässige mein Kind, weil ich arbeite.".
- Großeltern: Wir haben zwar mehr Großeltern als üblich, aber alle berufstätig und hunderte Kilometer entfernt. Das war/ ist also nahezu gar keine Hilfe. Aber wir haben neben der Tagesmutter (für vormittags und drei Nachmittage) eine tolle Babysitterin gefunden, die kommt, wenn wir berufliche Termine haben, die kollidieren. Wenn möglich, versuchen wir uns aneinander vorbei zu organisieren, aber nicht immer geht das. Und ganz, ganz selten mal gönnen wir uns auch einfach den Luxus eines Abends allein zu zweit. - Auch das ist wichtig, um gute Eltern sein zu können. Auch das mussten wir erst schmerzlich lernen. Neben der Babysitterin gibt es noch zwei weitere "Notnägel": eine alte Dame aus unserer Kirchengemeinde, die gelegentlich einspringt, wenn die Babysitterin nicht kann (und die sich weigert, dafür Geld zu nehmen) und eine Ersatzbabysitterin, die wir nicht für alle Termine fragen können (sie ist noch minderjährig und kann an langen Abendterminen nicht eingesetzt werden). - Hier empfehle ich dir, dir nach und nach ein Netz aus 2-3 zuverlässigen Personen aufzubauen, denen du vertraust und die gut mit deinem Kind können. In manchen Städten gibt es Vermittlungen für Ersatzomas. Wenn wir unsere "Viertoma" nicht hätten, dann würden wir uns wohl an so eine Vermittlung wenden. Das hilft sehr.
- Elterngeld: Man kann das Elterngeld auch strecken. Statt 1 Jahr lang den vollen Satz kannst du dir auch 2 Jahre lang den halben Satz auszahlen lassen. Wenn eure finanzielle Situation es zulässt, mit deinem dann nur noch halben Elterngeld auszukommen, dann ist das vermutlich die einfachste Lösung, um auch das 2. Jahr finanziell hinzukriegen. (Ich glaube, man kann auch irgendwelche Prozentsätze dazwischen wählen. Je nachdem, wie lange man aussetzen will. - Da bin ich allerdings nicht ganz sicher.) - Und wer weiß: vielleicht entwickelt es sich bei deinem Mann bis dahin so, dass er nach den zwei Jahren, wenn du wieder arbeitest, auch noch eine Weile aussetzen kann. (Mein Mann würde jederzeit wieder in Elternzeit gehen, so wichtig waren diese Monate für ihn und unser Kind.)
- Wochenbett: Sucht euch Unterstützung für die allererste Zeit nach der Entbindung. Idealerweise bleibt dein Mann mindestens die ersten 7-10 Tage nach der Geburt zu Hause bei dir, besser wäre noch, er könnte die ersten 4-8 Wochen bei dir sein. (Ich weiß, das ist in seiner beruflichen Situation illusorisch.) Wenn jemand von euren Eltern oder Freunden Urlaub nehmen und kommen kann, dann macht davon Gebrauch. (Vorausgesetzt, derjenige kommt, um zu helfen!!!) - Ihr braucht in diesen Wochen ganz viel Zeit, um euch an einander und an das neue Leben zu dritt zu gewöhnen. Das ist wichtig für eure Bindung an einander. Und euch wird in den ersten Wochen alles über den Kopf wachsen: der Schlafmangel, das hilflose weinende Wesen, die viele anfallende Wäsche, die Hormonumstellung, die starken körperlichen Einschränkungen, die komplette Fremdbestimmtheit etc. - In dieser Situation braucht ihr jede nur greifbare Unterstützung: Wäsche waschen, einkaufen, kochen, abwaschen, Kind halten um duschen zu können - die banalsten Dinge. Wenn ihr in dieser Zeit Hilfe habt (das kann ggf. alles auch dein Mann machen, wenn sonst niemand helfen kann), dann werden auch die nächsten Monate leichter werden. (Ich erlebe den Unterschied von Hilfe haben und keine Hilfe haben ganz massiv bei meiner besten Freundin und mir: sie war damals komplett auf sich allein gestellt (auch ich war ihr aus Unwissenheit keine Hilfe, sondern zusätzliche Belastung), ich hingegen hatte meinen Mann fast die kompletten 8 Wochen Wochenbett an meiner Seite. Ihr Kind wird demnächst 4, sie hat bereits eine Mutter-Kind-Kur hinter sich und ist trotzdem völlig überfordert und am Ende ihrer Kräfte. Mein Kind ist jetzt 2 ¼, ich habe mein Leben stark umgekrempelt und bislang aus jeder Krise nahezu aus eigener Kraft heraus und eine Lösung gefunden. - Aber sie war eben auch von Anfang an völlig überfordert, während ich einen wirklich idealen Start hatte.) - Dieser Start macht ganz viel aus: für die Startzeit selbst, aber auch für das weitere Zusammenleben als Familie (Aufteilung des Haushalts, Aufteilung des Kindertröstens, Neugestaltung der Partnerschaft etc.).
So, seeeeehr langer Rede kurzer Sinn:
Lasst euch ein auf das Abendteuer Kind! Ihr könnt jetzt nicht vorhersehen, was euch erwartet. Ihr könnt das nicht planen, egal wie sehr ihr euch bemüht. Aber wenn es so weit ist, dann werdet ihr es können. Ganz sicher. - Habt Vertrauen!
Und noch ein P.S.: Wenn du mit NFP an deine Grenzen kommst, oder mal Rat oder Hilfe brauchst: auf http://online-zyklen.net gibt es ein kleines Kinderwunschforum, in dem es sehr familiär und persönlich zugeht und wo es viel professionellen Rat für alle nur erdenklichen Zyklusfragen gibt. - Dort wird zwar NER und nicht NFP praktiziert (was die Urform von NFP ist), aber da auch oft NFPlerinnen dort landen und beide Methoden bis auf Kleinigkeiten identisch sind, wird dir dort geholfen werden, wenn du das brauchst.
Viele liebe Grüße und alles Gute dir!