Beiträge von Kerstin Eggert

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    Liebe noch nicht vorhanden,


    das hört sich wirklich nach viel zu viel auf einmal an. Wenn deine Tochter erst drei Wochen alt ist, dann bist du wahrscheinlich noch gar nicht wieder voll belastbar, geschweige denn mit der neuen Situation vertraut. Vermutlich bist du überforderter, als du dir selbst eingestehen möchtest und es kann ein erster Schritt sein, sich selbst zu erlauben, am Ende aller Kräfte zu sein. Ich finde, das ist ein Notfall und sollte auch so behandelt werden.


    Das sollte zuallererst (nach dir selbst jedenfalls) dein Mann verstehen. Sicherlich ist Baustelle, Arbeit und Umzug wichtig, aber Frau und Kinder sind noch wichtiger. Versuche ihm in vernünftigen klaren Worten zu sagen, dass du nicht mehr kannst. Und sage ihm ganz konkret, welche Hilfe du wann und wie oft von ihm brauchst. Also nicht "hilf mir, ich kann nicht mehr" sondern
    "sei bitte heute spätestens um 17 Uhr zu Hause und kümmere dich um unseren Sohn, so dass er noch Bewegung, frische Luft und Abendesssen bekommt und ins Bett gebracht wird". Sollte er ablehnen, ok, dann musst du eine andere Lösung finden. Aber so weiß er jedenfalls genau, was du brauchst und muss nicht Rätsel raten - das geht unter Stress nicht gut und er ist vermutlich ebenfalls nicht gerade entspannt zur Zeit :) Wird alles wieder werden, wichtig ist aber, dass es JETZT Hilfe gibt und zwar schnell.


    Dann würde ich ebenfalls dringend zu einer Haushaltshilfe raten. Wenn deine Familie nicht hilft und kein Verständnis hat, ist das schade, aber es gibt Organisationen, die einspringen können. Frag deine Hebamme oder deinen Hausarzt, vielleicht gibt es Wellcome bei euch in der Nähe? Auch da kannst du deinen Mann einbinden und ihn bitten, ggf. ein Telefonat oder das Googeln einer Telefonnummer für dich zu übernehmen.


    Was deinen Sohn angeht, so scheint es ein akutes und ein längeres Problemfeld zu geben. Das akute kommt vermutlich wieder ins Lot, sobald du dich ein wenig erholen konntest und nicht mehr völlig erledigt und überfordert bist. Allerdings hattet ihr ja auch schon Schwierigkeiten vor der Geburt eurer Tochter und die würde ich auf jeden Fall angehen. Für dein eigenes Wohlergehen, aber natürlich auch für das deines Sohnes. Du beschreibst sehr einfühlsam eure Interaktionsmuster und es kann sein, dass er tatsächlich Schuldgefühle hat, so wie du es befürchtest. Eine Erziehungsberatung kann eine Anlaufstelle sein, du kannst dich ggf. aber auch direkt an eine Kinder- und Jugendtherapeutin wenden und sie um Rat fragen. Schildere die akute Notlage und frage, was es für Hilfen gibt, die jetzt und zeitnah greifen können und die andererseits nicht zu viel von dir abverlangen. Auch hier könnte es hilfreich sein, deinen Mann einzubinden.


    Wenn du wieder etwas klarer siehst und zu Kräften gekommen bist, könntest du dich mal mit deinem Sohn zusammensetzen und überlegen, wie ihr z.B. die Spielplatzsituation lösen könnt. Er ist erst drei, aber er scheint ein kluger kleiner Kerl zu sein, mit dem man schon ein wenig reden kann. Eine gute Frage ist "was kann dir helfen, wenn wir vom Spielplatz nach Hause gehen müssen?" Wichtig ist: DASS ihr geht, steht gar nicht zur Diskussion. Nur WIE ihr das macht. Und vielleicht hat er eine Idee. Wenn nicht, macht es auch nichts, in diesem Fall kannst du nach und nach Dinge ausprobieren. Wichtig ist, dass du neue Ideen für mindestens ein bis zwei Wochen testest, bevor du entscheidest, ob sie euch weiterhelfen.
    Ankündigen kann helfen, ein Küchenwecker, der dann piept oder klingelt. Ein kleines Picknick auf halber Strecke, eine Wasserflasche, aus der er alle paar Schritte auftanken darf. Kleine Spielchen (ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm, vorwärts, rückwärts, seitwärts...) oder Lieder, ... da gibt es tolle Ideen und hier im Forum bestimmt noch jede Menge davon. Dazu könntest du später auch einen eigenen Thread aufmachen und dir Ideen holen. (Aber ich denke nicht, dass du jetzt und heute damit anfangen solltest, akute Entlastung und professionelle Hilfe scheint mir dringender!)


    Dass dein Mann und du unterschiedliche Ansichten zur Erziehung habt, scheint mir zunächst einmal kein großes Problem zu sein, solange ihr euch einig seid, dass eure Kinder liebevoll und respektvoll behandelt werden. Vielleicht versucht er auch auf seine Art, wieder Ruhe in die Familie zu bringen und merkt nicht, dass er dich zusätzlich unter Druck setzt. Auch da könnte eine klare Ansage helfen "bitte gib mir keine Ratschläge in den nächsten zwei Wochen, danach können wir gern darüber reden. Im Moment brauche ich vor allem... [konkrete Bitte um konkrete Handlung]..."


    Vielleicht sprichst du auch mit deiner Hebamme (ich hoffe, du hast eine nette, die dir beisteht?) auch mal über die Möglichkeit einer Wochenbettdepression. Für mich hört es sich nach Überforderung und Erschöpfung an, aber ich möchte da aus der Ferne keine unzureichenden Ratschläge geben und finde es wichtig, dass du gut für dich sorgst und auch diese Möglichkeit im Blick behältst.


    Du kannst dich auch gern noch mal melden, wenn du das Gefühl hast, konkretere oder andere Hilfen zu brauchen, vielleicht finden wir noch etwas, was dir weiterhilft!


    Alles Gute und kümmere dich gut um dich! Das hilft deiner ganzen Familie am besten und schnellsten, und du fühlst dich hoffentlich schnell viel besser! (und nicht mehr "nicht vorhanden")

    Liebe Giada,


    ohne die Situation gesehen zu haben, kann ich nur sagen, dass es sich nach "normalem Entwicklungsphase" anhört.
    Grundsätzlich finde ich es ebenso wie meine Vorschreiberinnen, sehr wichtig, dass sie nicht allein bleiben muss, dass sie liebevoll begleitet wird. Du gibst sie nicht einfach ab wie ein Paket, deine Mutter kümmert sich um sie. So bitter es ist, dass du ihr da Frustation zumuten musst: es wird immer wieder vorkommen, und du wirst ihr nicht alles ersparen können. Je nachdem wieviel Zeit du morgens hast, wirst du auch gehen müssen, bevor sie sich beruhigt hat. Du schriebst, sie höre dann schnell auf zu weinen. Vielleicht ist es im Moment sogar leichter, wenn du den Abschied kürzer gestaltest?
    Wenn du schon verschiedene Abschieds-Möglichkeiten ausprobiert hast und nichts geholfen hat (wichtig: Ausprobieren immer für mehrere Tage auf die gleiche Art, sonst wird es schnell zu viel Wechsel und zu wenig, worauf sie sich einstellen kann!) dann geht es vielleicht zur Zeit nicht anders. Such die Abschieds-Art aus, mit der DU am besten klarkommst und versuche dich zu entspannen, so gut es geht. Dann wird auch deine Tochter sich ein wenig entspannen können. Oft ist es ein stiller Kreislauf aus angespannter Mutter und angespanntem Kind, den das Kind nicht von sich aus lösen kann. Was hilft DIR, dich zu entspannen, was macht für DICH den Abschied leichter? Schau einmal in dieser Richtung, was hilfreich sein kann. Und gib dir ein paar Tage Zeit, es auszuprobieren.


    Ich wünsche dir, dass schon bald alles wieder gut klappt und ihr alle einen gut gelaunten und entspannten Abschied und ein sehr fröhliches Wiedersehen habt!

    Liebe JeQu,


    das hört sich anstrengend an, für Euch beide.


    Bestand das Problem schon immer, tagsüber einzuschlafen. oder wann ging es los, gab es bestimmte Situationen? Vielleicht ist es gerade ein Entwicklungssprung, der ihm zu schaffen macht? War oder wird er krank? All das könnte den Schlaf stören oder das Einschlafen erschweren.


    Wieviel schläft er nachts? Ist er insgesamt ein Wenigschläfer?


    Hast Du schon versucht, ihn tagsüber zur Ruhe zu begleiten bevor er ganz und gar müde ist?


    Wie schläft er abends ein?


    Kennst Du das Buch von Sears über "24-Stunden-Babys"?


    Darin sind viele wertvolle Tipps, wie ich finde, und vielleicht ist es auch für Dich hilfreich?


    Will er gar nicht mehr ins Tuch oder gibt es vielleicht eine andere Tragetechnik, die ihm doch gefällt, vielleicht eine mit mehr oder weniger "Aussicht?"


    Wenn es ihm hilft, im Kinderwagen einzuschlafen, würde ich versuchen, dies so oft wie möglich zu machen. Und ansonsten alles auszuprobieren, auf der Suche nach Situationen, die für Euch beide möglichst angenehm sind. Vielleicht mal auf den Fußboden legen statt ins Schlafzimmer, wer weiß?
    Und ich schätze, ganz wichtig ist auch, dass Du so entspannt wie möglich bleibst (nicht so einfach, ich weiß). Aber er wird spüren, wenn Du angespannt bist und dann selbst auch in Alarmstimmung kommen. Spüre in Dich selbst hinein, was tut Dir gut, wenn Du gerade ein müdes Baby auf dem Arm trägst - wie kannst DU DICH dann entspannen? (Sonst kommt so leicht ein Teufelskreis auf: ich kann mich erst entspannen, wenn mein Kind sich entspannt, aber mein Kind kann sich vielleicht nicht entspannen, solange ich angespannt bin... Du weißt, was ich meine?)

    Hallo Hutzelpuh,


    vielleicht hilft es dir, die Ebenen ein wenig zu sortieren: Da dein Kind ja glücklicherweise gesund ist, ist die Bedrohung nicht real - aber die Ängste sind real. Die Gefühle sind genau so wie sie sind und es nutzt nach meiner Erfahrung wenig, wenn man selbst versucht, sie sich auszureden. Dann kämpfen Kopf und Herz und es kostet viel Energie.
    Statt dessen könntest du dir einen Ort suchen, an dem diese Ängste wirklich sein dürfen. Zum Beispiel abends eine halbe Stunde. Dann nimmst du dir vielleicht was schönes zu trinken und ein Schreibheft (oder was auch immer sich richtig anfühlt) und widmest dich ganz diesen Gefühlen, schreibst alles auf, was dir dazu einfällt, was du befürchtest, wie es sich anfühlt, wann es besser ist, wann es schlimmer ist... und nach dieser Zeit (können auch zehn Minuten sein, das ist ganz individuell) sagst du den Ängsten, dass du morgen wieder Zeit für sie hast (aber nicht vergessen). Wenn die Ängste sich dann tagsüber deutlich melden, kannst du sie daran erinnern, dass du dir abends wieder Zeit für sie nimmst und sie bis dahin warten sollen. Damit kannst du tagsüber den Kopf ein wenig freier bekommen.


    Denn die Gefühle sind ja ganz real, auch wenn die Bedrohung es nicht ist. Und es ist wichtig, dass die Gefühle auch erst genommen werden. Die eigenen ebenso wie die von anderen, natürlich.
    Und wenn der Tod von Tortie und der schwere Start bei und nach der Geburt eine Rolle spielen (wovon ich sicher ausgehe), dann sind das seelische Narben, die nur sehr langsam heilen können. Und jede "Berührung" an diesen Narben tut sehr weh und führt u.U. auch dazu, dass sie wieder zu bluten beginnen - im übertragenen Sinne.


    Da sich die Sorgen bei dir ziemlich massiv anhören, könntest du auch darüber nachdenken, dir noch andere Hilfe zu holen als hier im Forum. Eine Möglichkeit wäre ein Gespräch mit einer guten Hebamme, manche bieten Gespräche an zur Verarbeitung traumatischer Geburtserlebnisse. Aber auch Gespräche in einer Beratungsstelle (Frauen- oder Familienberatungsstellen haben oft auch kurzfristig Termine) oder eine Psychotherapie finde ich denkbar. Es ist wichtig, dass es sich für dich gut und richtig anfühlt und du dich unterstützt fühlst.


    Es ist gut, wenn du deine Sorgen und Befürchtungen als Gefühle sehr ernst nimmst und dich gut darum kümmerst - und auf der "realen" Seite immer im Blick behältst, dass es eben Gefühle sind. Das heißt, dass du dein Kind so gut versorgst, wie es sinnvoll ist, es aber nicht überstark beschützt, damit die Ängste kleiner werden. Das ist natürlich nicht so einfach, aber es wird leichter, wenn du dich gut um deine Ängste und Sorgen kümmerst, ohne ihnen die Kontrolle über dein Leben zu geben. Und wenn das zu schwer fällt: dafür sind Psychotherapeutinnen ja da!


    Alles Gute für dich!

    Hallo Anisp,


    wie es in der Schweiz ist, weiß ich leider nicht. In Deutschland würde ich als erste Anlaufstelle auch eine Erziehungsberatung empfehlen, die Leute beim Kinderschutzbund sind oft auch gut ausgebildet oder können weiterempfehlen, wohin man sich wenden kann.


    Grundsätzlich finde ich es in so einer Situation wichtig, alle Gefühle und Gedanken erst mal zu akzeptieren und nicht gleich zu versuchen, es "richtig" zu stellen. Wenn ein Kind das Gefühl hat, eine Situation sei X, dann kann es entlastend sein, erst mal zu hören, dass man dafür nicht abgelehnt wird, was ja häufig eine große Befürchtung ist. Das bedeutet nicht, dass man dem Kind Recht gibt (insbesondere wenn es ja gar nicht so ist, wie das Kind es wahrnimmt). Aber Sätze wie "du fühlst dich ..., auf dich wirkt es also ob, ... es kommt dir vor als würde niemand... " können dem Kind erst mal helfen, sich gehört zu fühlen. Und es kann auch korrigieren, wenn es nicht richtig angekommen ist oder das Gefühl hat, nicht richtig verstanden worden zu sein.


    Die spätere Stufe, in dem die Wahrnehmung aller Beteiligten besprochen und möglichst auch einander angenähert wird - wie sehen die Eltern die Situation, wie das Kind, wo sind Missverständnisse, was spielt alles eine Rolle - kann dann leichter erfolgen, wenn erst mal akzeptiert wurde, dass das Kind Dinge so wahrnimmt oder diese Gefühle hat.


    Vielleicht ist das für den ersten Umgang mit erschreckenden Situationen hilfreich?


    Ich wünsche Euch sehr viel Gutes und dass Ihr die Lage gut und für alle wohltuend klären könnt!

    Liebe Kristallblau,


    wie gut, dass es das Rabenforum gibt.


    In den vielen Beiträgen ist alles Wichtige genannt worden und ich kann Dich nur ermutigen, so gut wie möglich für Dich zu sorgen. Deine Hebamme hat natürlich Recht, nur wenn es Dir gut geht, kannst Du gut und gern Mutter sein. Dennoch sagt sich das so leicht und ist mit einem Säugling nicht unbedingt einfach umzusetzen!


    Dass Du die postpartale Depression abklären läßt, finde ich ganz wichtig, das geht hier über das Forum nicht gut genug. Es ist sehr gut, dass Du bereits einen Termin hast!
    Wenn Du Gelegenheit hast, Psychotherapie zu machen und es sich für Dich gut anfühlt, dann kann das sehr hilfreich sein, um schnell wieder aus dem Loch herauszukommen. Wichtig ist, dass Du ein gutes Gefühl bei der Therapeutin hast. Wenn nicht, hol Dir lieber noch einen Termin bei jemand anderem. Vielleicht wirst Du auch medikamentöse Unterstützung erhalten, wichtig ist, dass Du Dich gut betreut und beraten fühlst. Kommt Deine Hebamme jeden Tag?


    Vielleicht kannst Du auch nach und nach erleichternderen Gedanken Raum geben, etwa, dass Du keine perfekte Mutter zu sein brauchst. Oder dass Du Dir jede Hilfe suchen darfst, die Dir gut tut. Dass es vielen Frauen anfangs wie Dir geht. Dass sich alles finden wird, auch wenn es sich gerade nicht besonders einfach anläßt. Oder nachts, wenn Du nicht schlafen kannst - vielleicht hilft es Dir, dass der Körper sich auch ausruht, wenn Du nicht schläfst. Vielleicht hilft es, alle Uhren aus dem Raum zu entfernen, damit man gar nicht erst guckt, wie lange man schon wach gelegen hat. Lauter so kleine Dinge, manchmal ist es wirklich eine Kleinigkeit, die viel ausmacht.


    Vielleicht hilft Dir auch eine Liste? Für den Notfall - wen kannst Du anrufen, wenn Du am Ende Deiner Kraft oder Deiner Nerven bist? Was tut Dir gut? Was hilft Dir, Deine Tochter zu begleiten, wenn sie unglücklich oder unzufrieden ist? Was können andere Dinge sein, die Du in den nächsten Tagen oder Wochen ausprobieren möchtest, um zu schauen, ob sie Dir helfen?


    Was machst Du gern mit Deiner Tochter zusammen? Es ist wichtig, dass Du Dinge findest, die Du gern tust. Vielleicht legst Du Dich mit ihr zusammen auf den Teppich und machst Musik an, die DU magst. Oder Du probierst verschiedene Tragetechniken aus (gibt es eine Trageberatung in Deiner Nähe) und findest vielleicht eine, die Euch beiden gut gefällt?


    Ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, dass die eine oder andere gute Idee hier im Thread sich als so richtig gut und hilfreich erweist!

    Liebe Bala,


    viele Hinweise, die ich schreiben wollte, sind schon erwähnt worden, ich versuche noch ein wenig zu ergänzen:


    Ignorieren ist oft keine gute Idee, wenn Kinder eine "Stellungnahme" der Eltern brauchen. Schimpfen und Aufregen funktioniert als "Stellungnahme" meist nicht, wie du ja auch schon festgestellt hast.


    Zunächst ist es hilfreich festzuhalten, dass Schimpfwörter in gewissen Lebensphasen quasi ein Grundbedürfnis sind. Bei manchen Kindern mehr, bei anderen weniger. Es hat also wenig Aussicht auf Erfolg, diese ganz und gar verbieten zu wollen, meist KÖNNEN die Kinder es gar nicht lassen, und wenn sie noch so genau wissen, dass Mama dann sauer wird.


    Also kann man das sauer werden auch bleiben lassen ( ;) )
    Was hilft dabei?


    1. Es ist nur eine Phase.
    2. Das Bedürfnis nach Schimpfwörtern ist vielleicht un-unterdrückbar. Aber nicht jeder andere muss sie hören oder aushalten. Versucht es mit Regeln, die für dich/euch stimmig sind. Vielleicht, dass Schimpfwörter in bestimmten Räumen gesagt werden dürfen, zu bestimmten Gelegenheiten. Oder eine bestimmte Zeit lang - eine Eieruhr kann da helfen, mehrmals am Tag 3-Schimpfwörter-Minuten freizugeben.
    3. Quatsch-Schimpfwörter erleichtern ungemein, der Tipp kam ja schon, das bringt ganz viel Freude und Gelassenheit in das Thema!
    4. Immer wieder ruhig und bestimmt "nein, das möchte ich nicht".
    5. Immer wieder sagen, was erlaubt ist "du kannst sagen, dass du doof findest, was ich mache" "du darfst ... zu mir sagen"
    6. Auf die eigene Sprache achten. Vielleicht ertappe ich mich selbst auch gelegentlich?
    7. Rollenspiele mit Stofftieren, Schleichtieren, Playmomännchen... Die dürfen mal ausprobieren, was passiert, wenn sie miteinander so reden.
    8. Sich immer wieder vor Augen halten, dass Wut und Frust auch ein Ventil brauchen. Hauen, Beißen, Treten geht nicht, Schimpfwörter sollen nicht - was darf dann? Wo lassen wir in der Familie unsere Wut? Drüber sprechen, was erlaubt ist, z.B. Stampfen, Trommeln, ...


    Stell dich drauf ein, dass die Phase ein paar Monate dauert und überlegt euch in der Familie, wie ihr gut damit umgehen könnt, so dass alle zufrieden sind und niemand sich übergangen fühlt. Das lohnt sich, auch wenn es manchmal ein wenig dauert, bis dieser Zustand erreicht ist.


    Viel Erfolg dabei!

    Liebe Anonym,


    ich finde es gar nicht schlimm, dass du deinen Sohn gefragt hast, was ihm helfen kann, sich an Regeln zu halten. Auch Erwachsene wissen ja mal nicht weiter, das wird er gemerkt haben. Schlimm wäre vielleicht, wenn du die Lösung tatsächlich von ihm erwarten würdest, aber so hört es sich doch gar nicht an. Vielleicht war die Frage zu unkonkret. Wie wäre es, wenn du dir mal in Ruhe überlegst, welche Regeln du für wichtig hältst. Ich schlage drei Kategorien vor: rote Regeln sind lebensnotwendig (z.B. gucken, bevor man über die Strasse geht, warten, wenn ein Auto kommt, das Baby vorsichtig behandeln etc.) gelbe Regeln sind wichtig (nicht hauen, beißen, treten, Bescheid sagen, wenn man nicht weiter weiß und Hilfe braucht) und grüne Regeln sind das Sahnehäubchen, aber nicht so dringend (hallo und danke sagen, angucken, wenn man mit jemandem redet, Hände waschen, etc.) Die Einteilung, in welche Kategorie welche Regel gehört, ist natürlich bei jedem ein wenig verschieden, ich wollte nur Beispiele geben, damit deutlich wird, was ich meine.
    Und dann könnt ihr euch eine Regel vornehmen (eine gelbe oder rote, natürlich eine, die dir ganz besonders wichtig ist) und besprechen, was deinem Sohn helfen könnte, sie einzuhalten. Dazu kann durchaus auch gehören, dass du ihn an die Hand oder auf den Schoß nimmst, wenn er sich nicht dran hält. Wichtig ist, die Regel genau zu besprechen, damit dein Sohn weiß, was von ihm verlangt wird. Dein Teil ist dann, darauf zu achten, dass die Regel auch wirklich ernst genommen wird.


    Du hörst dich deinem Sohn gegenüber sehr rücksichtsvoll an, so dass der eine Teil, der erforderlich ist, um selbst ein rücksichtsvoll handelnder Mensch zu werden, sicherlich erfüllt ist. Der andere Teil, der ebenso wichtig ist, ist aber, dass auch Rücksicht gegen andere eingefordert wird. Ich glaube, an diesem Punkt kann dein Sohn ein wenig "Nachhilfe" gebrauchen, das ist mit sechs Jahren auch nichts ungewöhnliches. (Verhält er sich in Schule oder Kindergarten ähnlich wie bei dir?)


    Da die Situation aber auf vielfältige Weise entstanden sein kann, kann ich mit meinem Blick "aus der Ferne" nicht genau genug auf eure Interaktionen gucken und möchte dir Mut machen, dir "vor Ort" Unterstützung zu holen. Du bist ja auch unsicher, wie du dich in den verschiedenen konkreten Situationen verhalten sollst und ich finde es wichtig, diese auch genau anzusehen, etwas auszuprobieren, zu gucken, ob es hilfreich ist, ggf. dein Verhalten erneut zu verändern, solange, bis es euch allen gut geht. Das Elterntraining "Starke Eltern - starke Kinder" beispielsweise hat viele gute Tipps und durch die regelmäßigen Treffen kann man viel besser an den Schwierigkeiten arbeiten (Spaß macht es auch). Auch eine Erziehungsberatung z.B. in einer Familienberatungsstelle könnte sehr hilfreich sein, dort könnten sie dir auch oft sagen, welche Angebote in der Nähe vorhanden sind.



    Alles Gute!

    Hallo Giada,


    zunächst einmal: Deine Tochter wird sich sicher an die neue Situation gewöhnen und dann wird es leichter werden. Vielleicht braucht sie eine Weile dafür, das ist bei jedem Kind anders und auch nicht gut vorherzusagen. (Und ein Entwicklungsschritt ändert manchmal alles, was vorher galt.)


    Ich finde die Frage wichtig, welche Lösung für Dich angenehmer ist. Denn Deine Tochter braucht ganz sicher eine Mutter, die möglichst gut mit der neuen Situation klar kommt. Und es ist ja nicht nur für Deine Tochter eine große Veränderung, sondern auch für Dich. Und wenn Du nach der Arbeit relativ entspannt und guter Dinge sein kannst, ist das für Deine Tochter auf jeden Fall das Allerbeste.


    Sollte es für Dich wirklich egal sein und Du Dich mit beiden Varianten gleich wohl fühlen kannst und auch Deine Mutter mit beiden Lösungen einverstanden sein sollte, dann würde ich (wie Georg und petit escargot es auch schreiben) eher die "jeden Tag, aber wenig Stunden"-Lösung wählen, jedenfalls für die erste Zeit. Mit kürzeren Betreuungszeiten und einer größeren Regelmäßigkeit kommen viele Kinder besser klar, weil sie dann schneller wissen, worauf sie sich einstellen können. Andererseits kommen fast alle Kinder auch wunderbar mit Wochenenden klar, welche ja ebenfalls die Regelmäßigkeit stören :)


    Dennoch, mein Tipp: Achte gut auf Dich selbst. Wenn es Dir gut geht, kann sich Deine Tochter am besten in die neue Situation finden, denn sie spürt ganz genau, ob Du angespannt bist (dann wird sie es vermutlich auch sein) oder ob Du gelassen und entspannt an die neue Situation gehst, dann wird es ihr auch leichter fallen.


    Alles Gute für Euch!

    Hallo Alias,


    mit der Lehrerin gesprochen hast Du ja bestimmt schon. Hast Du sie gefragt, wann die Probleme auftreten (z.B. später am Vormittag), ob es bestimmte Situationen gibt, die besonders schwierig sind (z.B. wenn die Klasse sehr laut ist) und wie die Lehrerin damit umgeht?
    Wenn die Probleme vor allem in einem Fach auftreten, würde ich auch dort erst mal ansetzen und versuchen, Ansätze zu finden und im Gespräch zu bleiben.


    Wenn die Probleme auch in anderen Situationen auftreten, könnte eine Beratung bei einer Schulpsychologin eine Idee sein. Wenn die Schule selbst keine hat kann häufig das Schulamt helfen. Auch die Kinderärztin kann ein erster Ansprechpartner sein, sie kennen sich manchmal auch aus, welche Angebote es in der Gegend noch gibt. Denkbar wäre es auch, sich an eine Kinderpsychologin oder Kinderpsychiaterin zu wenden, vor allem, wenn das Problem ein größeres ist oder zu werden droht.


    Da bei Dir erst kürzlich Hochbegabung festgestellt wurde, ist es verständlich, dass derzeit Dein Fokus dort liegt. Und natürlich ist es gut möglich, dass auch Deine Tochter besondere Begabungen in einem oder mehreren Bereichen hat. Dies kann ebenfalls durch Kinderpsychologen festgestellt werden, vielleicht gibt es sogar eine Beratungsstelle in Deiner Nähe. Dennoch kann es sein, dass die Probleme Deiner Tochter ganz andere Ursachen haben als Deine Schwierigkeiten als Kind. Daher ist es gut, Hilfe nicht zu spezifisch zu suchen, sondern erst mal offen an die Sache ranzugehen.


    Dann kann festgestellt werden, welche Stärken und welche Schwächen gerade besonders wichtig sind und welche Hilfen Deine Tochter und vielleicht auch Du brauchen, damit die Situation sich entspannen kann.

    Hallo bmellybrockenblick :)


    Deine Beschreibung fand ich gar nicht wirr, aber manchmal fühlt es sich ja ganz anders an, als es auf andere wirkt.



    Hellsehen können wir natürlich auch nicht ;) Also ohne Deine Tochter auch nur gesehen zu haben und ohne genauere Kenntnis der Umstände ist nicht gut festzustellen, was überhaupt los ist. Das nur vorweg.


    Aber ein paar Überlegungen kann ich natürlich beisteuern.


    Wenn ein Mensch sich (plötzlich?) verändert, guckt man - genau wie Du das gemacht hast - auf außen und innen. Die äußeren Umstände haben sich verändert. So wie Du es schilderst, glaube ich nicht, dass die Situation bei der Logopädin die Veränderung in Deiner Tochter bewirkt hat. Auch wenn die Situation dort vielleicht unangenehm und frustrierend war. Aber das war ja nicht die einzige Veränderung. Auch dass Du jetzt zu Hause bist, mag zu (vielleicht nach aussen gar nicht so sichtbare, aber für Deine Tochter sehr relevante) Veränderungen geführt haben. Dann hört sie nun besser (seit wann? wurde operiert?) auch das kann eine tiefgreifende und vielleicht auch verstörende Veränderung sein.
    Vielleicht hat sie auch der Abschied der Nanny beeinträchtigt? Gab es noch andere Veränderungen in ihrem Alltag? Neue Bekanntschaften oder Freundschaften? Streit in der Familie? Ein wichtiger Jahrestag eines bedeutenden Ereignisses? All das könnte - vielleicht mit anderen Faktoren zusammen - etwas auslösen, was schwer zu lokalisieren sein kann.


    Natürlich können die Ursachen auch woanders liegen. Möglicherweise durchläuft Deine Tochter gerade einen Entwicklungsschritt der ihr zu schaffen macht und der dazu führt, dass sie sich vorübergehend unwohl in ihrer Haut fühlt? Vielleicht merkt sie auch, dass sich die Abläufe im Waldkindergarten wiederholen (nach 1,5 Jahren kennt sie den Jahresablauf ja nun schon) und fühlt sich dort nicht mehr ausreichend "gefüttert"? Vielleicht gehört sie zu den Kindern, die viel kognitiven Input brauchen, um sich wohl zu fühlen? Vielleicht ist sie auch in einem oder mehreren Bereichen besonders begabt und dies wird nun deutlicher?


    Ich halte es für wahrscheinlich, dass es nicht ein isolierter Grund ist, sondern vielleicht eher mehrere Gründe kombiniert. Vielleicht wirst Du es auch gar nicht herausfinden können. Das ist auch nicht schlimm, solange Du aufmerksam bleibst wirst Du sicherlich merken, ob die Entwicklung bedenklich wird.


    Du fragst, ob es wirklich Langeweile sein kann. Warum nicht? Wie reagierst Du, wenn sie sagt, ihr sei langweilig? Wer hat die Verantwortung für ihre Langeweile? Wer kümmert sich darum, dass dieser Zustand aufhört? Bei wem liegt die Initiative? Langeweile ist ja nichts Schlechtes, im Gegenteil, viele wirklich gute Ideen entstehen ja erst aus der Langeweile und den sich dann öffnenden Möglichkeiten (häufig ist die Langeweile auch für die Erwachsenen viel schwerer auszuhalten als für die Kinder) Vielleicht ist es auch eine Art, mit Dir in Kontakt zu treten? Gerade weil Du jetzt ja mehr Zeit hast?


    Und Du fragst zum Schulthema. Wünscht sie sich denn, schon in die Schule zu gehen? Oder ist sie interessiert an allem, was neu ist? Oder geht es konkret um Schulwissen?
    Ich bin kein Verfechter der Theorie, Schulwissen gehöre in die Schule. Im Gegenteil. Nach meiner Erfahrung öffnen sich Interessensfenster immer im richtigen Moment. Und wenn dann die Möglichkeit besteht, dort etwas zu "naschen", dann macht es allen Beteiligten den größten Spaß. Wenn sie sich also für Buchstaben oder Zahlen interessiert - warum nicht? Ich würde nicht die Hilfslehrerin spielen, aber ihr Material geben, welches sie nutzen kann oder auch nicht. Das kann eine Magnettafel mit Zahlen und Buchstaben sein, ein LÜK-Kasten, Vorschulhefte mit Schwungübungen, ein Abakus,...
    Eine Einschulung mit fünf kann in Einzelfällen natürlich auch eine Lösung sein, es ist aber oft so, dass die Anforderungen in der Schule ja nicht nur den Stoff betreffen. Es beinhaltet auch laaaaaaanges Stillsitzen, es aushalten, wenn alle in der Klasse drankommen, viele soziale Fähigkeiten etc. Selbst wenn die kognitiven Fähigkeiten voll vorhanden sind, ist es oft gut, dennoch das eine Jahr für die sonstige Reife zuzulassen.
    Vielleicht gibt es ja auch Angebote, die ihr als Familie oder mit anderen zusammen wahrnehmen könnt und die Euch interessieren?


    Das ist eine lange Antwort mit vielen Fragen geworden. Die sind natürlich nicht dafür gedacht, dass Du sie hier im Thread beantwortest, sondern nur als Rückmeldungen und vielleicht Denkanregung.



    Ich wünsche Dir, dass sich Eure Situation gut entspannt - ganz gleich, welche Ursache(n) dafür vorliegen mögen und ob Ihr sie feststellen könnt! :)

    Liebe Niki123,


    eine Daumenregel ist: je angespannter die Mutter, desto angespannter das Kind. Von daher KANN viel von der Unsicherheit Deines Kindes daher rühren, dass DU unsicher bist. Kinder nutzen uns ja als Leuchttürme um herauszufinden, ob eine Situation ok oder nicht ok ist. Und wenn wir Erwachsenen Signale senden (auch ganz unbewusst!), die Anspannung und Unsicherheit verraten - dann schließen die Kinder daraus häufig, dass die Situation eben doch bedrohlich ist. Wenn sogar Mama (oder Papa, Oma, oder sonst jemand, der für das Kind wichtig ist) unsicher wird. Aus Kindersicht ganz logisch: Mama entspannt, alles ok. Mama angespannt - Gefahr im Busch. Aufpassen. Nah bei Mama bleiben.


    So weit, so gut. Da hilft nur: bewusstes Entspannen und Lockerlassen so gut es geht. Was hilft dir, dich in der Situation zu entspannen? Wie kannst du sicherer werden? Denn dein Kind kannst du kaum täuschen, sie wird sich nichts vormachen lassen, da hilft nur echte Entspannung. Also wird ihr alles helfen, was dir hilft.


    Dennoch kann es sein, dass es ihr bei ihrem Vater nicht gut geht. Möglicherweise nur ein bisschen, weil er nicht so vertraut mit ihr ist und sie mit ihm. Das wird sich mit der Zeit geben und sie werden ihren Weg finden. Möglicherweise aber auch mehr - und das ist die Frage, die natürlich nicht von hier aus zu beantworten ist. Da hilft nur genaues Beobachten. Siehst du die beiden im Kontakt? Wie geht er auf sie ein, wie verhält sie sich zu ihm?


    Den Trick mit der Schokolade finde ich persönlich nicht schlimm, ich habe auch kein Problem damit, etwas Schwieriges (für eine Zeit!) zu versüßen. Das muss ja nicht unbedingt Schokolade sein, es könnte auch ein besonders tolles Spielzeug sein (oft nicht die teuren Sachen, sondern vielleicht auch der Plastikquatsch, den man sonst eher nicht... ;) ) das es eben nur bei Papa gibt und das dort auch bleibt. Wichtig fände ich aber, dass diese Initiative vom Vater ausgeht. Also ER eine Aktion anbietet (komm, wir spielen mit dem ...) oder dass er mit ihr auf den Spielplatz geht etc. So dass er eine aktive Rolle übernimmt und dich dann zurückziehen kannst. Verabschieden würde ich mich schon vorher und ihr auch ankündigen, dass du dann gehen wirst (klar, ruhig "zur Arbeit", dass kann sie ja einordnen).


    Woher weißt du, dass sie schnell aufhört zu weinen, konntest du das schon beobachten? Und ist sie dann normal-lebhaft oder eher sehr still? Wie sieht ihr Gesicht aus? Vielleicht gibt es ja eine andere Person die mal ein Weilchen mit dabei sein kann, wie sie nach der Trennung von dir ist? Letztendlich wird wird es besser werden, je entspannter du bist, denn dann kannst du sie auch genauer und besser im Blick behalten und wirst besser merken können, wie es ihr wirklich geht. Ein wunderbares Hilfsmittel sind dafür übrigens die Kloetersbriefe (www.kloetersbriefe.de), gerade die Beobachtung des Gesichtsausdrucks gibt so viele Hinweise darauf, wie es einem Kind wirklich geht.


    Ich denke nicht, dass es die entscheidende Frage ist, ob sie in diesem Moment bei ihrem Papa sein will oder nicht. Die entscheidende Frage ist eher, ob DU es ok findest, dass sie bei ihrem Papa ist. Wenn ja, dann ist alles ok. (Und davon bin ich bislang auch ausgegangen in meiner Antwort) Aber wenn nein - dann ist die Situation natürlich ganz anders und die notwendigen Überlegungen auch.


    Ich wünsche dir, dass ihr einen sehr guten Weg findet!

    Liebe Kazibo,


    mit dem von Dir geschilderten Problem kennen wir uns leider auch nicht aus.


    Eine Kollegin erzählte aber von einem ähnlichen Fall, wo ein Kind mit Schulbegleitung teilweise früher heimgeschickt wurde, wenn die Begleitperson verhindert war. Sie rät auch dazu, mit dem Jugendamt zu sprechen und um einen Beratungstermin zu bitten und ggf. auch eine Beratungsstelle für Schulfragen (seien erreichbar über die Schulbehörde) hinzuzuziehen.


    Da es hier im Rabenelternforum vermutlich mehrere Eltern gibt, deren Kinder Integrationskinder sind, könntest Du aber vielleicht weitere Hinweise - wie von Mio - bekommen, wenn du einen entsprechenden Thread im Kinder-Unterforum stellst. Da wir hier beschränkte Öffnungszeiten haben, wirst Du dort bestimmt mehr Antworten bekommen können.


    Alles Gute für Mutter und Kind!

    Liebe Niki123,


    das ist eine schwierige Situation und ich kann gut verstehen, dass Du Dir viele Gedanken machst.


    Dass Kinder ausgeprägte Phasen haben, in denen sie sehr an einem Elternteil hängen und sich nicht gern vom anderen versorgen lassen, kommt ja auch in funktionierenden Partnerschaften vor und kann selbst dann ziemlich schwierig sein. Nach einer Trennung - wo das Verhältnis sowieso oft nicht so einfach ist - ist es dann noch viel schwerer abzugrenzen, was noch ok ist und was nicht mehr.


    Auch ohne Trennungssituation gibt es ja bei vielen Kindern Phasen, in denen sie mehr oder weniger plötzlich nicht mehr "mitmachen", zum Beispiel beim Einschlafen. Beim Essen. Oder hinsichtlich der Kleidung. Ist das Umfeld stabil und nicht außergewöhnlich problembehaftet, fällt es oft leichter, das ganze als Phase anzusehen und - mehr oder weniger - geduldig zu überstehen. Bei Dir liegt der Fall komplizierter und es ist gut, dass Du aufmerksam auf die Bedürfnisse Deiner Tochter achtest, denn sie ist ja noch recht klein. Dennoch kann es auch sein, dass all die Situationen, die Du beschreibst, nicht viel mit den Aufenthalten bei ihrem Vater zu tun haben. Auch wenn er anders mit ihr umgeht als du, muss es nicht zwangsläufig belastend sein, wenn er es schafft, ihre Bedürfnisse gut genug zu befriedigen - wenn auch vielleicht anders als Du es machst oder gut findest.


    Wie begrüßt sie ihren Vater denn, wenn er sie abholen kommt? Lacht sie ihn an, läuft sie auf ihn zu? Redet sie mit ihm, zeigt sie ihm etwas- oder ist die Übergabe so schnell, dass Du ihr Verhalten gar nicht beobachten kannst? Dann würde vielleicht hier eine Veränderung gut tun, so dass Deine Tochter etwas Zeit hat, sich auf Papa einzustellen?


    Vermutlich wird sie auch Deine Unruhe und Sorge spüren, vielleicht auch gerade im Zusammenhang mit den Schlafensritualen. Und allein das kann dafür sorgen, dass sie nicht mehr wie gewohnt einschlafen kann. Da sind viele Kinder sehr, sehr sensibel.
    Und dass Kinder - auch von einem Tag auf den anderen - nicht mehr wie bislang gewohnt einschlafen, kommt ja häufiger vor. Auch dass Kinder phasenweise Wutanfälle haben, nachts häufiger wach werden, wählerischer oder weniger kooperativ sind. All das sind meistens normale Entwicklungsphasen, in denen Kinder ihren eigenen Willen entdecken, oft schubweise, und auch ausprobieren, was sich damit anfangen läßt.


    Vielleicht kannst Du versuchen zu überlegen, ob das Verhalten Deiner Tochter Dich auch beunruhigen würde, wenn die Trennung und die Besuche beim Vater nicht wären.


    Warum aber befürchtest Du, dass Deine Tochter das Vertrauen in Dich verlieren könnte? Du bist doch, so wie Du es beschreibst, verläßlich für sie da? Liegt dem Vater denn viel daran, dass sie über Nacht bei ihm bleibt? Sonst wäre es vielleicht eine Lösung, die Übernachtungen erst einmal auszusetzen?


    Wenn aber weiterhin Dein Bauchgefühl mit der Situation zu schlecht ist, finde ich, dass Du auch darauf hören solltest und Dir kompetente Hilfe holen. Es ist sehr schwer, die Situation so aus der Ferne zu beurteilen. Vor Ort gibt es bestimmt Erziehungs- oder Familienberatungsstellen die Dir helfen könnten, die Situation genauer einzuschätzen oder Hilfe zu finden, die Dir besser weiterhelfen kann als ich aus der Ferne.

    Danke für Deine ausführliche und lebendige Beschreibung, das hilft sehr, um einen Eindruck zu bekommen!


    Für mich bieten sich gerade zwei Sichtweisen an:
    Die eine ist, dass Ihr in einem Machtkampf gelandet seid. Du hast ja über die letzten Jahre häufiger Versuche gestartet, sie zum Trockenwerden zu bewegen. Und Deine Tochter hat alle erfolgreich vereitelt. Manchmal passiert es dann, dass das Thema in den Hintergrund tritt und die Frage "wer bestimmt über was?" zentral wird. In diesen Fällen hilft es, den Druck aus der Angelegenheit zu nehmen. Das ist manchmal auch für Erwachsene eine ganz schöne Überwindung. Es heißt, dass man der Klügere ist und (erst mal) komplett nachgibt. Obwohl man ja "Recht hat", obwohl womöglich sogar man ganz genau weiß, dass... :) Und doch hilft es bei einem Machtkampf nicht. Aber den Druck rauszunehmen hilft. Es bedeutet, dass Du Dich für eine längere Zeit - vielleicht ein halbes Jahr - wirklich innerlich davon vollkommen verabschiedest, dass Deine Tochter trocken wird. Du stellst Dich innerlich drauf ein, dass sie noch mindestens ein halbes Jahr Windeln wollen und brauchen wird. Und - ganz wichtig! - du kommst zu einer Haltung, dass das ganz ok ist für Dich.
    Dann steigst Du nämlich aus aus dem Machtkampf, läßt locker und meistens erledigt sich das Problem wirklich. Entweder, weil Deine Tochter trocken wird - oder weil es Dich nicht mehr stört, wenn es noch ein paar Monate dauert. Die andere Möglichkeit ist genau die, die Du auch schon in Erwägung gezogen hast: Deine Tochter hat ihren eigenen Kopf und einen starken Willen. Sie möchte - und kann! - selbst entscheiden, wann sie trocken wird und wird das auch tun. In diesem Fall hilft genau die gleiche Strategie wie im ersten: Druck rausnehmen, entspannen, abwarten.



    Was aber, wenn Du feststellst, dass Du das einfach nicht kannst. Dass Dich das Thema so dermaßen nervt, dass Du beim Gedanken, es könnte noch sechs Tage (geschweige denn sechs Monate!) dauern, einfach nur die Wände hochgehst? Dann braucht man natürlich ein anderes Herangehen! Aber so hörte es sich nicht an. (Oder?)


    Was die Frage nach Scheu und Ängstlichkeit angeht, möchte ich genau dem zustimmen, was Du selbst schon geschrieben hast: Deine Tochter ist ein individueller Mensch mit individuellen Vorlieben und Abneigungen und sie geht die Dinge auf ihre eigene Art an. Wenn Du sie unterstützt und liebevoll für sie da bist - und so hört es sich an, finde ich - dann wird sie in ihrer eigenen Zeit auch an Dinge herangehen. Die einzige Einschränkung ist wieder der Druck - wenn Kinder spüren, dass immer viel Druck ausgeübt wird ("nun geh doch mal ... nun versuch doch mal ...") dann kann es sein, dass das das genaue Gegenteil bewirkt, nämlich dass die Kinder nun erst recht nicht wollen. Denn dazu, sich etwas zu trauen, kommt man besser, wenn man entspann ist. Das geht aber nicht, wenn
    jemand von hinten schiebt.


    Dein Beispiel aus dem Schwimmkurs deutet für mich in die gleiche Richtung: Deine Tochter hat ihr eigenes Tempo. Wenn sie gedrängt wird und nachgibt, dann rächt sich das, indem sie danach mehr verweigert. Auch hier würde ich den gleichen Weg versuchen: für lange Zeit den Druck rausnehmen und gucken, was passiert.


    Druck macht man nicht nur mit Worten, sondern auch mit stillschweigenden Erwartungen, wenn es schwer fällt, diese loszulassen, hilft es manchmal, zu überlegen, wie es mir als Kind ging: welche Erwartungen hatten andere an mich, wie war das, wie sind andere damit umgegangen, wieviel Druck gab es und wie war der für mich, was hätte ich mir von meinen Eltern gewünscht, unter welchen Bedingungen hätte ich getan was meine Eltern von mir wollen... Manchmal gibt es ganz interessante Entdeckungen! :)


    Ich habe den Eindruck, Du hast da ein willensstarkes wunderbares Kind, das schon sehr gut weiß, was im Moment gut für es ist. Und das ist eine sehr sehr wertvolle Eigenschaft, die es für's ganze Leben zu bewahren gilt #blume

    Ich bin Diplom-Psychologin und arbeite zurzeit im Bereich Vorsorge und Rehabilitation mit Müttern und Kindern. Dabei geht es oft um das Miteinander in der Familie, der Schule oder Besonderheiten in der Entwicklung. Ein weiterer wichtiger Bereich sind Themen die speziell das Leben als Eltern betreffen und die Veränderungen die sich aus dem Eltern-Werden der Erwachsenen und dem Älter-Werden der Kinder ergeben.


    Ich freue mich sehr, dass ich hier zur Rabeneltern-Idee beitragen kann!