Meine Mutter war anfangs auch extrem so. Und mich hats auch extrem genervt, WIE das ablief. Sie wohnt relativ weit entfernt von uns ,wir sehen uns nicht so oft. Als Sohni ein Baby bzw. Kleinkind war, kam sie regelmäßig mit nem Hackenporsche PLUS großem Koffer PLUS Reisetasche PLUS Rucksack und alles komplett voll mit Klamotten, überwiegend vom Flohmarkt (was ich ja prinzipiell prima find) oder reduzierte Markenware aus dem Outlet (auch das prinzipiell ok).
- SIe kam, packte aus, zeigte jedes einzelne Teil und erzählte nen halben Roman dazu "Schau mal, da sind fei Sternchen drauf, süß, nicht? Und da, schau mal, das hat ne Katze drauf. Da hatten sie noch eins , da hatte die Katze ein gelbes Schleifchen, aber dann dachte ich,...." (Äh ja, seh ich, ich bin nciht blind. Ich sehs auch wesntlich schneller als sie erklärt). IRgendwann nach drei Stunden oder so, in denen ich ihr volle Aufmerksamkeit schenken sollte und Sohni immer vertröstet wurde mit "Ich muss jetzt erstmal der Mama was zeigen, nachher hab ich Zeit für Dich, sei mal geduldig" war dann alles gezeigt, sie sprang auf, packte ihre leeren Taschen zusammen und stürmte zur Tür raus weil "Oh nein, so spät schon, ich wollte doch nohc ins Büchergeschäft wenn ich schon mal da bin und dann darf ich ja auch nicht zu spät am Bahnhof sein....". Jeder Versuch meinerseits, sie zum Beeilen zu bringen, Oma-Enkel-Zeit anzuregen und ich schau mirs derweil allein an oder sonstiges führten nur zu Streit und zu noch länger Klamotten-Zeigezeit.
- Sie brachte teils potthässliche Sachen mit. ICH bin als Kind schon mit Cordhosen ausgelacht worden weil unmodern und ICH hab als Kind schon Cordhosen gehasst. Ich zieh meinem Kind keine COrdhosen an. Genausowenig wie ich nem Baby ne feste Jeans oder nem zappeligen Einjährigen dem das Anziehen eh schon nicht schnell genug gehen kann ein Knöpf-Hemd anziehen werde. Hab ich ihr mindestens tausendmal gesagt. Jedsemal kam dann "Aber schau mal, das ist von *hier teure Marke einsetzen* " oder "Aber schau mal, das ist so süß mit dem Aufnäher" Ja, mag sein, trotzdem ist es ne Cordhose/Knöpfhemd/harget Jeans/....
- Zigmal Aktionen wie diese: Unser Schrank quoll vor Pullis über. Dagegen brauchten wir dringend kurze Hosen und ne Regenjacke. Ich hab sie extra angerufen vor nem mir bekannten großen Flohmarkt auf den sie immer geht und ihr gesagt, bitte KEINE Pullis, dafür dringend kurze Hosen und ne Regenjacke. Mutter kommt, was bringt sie mit? Bergeweise Pullis, dafür weder kurze Hose noch Regenjacke. Darauf hingewiesen, kam "Ich MUSS NEHMEN was es gibt." Und meine Standard-Antwort, die nie ankam, war immer: "Nein, Du MUSST NICHT kaufen was es gibt. Du KANNST NUR das kaufen was es gibt, das ist klar. Aber Du MUSST deswegen noch lange nicht den tausendsten Pulli kaufen!" Und ihre Standard-Antwort darauf "Aber schau mal, .... (das ist Marke X/da ist so ein süßer Teddy drauf/das ist ORANGE, Du hast doch gesagt Du magst Orange")
Nachdems da jedesmal in riesen Streit geendet ist, hab ich irgendwann mal beschlossen, ich bin jetzt schonungslos ehrlich:
- Wenn Sohni (der Oma inzwischen nur nohc "Klamotten-Oma" nannte) mit Oma spielen wollte bereitete ich ihn VOR den OHren meiner Mutter drauf vor, dass er doch weiß, dass die Oma dann immer ganz schnell weiter muss, dass die nur die Klamotten bringt.
- Was ich Sohni nicht anziehen wollte oder was einfach den SChrank platzen lassen würde und nicht sooo überragend schön war, dass ich dafür ein anderes Teil rausgeschmissen hätte, hab ich ihr rigoros wieder mitgegeben.
Gab erstmal heftig Streit und Beleidigtsein (das Klamotten-Mitgeben - die Sache mit "Oma hat doch keine Zeit" hat sie nur bestätigt "Ja, ich muss noch ganz weit fahren"), irgendwann hat sichs das MItbringen von diesen Absoluten No-Gos aber deutlich reduziert und sie hat auch mein "keine Pullis mehr, dafür wenns gibt Jacke" weitgehend respektiert. War aber immer noch sehr, sehr viel was sie mitbrachte und SOhni hatte immer noch keine Zeit mit Oma.
... und dann musste ich zu ner größeren Operation ins Krankenhaus. Sohni war knapp 3 und Männe kam weder mit seinen Wutanfällen noch mit dem Bettbringen zurecht, da hat er grundsätzlcih an mich abgegeben weil er nicht gewusst hat wie er reagieren soll. Also hab ich meine Mutter für die Zeit zur Unterstützung herzitiert . Und erst da hat sie gelernt, für SOhni wirklich Oma zu sein und nicht nur Klamottenlieferant. Sich mit ihm zu beschäftigen, ihn überhaupt wahrzunehmen. Und Sohni war völlig begeistert, dass sich Oma plötzlcih für ihn interessiert.
Von da an wurden die Klamottenberge immer kleiner weil sie ja noch Zeit haben wollte, mit Sohni zu spielen.
Inzwischen hat sie diese Extrem-Shoppingtouren über sämltiche erreichbare Flohmärkte längst eingestellt. Sie hat schon noch zwei, drei, auf die sie geht und sie schaut auch regelmäßig in Second Hand und in die Discounter nach tollen Sachen - aber ganz oft fragt sie vorher, was wir brauchen und wenn nicht, bringt sie trotzdem keine Berge mehre mit sondern ne kleine Tasche voll, zeigt die kurz - und spielt dann ganz lange mit Sohni (hoffentlich ist das bald wieder möglich. Seit Corona fällt das komplett weg. Die Klamotten kommen schon im Paket, Oma mit dem Zug wäre zu riskant. Dafür telefoniert sie mindestens zweimal pro Woche ausführlich mit Sohni.
Mein empfohlenes VOrgehen wäre also:
- akzeptieren, dass das halt ihre Art ist Liebe zu zeigen. Den Großteil hinnehmen und entweder verwenden oder in Schrank legen bis es zu klein ist und dann weitergeben
- klar machen, was absolute "Zieh ich meinem Kind garantiert nicht an"-Sachen sind und das auch ganz klar kommunizieren und rigoros diese Teile wieder zurückgeben (sollte damits die Oma akzeptieren kann echt nur den allerschlimmsten SCheußlichkeiten vorbehalten bleiben)
- klar machen, was mir wichtig ist (bei den Body z.B. ihr sagen, dass er darauf Ausschlag gekriegt hat und drum bitten, Sachen auf der Haut nur Biobaumwolle zu nehmen o.ä.)
- Aufträge geben (sie kauft ja eh - also besser sie kauft das, was nötig ist): "Wenn Du zufällig mal Schlafis mit Reissverschluss und ohne Füße siehst, da bräuchten wir noch ein paar" z.B. (je konkreter, desto mehr wird der Kaufdrang in die richtigen Bahnen gelenkt)
- geduldig bleiben. Je mehr sie mit ihm anfangen kann, desto mehr wird das Liebe-über-Geschenke-zeigen sich in normale Maße reduzieren