"Nach sechs Stunden ist der Staat so stark gefordert, dass keine Zeit für Adhoc-Planungen vorhanden ist", heißt es warnend im Musternotfallplan. Mit anderen Worten: Nach kurzer Zeit haben die Behörden ohne vorher festgelegte und eingeübte Maßnahmen die Lage nicht mehr unter Kontrolle. Wobei die Katastrophe noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Sie spitzt sich weiter dramatisch zu: Nach acht Stunden fallen wegen Treibstoffmangels die ersten Notstromaggregate in Krankenhäusern aus. Auf den Straßen bleiben immer mehr Fahrzeuge mit leeren Tanks liegen, da die Tankstellenpumpen seit Beginn des Blackouts nicht mehr arbeiten. Rettungsdienste und Polizei stecken in Megastaus in Städten und auf Autobahnen fest. Die Reparaturtrupps der Energieversorger bekommen weitere Probleme: Erste Trafo- und Umspannstationen geben ihren Geist auf, was die Wiederherstellung der Stromversorgung zusätzlich erschwert.
Nach 24 Stunden steigt die Zahl der Todesfälle rapide, weil immer mehr Krankenhäuser über keinen Notstrom für lebensnotwendige Geräte verfügen. Da auch die Entwässerung nicht mehr funktioniert, drohen schnell Seuchen auszubrechen. Sauberes Trinkwasser ist mittlerweile Mangelware. Auch auf dem Land geht so gut wie nichts mehr: Landwirte können wegen des Ausfalls maschineller Fütterungs- und Melkanlagen ihren Tierbestand nicht mehr versorgen.
36 Stunden nach Blackout-Beginn führt allgemeiner Treibstoffmangel zum flächendeckenden Ausfall verbliebener Notstromaggregate. Die Kommunikation bricht weitgehend zusammen, weil selbst Funkstationen nicht mehr betriebsbereit sind. In Kühlhäusern und Supermärkten ist Tiefkühlware unbrauchbar geworden, was die Lebensmittelversorgung nachhaltig stört.
Die Behörden stehen vor der Situation: Wie helfen wir uns selber, um anderen helfen zu können", warnt RP-Vize Schneider. Dazu gelte es die richtige Vorsorge zu treffen. Unter anderem durch entsprechendes Bewusstsein. Etwa darüber, welche Arbeitsbereiche und Einrichtungen im Notfall weiter funktionieren müssen. "Eine Behörde muss ihren eigenen Handlungsbedarf erkennen", so Schneider. Dies gelte auch für Unternehmen und für die Bevölkerung. "Niemand sollte sich leichtfertig auf die Hilfe Dritter verlassen", unterstreicht Schneider.
Erwartungshaltung der Bevölkerung an staatliche Stellen steigt stetig
Doch genau das passiert in Notsituationen. Laut Experten steigt die Erwartungshaltung in der Bevölkerung an staatliche Stellen und Rettungsdienste stetig. "Auch in der Krise wird erwartet, dass alles wie immer funktioniert", berichtet Thomas Egelhaaf, Leiter der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal. Zugleich nehme die Vorsorgebereitschaft ab. Kaum ein Privathaushalt habe heute noch ausreichend Lebensmittel, Getränke oder benötigte Medikamente im Haus verfügbar, um längere Zeit ohne öffentliche Versorgung, ohne geöffnete Läden und Tankstellen, überleben zu können. "Die Notwendigkeit, Hilfe von externer Seite zu bekommen, nimmt dadurch zu", so Egelhaaf. Er und andere Experten raten dringend dazu, in jedem Haushalt Notvorräte für mindestens zwei Wochen anzulegen.