Mittlerweile schmeißt sie gerne mal das Essen runter, weil sie Aufmerksamkeit möchte etc. In diesem Fall nehme ich ihr das Essen dann weg und sage: Lass das bitte. In einem etwas strengeren Tonfall. Gut geht es mir dabei nicht. Bei so einer Kleinigkeit merke ich schon, dass ich da total verunsichert bin, wie ich mit so etwas umgehen soll.
Warum "soll"? Die Anforderung kommt doch nicht von außen. Wie willst Du mit so etwas umgehen?
Aus dem, was Du schreibst, entnehme ich: Dein Kind isst, wenn es Hunger hat. Ist der Hunger gestillt, beginnt es mit Dir und allem um Euch herum zu spielen. Das ist gesunde Bedürfnisbefriedigung. Außerdem schaut es dabei nach Deiner Reaktion, und Kinder in diesem Alter können normalerweise mit Verneinungen noch nichts anfangen. Von "Lass das bitte" bleibt wahrscheinlich "Das, Bitte!" im Bewusstsein, so dass das Kind weiter spielt und nach Deiner Reaktion schaut, denn irgendwas ist merkwürdig: Deine Mimik und Stimme sagen Nein, die Worte machen auf das Essen aufmerksam.
Du möchtest, dass mit dem Essen sorgsam umgegangen wird und dass keine große Sauerei auf dem Fußboden entsteht. Außerdem möchtest Du aus dieser Handlungsschleife herauskommen, in der das Kind immer wieder tut, was Du gerade untersagt hast. Auch Deine Anliegen sind berechtigt.
Stimmt das so?
Wenn ja: Geh davon aus, dass Dein Kind satt genug ist, sobald zu spielen wichtiger wird als zu essen. Wie Du dem Kind beibringst, sorgsam mit dem Essen umzugehen, musst Du selbst herausfinden. Wie das funktioniert ist nicht nur bei allen Elternteilen unterschiedlich, sondern auch bei jedem Kind. Mir half dabei der Ausdruck "Zurechtweisen" - ich schimpfe nicht, sondern zeige meinem Kind, wie es richtig geht.
Meinem älteren Kind schob ich den Teller außer Reichweite, sobald er Schmiererei interessanter fand als die Nahrungsaufnahme. Meistens schrie er dann erbost "Tella!" und ich fragte: "Was möchtest du mit dem Teller?" - dann grinste er: "mapfen." - ich: "wir matschen nicht mit dem Essen." - er: "TELLA!!" - ich: "was möchtest du denn mit dem Teller?" - er: "babeln..." - ich schob ihm den Teller wieder hin: "bitte schön, du kannst gern noch weiter Essen aufgabeln." Zwei Bissen später war er wirklich satt und wollte auf den Boden, deshalb haben wir gedankt, das Kind entklebt und runter gesetzt.
Und dann konnte ich die zweite Hälfte meiner Mahlzeit essen.
Mit dem zweiten Kind hatten wir solche Dialoge nicht, weil es sich am großen Bruder orientierte.