Stillunfreundliches Krankenhaus

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  • Kann man für solche Einrichtungen auch eine Plakette verleihen und direkt am Eingang anbringen (als Warnung für andere Mütter)?


    Hintergrund ist der, das ich gerade von meiner Frauenarztpraxis komme. Die ist in einem Krankenhaus und die Ärzte sind dort Belegärzte. Ich wollte dort nie entbinden, bin nur wegen der Praxis dort, weil es hier auf dem Land schwer ist, Frauenärzte in der Nähe zu finden.
    Nun habe ich von Freunden und Bekannten schon hautnah mitbekommen, das die Belegschaft dort nicht sehr am Stillen interessiert ist und sehr sehr schnell zu füttert.
    Nun war ich eben wegen schmerzender Brustwarzen bei einem dieser Ärzte, ich wollte einen Soor ausschließen. Dieser Arzt war schon in der Schwangerschaft sehr unfreundlich, weswegen ich da schon gewechselt hatte und heute nur zu ihm bin, da der Schmerz so groß ist und er gerade einen Termin frei hatte.
    Er war entsetzt und sehr unfreundlich als ich sagte das ich noch stille (der Kleine ist etwas über 7 Monate). Wenn man länger als 6 Monate stillt bekommt man Brustkrebs! Er fragte sehr abschätzig ob der Kleine schon was "Richtiges" zu Essen bekäm. Ich habe nur gelächelt und gesagt dass das ja jeder selbst entscheiden kann.
    Sowas dummes zu sagen, ärgert mich maßlos und ich kenne viele Frauen, die Vertrauen solchen Aussagen :(


    Ich will das ganze ungern so stehen lassen und habe nun überlegt, ob ich ihm nicht Informationen zusammenstelle übers Stillen und besonders dem Langzeitstillen, damit er mal ein bißchen über seine Aussage nachdenkt. Was haltet ihr davon?
    Man muss doch andere Frauen warnen vor solchen Dummschwätzern!
    Von all den Frauen die dort entbunden haben, die ich kenne, konnte nur eine stillen, der Rest hatte gar keine Chance damit anzufangen :(

  • Hmm, glaube nicht, dass der Typ das lesen wird. Zumal wenn die Klinik da eh so komisch ist.


    Die Klinik ist aber nicht als stillfreundlich ausgewiesen, oder? Wir haben bei uns in der Kante nämlich eine Klinik, die groß damit wirbt, stillfreundlich zu sein. Ich war vor der Geburt dahingehend unentschlossen bzw. wollte stillen, wenn es klappt. Hätte es nicht geklappt, wäre für mich die Welt aber nicht untergegangen. So sagte ich das damals bei meiner eigentlichen Anmeldung. Da wurde ich dann so rüde zurecht gewiesen "Stillen ist Pflicht hier", dass ich mich nicht angemeldet habe und einen weiten Weg in eine andere Klinik in Kauf nahm. Als ich dann aber später mit unserem Sohn in Krabbelstunde, Babyschwimmen und so andere Mütter kennenlernte, erzählten die fast durch die Bank, dass man ihnen trotz des angeblich ja so stillfreundlichen Krankenhauses kaum bis gar nicht geholfen hatte mit dem Stillen und die meisten es dann auch nicht hinbekamen und Flasche gaben. Sowas finde ich ja noch schlimmer. Also für was Tolles werben und vorher drauf bestehen als sei das unabdingbar, am Ende aber keine Hilfestellung bieten und es dann doch nicht machen.

    Sternenkind 11/2004 #kerze
    Junge 10/2010 #herz
    Junge 8/2013 #herz
    Sternenkind 9/2015 #kerze

  • Ich würde ja eher bei der KK mal durchblicken lassen, ws für Murks der werte Herr Doktor erzählt (bzgl. mehr als 6 Monte mcht Brustkrebs. Komisch das Afrika noch bevölkert ist #stumm)

  • Eigentlich sollte es doch reichen auf der Seite der WHO deren Empfehlungen auszudrucken. Ist wahrscheinlich nur ein Absatz und ganz klar: 6 Monate voll, 2 Jahre oder teilweise wird dort empfohlen.
    Und zu Brustkrebs gibt es Forschungen, die besagen, dass das Risiko mit längerer Stillzeit sinkt. Keine Ahnung, ob es die im Netz gibt. Denise Both weiß das sicher genau.

  • Zum Glück werben sie nicht mit stillfreundlichkeit, das wäre auch schlichtweg gelogen.
    Jetzt gar nix dazu sagen, finde ich auch nicht richtig. Man stelle sich nur mal den Murks vor den er da täglich verbreitet.
    Ich könnte ja Stillflyer im Wartebereich auslegen, das würde er gar nicht merken, da guckt der nämlich nie hin. Vielleicht bekommt man sowas sogar bei den Stillfreundlichen Organisationen :)

  • Ich denke, dass in so einem krassen Fall, ein Brief an die Klinikleitung mit Sicherheit am wirksamsten wäre.


    Immerhin handelt es sich nicht einfach um das Ausposaunen einer "Halbwahrheit", sondern um das Abgeben einer ärztlichen Meinung, die wissenschaftlich/fachlich falsch ist (bzw., wie Merin ja auch schon bereits geschrieben hat, ist das Gegenteil der Fall...schau mal auf den Webseiten der AFS, da findest du meines Wissens nach die Quellenangaben der Studien, die einen Zusammenhang zwischem Stillen und der Abnahme des Krebsrisikos (ich glaube Brust- und Gebärmutterhalskrebs?) deutlich machen.


    Ich würde also wie gesagt einen Brief an die Klinikleitung schreiben, mit Angabe des Datums und der Uhrzeit der Konsultation, dem Namen des Arztes, einer möglichst genauen Wortwiedergabe dessen, was der Arzt da gesagt hat, plus den Links und Quellenangaben zu der einschlägigen Literatur und auch zu den WHO-Angaben, mit der "Ansage", dass in der gynäkologischen/geburtshilflichen Abteilung doch in Sachen Stillwissen noch dringender Fortbildungsbedarf bessteht und, dass die Patientinnen dort ein Recht auf Beratung und Behandlung auf der Basis des derzeitigen Stands des medizinischen Wissens haben....

  • Timeas Idee finde ich gut.


    Als Arzt geht es nicht al, so einen medizinischen Blödsinn von sich zum geben.

    Es ist unbedingt wichtig für kleine Kinder, ein geordnetes Leben zu haben.

    Besonders wenn sie es selbst ordnen dürfen.


    - Pippi Langstrumpf -

  • Timeas Vorschlag finde ich gut, mit Hinweis auf die Studie und dass solch eine fachliche Falschaussage einfach nicht geht!
    Flyer kannst du bei AFS etc bestellen und auslegen

  • Ich habe jetzt erstmal einen Brief an ihn verfasst, mit Aufklärung über Langzeitstillen und Studien im Zusammenhang mit Brustkrebs.
    Das mit der Klinikleitung finde ich prinzipiell auch gut, allerdings frage ich mich, ob die überhaupt Einfluss auf die Belegärzte haben #weissnicht
    Schaden kann es ja nicht, hoffe nur die Hebammen bekommen keins auf den Deckel, die tun mir eh leid, da die Geburtsstation langfristig dicht gemacht werden soll. Aber das rechtfertigt ja auch nicht ihre schlechte Stillarbeit...

  • Ah, okay, das mit dem Belegarzt hatte ich überlesen, insofern finde ich es sinnvoll auch dem Arzt selbst einen Brief zu schreiben.


    Allerdings ändert das nichts daran, dass ich denke, dass auch ein Brief an die Klinikleitung folgen sollte, da diese doch auch ein Interesse haben sollte, dass die Ärzte, die in Ihrer Klinik praktizieren (und sei es "nur" als Belegarzt) die Klinik nicht durch Falschaussagen in einem schlechten Licht dastehen lassen.

  • Heute kam ein sehr einsichtiger Brief des Arztes zurück. Bin sehr überrascht, hatte nicht damit gerechnet. Er hat sich meine Worte sehr zu Herzen genommen und sich über das Langzeitstillen informiert. Und er möchte auch seine Kollegen und das Hebammenteam in Sachen Stillen weiterbilden. Das finde ich toll! Hoffe es fruchtet und das Krankenhaus wird stillfreundlicher. Mir zeigt das mal wieder, das es etwas bringt sich zu Wort zu melden!

  • Wow, das ist ja mal ein klasse Ergebnis.
    Hoffentlich ist es nicht nur so dahingeschrieben.

    liebe Grüße
    adriela


    Gott trägt dein Bild in seiner Brieftasche. (Tony Campolo)

  • Das freut mich auch enorm :) (Wobei ich auch ein wenig die blöde kleine nervende Stimme im Kopf habe, die sagt:"Kann aber auch einfach nur so dahingeschrieben und nicht ernst gemeint sein, um eine aufgebrachte Patientin "ruhig zu stellen"." #schäm #schäm #schäm )

  • Es hört sich tatsächlich aufrichtig an. Ich bin ja auch sehr hellhörig bei sowas und allein von seiner Art her, hätte ich gar nicht erst mit einer Antwort gerechnet. Er hat sich wirklich Mühe gegeben beim Schreiben und ich hoffe nun sehr, das sich da was tut. Er hat sogar Textzeilen zitiert, wo er sich übers Langzeitstillen schlau gemacht hat. Ich hatte ja schon seitenweise Infos beigelegt und er hat dann seinerseits nochmal recherchiert.

  • das ist ja toll!
    find ich gut, daß du hingeschrieben hast!

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Großartig, Toll!!:)


    Eigentlich unglaublich. Ich hätte nie damit gerechnet, als ich eben Deinen Eingangspost las. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man sich so viel Mühe gibt, wenn man jemand ruhigstellen will.
    Timea, Dein vorgeschlagenes Procedere sollte man anpinnen in der Rubrik "Stillaufklärung" #super